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E-Book

E-Book, Deutsch, 328 Seiten

Lung Regenesis

Die dunkle Seite
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96741-111-9
Verlag: Hybrid Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Die dunkle Seite

E-Book, Deutsch, 328 Seiten

ISBN: 978-3-96741-111-9
Verlag: Hybrid Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Tianjin, China: Ein achtjähriger Junge wird entführt. Sein Vater setzt alle Hebel in Bewegung, um ihn wiederzufinden. Marseille, Frankreich: Ein Hackerangriff legt die IT eines biologischen Forschungslabors lahm. Und bis auf eine Mitarbeiterin scheint es niemand zu bemerken. Scheinbar zusammenhangslose Ereignisse führen die beiden in ein tödliches Abenteuer rund um den halben Globus. Und stoßen sie auf ein Projekt, das die Welt verändern könnte.

Paul Lung, geboren 1988, lebt in Österreich, neben seiner Tätigkeit im Hybrid Verlag arbeitet er in der IT. Die technische Ausbildung, sowie die unbändige Neugier wissenschaftlichen Themen gegenüber, schlagen sich auch in seinen Werken nieder. Sein literarisches Schaffen konzentriert sich besonders auf Zukunftstechnologien, aber auch auf dazu gehörende, ethische und gesellschaftliche Problematiken. Mit 'Das Eden-Projekt' veröffentlichte er 2016 seinen Debütroman.

