MacLeod | DAS MAGISCHE ZEICHEN | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

MacLeod DAS MAGISCHE ZEICHEN

Ein Abenteuer-Roman
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7487-5851-8
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Abenteuer-Roman

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-7487-5851-8
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die junge ostafrikanische Republik Yabanza ist in Gefahr: Radikale politische Gruppen beschwören den Geist vergangener Zeiten - magische Riten und Zauberzeichen sollen erneut die Menschen beherrschen. Am Rande eines noch aktiven Vulkans wird der entscheidende Kampf zwischen Fortschritt und Aberglaube ausgetragen... Das magische Zeichen von Robert MacLeod - ein Pseudonym des schottischen Kriminal-Schriftstellers Bill Knox (* 1928 in Glasgow; ? März 1999 ebenda) - erschien erstmals im Jahr 1964; eine deutsche Erstausgabe folgte 1969. Das magische Zeichen erscheint in der Reihe APEX ADVENTURE, in welcher Klassiker der Abenteuer-Literatur als durchgesehene Neuausgaben neu aufgelegt werden.

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  Zweites Kapitel
    »Mr. Hartford!« Lieutenant Chiba fiel in Trab, um das Tempo seines langbeinigen Schutzbefohlenen mithalten zu können, der eilig auf den Lift zuging. »Ich möchte Sie gern ins Hotel fahren. Das ist nicht weit, aber wir können uns unterwegs unterhalten.« Er sah fragend zu Hartford auf und wurde sich des kühl abschätzenden Blicks aus den scheinbar schläfrigen Augen bewusst. »Ist mir auch recht«, sagte Hartford trocken, aber ohne Schärfe. »Vielleicht können Sie mir sogar sagen, wo ich wohne?« »Im Merville-Hotel, Zimmer 23.« Der Afrikaner drückte am Lift auf den Knopf. »Batley, der hiesige Agent Ihrer Firma, hat das Hotelzimmer für Sie reservieren lassen. Sie kennen ihn?« Hartford schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Nur dem Namen nach.« Der Lift summte leise nach unten und kam mit sanftem Ruck im Erdgeschoss zum Stehen. Einen Augenblick später verließen sie das Regierungsgebäude und gingen an der Askari-Wache vorbei zu dem geparkten Chevrolet. Wieder setzte Chiba vor dem Losfahren seine Sonnenbrille auf, dann ließ er den Motor an und legte den ersten Gang ein. Als der Wagen sich in Bewegung setzte, wandte er sich halb seinem Mitfahrer zu. »Mr. Hartford, ich möchte, dass Sie etwas verstehen. Rionga Shibarus Frau ist meine Cousine, und ich verdanke ihm viel. Aber es geht um mehr – dieses Land braucht ihn, und ich stehe auf seiner Seite.« »Das habe ich mir gedacht«, sagte Hartford leichthin. »Wieviel andere wissen noch Bescheid?« »Nur wenige. Es ist besser so.« Chiba konzentrierte sich für ein paar Sekunden auf das Fahren. Er hielt am Ende der schmalen Seitenstraße an, schob sich dann zollweise auf die vielbefahrene Hauptstraße hinaus und bahnte sich mit gellender Hupe einen Weg durch die gleichmäßige Herde von Fußgängern. »Shibaru sagte, Sie kennen das Nordterritorium.« Chiba nickte und behielt die Straße im Auge. »Ich kenne es. Als junger mtoto habe ich dort gelebt. Mein Vater war im Buschland, nicht weit von Kalaya entfernt, einer der wenigen Elfenbeinjäger, die sich von den Briten nie erwischen ließen. Er verkaufte die Stoßzähne an arabische Händler, kaufte dafür Rinder, verkaufte die Rinder wieder für neue Stoßzähne und hatte dann, als die Elefanten davonzogen, genug Geld, um uns nach dem Süden zu bringen und in Sabaki eine Bierhalle zu eröffnen. Hier lernte er Taxifahren – mein Vater, ein Mann, der noch mit dem Speer gejagt hat.