MacAlister Light Dragons - Drache wider Willen
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8025-9041-2
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 01, 375 Seiten
Reihe: Light-Dragons-Reihe
ISBN: 978-3-8025-9041-2
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Katie MacAlister begann ihre Karriere als Schriftstellerin mit einem Sachbuch über Software. Da sie darin jedoch weder witzige Dialoge noch romantische Szenen unterbringen durfte, beschloss sie, von nun an nur noch Liebesromane zu schreiben. Seither sind zahlreiche Romane aus ihrer Feder erschienen, die regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten stürmen.
Weitere Infos & Material
1 »Wenn Lady Alice dich hier findet, kannst du stundenlang auf den Knien liegen und beten.« Ich zuckte zusammen beim Klang der leisen, rauen Stimme, aber mein Herzschlag beruhigte sich wieder, als ich sah, wer mich entdeckt hatte. »Beim Allmächtigen! Du hast mich fast zu Tode erschreckt, Ulric!« »Das glaube ich gern«, erwiderte der alte Mann und stützte sich auf eine ramponierte Hacke. »Das kommt wahrscheinlich von deinem schlechten Gewissen. Solltest du nicht bei den anderen Frauen im Privatgemach sein?« Ich klopfte die Erde um die früh blühende Rose fest, die ich gerade vom Unkraut befreit hatte, und schnaubte damenhaft. »Ich durfte gehen.« »Ach ja? Und weswegen? Doch nicht etwa, um deine Näharbeiten und all die anderen Dinge, die Lady Alice dir beizubringen versucht, liegen zu lassen, oder?« Ich erhob mich, klopfte mir die Erde von Händen und Knien und blickte auf den kleinen Mann herunter, um ihn einzuschüchtern. Allerdings wusste ich von vorneherein, dass mir das nicht gelingen würde. Ulric hatte mich schon als winzigen Säugling in Windeln gekannt. »Und was geht Euch das an, guter Mann?« Er grinste und zeigte seine schwarzen Zahnstummel. »Wenn du willst, kannst du sehr damenhaft sein. Nun, ich möchte wissen, ob deine Mutter dir erlaubt hat, hier im Garten zu sein, oder ob du eigentlich lernen sollst, dich wie eine richtige Dame zu betragen.« Ich trat nach einem Maulwurfshügel. »Ich durfte gehen … zum Örtchen. Du weißt doch, wie schlimm es immer ist – ich brauchte einfach frische Luft, um mich von dem Vorfall zu erholen.« »Na, das hast du ja wohl reichlich getan, dem ganzen Unkraut nach zu urteilen, das du gejätet hast. Geh jetzt wieder in die Gemächer zu den anderen Frauen, ehe deine Mutter mich noch ausschimpft, weil ich dich hier draußen herumlaufen lasse.« »Ich … äh … ich kann nicht.« »Und warum nicht?«, fragte er misstrauisch. Ich räusperte mich und versuchte, nicht im Geringsten schuldbewusst auszusehen. »Es hat einen … Zwischenfall gegeben.« »Ach ja?« Sein Misstrauen schien sich zu verhärten. »Was für einen Zwischenfall?« »Nichts Ernstes. Nichts von Bedeutung.« Ich zupfte ein welkes Blatt von einem Rosenbusch. »Ich habe nichts damit zu tun, auch wenn du das offenbar glaubst, was ich äußerst beleidigend finde.« »Was für einen Zwischenfall?«, wiederholte er, ohne auf meine empörten Unschuldsbekundungen einzugehen. Seufzend warf ich das trockene Blatt weg. »Es geht um Lady Susan.« »Was hast du denn der Kusine deiner Mutter jetzt schon wieder getan?