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01   Zihao — Tianjin, China   »Hast du alles, was du zum Lernen brauchst?«, fragte Zihao. Sein Sohn Makao, der neben ihm trottete, nickte gedankenverloren. »Du kannst den Computer im Büro benutzen«, redete Zihao weiter. Auch wenn er sich längst mit der schweigsamen Art des schmächtigen Jungen abgefunden hatte, mochte er die Stille zwischen ihnen nicht. Doch auch jetzt erhielt er nur ein Nicken als Antwort. Makao starrte auf die rau verputzte Wand, die die schmale Gasse links begrenzte. Er lauschte, wusste Zihao. Auch diese Eigenart seines Sohnes überraschte ihn nicht mehr. Makaos Gehör übertraf das seine bei weitem, auch das aller anderen Menschen, die er kannte. Dieses ausgeprägte Sinnesorgan und seine äußerst schnelle Auffassungsgabe, die selbst Erwachsenen oft deren Grenzen aufzeigte, machte ihn zu etwas ganz Besonderem. Ihm stand eine große Zukunft bevor, das wusste Zihao, ihn hinderte nur sein zurückhaltender Charakter. Liebevoll betrachtete er den Jungen, der immer noch fasziniert eine Stelle an der Wand fixierte. »Was hörst du?« Makao blickte zu ihm auf und lächelte vielsagend. »Sie streiten sich.« »Dann solltest du nicht hinhören«, ermahnte ihn Zihao sanft. »Im Streit werden oft hässliche Dinge gesagt.« »Ja. Die alte Frau in der Wohnung unter uns sagt auch immer hässliche Sachen.« »Du solltest dir diese Dinge nicht merken. Merke dir lieber die Sachen, die du in der Schule lernst.« »Ich merke mir alles«, behauptete Makao und reckte das Kinn. Zihao wusste, dass das stimmte. Leider. Er wusste aber auch, dass Vergessen und Verdrängen etwas Gutes war, etwas, das einen nur die schönen Dinge behalten ließ und nicht die schlimmen Erfahrungen des Lebens. »Du hast dir aber nicht gemerkt, dass ich dich heute von der Schule abhole und wir zum Hafen fahren. Du bist wie üblich zum Bus gegangen.« Makao löste seinen Blick von der Wand und sah seinen Vater an. »Weil ich es mir nicht merken wollte«, entgegnete er trotzig und wendete seinen Blick wieder zu der Wand. »Ich mag nicht im Büro sitzen. Ich mag auch Gao nicht. Ich will nach Hause.« »Das geht nicht, das weißt du doch. Ich muss heute für einen Kollegen einspringen, dafür macht der das dann auch, wenn ich mal einen Tag nicht zur Arbeit gehen kann.« »Kann ich nicht einfach zu Hause bleiben? Ich bin doch schon groß genug.« Zihao schüttelte den Kopf. »Nein, ich lasse dich nicht allein. Ich will nicht, dass …« Er brach ab und ging langsamer. Vor ihnen lungerte eine Gruppe aus drei Jugendlichen auf der Laderampe eines Gebäudes, zwei Burschen und ein Mädchen. Sie trugen abgewetzte Kleidung und schienen keiner besonderen Beschäftigung nachzugehen. Die Blicke, die sie Vater und Sohn zuwarfen, lösten in Zihao ein mulmiges Gefühl aus. In diesem Viertel trieb sich allerlei Gesindel herum. Insbesondere, seit die Wirtschaft den Bach hinunter ging, sammelten sich viele arbeitslose Jugendliche hier, um sich mit allerhand zwielichtigen Geschäften über Wasser zu halten. Die schmutzigen Straßen und die heruntergekommenen Gebäudewände der Gasse verstärkten den beklemmenden Eindruck. Zihao legte Makao die Hand auf den Rücken und drehte mit ihm um. »Wir gehen woanders lang.« Sie umgingen den Block und bogen in die nächste Gasse ab. »Wir gehen doch immer diesen Weg da drüben.« Makao deutete in die Gasse. »Ist es wegen dieser Leute, die dort hocken?« »Man muss vorsichtig sein.« Zihao strich ihm über den dichten Haarschopf. »Genau aus diesem Grund möchte ich auch nicht, dass du allein zu Hause bleibst.« Makao nickte. Dann drehte er seinen Kopf hin und her, schloss für einen Moment die Augen. Legte die Stirn in Falten. Und flüsterte: »Sie sind hier.« »Wer?« Makao brauchte nicht zu antworten. Vor ihnen sprangen die zwei Burschen von vorhin über den niedrigen Zaun, der eine Seitengasse abtrennte. Mit fast schleichenden Bewegungen kamen sie näher. Zihaos Kiefer mahlte und sein Blick glitt die Straße entlang. Niemand hier, der ihnen helfen konnte. Um sich selbst hatte er keine Angst. Aber er wollte nicht riskieren, dass seinem Sohn etwas passierte. Also wandte er sich einfach um. Doch aus dieser Richtung kam eine hochgeschossene, junge Frau auf sie zu, die dritte der Gruppe. Zihao schaltete sofort. Er zog Makao zu einer Einbuchtung im Mauerwerk, in der ein halbes Dutzend überquellender und stinkender Mülltonnen standen. »Bleib hinter mir und verhalte dich ruhig«, zischte er ihm zu und schob ihn in die Ausbuchtung. Er selbst stellte sich vor ihn und beobachtete, wie sich die drei vor ihm aufbauten. »Was wollt ihr?« Die junge Frau, deren kurz geschorenes Haar Ausblick auf ein Paar mit Piercings durchlöcherte Ohren freigab, kicherte und echote mit heiserer Stimme: »Was wollen wir?