Maas | Was hat Bill Gates mit Corona zu tun? | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 132 Seiten

Maas Was hat Bill Gates mit Corona zu tun?

Ein Buch über die Entstehung von Verschwörungstheorien und den Umgang mit ihnen
2. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7519-7519-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Buch über die Entstehung von Verschwörungstheorien und den Umgang mit ihnen

E-Book, Deutsch, 132 Seiten

ISBN: 978-3-7519-7519-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ist die Corona-Krise an sich nicht schon verrückt genug? Zu all dem Chaos des turbulenten Jahres 2020 häufen sich auch Verschwörungstheorien. Wie entstehen solche Erzählungen eigentlich? Warum können Menschen sich dafür begeistern? Wann ist jemand dafür empfänglich? In mühevoller Datenrecherche erhoben Psychologe Rüdiger Maas und sein Team seit Beginn der Corona-Krise wöchentlich bundesweit Daten. Diese einzigartige Datensammlung bildet die Grundlage der Erforschung des Phänomens "Verschwörungstheorien". Sie erhalten psychologische Einblicke in die Anziehungskraft von Verschwörungstheorien und lernen zu verstehen, weshalb gerade während der Corona-Krise so viele Menschen offen sind für diese Art von Welterklärungen. Ergänzt und vervollständigt werden die Erkenntnisse der eigenen Erhebung durch solche aus der Psychologie, der Soziologie und der Philosophie. Darüber hinaus enthält das Buch Lösungsansätze und Handlungsanweisungen für den Umgang mit Verschwörungsgläubigen, die Datengrundlage der Erhebungen und eine chronologische Darstellung aller relevanten Geschehnisse während der Corona-Krise.