« »Nichts! Ich habe nur etwas Lilienwurzeltee gekocht und ihn unglückseligerweise im Privatgemach neben ihren Stuhl gestellt, mit einer Tasse und einem kleinen Töpfchen Honig. Wie konnte ich denn ahnen, dass sie alles trinken würde? Außerdem dachte ich, jeder wüsste, dass Lilienwurzeltee heftige Auswirkungen auf unsere Gedärme hat.« Ulric warf mir einen Blick zu, als hätten sich meine Gedärme vor ihm gehen lassen. »Sie hat so laut auf dem Abort geschrien, dass Mutter mir erlaubt hat, für eine Weile zu verschwinden, während sie einen von Papas Wachen holt, damit er die Tür zum Abort aufbricht. Ihre Hofdamen waren nämlich der Meinung, dass Lady Susan hineingefallen sei und jetzt in der Rinne stecken würde.« Er warf mir einen wahrhaft entsetzten Blick zu. »Ich hoffe nur, sie sieht auch die positive Seite des Ganzen«, fügte ich hinzu und trat mit der Schuhspitze auf den Maulwurfshügel. »Grundgütiger, du bist fürwahr ein merkwürdiges Kind. Was gibt es denn für eine positive Seite daran, sich die Eingeweide aus dem Leib zu spucken, während man im Abort feststeckt?« Ich warf ihm einen hochmütigen Blick zu. »Lady Susan hat immer ganz entsetzliche Winde. Sie riecht manchmal schlimmer als die Latrine! Da hat der Lilienwurzeltee bestimmt für Abhilfe gesorgt. Eigentlich sollte sie mir dankbar sein.« Ulric blickte zum Himmel und murmelte etwas Unverständliches. »Außerdem kann ich jetzt nicht hineingehen. Mutter sagte, ich solle ihr nicht in die Quere kommen, weil sie alle Hände voll zu tun hat, alles für Vaters Besuch vorzubereiten.« Das stimmte nicht ganz – eigentlich hatte meine Mutter mich angefahren, dass ich ihr aus dem Weg gehen und mich nützlich machen solle, statt Vorschläge zu unterbreiten, wie man die Tür des Aborts aufbrechen könne, und was konnte schon nützlicher sein, als im Garten Unkraut zu jäten? Die gesamte Burg wurde schließlich für einen wichtigen Gast herausgeputzt, und ich wollte, dass auch der Garten einen guten Eindruck machte. »Mach, dass du wegkommst!« Ulric scheuchte mich aus dem Garten. »Sonst erzähle ich deiner Mutter, wo du die letzten Stunden verbracht hast, statt deinen eigentlichen Pflichten nachzugehen. Wenn du brav bist, helfe ich dir vielleicht später bei den Rosen.« Ich lächelte so unschuldig, wie es nur ein siebzehnjähriges Mädchen vermochte, und lief aus dem Schutz des Gartens den dunklen Vorsprung entlang, der in den oberen Burghof führte. Es war beinahe schon Sommer, ein prachtvoller Morgen, und die Dienstboten meines Vaters gingen ihren täglichen Pflichten mit weniger Klagen als sonst nach. Am Stall blieb ich stehen, um mir aus dem letzten Wurf kleiner Kätzchen ein hübsches schwarz-weißes Tierchen auszusuchen, welches ich gerne behalten wollte. Gerade war ich auf dem Weg zur Küche, um zu sehen, ob ich den Köchen ein bisschen Brot und Käse abschwatzen konnte, als dumpfes Hufgetrappel meine Aufmerksamkeit erregte. Von der Küchentür aus beobachtete ich eine Gruppe von vier Männern, allesamt in Rüstung und bewaffnet, die in den Burghof ritten. »Ysolde! Was machst du hier? Warum bist du nicht oben im Wintergarten und kümmerst dich um Lady Susan? Mutter hat nach dir gesucht!« Margaret, meine ältere Schwester, tauchte aus den Tiefen der Küche auf, um mich auszuschimpfen. »Dann habt ihr sie also aus dem Abort befreit?«, fragte ich unschuldig. »Ja.