MacAlister Light Dragons - Eine feurige Angelegenheit
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8025-9211-9
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 02, 352 Seiten
Reihe: Light-Dragons-Reihe
ISBN: 978-3-8025-9211-9
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Als Drache bleibt Ysolde Bouchier keine ruhige Minute. Sie will endlich den Namen ihres Geliebten Baltic reinwaschen und beweisen, dass er die Verbrechen, die ihm angelastet werden, nicht begangen hat. Dazu muss sie zuallererst ihre magischen Fähigkeiten zurückerlangen, was sich als nicht ganz einfach herausstellt ...
Katie MacAlisters Romane über sexy Vampire und Drachen stürmen regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten.
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1
»Lady.«
Ich blinzelte, als ich plötzlich eine männliche Stimme vernahm, und drehte mich um, weil ich sehen wollte, wer da redete. Dabei stiegen mir die giftigen Dämpfe in die Nase, die mich umwaberten. Ich schien mich in einer Art dunkler, unbefestigter Gasse zwischen zwei Reihen hoher, schmaler Häuser zu befinden, deren Vorsprünge jeden Sonnenstrahl abblockten, der es vielleicht versucht hatte, auf den Boden zu treffen. Nicht, dass überhaupt etwas von der Sonne zu sehen gewesen wäre, da es Nacht war, aber ich hätte wetten können, dass diese Gasse selbst am heißesten Tag des Jahres dunkel und ungemütlich war.
An einer groben Holztür neben mir informierte ein fast unleserliches Schild arglose Besucher, dass ein gewisser Master Bertram gegen eine kleine Gebühr Farben mischte.
»Ein Malergeschäft«, murmelte ich bei mir und rümpfte die Nase über den Geruch. Ich war an den Duft der Dinge gewöhnt, aus denen man normalerweise Farbe machte – Pflanzen, Erz und so etwas –, aber dieser Gestank hier stammte von Menschen und Tieren. Meine Augen begannen zu brennen, als ich ein offenes Fass neben mir näher beäugte. Zweifellos enthielt es Urin, aus dem Farbe gemacht werden sollte. »Ich habe aber auch immer ein Glück – seit einem Monat habe ich keine Vision mehr gehabt, und dann muss es ausgerechnet ein Fass mit Pisse sein.«
»Drache.«
Die Frauenstimme lenkte mich von meinen Bemühungen ab, nicht in irgendeinen Unrat zu treten, der überall auf dem Boden lag. Ich ging um das Urinfass herum und trat auf die dunklen Gestalten zu, die im tiefen Schatten der Gebäude und im schwachen flackernden Schein zweier Fackeln kaum zu sehen waren.
Von ferne drang Gesang an meine Ohren, als vor mir zwei Gestalten aufeinander zutraten.
»Warum hast du mich nach Rothenburg gerufen?«, wollte der Mann mit einer arroganten, irgendwie vertrauten Stimme wissen.
Ich trat ein paar Schritte näher, bis ich das Gesicht des Mannes im Schein einer Laterne, die schräg in einer eisernen Halterung steckte, erkennen konnte.
Die weibliche Gestalt bewegte sich und versperrte mir einen Moment lang die Sicht, bevor sie wieder zur Seite trat. »Du hast die Warnungen ignoriert. Man hat dir doch gesagt, was passieren würde, wenn du weitermachst. Jetzt musst du dafür bezahlen.«
Erschrocken riss ich die Augen auf. Constantine Norka, einst ein schwarzer Drache und Erbe des Wyvern dieser Sippe, lachte die Frau und auch die beiden Männer, die aus der Dunkelheit hinter ihm auftauchten, aus. »Glaubst du, du kannst mir Angst einjagen? Ich habe vor keinem lebenden Drachen Angst, und ganz bestimmt nicht vor dir und deinen Freunden.«
Die Frau presste die Lippen zusammen. Die beiden Typen hinter Constantine kamen näher, hielten jedoch immer noch respektvollen Abstand zu ihm.