« Stolz schwang in seiner Stimme. »Inzwischen gehört ihm ein ganz schöner Fuhrpark. Er hat mich erst auf eine Missionsschule und dann auf die Universität geschickt.« Der Wagen überholte laut hupend einen dahinkriechenden Jeep, der mit allen möglichen Kisten vollgepackt war. »Ich habe in London und Moskau studiert.« Hartford taute bei der unbekümmerten Offenheit des Afrikaners ein wenig auf und fragte: »Und die Elefanten-Ngoma, sind Sie damit einverstanden, dass sie zerstört wird?« Chiba biss verärgert die Zähne zusammen. »Hapana – nein. Aber was sollen wir sonst tun? Sie kennen doch unser Land, Mr. Hartford. Kommt es Ihnen seltsam vor, dass diese Laune der Natur zu einem solchen Symbol geworden ist, zu einer so mächtigen Medizin, ganz besonders im Hinterland?« »Nein.« Hartford verzog das Gesicht. »In England gibt es auch ein Nordterritorium, das man Schottland nennt...« »Ich habe in London Schotten kennengelernt«, fiel ihm Chiba grinsend ins Wort. »Sie waren sehr laut, sprachen ein eigentümliches Englisch und trugen an ihren Nationalfeiertagen karierte Röcke. Sie hatten haarige Beine.« »Ein vernünftiges, zusammenfassendes Urteil«, stimmte ihm Hartford zwinkernd zu. »Nun, vor vielen Jahren ging den, Schotten ein heiliger Stein verloren, der Schicksalsstein, den einst die alten Könige als Thronsessel benutzten. Die Engländer erbeuteten ihn und bewahrten ihn in London in der Westminster-Abtei auf. Vor wenigen Jahren brachen ein paar Schotten in die Abtei ein, packten den Stein und schmuggelten ihn nach Norden zurück. Die Engländer haben ihn schließlich wiederbekommen, und jetzt ist er angekettet und wird bewacht. Wenn die Schotten jedoch im Besitz des Steins geblieben wären, so hätte es leicht zu einer Kampagne Los von Britannien kommen können. Amerika, Deutschland, Frankreich – jedes Land hat seine eigenen Symbole, an denen der Stolz sich entzündet und mit denen Gefühle aufgepeitscht werden.« »Die Engländer hätten den Stein zerschlagen sollen«, meinte Chiba stirnrunzelnd. Er bremste den Wagen vor einer Kreuzung und trat wieder aufs Gas, als ein gelangweilter Verkehrspolizist ihm mit seinem Stöckchen ein Zeichen gab. »Das wünschen sich heute auch manche Engländer«, sagte Hartford. »Was die Elefanten-Ngoma betrifft, so hat Shibaru vermutlich recht.« Das war ja gerade der Kummer, und er wusste es: Wenn man unwesentliche Dinge wie Ehrlichkeit, Treue und Gefühl beiseiteschob, so blieb Shibarus raues Zweckmäßigkeitsdenken als solider Fels zurück. Er wandte sich wieder dem jungen Yabanzani zu. »Was wissen Sie über Gebel, den Parteisekretär der FAU? Zu meiner Zeit war er noch nicht im Lande.« »Der ist ganz plötzlich aufgetaucht«. Die Frage war Chiba unangenehm. »Manche Leute behaupten, er hat die Kongo-Unruhen als Söldner mitgemacht.« »Ein Europäer?« Hartford hob eine Augenbraue. »Ein Mischling, aber so hellhäutig, dass er sich für das eine oder das andere ausgeben kann.« Chiba zuckte die Achseln. »Und ein sehr schlauer Fuchs, Mr. Hartford. Ich habe ihn nur einmal gesehen, und selbst da aus der Entfernung. Er verschwindet, er taucht wieder auf, und dann flammen meistens irgendwo Unruhen auf. Die Leidtragenden sind immer Leute, die sich in irgendeiner Form gegen die FAU gestellt haben.« Er lenkte den Wagen an den Bordstein und hielt gegenüber den Betonsäulen des Merville-Hotels an. Sofort trat ein weißgekleideter Afrikaner, ein Portier, aus dem Schatten. »Mr. Hartford«, sagte Chiba hastig und drängend, »vergessen Sie bitte nicht, dass Sie und Ihre Begleiter nur mit den Sisalkonzessionen zu tun haben. Wir sehen uns morgen wieder. Batley ist über alle Einzelheiten unterrichtet.