Rüdiger Maas hat Psychologie und Philosophie in Deutschland und Japan studiert. Er forschte und arbeitete ein Drittel seines Lebens im Ausland. Rüdiger Maas gründete 2017 zusammen mit seinem Bruder Hartwin Maas das Institut für Generationenforschung. Gemeinsam erforschen sie mit ihrem Team aus Psychologen und Soziologen, Kohorten- und Gruppenverhalten sowie generationenbedingte Beeinflussung, Interaktionen und Reaktionen auf gesellschaftliche Anforderungen, Trends und Ereignisse. Durch seine spannenden Erlebnisse und erfrischende Herangehensweise ist Maas ein viel gebuchter Keynote Speaker und Interviewpartner. Maas berät Vorstände, Geschäftsführer und Topmanager sowie Einrichtungen und Personen des öffentlichen Lebens.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1. Die Macht des eigenen Glaubens
In den 1950er-Jahren, also weit vor Hannahs und Maries Dialog, lebte in Chicago eine Hausfrau namens Dorothy Martin, auch bekannt als Marian Keech, ihr Künstlername als Medium. Marian erhielt regelmäßig Nachrichten von jemandem namens Sananda; diese Sananda lebte auf dem Planeten Clarion. Bevor sie diese Nachrichten erhielt, war Dorothy Martin ein Teil der Scientology-Church-Bewegung. Sie kannte sogar Lafayette Ronald Hubbard, den Gründer der Scientology Church, persönlich. Aber sie blieb nur so lange bei der Scientology Church, bis sie selbst als Empfängerin von Nachrichten in Erscheinung trat: Nachrichten aus einer anderen Galaxie. Wie ist denn das passiert? Warum eigentlich? Und weshalb nur sie? Egal! Sie erhielt diese Nachrichten, dies muss als Fakt genügen, ähnlich wie wenn sich heute Corona-Promis zehn Jahre mit etwas „beschäftigt“ haben, indem sie „Fakten“ googeln. Marian war von Sananda und dem Planeten Clarion überzeugt – und eine beachtliche Menge anderer Menschen ebenfalls. Und so schaffte es Marian, eine ganze Anhängerschaft um sich zu versammeln, die ihr Glauben schenkte, ohne dass sie je einen Beweis für ihre Aussagen geliefert hätte. Diese Menschen gaben ihren Job, teilweise ihre Familie, Freunde und Wohnungen auf und folgten ihr, egal wohin. Denn für sie war Marian mehr als ein Medium, sie hätte schließlich die Retterin der Erde sein können! Denn neben den zahlreichen Nachrichten empfing sie nun auch Prophezeiungen über das Ende der Welt – alles direkt vom Planeten Clarion, lange vor 5G oder Internet. Eine Hauptprophezeiung besagte schließlich, dass eine gewaltige Naturkatastrophe die Menschheit auslöschen würde. Nur gläubige Menschen, also jene, die an Marian und Sananda glaubten, würden es schaffen, mithilfe von Ufos gerettet zu werden – zusammengefasst also all jene, die sich direkt um Marian geschart hatten und dadurch Mitglieder ihrer Sekte waren. Marian konnte nun auch den größten Skeptiker und die größte Skeptikerin davon überzeugen, da sie ein genaues Datum angeben konnte, und das lag in naher Zukunft: Es war der 21. Dezember 1954! Was war zu tun? Wie konnte man dieser Katastrophe entgehen? Wie die Liebsten retten? Leider hatten die Ufos nur eine begrenzte Kapazität und hätten nur die Gläubigsten unter ihnen mitnehmen können. Es entstand ein Wettkampf, denn der Tag des Jüngsten Gerichts war nicht mehr weit. Nun war es endlich so weit: Aus Sicht der Anhänger*innen schienen die Vögel zu verstummen, der Boden unter den Füßen fühlte sich seltsam an, das Essen schmeckte nach Pappe und ein seltsamer Geruch lag in der Luft. Auch das Fernsehen berichtete nur unnötige Dinge und das Radio spielte belanglose Musik. Der Tod schien zum Greifen nahe. Es fühlte sich tatsächlich an, als ob die Welt mit all dem Leben, all den Menschen, all den Geschichten und den großen Errungenschaften nun endgültig untergehen sollte. Alles vorbei, alles umsonst. Und es geschah – richtig – nichts! Absolut gar nichts! Der Sozialpsychologe Leon Festinger und sein Team aus Psycholog*innen „schmuggelten“ sich als kleine Gruppe in diese skurrile Sekte ein und mimten die gläubigen Alien-Fans. Sie wurden von den Sektenmitgliedern als ihresgleichen wahrgenommen. Gute Schauspieler*innen und gute Psycholog*innen eben. Sie wollten untersuchen, wie die Sektenmitglieder mit der „Aufklärung“ umgingen, also in diesem Falle damit, dass sich die Prophezeiung des Weltunterganges nicht bewahrheiten würde. Löste sich nun alles in Wohlgefallen auf? Hatte Marian gelogen und es gab keine Sananda und auch keinen Planeten namens Clarion? War die Übersetzung falsch und auf Clarion sprach man gar kein Englisch? Oder meinten sie gar nicht die Erde? Objektiv betrachtet hatte Marian, die von ihrer Prophezeiung absolut überzeugt war, die Unwahrheit prophezeit, die Unwahrheit gesagt oder schlicht gelogen. Die Sekte hätte sich in logischer Konsequenz auflösen müssen, Hass oder zumindest Verärgerung auf Marian hätte sich breitmachen müssen. Aber was passierte zur