« »Was hast du dabei?«, fuhr ihn einer der jungen Männer an, ein untersetzter, bullig wirkender Typ mit fettigem Haar und unreiner Haut. Wie um dieser Frage Nachdruck zu verleihen schwang der zweite Bursche, eher schmächtig und klein mit tätowierten Armen, lässig einen Stock in seiner rechten Hand. »Ok, ihr wollt Geld.« Zihao griff in seine Hosentasche. »Ein ganz Schlauer«, krächzte die Frau. »Aber alles«, fauchte der Bullige. »Taschen umdrehen.« Zihao warf ihm das dünne Geldbündel zu, das er bei sich trug, drehte die Hosentaschen nach außen und hob die Arme. »Mehr habe ich nicht.« Die Frau nahm das Geld, blätterte durch die Scheine und nickte bedächtig. »Wo ist deine Kreditkarte?« »Ich bin ein einfacher Arbeiter, ich habe selbst kaum etwas. Auch keine Karte.« »Was ist in dem Rucksack von dem Kleinen?«, warf der Schmächtige leise ein und deutete mit dem Stock auf Makao. Zihao wedelte mit der Hand nach hinten, ohne die Augen von den dreien zu lassen. Makao verstand offenbar sofort, denn Zihao spürte den Stoff des Rucksacks in der Hand und er warf diesen dem Jugendlichen mit dem Stock zu. Der kramte herum, holte eine Brotdose heraus und warf den Rest achtlos zu Boden. »Was ist das?«, fragte die junge Frau neugierig und deutete auf Zihaos linke Hand, die er in der Luft hielt. Zihao sah zu seinem Ringfinger, an dem ein goldener Ring steckte. Ein Geschenk seiner Frau und Makaos Mutter. Sie hatte oft gesagt, sie fände die Tradition des Westens schön, wo Eheleute ihre Verbundenheit mit Ringen symbolisieren. Zihao hatte sich immer wieder vorgenommen, auch ihr einen Ring zu schenken, doch die weiten Reisen, die langen Einsätze in fernen Ländern und schlicht seine eigene Vergesslichkeit hatten verhindert, sein Vorhaben umzusetzen, bevor sie von ihnen gegangen war. Dieser Ring erinnerte ihn mehr an diese wunderbare Frau als alles andere und er würde ihn niemals lebend hergeben. »Das ist nichts.« Er funkelte die Jugendliche an, die begierig das glänzende Metall fixierte. »Oh doch«, hauchte sie. Dann sah sie ihn direkt an und fauchte: »Gib ihn mir!« Zihao schüttelte den Kopf. Der Bullige trat einen Schritt vor und der andere Bursche richtete den Stock nun auf Zihao. »Nehmt das Geld und verschwindet!«, forderte dieser die Angreifer mit fester Stimme auf. »Ich will keinen Ärger und ihr auch nicht.« »Ärger bekommst nur du, wenn du mir nicht sofort den Ring gibst.« Aufgebracht streckte die junge Frau ihren Arm aus. »Nein.« Entschlossen machte Zihao mit dem linken Bein einen kleinen Schritt zurück. Er traute diesen Halbwüchsigen nicht viel Standvermögen zu, aber der Aggressivität ihrer Stimmen nach zu urteilen, waren sie unberechenbar. Seine Vergangenheit hatte ihn das Kämpfen gelehrt, aber die Konstellation drei gegen einen barg stets ein unkalkulierbares Risiko. »Makao, versteck dich bei den Tonnen«, zischte er. Hinter ihm raschelte es. Der Junge musste eine Heidenangst haben. Alleine diese Vorstellung brachte Zihao zur Weißglut. Hass stieg in ihm auf, Wut, die ihm Entschlossenheit gab. Er straffte seinen Körper und ballte die Fäuste. »Zum letzten Mal«, knurrte der Bullige. »Gib uns den Ring, oder du wirst es bereuen!« Zihao schüttelte den Kopf und fletschte die Zähne. Die Frau fackelte nicht lange und stürmte auf ihn zu. Zihao lenkte sie mit einem gezielten Schubs um, sodass sie an ihm vorbei und gegen die Wand lief. Etwas wackelig auf den Beinen drehte sie sich um und zückte ein kleines Messer. »Du bist tot!«, krächzte sie. Alle drei sprangen auf ihn zu. Zihao brachte sich mit einer Drehung aus der Stoßrichtung der Klinge, schlug der Stecherin kräftig auf den Ellbogen, sodass sie die Waffe fallen ließ und wich gleichzeitig dem Stock aus, der in Richtung seines Kopfes schwang. Er sprang zur Seite und beförderte das Messer mit einem Fußtritt unter die Mülltonnen. Die schnellen Bewegungen schienen die drei Angreifer zu überraschen, denn sie verharrten einen Augenblick, ehe sie wieder auf ihn zuliefen. Die Frau hielt sich im Hintergrund und ließ ihren offenbar wirkungsvoll getroffenen rechten Arm hängen. Der bullige Jugendliche versuchte einen harten, rechten Haken, Zihao wehrte ab und setzte mit einem Tritt gegen dessen Bein nach. Das schien den Kleinen aber nicht zu beeindrucken, eher zu reizen. Wütend warf er sich gegen Zihao, der zurückweichen musste, um den Faustschlägen zu entgehen. Aus den Augenwinkeln sah er den Stockträger, der sich seitlich hielt und offenbar versuchte, in seinen Rücken zu kommen. Sollte er nur. Eine Faust traf Zihao hart an der Schulter, er wirbelte herum. Mit einer runden Bewegung holte der...



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