« Hartford verabschiedete sich mit einem frostigen Lächeln, stieg aus und schüttelte den Kopf, als der Portier sich nach seinem Gepäck erkundigte. Während Chiba davonfuhr, betrat er durch die geöffneten Flügeltüren die Halle des Merville-Hotels und ging zum Empfangspult. »Ich heiße Hartford. Hier ist ein Zimmer für mich reserviert.« »Ihr Zimmer ist bereit, Sir. Wenn Sie bitte hier unterschreiben wollen?« Der Empfangschef, ein aalglatter, schmächtiger junger Inder mit einer Andeutung von Lispeln, verneigte sich und schob Hartford das Gästebuch zu. »Ihr Gepäck ist schon oben, Sir, und Ihre Zimmernummer...« »...ist 23«, ergänzte Hartford seufzend. Der Hotelangestellte blinzelte, nickte dann und winkte mit einer herrischen Geste den wartenden Hausboy herbei, einen hageren Jungen mit dem Narbenzeichen des Naru-Stammes auf den Wangen. »Ich habe eine Nachricht für Sie, Sir. Mr. Batley erwartet Sie in der kleinen Bar, sobald Sie fertig sind.« »Danke.« Hartford folgte dem Hausboy. Das Merville-Hotel besaß keinen Aufzug, aber er brauchte nur zwei Treppen zu steigen, dann stand er in einem großen, hohen Zimmer, betrachtete die weißen Bettbezüge, die zwei ordentlich neben dem mächtigen Mahagonischrank stehenden Koffer sowie die Flasche Whiskey, den Sodasiphon und das Glas auf dem kleinen geflochtenen Bambustisch neben dem einzigen Lehnstuhl des Zimmers – der übliche Willkommensgruß des Merville-Hotels. Er suchte in seiner Tasche nach Kleingeld, hielt einen silbernen Mariatheresientaler hoch und bemerkte, wie das Grinsen des Jungen breiter wurde. »Bwana?« »Geh hinunter zu Mr. Batley in die kleine Bar und sag ihm, dass ich in zehn Minuten bei ihm bin. Wie heißt du?« »Kaba, Bwana.« »Ich habe noch mehr solche Taler in meiner Tasche, Kaba. Ein paar davon können dir gehören.« Der Hausboy sah ihn erwartungsvoll an. »Brauchen Sie nachher ein Mädchen, Bwana?« Hartford schüttelte den Kopf. »Es könnte sein, dass sich Männer nach mir erkundigen. In diesem Fall möchte ich Bescheid wissen.« »Ich werde daran denken, Bwana.« Der Hausboy nahm die Münze mit ausdrucksloser Miene entgegen und verschwand. Er schloss die Tür geräuschlos hinter sich. Seufzend zog Hartford sein Jackett aus, warf es auf das Bett, lockerte den Schlips und schraubte dann die Whiskeyflasche auf. Er goss sich einen Drink ein und ließ sich bequem in dem Sessel nieder. Während er behaglich an dem Whiskey nippte, beobachtete er eine Fliege mit smaragdgrün gesprenkelten Flügeln, die langsam über die gegenüberliegende Wand kroch, und dachte darüber nach, wie das Schicksal ihn wieder einmal eingeholt hatte. Shibaru hatte allen Grund zur Besorgnis. Er musste durchaus mit Schwierigkeiten rechnen; mit blutigen Zusammenstößen, wie sie um den berühmten goldenen Stuhl des kriegerischen Ashanti-Stammes entbrannt waren, oder in Basutoland immer noch um das heilige Medizinhorn wüteten. Falls diese Elefantentrommel tatsächlich existierte, konnte sie ein gefährliches politisches Gift darstellen. Hartford war versucht, Shibaru von diesem Gift kosten zu lassen, aber dagegen sprachen noch mehr Gründe als die verlockenden 40.000 Dollar. Er selbst hatte in Yabanza bereits ein furchtbares Blutbad erlebt, und das reichte ihm. Dabei kam ihm ein ganz praktischer Gedanke: Er hätte Chiba eingehender nach dem Eingeborenen fragen sollen, der an Pocken gestorben war, nach dem Mann mit den Talern....



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