MacDonald | Ein Akt der Grausamkeit | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Reihe: Piper Taschenbuch

MacDonald Ein Akt der Grausamkeit

Thriller
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-492-97343-4
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Reihe: Piper Taschenbuch

ISBN: 978-3-492-97343-4
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Hannah, Adam und die kleine Sydney haben es geschafft, sich unter neuen Namen in Philadelphia ein zweites Leben aufzubauen. Doch die hart erarbeitete Sicherheit gerät ins Wanken, als durch einen Zufall das Medieninteresse an der Familie geweckt wird und die Gesichter der drei, die nie wieder auffindbar sein wollten, in allen Zeitungen auftauchen. Denn Hannah und ihre Familie teilen ein grausames Geheimnis, das nun ein weiteres Mal droht, ihr Leben in einen Alptraum zu verwandeln. Und ihr größter Feind ist jemand, den sie am meisten lieben ...

Patricia MacDonalds fesselnde psychologische Thriller sind weltweit auf den Bestsellerlisten vertreten. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in New Jersey, USA.
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EINS


Restoration House, West Philadelphia


Fahlgraues Zwielicht strömte durch die schmierigen Fensterscheiben des Restoration House herein und malte wässrige Muster auf das abgenützte Linoleum. Eine Gruppe von Männern mit düsteren Mienen saß auf Klappstühlen im Kreis und lauschte, wie ein kräftig gebauter Schwarzer namens Titus seinen Absturz in Depression und Selbstmordgedanken schilderte. »Der Arzt bei der Veteranenverwaltung sagte, ich hätte eine posttraumatische Belastungsstörung. Ich wusste nur, dass ich nicht mehr leben wollte.« Er krampfte beide Hände zu einer gewaltigen Faust zusammen. Tränen liefen ihm über das faltige Gesicht.

»Und jetzt?«

Hannah Wickes beobachtete von ihrem Platz ein Stück abseits, wie der Gruppenleiter ernst den gesenkten Kopf und den tätowierten Nacken des leidgeprüften Exsoldaten musterte.

»Ich bin mir immer noch nicht sicher«, erwiderte er mit einem schweren Seufzer.

»Aber Sie sind hier. Und Sie reden mit uns.«

Der Veteran nickte und sah ihm in die Augen.

Der Gruppenleiter lächelte. Trotz seines von Pockennarben und Brandverletzungen entstellten Gesichts gelang ihm ein sanfter Ausdruck. »Wir dürfen nicht aufhören zu reden. Und nächste Woche treffen wir uns wieder. Dann möchte ich Sie hier bei uns sehen, Titus.«

»Ich werde da sein«, antwortete Titus.

»Gut«, sagte der Gruppenleiter. »Außerdem hat Anna einige Informationen für Sie alle zusammengestellt.« Er nickte Hannah zu.

Hannah holte tief Luft. Der Gefühlsausbruch des Veteranen hatte sie erschüttert. Sie konnte seinen Schmerz nur zu gut nachvollziehen. Dennoch nahm sie sich zusammen und schlug einen dienstlichen Tonfall an. »Einige unserer Soldaten und Soldatinnen hier im Restoration House klagen, sie hätten Schwierigkeiten, die Sozialleistungen zu bekommen, die ihnen von Rechts wegen zustehen. Am kommenden Samstag um zehn veranstalten wir hier einen Workshop. Bringen Sie Ihre Unterlagen mit. Es werden Fachleute da sein, die versuchen werden, einige der Probleme zu lösen. Wir können auf Freiwillige von der Universität mit hervorragenden Computerkenntnissen zurückgreifen, die Ihnen helfen werden, sich auf den verschiedenen Regierungswebseiten zurechtzufinden. Sie alle haben ein Anrecht auf die Sozialleistungen, die die Regierung Ihnen versprochen hat.«

Die Männer in der Gruppe murmelten zustimmend.

»Okay, alles zuhören«, ergänzte der Gruppenleiter, der Frank Petrusa hieß. »Für alle, die an diesem Workshop interessiert sind, liegt auf dem Schreibtisch ein Stapel mit Informationsmaterial aus. Nächste Woche treffen wir uns am Mittwoch, weil ich am Freitag einen Termin in Washington habe.«

Die Männer klatschten einander ab und wünschten sich eine gute Woche. Dann löste sich die Gruppe auf, und die Männer strömten aus dem Raum, manche mit dem von Hannah ausgedruckten Informationsmaterial in der Hand.