»Es wird uns ein Vergnügen sein, dich zu lehren, wie sehr du dich geirrt hast«, sagte sie mit einem ganz und gar unangenehmen Lächeln. »Dachtest du wirklich, ich habe das, was ich gesagt habe, nicht ernst gemeint? Dann bist du auch noch dumm.«
Constantine lachte wieder und schüttelte mit gespieltem Entsetzen den Kopf, als die Frau begann, mit den Händen ein kompliziertes Muster in die Luft zu zeichnen, das ihn mit einem üblen Zauber belegen würde. »Ich nehme an, du willst mich bestrafen? Ich bin aber gar nicht derjenige, der dumm ist. Hast du nicht gehört, dass dein kostbarer Baltic nicht mehr in der Sippe der schwarzen Drachen ist?«
Was sollte das denn? War Constantine wahnsinnig oder ich? Manchmal wusste ich das nicht so ganz genau, weil meine Erinnerung an die letzten fünfhundert Jahre mehr oder weniger ausgelöscht war. Allerdings war einiges davon wiedergekommen, seit ich Baltic vor zwei Monaten gefunden hatte; an diese Nachricht, die bei mir einschlug wie eine Bombe, konnte ich mich aber so gar nicht erinnern.
Die Frau runzelte die Stirn und sagte: »Was ist das denn für ein Unsinn?«
»Es ist die Wahrheit.« Constantine lehnte sich lässig an eine ramponierte Holztür. »Er wurde auf Befehl des Ersten Drachen zu ouroboros erklärt, weil er Verbrechen gegen die Drachen begangen hat. Jetzt kannst noch nicht einmal du, die Baltic in der Tasche hat, die Tatsache verhindern, dass ich zum Wyvern ernannt werde.«
Die Frau blickte ihn fassungslos an. Sie blinzelte, als sie die Information verdaute. Ich wusste ganz genau, wie sie sich fühlte – wenn das stimmte, was Constantine gesagt hatte, wann war das passiert? Und warum um alles in der Welt hatte weder Baltic noch sonst jemand mir etwas davon gesagt?
»Ich glaube dir nicht«, sagte sie mit leicht schwankender Stimme. »Baltic würde nie … Was für ein Verbrechen hat er denn begangen?«
Constantine zuckte mit den Schultern. »Es ist mir gleichgültig, ob du mir glaubst. Ich diskutiere Angelegenheiten der Sippe nicht außerhalb des Weyr, wenn du also mehr wissen willst, musst du dein Schoßhündchen schon selber fragen.« Er verzog höhnisch das Gesicht. »Ich habe ja immer schon gesagt, dass Baltic ein Schwächling ist; dass er sich hinter den Röcken einer Frau versteckt, beweist zudem noch, dass er der schlimmste aller Feiglinge ist. Wie viel hat er dir gezahlt, um mir zu drohen?«
Sie ballte die Fäuste. »Er hat mich nicht geschickt, wenn du das damit sagen willst. Ich bin aus eigenem Antrieb gekommen, aus Freundschaft zu Baltic, weil ich sehr wohl weiß, dass du dein Bestes getan hast, um ihm seine rechtmäßige Position streitig zu machen.«
Constantine schnaubte. »Ich bin der Erbe des Wyvern der schwarzen Drachen, Magierin, nicht Baltic. Er hat sich bemüht, diese Tatsache bei Alexei zu unterminieren, aber ich habe gesiegt, und er wird nicht einmal mehr als Drache anerkannt.«
Alexei? Bei diesem Namen regte sich etwas in den Tiefen meiner Erinnerung. Er war der Wyvern vor Baltic gewesen, was bedeutete, dass auch diese Vision sich in der Zeit abspielte, bevor Baltic Wyvern gewesen war. Aber das konnte doch gar nicht sein.
Die Frau fluchte unterdrückt. »Ich kann nur glauben, dass dies einer deiner Tricks ist. Du hast gesagt, der Stammvater aller Drachen war beteiligt. Wie ist dir das gelungen?«
Sie stieß die Worte wie Gewehrkugeln hervor. Ich trat einen Schritt zurück, um keinen Blickkontakt mit ihr zu bekommen.
