Mack Star Trek - The Next Generation 09: Kalte Berechnung - Lautlose Waffen
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86425-736-0
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 9, 380 Seiten
Reihe: Star Trek - The Next Generation
ISBN: 978-3-86425-736-0
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Drei Jahre nach der zerstörerischen letzten Borg-Invasion hat der kalte Krieg gegen den Typhon-Pakt die Sternenflotte fest im Griff. Ihre Ressourcen werden knapp. Ausgerechnet jetzt droht eine gefährliche neue Technologie die Föderation von innen heraus zu zerstören. Captain Jean-Luc Picard und die Enterprise und werden zur Zielscheibe in einem tödlichen Spiel aus Täuschung und Betrug. Sie mu?ssen einen Weg finden, den Spion in ihrer Mitte zu enttarnen - bevor es zu spät ist. Und je näher sie dran sind, den Feind zu entlarven, desto tiefer geraten sie selbst in die Falle ...
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KAPITEL 1
Wenige Dinge hasste Hilar Tohm so sehr, wie warten zu müssen. Schon in ihrer Jugend auf Trill, während ihrer Jahre an der Sternenflottenakademie, später als Analytikerin und jetzt als Bereichsleiterin für den Geheimdienst der Sternenflotte war sie immer stolz auf ihre Pünktlichkeit gewesen. Sie sah es als persönlichen Affront an, wenn andere ihr nicht denselben Grad an Professionalität und Höflichkeit entgegenbrachten. Ihrer Meinung nach fielen diejenigen, die ständig zu Terminen zu spät kamen, in eine von zwei Kategorien: die Passiv-Aggressiven, die sich mit ihrer Verspätung in irgendeiner Weise am Gegenüber rächen wollten, und die einfach nur Unhöflichen, die andere zur Demonstration ihrer persönlichen Macht warten ließen. Sie wollten damit ausdrücken: Ich kann es mir leisten, deine Zeit zu verschwenden, weil meine so viel wertvoller ist. Sie trank noch einen Schluck von ihrem inzwischen lauwarmen Oolong-Tee mit Zitrone und Blütenhonig, strich sich eine Locke ihres krausen, kastanienbraunen Haars aus den Augen und sah noch einmal auf ihre Armbanduhr. Die zeigte noch dreißig Sekunden bis 1600 Ortszeit, entsprechend der seltsamen Art der Zeitmessung auf der orionischen Heimatwelt. Wehe ihm, wenn er zu spät ist. Zwanzig Sekunden bevor die volle Stunde erreicht war, betrat die Person, auf die sie wartete, das Café, sah sich um und entdeckte sie. Der schlanke, blauäugige Data war ein wenig größer als ein durchschnittlicher Mensch. Seine Haut war hell, und das zerzauste, hellbraune Haar war rechts gescheitelt. Er trug einfache Kleidung – dunkle Hose und Schuhe, ein cremefarbenes Leinenhemd und eine Jacke aus Kunstleder – und bewegte sich elegant und selbstbewusst. Ohne ihr zuzuwinken oder seinen Gesichtsausdruck zu verändern, schlängelte er sich durch die dicht beieinanderstehenden Tische und Stühle, auf denen Cafébesucher Dutzender verschiedener Spezies saßen. Unbeirrbar kam er auf ihren Tisch zu. Als er ihn erreicht hatte, grüßte er Tohm mit einem höflichen Nicken. »Ist der Platz frei?« Sie antwortete mit der vorher abgesprochenen Losung: »Ich halte ihn für meinen Bruder frei.« »Alle Menschen sind Brüder«, gab Data zurück, »bis die Miete fällig wird.« Tohm bedeutete ihm, sich zu setzen, und er nahm ihr gegenüber Platz. »Danke, dass Sie mich so kurzfristig treffen.« »Kein Problem.« Sie senkte die Stimme. »Unter welchem Namen reisen Sie?« Data lehnte sich vor und flüsterte: »Daniel Soong.« Dann zuckte er mit einer Schulter und lächelte selbstironisch. »Nennen Sie mich ruhig sentimental.« Seine Miene änderte sich, als bestehe sie aus Quecksilber, und wurde sofort ernst und geschäftsmäßig. »Ich wollte nur sagen, dass ich Ihre Diskretion diesbezüglich zu schätzen weiß.« »Dann lassen Sie mich sagen, dass ich, wenn sich nicht gewisse bekannte Persönlichkeiten für Sie eingesetzt hätten, gar nicht erst mit Ihnen sprechen würde.« Sie warf einen ungeduldigen Blick auf ihr Chronometer. »Was brauchen Sie?« Der menschlich aussehende Androide griff in seine Jacke, holte einen durchscheinenden, wasserblauen isolinearen Chip hervor und schob ihn über den Tisch, bis er wenige Zentimeter neben Tohms Hand zu liegen kam. »Eine umfassende Durchsuchung des Orion-Bankensystems, inklusive privater Datenbanken und nicht digitalisierter Archive.« Sie streckte einen Finger aus und ließ den Chip mit der Geschicklichkeit eines Zauberkünstlers unter der Handfläche verschwinden. »Wonach genau suche ich?« »Nach allem, was die Finanzen der Personen und Konzerne betrifft, die auf dem Chip verzeichnet sind.« Verstohlen blickte er über die Schulter, als befürchte er eine maschinelle Überwachung oder Lauscher auf dieser Welt, die von Privatsphäre geradezu besessen war. »Die gelisteten Personen und Institutionen sollten Ihren Kollegen bereits bekannt sein. Einige von ihnen stehen bereits seit über hundert Jahren unter Überwachung, und alle werden derzeit von Ihrem Geheimdienst beobachtet.