Frank sprach leise mit Titus. Seine Handprothese ruhte sanft auf der Schulter des Exsoldaten. Als Hannah den beiden zusah, war sie, wie so oft, überzeugt, dass es ihr guttat, hier zu arbeiten, denn ihre eigenen Probleme traten auf diese Weise in den Hintergrund. Während des letzten Jahres hatte sie oft gegen die Verzweiflung angekämpft. Und deshalb hatte sie sich um eine Stelle im Restoration House beworben, einem gemeinnützigen Verein in West Philadelphia, der Veteranen und deren Familien betreute. Das Bewerbungsgespräch hatte Father Luke, selbst Veteran und seines Amtes enthobener Priester, geführt, der seinen Titel allerdings weiterhin benutzte. Als Father Luke Hannah nach ihren Referenzen gefragt hatte, hatte sie ihn um ein vertrauliches Gespräch gebeten. Er hatte ihr versichert, dass alles unter ihnen beiden bleiben würde. Und so hatte sie ihm gestanden, hier in Philadelphia gewissermaßen im Untergrund zu leben. Er hatte noch ein wenig nachgehakt und sie dann trotzdem eingestellt. Mit dem Ergebnis, dass Hannah nun zur hilfsbereiten Familie des Restoration House gehörte.

»Hey, Anna, warte mal einen Moment«, sagte eine brummige Stimme.

Als Hannah sich an der Tür umdrehte, sah sie, dass Frank auf sie zukam. Er trug Sweatshirt, Armeehose und Kampfstiefel und kratzte sich mit den Fingern der rechten Hand am linken Handgelenk. Die linke Hand hatte er bei einem Bombenanschlag im Irak verloren, und die Prothese schien ihm großes Unbehagen zu bereiten. Hannah blieb stehen, bis er bei ihr war. Oft wunderte sie sich, wie es ihm gelang, stets eine positive Stimmung zu verbreiten, obwohl er noch immer an den Folgen seiner schweren Verletzungen litt.

»Ich bewundere dich«, meinte Hannah. »Du schaffst es immer wieder, zu den Jungs durchzudringen.«

»Ich habe es ja selbst erlebt«, erwiderte er nur. »Ich verstehe, was in ihnen vorgeht. Hey, ich wollte nur fragen, ob ihr heute Abend zu Father Lukes Geburtstagsfeier kommt.«

»Ja«, antwortete Hannah. »Wir freuen uns schon darauf. Wo ist dieses Restaurant noch mal? Ich hatte zwar einen Flyer im Posteingang, aber ...«

»Ebony’s Beans and Greens, Ecke 56th und Walnut.«

Die Feier zu Father Lukes sechzigstem Geburtstag wurde von seinem Lebenspartner ausgerichtet – dem Mann, für den er auf das Priesteramt verzichtet hatte. Spencer White war ein dicklicher Steuerberater mittleren Alters, der ganz in der Nähe wohnte. Father Luke und er waren vor einigen Jahren in aller Stille ein Paar geworden und widmeten ihre ganze Zeit dem Restoration House, Father Luke als Mitarbeiter und Spencer als ehrenamtlicher Helfer. Die Geburtstagsfeier würde zwar keine große Sache werden, allerdings etwas Besonderes für Hannah und Adam, die sonst kaum unter Leute gingen. »Ich bringe meinen Mann Alan mit«, sagte sie. »Ich möchte, dass ihr alle ihn ein bisschen kennenlernt.«

»Ich freue mich schon darauf«, erwiderte Frank. »Allmählich habe ich nämlich schon angefangen zu zweifeln, ob es ihn wirklich gibt.«

»Es gibt ihn, Ehrenwort.« Hannah grinste.

»Was ist er denn eigentlich von Beruf?«, erkundigte sich Frank.