»Ich kenne den Ersten Drachen sehr gut«, brüstete Constantine sich mit einem süffisanten Lächeln. Die beiden Männer hinter ihm, die das Selbstvertrauen in seiner Stimme anscheinend ebenfalls wahrnahmen, wichen zurück. »Aber du irrst dich, wenn du glaubst, ich hätte etwas mit Baltics Niedergang zu tun. Das hat er ganz alleine zu verantworten.«
Die Frau holte tief Luft. Sie ballte immer noch die Fäuste. »Ich werde deine Behauptungen überprüfen, Drache. Wenn sie sich als falsch erweisen, werde ich dich dafür umso mehr leiden lassen.«
Irgendetwas stimmte nicht. Wie konnte ich eine Vision aus dieser Zeit haben? Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Das ging doch gar nicht. Es war schlicht und einfach unmöglich.
»Noch mehr Drohungen. Jetzt machst du mir aber Angst«, höhnte Constantine amüsiert.
»Das ergibt überhaupt keinen Sinn«, sagte ich und trat neben ihn. »Ich bin doch erst zur Welt gekommen, als Baltic schon fast hundert Jahre Wyvern war. Constantine, was ist hier los?«
Die Frau lächelte wieder ihr unangenehmes Lächeln. »Ich freue mich schon darauf, dir zu beweisen, dass mit mir nicht zu spaßen ist.«
»Hallo? Kann mich jemand hören?« Ich wedelte mit der Hand vor dem Gesicht der Frau herum, aber offensichtlich bemerkten weder sie noch Constantine etwas von meiner Anwesenheit. Allerdings war ich ja zu dieser Zeit auch noch gar nicht geboren. Aber warum sah ich dann jetzt diesen Moment in der Vergangenheit? Und wer um alles in der Welt war diese Frau, die sich traute, einem mächtigen Drachen gegenüber solche Drohungen auszusprechen?
»Diese Unterhaltung ermüdet mich. Wenn du mit deinen leeren Drohungen fertig bist, dann lasse ich dich allein, damit du dich in deinen prahlerischen Reden weiter üben kannst.«
Blauweißes Licht knisterte um ihren Kopf bei Constantines Worten. Stirnrunzelnd versuchte ich mich zu erinnern, wo ich etwas Ähnliches schon einmal gesehen hatte, aber mein Gehirn weigerte sich zu kooperieren.
»Der Tag wird kommen, an dem du diese Worte bereuen wirst«, warnte sie ihn.
»Ich bereue, dass ich so viel Zeit mit dir verschwendet habe. Du hast mich zu dir gelockt, indem du mir erzählt hast, du könntest mir helfen, dabei hast du die ganze Zeit über Baltic unterstützt. Ich wusste das natürlich, denn trotz deiner schlechten Meinung über mich bin ich kein Dummkopf. Es amüsierte mich jedoch, dir bei deinen Versuchen zuzusehen, ihm den Rücken zu stärken, während du mir Steine in den Weg legtest. Aber jetzt finde ich deine Possen nicht länger unterhaltsam. Wirklich, Lady Antonia, du langweilst mich.«
Die Frau griff durch mich hindurch und verpasste Constantine eine Ohrfeige. Wir zuckten beide zusammen. Ich starrte sie überrascht an. Lady Antonia. Das musste Antonia von Endres sein, die berühmte Erzmagierin und einstige Geliebte Baltics.
Ich kniff die Augen zusammen und überlegte, ob ich vielleicht deshalb die Vision hatte – sollte ich eifersüchtig gemacht werden? Oder wütend?
»In Ordnung, ich bin bereit zuzugeben, dass ich nicht mehr weiterweiß«, sagte ich zu den beiden. »Die einzigen anderen Visionen, die ich hatte, waren Erinnerungen an meine Vergangenheit, die der Drache in mir dazu benutzte, mir klarzumachen, wer ich...




