Luttenfeldner | Auf fernen Nebelpfaden | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 124 Seiten

Luttenfeldner Auf fernen Nebelpfaden

Erzählungen, fantastische Reisen und Gedichte
2. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-3975-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Erzählungen, fantastische Reisen und Gedichte

E-Book, Deutsch, 124 Seiten

ISBN: 978-3-8192-3975-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Haben Sie schon einmal Ihr Spiegelbild verloren, sind in einem Gemälde aufgewacht oder einem Irrlicht begegnet? Möchten Sie einen Ozean voller verwunschener Inseln erkunden oder einen mystischen, uralten Wald durchwandern? Machen Sie sich bereit für ungewohnte Perspektiven und spannende Gedankenexperimente! In dieser Auswahl seiner nachdenklichen, fantastischen und heiteren Texte nimmt uns Nikolaus Luttenfeldner mit zu Ereignissen und Orten, die scheinbar vertraut und doch ganz anders sind ...

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Das Geheimnis des Großonkels


Es war der letzte Tag vor Heiligabend. Die Dämmerung war schon hereingebrochen, und ein blauschwarzer Winterhimmel wölbte sich über den Häusern der kleinen Stadt, in der Margit und Tom mit ihren Eltern Flora und Albert lebten. Um fünf Uhr klang leise das Läuten der Turmuhr der nahen Kirche herüber.

Tom und Margit, für die nun endlich die ersehnten Weihnachtsferien begonnen hatten, saßen in Margits Zimmer beisammen und sahen sich Fotos vom letztjährigen Weihnachtsfest an. Verschneite Berge und eine schmausende Festrunde waren darauf zu sehen.

„Schau mal“, sagte Margit, „da ist auch Onkel Kilian! Was er wieder für ein ulkiges Gesicht macht!“

Tom musste lachen. „Ich freue mich schon auf morgen! Dann sind wir endlich wieder bei ihm!“

„Ja, das wird sicher wieder ein tolles Fest!“, stimmte Margit ihrem Bruder zu.

Seit einigen Jahren verbrachten die Kinder mit ihren Eltern die Weihnachtsferien stets bei dem schrulligen, aber herzensguten alten Kilian, der in einem kleinen Dorf auf dem Land wohnte. Im Grunde war er ja der Onkel ihrer Mutter, und somit ihr Großonkel, aber alle in der Familie nannten ihn einfach Onkel Kilian. Vor drei Jahren hatte der alleinstehende Kilian der Familie erstmals vorgeschlagen, Weihnachten bei ihm zu verbringen. Platz genug hatte er ja, in seinem geräumigen alten Haus, das auf Margit und Tom wie ein verwunschenes Märchenschloss gewirkt hatte. Die damaligen Weihnachtsferien waren ein so großes Vergnügen für alle gewesen, dass es seither schon fast Tradition geworden war, die Ferien bei Onkel Kilian zu verbringen. Auch heuer hatte er die Familie wieder eingeladen, und die Kinder freuten sich schon wie Schneekönige, denn draußen auf dem Land Weihnachten zu feiern, war etwas Wunderbares. Außerdem gab es bei Kilian immer irgendetwas zu erleben, und sein Haus und der etwas verwilderte Garten bargen tausend Geheimnisse.

Tom und Margit waren so aufgeregt, dass sie an diesem Abend noch lange wachlagen, ehe sie einschliefen. Und während die beiden friedlich schlummerten, fiel draußen sacht der Schnee, der bisher auf sich hatte warten lassen …

Am nächsten Morgen ging es dann endlich los, und nach etwa einer Stunde Autofahrt erreichte die Familie jenes waldige Bergland, wo Kilians Heimatdorf lag. Je näher sie dem Ziel kamen, desto besser kannten sich Margit und Tom aus – ja, hier musste man links abbiegen, und dort rechts … Und da war schon der kleine Hügel mit der Dorfkirche und der lange grüne Gartenzaun vor dem Haus des Gemischtwarenhändlers! Und dort, hinter der Baumgruppe, lag Kilians Haus! Man konnte schon die Spitze des Dachtürmchens sehen …

Eine Minute später parkte Albert den Wagen vor Kilians Gartentor und die Familie marschierte mit Sack und Pack durch den verschneiten Garten zur Haustür. Tom betätigte die Türklingel. Bald hörte man von drinnen Scheppern, Husten und Schlurfen, und dann öffnete sich die Türe und Kilian stand vor ihnen. Er grinste übers ganze Gesicht.

„Da seid ihr ja endlich, meine Kinder!“, sagte er fröhlich, und es war klar, dass er auch Albert und Flora als „seine Kinder“ betrachtete. Dann winkte er die Familie herein.

„Rein in die gute Stube, wenn’s nicht grad der Krampus ist!“, kicherte er. „Ich bin schon dabei, den Festtags-Fisch für das Mittagessen vorzubereiten!“

Es war herrlich, wieder bei Onkel Kilian zu sein. Margit und Tom bekamen wieder ihr altes Zimmer im ersten Stock, vom dem aus man einen wunderbaren Blick über die verschneiten Berghänge hatte. Gegen Mittag tollten sie im Garten herum, bauten einen Schneemann und ein Schloss aus Eis, während die Erwachsenen in der Küche am Mittagessen werkten.

Kurz darauf wurde dann im weihnachtlich geschmückten Wohnzimmer geschmaust, während vor den Fenstern wieder Schneeflocken vorbeitrudelten.

Den Nachmittag über, während die Erwachsenen im Untergeschoß geheimnisvoll rumorten, beschäftigten sich Tom und Margit voll gespannter Erwartung in ihrem Zimmer. Onkel Kilian hatte ihnen heuer sogar einen Fernseher aufs Zimmer gestellt – eine kleine Sensation, wenn man bedachte, dass Kilian für derart „neumodisches Zeug“ normalerweise wenig übrig hatte.