»Nun, er ist so etwas wie ein mobiler Problemlöser. Er arbeitet in einem Laden namens Computerhelden. Dort kann man anrufen, wenn man jemanden braucht, der einen vor dem Computer-GAU rettet«, erklärte sie. Sie fügte nicht hinzu, dass es für einen Mann, der früher die IT-Abteilung eines Telefonanbieters geleitet hatte, kein Zuckerschlecken war, auf diese Weise seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Doch in ihrer derzeitigen Lage durfte man nicht wählerisch sein.

»Mann, vielleicht hat er ja einen Tipp für mich«, meinte Frank. »Mit meiner alten Kiste krieg ich rein gar nichts mehr hin.«

»Ihm fällt bestimmt etwas ein«, antwortete sie.

»Okay, dann bis heute Abend«, sagte Frank, winkte ihr mit seiner Prothese zu und machte sich auf den Weg in die Küche im hinteren Teil des Gebäudes, während Hannah in die Kindertagesstätte ging.

Sie war der heimeligste Raum in der heruntergekommenen, ja beinahe baufälligen Villa im Westen von Philadelphia. Die dankbaren Familien von Veteranen, die dort Hilfe gefunden hatten, hatten Kinderbettchen, Bücher und Spielsachen gespendet. Zwei der jungen Frauen von der Universität, die am Wochenende ehrenamtlich hier arbeiteten, hatten Kunststudenten überredet, ein farbenfrohes Bild an die Wand zu malen.

Hannah stand in der Tür und blickte in den Raum. Sydney spielte mit zwei anderen Kindern Quartett an einem Kindertischchen. Die Erzieherin, eine hübsche, dunkelhäutige Frau namens Kiyanna Brooks, die eine Nickelbrille und unzählige kunstvoll geflochtene Zöpfchen trug, gab Hannah ein Zeichen, damit sie sich nicht bemerkbar machte, bis die Spielrunde vorbei war. Hannah nickte lächelnd und sah weiter Sydney zu.

Während des letzten Jahres hatte Hannah Sydney so eingehend beobachtet wie ein Arzt einen frisch transplantierten Patienten. Sie hatte Ausschau nach Anzeichen dafür gehalten, dass sie mit dem neuen Leben, das sie sich aus den Trümmern ihres alten aufgebaut hatte, nicht zurechtkommen könnte. Sydneys neue Freunde kannten sie unter dem Namen Cindy, woran sie sich erstaunlich rasch gewöhnt hatte. Hannah, Adam und Sydney wohnten in Laufnähe zum Restoration House in einem viktorianischen Backsteinhaus, das einer älteren Schwarzen namens Mamie Revere gehörte. Mamie lebte in den unteren beiden Etagen, die Wickes, inzwischen als die Whitmans bekannt, hatten die Wohnung im zweiten Stock gemietet. Sie war ziemlich hell, wenn auch ein wenig klein, allerdings war sie nicht mit dem neuesten technischen Komfort ausgestattet. Oft ertappte Hannah sich dabei, dass sie es vermisste, eine Klimaanlage und eine Spülmaschine zu haben, doch daran war leider nichts zu ändern. In der Wohnung war einfach kein Platz für die Geräte auf Hannahs Wunschliste, ganz zu schweigen davon, dass es ihre derzeitige finanzielle Lage nicht erlaubte, sich diese anzuschaffen. Sie mussten jeden Cent zweimal umdrehen, seit sie Tennessee den Rücken gekehrt hatten – auch etwas, an das sie sich hatte gewöhnen müssen.

Zumindest hatte sich Sydney noch nie bei Hannah und Adam über die Stadt und ihr neues Zuhause beschwert. Die Vormittage verbrachte sie bei einer Tagesmutter einen Häuserblock entfernt. Mittags holte Hannah sie ab und nahm sie mit in die Kindertagesstätte des Restoration House, während sie selbst Veteranen und deren Familien beriet.

»Gewonnen!«, jubelte Sydney, und das Spiel war rasch zu Ende, als ein kleiner Junge am Tisch seine überdimensionalen Spielkarten hinwarf und sich selbst zum Sieger erklärte.

»Das ist...


MacDonald, Patricia
Patricia MacDonalds fesselnde psychologische Thriller sind weltweit auf den Bestsellerlisten vertreten. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in New Jersey, USA.



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