Lüstraeten / Schäfer / Zerfaß | Erkundungen zum Kirchenlied | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 17, 526 Seiten

Reihe: Pietas Liturgica

Lüstraeten / Schäfer / Zerfaß Erkundungen zum Kirchenlied

Festschrift für Ansgar Franz
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-381-11433-7
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Festschrift für Ansgar Franz

E-Book, Deutsch, Band 17, 526 Seiten

Reihe: Pietas Liturgica

ISBN: 978-3-381-11433-7
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieser Band vereint 26 facettenreiche Beiträge zum Kirchenlied, die mit ihren je eigenen Stoßrichtungen und Fragestellungen exemplarisch für die Vielfalt der methodischen Ansätze bei der Erforschung von Gesangbüchern und Kirchenliedern stehen. So werden unter anderem die historischen Kontexte bestimmter Lieder oder Gesangbücher beleuchtet, einzelne Motive und ihre Rezeption näher erforscht, Melodien in ihrer Wirkung und Entstehung reflektiert, aber auch über die Herausforderungen bei der Erstellung von Gesangbüchern berichtet. Die Beitragenden, Forscherinnen und Forscher aus Mainz sowie aus den europäischen Fachnetzwerken der Liturgiewissenschaft und der Hymnologie, ehren damit den Mainzer Liturgiewissenschaftler und Hymnologen Ansgar Franz zum 65. Geburtstag, der seit vielen Jahren das Mainzer Gesangbucharchiv leitet und zahlreiche Publikationen zu Kirchenlied und Gesangbuch verfasst hat.

Dr. Martin Lüstraeten lehrt Liturgiewissenschaft und Homiletik an der Universität Mainz Dr. Christiane Schäfer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Gesangbucharchiv der Forschungsstelle Kirchenlied und Gesangbuch an der Universität Mainz. Prof. Dr. Alexander Zerfaß lehrt Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Universität Salzburg.