Gegen sechs Uhr, als die Spannung am größten schien, hörten Margit und Tom dann das silberne Klingeln des Weihnachtsglöckchens. Die Kinder lauerten bereits an der Holztreppe, und da kam auch schon Kilian.

„Ich glaube, im Weihnachtszimmer hat sich was getan!“, meinte er flüsternd und bedeutete den Kindern, ihm zu folgen. Sekunden später betraten sie das Wohnzimmer, und der Glanz eines herrlichen Christbaums blendete sie. Das große Fest war endlich da – Weihnachten!

Man sang Weihnachtslieder, erfreute sich an den Geschenken, aß Kekse und Lebkuchen und genoss den Heiligen Abend im Lichterschein und Tannenduft. Es war ein wunderbares Fest, und wie immer bei solchen Dingen – es war viel zu schnell wieder zu Ende.

„Schade, dass es schon wieder vorbei ist!“, meinte Margit etwas wehmütig, als Flora, Albert und Kilian ihr und Tom eine gute Nacht wünschten. Die Kinder lagen gemütlich in den dicken Daunendecken.

Kilian überlegte. „Noch liegen ja die Feiertage und Silvester vor uns.“ meinte er, „in den nächsten eineinhalb Wochen werden wir wohl noch viel Spaß haben, und außerdem kann ich euch die heutige Christnacht noch verschönern!“

Er verschwand kurz und kam bald mit einem kleinen Gemälde zurück. Es wirkte recht alt und zeigte einen geheimnisvollen, nächtlichen Winterwald. Kilian hängte es an einen Nagel an der Wand zwischen den Betten der Kinder.

„Dieses Bild habe ich in meiner eigenen Kindheit sehr geliebt“, erklärte Kilian. „Es wird euch durch die Nacht geleiten.“

Margit wunderte sich ein wenig, was der Onkel damit meinte. Als Kilian mit Flora und Albert das Zimmer verließ, sagte er noch: „Ich wünsche euch wunderbare Träume!“

Und mit diesen Worten schaltete er das Licht aus und schloss sachte die Tür.

Margit wachte auf und erschrak. Wo, um alles in der Welt, befand sie sich? Sie war im weichen Bett im Haus von Onkel Kilian eingeschlafen, doch jetzt befand sie sich eindeutig an einem anderen Ort! Sie stellte fest, dass sie in einen dicken Mantel gehüllt war und auf einem Reisighaufen in einer kleinen Höhle lag. Entsetzt und mit klopfendem Herzen stand sie auf und verließ die Höhle. In einem merkwürdigen nächtlichen Halbdunkel erkannte sie einen verschneiten Wald mit hohen Bäumen. Alles wirkte seltsam und fremd.

Margit versuchte, sich zu beruhigen. Es ist nur ein Traum!, dachte sie, Ich muss mir keine Sorgen machen! Und trotzdem wirkte das alles so echt und irgendwie unheimlich … Gleichzeitig war es aber auch sehr schön. Margit genoss es nun beinahe, in diesem wunderbaren Weihnachtswald zu stehen und blickte zum Himmel. Mond und Sterne waren zwischen den Zweigen der Bäume zu sehen. Alles war still und friedlich.

Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke: Das Bild! Es war der Wald aus Onkel Kilians altem Gemälde! Offenbar hatte das schöne Bild so auf Margit gewirkt, dass sie jetzt davon träumte!

„Was machst du denn in meinem Traum?“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihr.

Sie drehte sich um. Es war ihr Bruder Tom.

„Was soll das heißen – dein Traum?“, fragte Margit erstaunt. „Das ist immerhin mein Traum! Aber bitte – ist ja egal!“

Traum war Traum, und wenn Tom darin vorkam, warum nicht? Ihr Bruder, zwei Jahre jünger als sie, war zwar manchmal eine Nervensäge, aber es war trotzdem ein gutes Gefühl, ihn in diesem merkwürdigen Traum als Begleiter dabei zu haben.

„Hast du eine Ahnung, wo wir sind?“, fragte Tom.

„In Kilians Gemälde“, antwortete Margit nachdenklich. „Es sieht jedenfalls so aus. Wenn ich nur wüsste, was wir hier sollen!“

Plötzlich hörte sie leises Rascheln im Gebüsch, und ihr war so, als hätte sie irgendetwas aufleuchten sehen. Und was die Geschwister dann zu Gesicht bekamen, war unglaublich, aber in einem Traum war offenbar alles möglich: Ein Grüppchen kleiner Gestalten mit langen Bärten und Laternen in der Hand kam aus dem Gebüsch hervor und nahm vor den Kindern Aufstellung.

„Willkommen in unserem Wald!“, sagte einer von ihnen, offenbar der Anführer. „Ich bin Fridolin. Wir haben euch erwartet.“

„Wer … Wer seid ihr?“, stammelte Margit.

„Wir sind die Weihnachtstrolle“, sagte Fridolin. „Man nennt uns auch Julzwerge. Dies ist unser Wald und wir leben hier friedlich seit ewigen Zeiten. Doch jetzt sind wir in Gefahr, und wir wussten, dass nur Menschenkinder uns in der Christnacht Hilfe bringen können.“

Tom hatte sich ein wenig gefasst und sagte: „Was meint ihr damit?“

„Wir besitzen ein heiliges Symbol, den Kristallstern Aldebaran“, erklärte Fridolin, „doch die Hexe Jolantha hat ihn gestohlen. Laut einer Prophezeiung können nur zwei...



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