« Sie kniff die Augen zusammen. »Es war schon merkwürdig, dass die Tür so klemmte. Fast, als ob jemand sich daran zu schaffen gemacht hätte.« Ich riss die Augen auf und blinzelte. »Arme, arme Lady Susan. Auf dem Abort gefangen und ihre Gedärme in Aufruhr. Glaubst du, sie ist verflucht worden?« »Ja, und ich weiß auch, von was. Oder vielmehr, von wem.« Meine Schwester wollte mir gerade eine Strafpredigt halten, als eine Bewegung im Burghof ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie blickte hinüber und zog mich rasch in die dämmerige Küche. »Du solltest nicht hier herumstehen, wenn Vater Gäste hat.« »Wer ist es denn?«, fragte ich und versuchte, an ihr vorbei auf den Hof zu schauen. »Ein wichtiger Magier.« Sie drückte eine gerupfte Gans an ihre Brust, während sie die Männer beobachtete. »Der da in Schwarz, das muss er sein.« Alle Männer waren bewaffnet, ihre Schwerter und Kettenhemden glitzerten hell in der Sonne, aber nur einer trug keinen Helm. Er stieg vom Pferd und hob die Hand zum Gruß, als mein Vater die Burgtreppe herunterkam. »So einen Magier habe ich noch nie gesehen«, sagte ich zu meiner Schwester. Obwohl seine Rüstung mindestens fünfzig Pfund zu wiegen schien, bewegte er sich leichtfüßig. »Er sieht eher aus wie ein Krieger. Sieh mal, er hat Zöpfe im Haar, so wie der Schotte, der vor ein paar Jahren zu Vater gekommen ist. Was will er wohl von ihm?« »Wer weiß? Vater ist bekannt für seine Kräfte; vermutlich will der Magier ihn wegen arkaner Angelegenheiten um Rat fragen.« »Hmm. Arkane Angelegenheiten«, sagte ich mürrisch. Die Mundwinkel meiner Schwester zuckten. »Ich dachte, du wolltest dich nicht mehr darüber ärgern.« »Das tue ich auch nicht«, erwiderte ich abwehrend. Mein Vater und der Krieger begrüßten sich. »Es ist mir völlig egal, dass ich Vaters Fähigkeiten nicht geerbt habe. Du kannst sie alle haben.« »Wohingegen du kleiner Wechselbalg lieber im Garten in der Erde buddelst, statt zu lernen, wie man einen blauen Feuerball heraufbeschwört.« Lachend zog Margaret Grashalme aus dem Spitzenbesatz an meinem Ärmel. »Ich bin kein Wechselbalg. Mutter sagt, ich sei ein Geschenk Gottes, und deshalb sind meine Haare auch blond, während du genau wie Papa und sie rote Haare hast. Wozu braucht ein Magier drei Wachen?« Margaret zog sich von der Tür zurück und schubste mich beiseite. »Warum nicht?« »Wenn er ein ebenso mächtiger Magier ist wie Vater, dann braucht er doch niemanden, der ihn beschützt.« Ich beobachtete, wie meine Mutter vor dem Fremden einen Knicks machte. »Er sieht einfach … nicht richtig aus. Für einen Magier jedenfalls.« »Es spielt keine Rolle, wie er aussieht – du sollst dich sowieso fernhalten. Wenn du deinen Pflichten nicht nachgehen willst, kannst du ja mir helfen. Ich habe genug zu tun. Zwei der Köche haben die Pocken, und Mutter hat alle Hände voll mit dem Gast zu tun. Ysolde? Ysolde!« Ich schlüpfte aus der Küche, weil ich einen besseren Blick auf den Krieger erhaschen wollte, der mit meinen Eltern in den Turm ging, der uns als Wohnung diente. Die Art, wie der Mann sich bewegte, zeugte von unterschwelliger Macht, wie ein wilder Eber, bevor er angreift. Trotz des schweren Kettenhemdes waren seine Bewegungen anmutig, und lange schwarze Haare umrahmten glänzend wie Rabenflügel sein Gesicht, das ich leider nicht sehen konnte. Die anderen Männer folgten...