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2 Der Drucker des Büchleins: Paulus von der Elst – ein Medienmensch des frühen 17. Jahrhunderts
Auf dem Titelblatt von *Köln 1607 ist vermerkt:   Gedruckt zu Cölln/ Bey Paulus von der Elst/ auff dem Eygelstein/ gegen vber der Bussen/ im Jahr M. DCVII.   Die Druckerei lag eher am Rande der frühneuzeitlichen Stadt, im damals noch von Wiesen und Äckern durchzogenen Eigelstein-Viertel. In der Eigelstein-Straße waren vor allem Brauhäuser ansässig, während sich die großen Kölner Buchdruckereien im dicht besiedelten Zentrum um den Dom scharten. Von der Elsts Haus befand sich gegenüber dem Augustinerinnenkloster St. Maria Magdalena zur Buße (kurz auch einfach „Buße“ genannt). Dieses Kloster nahm vor allem „junge Mädchen […], welche früher unkeusch und ausschweifend gelebt“ hatten, auf, aber etwa auch arbeitsunfähig gewordene Mägde. Michael Härting identifiziert in einer – von der späteren Forschung nicht rezipierten – Fußnote den weitgehend unbekannten Kölner Drucker Paulus von der Elst mit dem – vor allem in der Germanistik und in der Latinistik – bekannteren Paul von/van der Aelst. Während Buchwissenschaft und Hymnologie ihn nur als Kölner Gesangbuchdrucker kennen, blieb gerade dieser Aspekt von Germanistik, Latinistik und Kommunikations-/Medienwissenschaft bislang unberücksichtigt. Von der Elst war in verschiedenen Bereichen der – heute würde man sagen – Medienbranche der Frühen Neuzeit tätig. 2.1 Die „Kunst der Lieb“ Möglicherweise stammte von der Elst aus den Niederlanden, wo der Name van (der) Aelst häufig anzutreffen ist. Außerdem begegnen in von ihm verfassten bzw. übersetzten Werken niederländische Wortformen. Vermutlich unterhielt er selbst eine – wohl kleine – Druckerei in Deventer, da seine an diesem Ort erschienenen Publikationen keine Hinweise auf andere Drucker enthalten. Allerdings wird auch von der Elst nicht ausdrücklich als deren Drucker genannt; auf den Titelblättern heißt es meist nur: „Gedruckt zu Deventer“ (o.ä.); Druckvermerke am Ende der Bücher fehlen. Zudem erschienen noch in Deventer gedruckte Auflagen, als von der Elst sich schon längst in Köln niedergelassen hatte. Seine frühesten bekannten Werke kamen 1602 heraus, als sehr wahrscheinlich erstes eine (hoch)deutsche Übersetzung von Ovids Ars amatoria. Dafür hatte „P. V D. Ae.“ eine gereimte „Vorrede an die Junge Gesellen“ verfasst – und in Ovids Werk eine Reihe (selbst gedichteter) Lieder und Verse eingestreut. Von der Elst dürfte nicht nur der Herausgeber, sondern auch der Übersetzer gewesen sein; allerdings war seine Grundlage wohl nicht der lateinische Text, sondern eine niederländische Übersetzung. Möglicherweise handelte es sich bei dem seit dem Zweiten Weltkrieg verlorenen Exemplar der Berliner Staatsbibliothek (Sign.: Yz 1391) um die Erstausgabe. Ludwig Erk (1807–1883) hatte für Hoffmann von Fallersleben (1798–1874) eine vollständige Abschrift des Titels angefertigt, die Hoffmann wie folgt wiedergibt: De Arte Amandi: Das ist, Von Kunst der Lieb. In Latein beschrieben durch Ouidium Nasonem den Sinnreichen vnd Hochverstendigen Poeten, der vor Zeiten vnter dem Keyser Augusto zu Rom florieret hat. Mit vielen lustigen Reimen vnd Liedern gezieret vnd gebessert. Alles zu einer ehrlichen Ergetzung den jungen Leuten zugefallen zum ersten mahl in Druck verfertigt. Non Dvlce Amare, (Holzschnitt) Sed Redamari. Erstlich gedruckt zu Deuenter, Im Jahr 1602. Schon im gleichen Jahr erschien eine eindeutig als solche bezeichnete zweite Auflage, deren Titel jedoch von der angenommenen Erstausgabe abweicht. Die dritte Auflage erschien 1610 in Deventer. Wie auch immer sich die Abfolge der weiteren Drucke genau gestaltet, die Tatsache, dass das Werk über mindestens 40 Jahre hinweg neu aufgelegt und auch von anderen Offizinen nachgedruckt wurde, spricht für seinen Erfolg. Von der Elst hatte also mit der deutschen Ars-amatoria-Ausgabe ein gutes Gespür als Verleger und Drucker wie auch als Übersetzer bewiesen. 