Lung | Das Eden-Projekt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Lung Das Eden-Projekt


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-946820-53-6
Verlag: Hybrid Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-946820-53-6
Verlag: Hybrid Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Der freiberufliche IT-Techniker Ilay Gador ist ein Eigenbrötler aber einer der Besten seines Fachs. So erhält er auch den Auftrag, die Zerstörung eines Kommunikationsrelais zwischen Erde und Mars zu untersuchen. Als er durch diesen Auftrag in Tatverdacht gerät, ist er gezwungen, untertauchen. Im Versuch, seine Unschuld zu beweisen, muss er bald erkennen, dass er nur ein Spielball größerer Mächte ist, die nicht nur seine eigene Existenz bedrohen, sondern die ganze Welt.

Paul Lung, geboren 1988, lebt in Österreich, neben seiner Tätigkeit im Hybrid Verlag arbeitet er in der IT. Die technische Ausbildung, sowie die unbändige Neugier wissenschaftlichen Themen gegenüber, schlagen sich auch in seinen Werken nieder. Sein literarisches Schaffen konzentriert sich besonders auf Zukunftstechnologien, aber auch auf dazu gehörende, ethische und gesellschaftliche Problematiken. Mit 'Das Eden-Projekt' veröffentlichte er 2016 seinen Debütroman.

Lung Das Eden-Projekt jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


PROLOG
  Mit gemächlicher Geschwindigkeit näherte er sich dem Gebilde. Die Schubdüsen seines Druckanzugs trugen ihn mit sanfter Kraft immer näher an die filigran wirkende Konstruktion der Relaisstation heran. »Wieso?«, murmelte er vor sich hin und genoss den Klang der eigenen Stimme in der Totenstille des Weltalls. »Was ist so schwierig daran, eine standardisierte Schnittstelle für eine verkackte Drohne einzuplanen? Jetzt müssen es wieder die Techniker richten.« Der Helm verschluckte seine Stimme und sein genervtes Augenrollen sah niemand. »Aber wem erzähle ich das?«, seufzte er. »Doch nur mir selbst. Wenigstens einer, der mir zuhört. Ist gut, dass mir jemand zuhört. Wenn ich einfach nur vor mich hin reden würde, wäre ich doch verrückt.« Er kicherte vor sich hin, während er der Fachwerkskonstruktion immer näherkam. Der gigantische Ikosaeder aus Streben wirkte wie ein metallenes Spinnennetz. Mehrere Ausleger hielten Fotovoltaikpaneele, die die Energiezufuhr sicherten und die Elektronik dahinter vor der zerstörerischen Strahlung der Sonne schützten. Aus dem Gerüst ragten zwei dicke Rohre heraus: mächtige Hochleistungslaser, die normalerweise Unmengen an Daten zwischen dem Mars und der Erde vermittelten. Doch jetzt hing der Riese still in seiner Umlaufbahn um das Zentralgestirn. Um den Grund für den Ausfall zu ermitteln und das wichtige Schaltwerk wieder in Gang zu bringen, hatte man ihn hierhergeschickt. Es kreisten nur zwei dieser Relais um die Sonne und sicherten die Verbindung zwischen den Planeten. Der andere trat in den nächsten 48 Stunden in den Sonnenschatten ein und verlor damit die Verbindung. Spätestens dann sollte diese Einheit hier wieder senden. »Ach, mach schon!«, schimpfte er, als er Gegenschub gab und sich seine Geschwindigkeit nur langsam verzögerte. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.« Er dachte an seinen Vorgesetzten, der ihn heute Morgen in völliger Auflösung von dem Ausfall in Kenntnis gesetzt und ihm die Anweisung gegeben hatte, sofort zu starten. »Na ja«, korrigierte er sich und kicherte wieder. »Eigentlich habe ich alle Zeit der Welt.