Verwunderung aller? Mitnichten löste sich die Sekte auf. Die Mitglieder waren nun sogar noch mehr gefestigt in ihrem Glauben, viel mehr als zuvor. Die Erde ging nicht unter, ja. Aber das war ganz und gar ihr Verdienst! Wie kräftig hatten sie gebetet und gehofft, dass es nicht eintrat. Ihre Gebete wurden schließlich erhört! Wieso den neu gewonnenen Glauben wegen Tatsachen über Bord werfen? Was würde das bedeuten? Den Job aufzugeben, nach Salt Lake City zu ziehen und jahrelang einer Pseudoidee hinterherzulaufen? Die Vorstellung war unerträglich. Nein, Marian und Sananda und natürlich alle Anhänger*innen haben dafür gesorgt, dass die Erde und ihre Menschen überleben konnten. Die Ufos mussten nicht kommen. Und statt der Gruppe um Marian Dank entgegenzubringen, machten sich Außenstehende auch noch lustig! Undankbar und ungläubig – kann es etwas Schlimmeres geben? Ihre Gefolgschaft blieb Marian also treu, bis diese 1992 verstarb, allerdings unter dem Namen Schwester Thedra. Von der Staatsanwaltschaft und zahlreichen Anzeigen verfolgt, war sie nun gezwungen, ihre Identität immer wieder zu ändern – diese Ungläubigen und ihre irdischen Gesetze! Betrachtet man das ganze Szenario einmal mit etwas Distanz, standen die Anhänger*innen ab dem 22. Dezember 1954 vor einem Dilemma. Alle waren mit der Diskrepanz konfrontiert: Stimmt das alles oder basiert alles auf einer einzigen Lüge? In der Gruppe brach der Konflikt zwischen Rationalem und Emotionalem aus. Schnell wurde jedoch die Lösung gefunden: Nur weil sie so gläubig waren, konnte die Menschheit überleben. Wenn Marian eine Betrügerin wäre und die Mitglieder ihr auf den Leim gegangen wären, was hätte das für ein unerträgliches Gefühl bei ihnen ausgelöst? Dem reinen „Herzen“ folgen und sich die Welt und ihre Rationalität zurechtzubiegen war da erfolgversprechender – zumindest für die eigene Psychohygiene. Dieses Spannungsfeld nannte Leon Festinger im Anschluss „kognitive Dissonanz“. Er sah den inneren Konflikt als eine Art Misston, den niemand gerne hören möchte und deshalb kurzfristig leiser dreht. Ein mächtiges Phänomen, das uns alle täglich begleitet. Eine Frau kauft Schuhe, die eigentlich viel zu teuer sind, zudem noch unbequem, aber irgendwie passen sie perfekt zu dem Kleid. Zu welchem Kleid? Das gibt es ja noch gar nicht (und wenn sie ehrlich ist, wird es dieses Kleid vielleicht nie geben), aber nun sind die Schuhe schon gekauft. Deswegen war es richtig, denn falls ein passendes Kleid gefunden wird, müssen keine neuen Schuhe extra gekauft werden. Ähnlich wird es vermutlich auch im Falle der Handtasche sein. Festinger stellte dazu Folgendes fest: If more and more people can be persuaded
that the system of belief is correct, then clearly
it must after all be correct. (Festinger et al. 1956, S. 28) Sinngemäß gilt also nach Festinger: Wenn mehr und mehr Menschen davon überzeugt werden können, dass das Glaubenssystem korrekt ist, dann muss es auch richtig sein. Später definierte Festinger vier Ablaufschritte, in denen eine kognitive Dissonanz entsteht (Festinger 1962): 1. Damit eine kognitive Dissonanz überhaupt auftritt, muss das Verhalten freiwillig erfolgt sein. Wäre die Frau zum Kauf dieser Schuhe gezwungen worden, würde sie ihren Kauf im Nachhinein niemals rechtfertigen wollen. Sie fände die Schuhe schlichtweg zu teuer und zu unbequem! In unserem Fall steht also am Anfang der Wille der Frau, die teuren und unbequemen Schuhe zu kaufen. 2. Im zweiten Schritt der kognitiven Dissonanz wird das eigene Verhalten als widersprüchlich empfunden. Nachdem sie die Schuhe einen Tag lang getragen hat, merkt die Frau, dass sie absolut unbequem sind, zusätzlich hört sie von einer Freundin, dass diese das gleiche Paar Schuhe für einen deutlich geringeren Preis gekauft hat. 3. In der Folge tritt physiologische Erregung ein, der dritte Schritt der kognitiven Dissonanz. Die Frau ärgert sich über ihr misslungenes Kaufgeschäft. Als sie von ihrer Freundin auf ihre teuren Schuhe angesprochen wird, reagiert sie gereizt und aggressiv. 4. Damit ist der vierte Entstehungsschritt der kognitiven Dissonanz eingeläutet: Die Frau ärgert sich über das herausgeworfene Geld und somit über ihr eigenes Verhalten. Ihre Kognitionen befinden sich in einer „Dissonanz“, das heißt, sie harmonieren nicht mit dem Verhalten der Frau. Sie fühlt sich unwohl. Menschen, die diesen Prozess der Dissonanz-Entstehung durchlaufen haben, befinden sich in einem unangenehmen Erregungszustand und wollen diesen wieder auf ein angenehmes Level herunterfahren. Um das zu schaffen, gestehen wir uns oft nicht einfach den Fehler ein und ändern in Zukunft unser Verhalten. Es ist eben nicht so leicht, sich selbst die Schuld für das eigene Verhalten zu geben. Ebenso wenig wird die Frau aus...



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