« Sein Auftreten war ruhig und professionell, aber das schiere Ausmaß dessen, worum er sie bat, machte Tohm unruhig. »Das ist etwas umfangreicher, als ich erwartet hatte.« »Welche Art der Hilfestellung hatten Sie denn erwartet?« Sie achtete genau auf seine Reaktion, als sie antwortete: »Vielleicht eine Adresse oder einige Kommunikationsaufzeichnungen. Nichts so …«, sie tippte mit einem Finger auf den isolinearen Chip, »… Prekäres.« Der Androide mit dem jung wirkenden Gesicht schien von ihrem Geständnis unbeeindruckt. »Darf ich Ihre Zurückhaltung dahingehend verstehen, dass Sie mir in dieser Angelegenheit nicht helfen können oder wollen?« »Nicht unbedingt. Aber ich muss mehr darüber erfahren, was ich da untersuche.« Data runzelte die Stirn und schürzte die Lippen. »Ich möchte aus verschiedenen Gründen nicht zu viel darüber sagen.« Diese ausweichende Antwort weckte ihr Interesse. »Wie viel können Sie mir denn sagen?« »Das Objekt meiner Nachforschungen ist ein Individuum, das dem Gewahrsam der Sternenflotte bereits mindestens zweimal entkommen ist und das sich unter mehr als einhundert Decknamen innerhalb der Föderation und darüber hinaus bewegt. Es besitzt Informationen, die nach meiner Einschätzung für die Sicherheit der Föderation von zentraler Bedeutung sein könnten.« Tohm suchte Datas Gesicht nach Hinweisen darauf ab, dass er log, aber seine Miene war undurchdringlich. »Wie kommen Sie darauf, dass der orionische Finanzsektor die Informationen hat, die Sie brauchen?«, fragte sie. »Auch wenn diese Person sich als einfallsreich und unabhängig bewiesen hat, braucht sie gelegentlich die Föderation und ihre Ressourcen. Aber selbst wenn dem nicht so wäre, glaube ich, dass er nicht gewillt ist, alle Bande mit unserer Kultur zu zerreißen. Wenn er jedoch einen solchen Kontakt, so flüchtig er auch sein mag, aufrechterhalten will, muss er über irgendeine Art von finanzieller Identität verfügen, die wir anerkennen und akzeptieren. Die Bank von Bolarus und die Kreditbörse von Ferenginar habe ich als Sitz dieser Identität ausgeschlossen. Er würde sein Vermögen nicht in Depots unterbringen, die unter der Kontrolle unserer Rivalen stehen, und er kann kein Konto in einem Institut führen, das der Regierung der Föderation untersteht. Daraus ergibt sich die Bank von Orion als wahrscheinlichster Ort für seine verbliebenen finanziellen Tarnidentitäten.« So viel muss ich ihm lassen: Er ist gründlich. Sie nahm den Chip vom Tisch und steckte ihn in die Tasche. »Ich werde sehen, was ich tun kann. Eine letzte Frage habe ich allerdings noch.« Er legte den Kopf schief und sah sie erwartungsvoll an. »Sie sind gegenwärtig nicht im aktiven Dienst. Warum suchen Sie diesen Kerl also wirklich?« Die Frage schien Data zu amüsieren; er unterdrückte ein Lächeln und sah für einen Moment auf die Tischplatte hinunter, bis er sich wieder gefasst hatte. »Sagen wir einfach, es handelt sich um eine … Familienangelegenheit.« »Nun gut.« Da ihm diese Antwort auszureichen schien, blieb ihr keine Wahl, als sich ebenfalls damit zufriedenzugeben. »Ich werde einige Tage brauchen. Wie kann ich Sie erreichen?« Er deutete mit dem Kopf Richtung Innenstadt. »Ich residiere in der Royal Suite des Imperial Star Resort unter dem Namen Miller.« »Das Imperial Star?« Sie war sicher, sich verhört zu haben. »Das innerhalb des diplomatischen Gebiets der Nalori?« Er nickte. Gerade wollte sie fragen, warum er den Decknamen Miller gewählt hatte, überlegte es sich dann aber anders. »Gut, ich werde mich bald bei Ihnen melden.« Er stand auf. »Ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören.« Als sie einander die Hand gaben, stellte Tohm überrascht fest, dass Datas Haut sich warm anfühlte und die Fingerspitzen leichte Schwielen aufwiesen. Lächelnd ließ er ihre Hand los. »Guten Abend.« Tohm sah Data zu, wie er sich wieder aus dem Raum wand, dann verließ sie das Café durch die Hintertür. Einen flüchtigen Augenblick lang, in der Gasse vor der Tür, hatte sie das unbestimmte Gefühl, beobachtet zu werden. Aber als sie sich umdrehte, um ihren Verfolger zu stellen, sah sie nur eine leere Straße, verdunkelte Fenster und das Dröhnen des nächtlichen Verkehrs in der Hauptstadt von Orion. Du wirst paranoid, neckte sie sich selbst. Vielleicht bist du schon zu lange in deinem Beruf. Die Hände tief in die Taschen geschoben, beschleunigte sie ihre Schritte in Richtung der Föderationsbotschaft. Denn auch wenn sie sicher war, dass ihr niemand folgte, wusste sie, dass sie mit dieser Überzeugung in ihrer Branche früher oder später falschliegen würde. Leuchtend wie ein Prisma wölbten sich die Ringe des Gasriesen über den Hauptschirm der Enterprise. Picard betrachtete sie staunend und...