« Es amüsierte ihn, wenn er daran dachte, was dieser Ausfall auf lange Sicht bedeuten würde. Unzähligen Unternehmen auf der Erde ginge die Verbindung zu ihren Außenstellen auf dem Roten Planeten verloren, ganz zu schweigen von den Nachrichtendiensten, die das dortige Geschehen überwachten. Das zöge einen mittleren Skandal, Imageverlust und Schadensersatzforderungen nach sich. Und das nur, weil ein paar Schreibtischhengste glaubten, sie könnten mit Sicherheitsfaktoren und redundanter Bauweise allen Unwägbarkeiten trotzen. »Hätten sie doch einmal auf einen von uns dummen Monteuren gehört«, sagte er. »Ich hätte ihnen schon erzählt, dass genau so etwas passieren würde. Aber nein, die feinen Herren sitzen sich ihren Arsch auf ihrem Bürosessel wund und schauen dann ungläubig, wenn etwas Unerwartetes passiert.« Genüsslich stellte er sich die Konstrukteure vor, wie ihr Vorgesetzter sie zusammenstauchte. Nicht, dass es etwas ändern würde, aber es wäre eine Genugtuung. Wie gerne stünde er daneben. Ganz langsam trieb er an eine Strebe, hakte die Sicherungsleine ein und warf einen sehnsüchtigen Blick zurück auf den kleinen Raumgleiter, sein treuer, sein einziger Freund in dieser weiten Leere. »Ich bin gleich zurück, mein Kleiner. Mach Platz und sei artig.« Trotz der Schwerelosigkeit gestaltete sich der Weg über die Streben recht anstrengend. Der Druckanzug schränkte die Bewegungsfreiheit ein und die Bauchtasche mit den Werkzeugen hinderte ebenfalls. »Das ist doch keine Arbeit für einen Menschen«, schimpfte er, während er sich schnaufend zur Kugel in der Mitte der Struktur hangelte. »Das nächste Mal nehme ich einen dieser aufgeblasenen Ingenieure mit. Das wäre ein Spaß. Aber wir stünden wohl Wochen hier.« Er schwadronierte noch weiter, bis er endlich vor dem Schott der Schleuse stand, die in das Innere der Kugel führte. Die Statuslämpchen leuchteten nicht, das Bedienfeld blieb trotz mehrerer Versuche schwarz. Mittels der manuellen Betätigung gelangte er trotzdem hinein. »Na, das sieht doch schon besser aus!«, rief er erfreut, als er in der hell erleuchteten, klinisch weißen Kapsel stand. Überall an der Aussteifung des Innenraums und an der Wandung standen Kästen, rankten sich Kabelbäume und blinkten Signalleuchten. Jeder Platz war effizient genutzt, zwischen den Geräten blieben lediglich schmale Gänge. Zielsicher zwängte er sich durch einen davon und bewegte sich geradewegs auf einen großen Kasten zu. Der Steuerungscomputer reagierte prompt auf seine Eingabe, ein gutes Zeichen. Doch die Werte, die auf dem Bildschirm erschienen, gefielen ihm deutlich weniger. »Das kann nicht sein«, murmelte er, während er die einzelnen Systemkomponenten checkte. »Hauptstromversorgung tot … Servoantriebe – kein Zugriff … Was soll das denn?« Nervös hackte er auf der Konsole herum, doch die Werte der Strahlungssensoren lagen weiterhin in einem völlig absurden Bereich und reagierten nicht. Einen Moment starrte er ratlos auf den Bildschirm. Wie sollte er seinen Vorgesetzten und deren Auftraggebern verklickern, dass diese Anlage hier nicht mehr als ein großer Schrotthaufen war? Die Zentralsteuerung arbeitete noch mittels Notstrom, der Rest reagierte nicht mehr. »Funktionale Querschnittslähmung«, stellte er als Diagnose und seufzte. Er sicherte die Log-Daten des Systems, sprach eine kurze Stellungnahme dazu und gab den Befehl, das zusammengestellte Datenpaket an den Gleiter zu senden. »Keine Verbindung«, gab das Betriebssystem des Anzugs von sich. »Ach ja«, brummte er und blickte auf die weiße Wand hinter der Konsole. »Ganz gut abgeschirmt hier. Wenigstens haben die Sesselfurzer das einigermaßen hinbekommen.