2.2 Eine Volksliedsammlung mit Heideröslein Im gleichen Jahr gab von der Elst in Deventer ein weiteres Werk – ebenfalls für ein junges Zielpublikum – heraus, bei dem er auch wieder übersetzend tätig geworden war: Blum vnd Außbund Allerhandt Außerlesener Weltlicher/ Züchtiger Lieder vnd Rheymen/ Welche bey allen Ehrlichen Gesellschafften können gesungen/ vnd auff allen Instrumenten gespiellt werden Zu dienstlichem wollgefallen vnd ergetzung allen Ehrliebenden jungen Gesellen/ Frawen vnd Jungfrawen/ so wol auß Frantzösischen/ als Hoch= und NiderTeutschen=Gesäng= vnd Liederbüchlein zusamen gezogen/ vnd in Truck verfertigt. Gedruckt zu Deuenter/ im jahr M.DC.II.   In diesem Buch hat von der Elst fast 200 Lieder aus verschiedenen Liedsammlungen zusammengestellt, teilweise aus dem Niederländischen oder Französischen übersetzt – und auch eigene Texte beigetragen (einige finden sich schon als Hinzufügungen in seiner Ovid-Übertragung). In manchen Dichtungen hat er sich sogar namentlich verewigt. Obwohl von der Elst in den Niederlanden tätig war, zielte er auf ein (Hoch-)Deutsch sprechendes Publikum, möglicherweise besonders auf den Buchmarkt des Rheinlandes mit Zentrum Köln. Denn in einigen Liedern der Sammlung wird explizit die Rheinmetropole besungen. – Auch wenn im Titel von Musikbegleitung die Rede ist, enthält die Sammlung keine Noten, jedoch sind Tonangaben vorhanden. In einigen Texten verrät von der Elst etwas über sich selbst: Das Lob der Schreiber, in dem er sich namentlich als Dichter des Liedes zu erkennen gibt, zeigt sehr gute Kenntnisse dieser Profession. Das ebenfalls von profunder Berufskenntnis geprägte Loblied auf die Druckerei widmet er „mein Gsellen“. In der am 20. November 1602 unterzeichneten „Vorrede an den guthertzigen Leser“ gibt „P.V.D.AEL.“ Auskunft über das Ziel dieser Liedsammlung: Derohalben ich nicht vnderlassen können/ jedoch auff freundliches begeren vn¯ anhalten etlicher Ehrliebenden Gesellen vnd Tugentsamen Jungfrawen/ ein newes Liederbüchlein ins werck zu richten vnd in Truck zuuerfertigen/ damit die Jugend sich in frölichen Conuiuiis oder ehrlichen Gesellschafften mögen in aller ehrbarkeit erlustieren/ vnd sich ihres gemüths ergetzen/ vnd ein jeder ein schönes Liedlein singen oder auff einem Instrument spielen/ damit alle vnzuchtige vnd nichtswürdige Gesäng vermitten vnd hindan gesetzt/ vnd andere züchtige vnd zierliche an deren stat können gebraucht werden. […] daß ich hiemit die Junge Gesellen vnd Jungfrawen etlicher massen von lastern vnd vntugenden abziehen/ zur tugend aber vnd Ehrbarkeit all gemach vnd mit glimpff anhalten wöllen. Ähnliches ist auch aus zeitgenössischen Gesangbuchvorreden bekannt: Moralisch zweifelhafte Texte sollen durch einwandfreie ersetzt werden – in diesem Fall aber nicht durch geistliche, sondern durch – aus Sicht des Herausgebers – geeignetere weltliche Lieder. Von der Elst zeigt sich dabei durchaus modebewusst und wählt auch solche Gesänge aus, die „nach art der Welschen [= Italienischen] vnd Frantzösischen Canzonetten“ gestaltet sind. Die Texte sollen „nach Poetischer Kunst“ gemacht sein. Auch buchhändlerische Aspekte spielen eine Rolle: Die Anzahl der Lieder sei begrenzt, damit das Büchlein um „ein geringes Gelt köndte verkauffet werden“. Obwohl der Preis niedrig gehalten werden sollte, war dem Büchlein kein so großer Erfolg beschieden wie der Ars-Übersetzung; von der Liedsammlung sind keine weiteren Auflagen oder Nachdrucke bekannt. Allerdings erlangte sie später rezeptionsgeschichtliche Bedeutung, denn im darin enthaltenen Lied Wach auf, wach auf, meins Herzen ein Trost (Nr. 81) mit der Strophe Sie gleicht wohl einem Rosenstock und dem häufig begegnenden Strophenschluss „Rößlein auff der Heyden“ wird eine „Vorform“ von Goethes Heideröslein gesehen. Am Ende der Vorrede bittet er, seine „geschetzige arbeit in keinem weg mir zu verärgern/ tadeln oder schmehen“. Die Ovid-Übertragung hatte ein zweites Vorwort „Zu den Neydern dieses wercks“ enthalten (dort scheint es allerdings aus einer niederländischen Vorlage übernommen worden zu sein). Falls es Anfang des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden nicht zum Standard solcher Werke gehörte, (unberechtigte) Kritik schon im Vorwort abzuwehren, könnte dies ein Indiz dafür sein, dass von der Elsts Situation in Deventer nicht ganz einfach war. Eventuell kam, wie Hoffmann von Fallersleben aus den...



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