« Er verharrte kurz und überlegte, ob er hinausklettern und einen Zwischenstand zum Gleiter schicken sollte, als sich die Werte auf dem Bildschirm abrupt änderten und Warnsignale aufblinken. »Was zum …«, setzte er an, da plärrte auch schon das System los. Das Licht in der Kugel blinkte jetzt gelb. Eine Sonneneruption? Nein, die Astronomen und Sonnenobservatorien hatten nichts Derartiges gemeldet. Nicht in dieser Stärke. Doch was kam sonst in Frage? Bevor er sich eine Antwort überlegen konnte, veränderte sich das Licht abermals, diesmal von Gelb zu Rot. Das Computersystem meldete »Sicherheitswarnung!«, »Werte im Gefahrenbereich!« und die Überhitzung des Kühlsystems. »Scheiße!«, fluchte er, während er sich hektisch durch den Gang Richtung Schleuse hangelte. »Das Ding ist nicht nur ein Schrotthaufen, sondern eine verkackte Zeitbombe. – Verfluchtes Kabel, lass los!« Aufgeregt strampelte er verworrene Leitungsbündel und Schläuche von seinem Bein und stemmte sich vorwärts. Beim Abstoßen mit den Beinen beschädigte er Displays und Schalter, doch das registrierte er gar nicht. Er musste hier so schnell wie möglich raus, zum Gleiter, Sonneneruption und Plasmawolke hin oder her. Auf der sonnenabgewandten Seite der Relaisstation hatte er wenigstens eine Chance. Erste Lichter fielen aus, als er sich den Weg zurück zur Schleuse bahnte. Raus, nur raus hier! Als er an den Griff der Schleuse fasste, ging ein Zittern durch die Struktur. Die Betätigung der Tür reagierte nicht, nicht einmal mehr die manuelle. Jetzt fielen auch die letzten Lämpchen aus. Erst die Helmbeleuchtung brachte etwas Helligkeit zurück. Im matten Schein der Lampe suchte er fieberhaft nach der Notentriegelung. »Diese unfähigen … Ach, komm schon!«, knurrte er, als er den Riegel halb verborgen unter einem Kabelschlauch fand. Das Betätigen des Notfallschalters riss die Tür aus den Angeln. Plötzlich ruckte die ganze Kugel, als falle sie irgendwo hinunter. Die Bewegung wirbelte ihn herum und schleuderte ihn gegen die Wand. Der Anzug dämpfte den Aufprall, aber es dauerte einen Augenblick, bis er sich wieder im Raum orientieren konnte. Hinein in die Schleuse, da ruckte es wieder. Er taumelte, verlor das Gleichgewicht. Sein Helm schlug heftig gegen die Wand und ihm wurde schlecht. Benommen tastete er um sich, bekam einen Hebel zu fassen und zog daran. Der heftige Auswurf der äußeren Schleusentür riss ihn mit sich und er trudelte unkontrolliert hinaus. Die nun merkwürdig verbogene Struktur der Station wirbelte vor seinem Gesicht. Während er mittels der Steuerdüsen versuchte, seine Lage zu kontrollieren, sah er etwas aufblitzen. Geräuschlos löste sich ein riesiges Solarpaneel. »Wo ist denn dieser … Ah! Hier! Komm schon, mach doch!« Er ortete den Gleiter links neben sich und manövrierte dorthin. Langsam, unglaublich langsam näherte er sich dem rettenden Schott. Wieder blitzte es, diesmal größer. Fassungslos sah er zu, wie sich eines der großen Laserrohre auflöste. Ein gigantischer Spiegel trudelte in seine Richtung, unhörbar, unaufhaltsam. Panisch betätigte er den Notschub, der seine Atemluft als Antrieb benutzte. Die Anzeige für den Sauerstoffvorrat sank rapide. Endlich gab er Gegenschub, prallte gegen die Schleusentür, fing sich irgendwie. Die Tür schloss sofort hinter ihm. Während er gegen den Taster hämmerte, der den Hermetisierungsvorgang einleitete, starrte er aus dem kleinen Bullauge. Der Spiegel kam näher, genau auf ihn zu und der Druck in der Schleuse musste sich erst aufbauen. 70 Prozent. Wütend trat er gegen die Wand. »Nun mach schon, du Scheißding!« 80 Prozent. Die glänzende Scheibe nahm schon fast den gesamten Sichtbereich aus dem Bullauge ein. 90 Prozent. Panisch riss er am Hebel für die innere Schleusentür, doch nichts...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.