E-Book, Deutsch, Band 3, 400 Seiten
Reihe: Die "Shatter me"-Reihe
Mafi Ignite Me
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-641-33450-5
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Fortsetzung der mitreißenden Romantasy-Reihe. TikTok made me buy it
E-Book, Deutsch, Band 3, 400 Seiten
Reihe: Die "Shatter me"-Reihe
ISBN: 978-3-641-33450-5
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die TikTok Sensation - Mitreißende Young Adult Romantasy-Reihe mit Suchtfaktor für alle Fans von Leigh Bardugo, Sarah J. Maas und Victoria Aveyard.
Dieses Buch ist bereits unter dem Titel 'Ich brenne für dich' erschienen.
Tahereh Mafi ist die internationale Bestsellerautorin und 'National Book Award'-nominierte Autorin von mehr als einem Dutzend Büchern, darunter die 'Shatter Me'-Serie, die 'Woven Kingdom'-Serie, 'Wie du mich siehst' und 'Wie ein leuchtender Stern'. Ihre Bücher wurden in über dreißig Sprachen übersetzt. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Autor Ransom Riggs, und ihrer Tochter in Südkalifornien. Die Autorin ist online unter taherehmafi.com zu finden.
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6
»Könnte man vielleicht so bezeichnen.« Warner zuckt die Achseln. »Wir nennen es Simulationsraum.«
»Du hast mich gezwungen, dieses Kind zu foltern«, sage ich, und die Wut und Angst dieses Tages brechen wieder über mich herein. Wie sollte ich das je vergessen können? Die entsetzlichen Erinnerungen aus meiner Vergangenheit, die ich erneut durchleben musste, weil Warner seinen Spaß haben wollte. »Das werde ich dir niemals verzeihen«, sage ich, und meine Stimme klingt schneidend. »Ich werde dir niemals verzeihen, was du diesem kleinen Jungen angetan hast. Was ich ihm deinetwegen antun musste!«
Warner runzelt die Stirn. »Entschuldige – was?«
»Du warst bereit, ein Kind zu opfern!« Jetzt zittert meine Stimme. »Wegen deiner idiotischen Spiele! Wie konntest du nur etwas so Abscheuliches tun!« Ich feuere das Kissen auf ihn. »Du krankes, herzloses Monster!«
Warner fängt das Kissen auf und starrt mich an, als sähe er mich zum ersten Mal. Dann weiten sich seine Augen, und das Kissen gleitet ihm aus der Hand, fällt zu Boden. »Ach so«, sagt er langsam. Kneift die Augen zu, um sich zu beherrschen. »O Gott, du wirst mich umbringen«, sagt er, kann sein Lachen jetzt nicht mehr unterdrücken. »Damit komme ich bestimmt nicht mehr klar –«
»Wovon redest du? Was ist los?«, frage ich.
Er grinst immer noch breit, als er sagt: »Erzähl es mir, Süße. Erzähl mir einmal ganz genau, was an dem Tag passiert ist.«
Ich balle die Fäuste vor Wut über seine Flapsigkeit. »Du hast mir irgendwelche winzigen Stofffetzen zum Anziehen gegeben! Und mich in die Kellerräume vom Hauptquartier gebracht und in einen dreckigen alten Raum eingeschlossen. Ich seh das alles noch vor mir«, sage ich, um Beherrschung bemüht. »Widerliche gelbe Wände. Abgetretener brauner Teppich. Riesiger Spionspiegel.«
Warner zieht die Augenbrauen hoch. Nickt, damit ich weiterspreche.
»Dann … hast du irgendeinen Schalter umgelegt.« Ich muss mich zwingen weiterzureden. Habe keine Ahnung, weshalb ich an mir selbst zu zweifeln beginne. »Und diese riesigen Metallstacheln schossen aus dem Boden. Und dann –«, ich zögere, muss mich wappnen, »kam ein Kleinkind reingelaufen. Mit verbundenen Augen. Und du hast gesagt, er sei dein Stellvertreter. Wenn ich ihn nicht retten würde, dann würdest du es auch nicht tun.«
Warner betrachtet mich forschend. »Bist du sicher, dass ich das gesagt habe?«
»Ja.«
»Ach ja?« Er legt den Kopf schief. »Du hast mit eigenen Augen gesehen, wie ich das gesagt habe?«
»N-nein«, sage ich rasch, »aber da waren Lautsprecher – ich habe deine Stimme gehört –«
Er holt tief Luft. »Ja, sicher. Natürlich.«
»Ich habe dich aber sprechen hören«, beharre ich.
»Und was ist danach passiert?«
Ich schlucke. »Ich musste den Jungen retten. Er wäre sonst gestorben. Er sah nicht, wo er hinlief, und wäre sonst von diesen Stacheln aufgespießt worden. Ich musste ihn hochnehmen und so halten, dass ich ihn dabei nicht töten würde.«
Ein kurzes Schweigen.
»Und ist dir das gelungen?«, fragt Warner dann.
»Ja«, flüstere ich. Ich kann nicht begreifen, weshalb er mir diese Fragen stellt, obwohl er doch alles selbst miterlebt hat. »Und dann wirkte der Junge leblos«, rede ich weiter. »War einen Moment lang gelähmt in meinen Armen. Aber dann hast du einen anderen Schalter umgelegt, und die Stacheln sind verschwunden, und ich habe den Jungen abgesetzt, und er – er fing wieder an zu weinen und stolperte gegen meine nackten Beine. Und fing an zu schreien. Und ich … ich wurde so rasend wütend auf dich …«
»Dass du eine Betonwand durchbrochen hast«, sagt Warner, und ein kleines Lächeln spielt um seine Lippen. »Du hast Beton durchbrochen, weil du mich erwürgen wolltest.«
»Du hattest es verdient«, höre ich mich sagen. »Das und Schlimmeres.«
»Tja«, seufzt er. »Wenn ich tatsächlich getan hätte, was du behauptest, hätte ich das wohl wahrhaftig verdient.«
»Was meinst du damit? Ich weiß doch, dass du es getan hast –«
»Ach wirklich?«
»Ja, sicher!«
»Dann sag mir doch, Süße, was aus dem Jungen geworden ist.«
»Was?« Ich erstarre, und Eiszapfen schürfen mir über die Arme.
»Was ist aus dem kleinen Jungen geworden? Du sagst, du hast ihn abgesetzt. Aber dann hast du eine Betonwand durchbrochen, in die ein drei Meter breiter Spiegel eingelassen war, und hast dich nicht mehr um das Kind gekümmert, das deiner Aussage nach in dem Raum umherirrte. Meinst du nicht, das Kind wäre bei so einer Aktion verletzt worden? Meine Soldaten haben jedenfalls Verletzungen davongetragen. Du bist durch Beton gebrochen, Süße. Du hast eine riesige Glasfläche zerstört. Und du hast nicht innegehalten, um dir zu überlegen, wen die ganzen Splitter und Trümmer vielleicht getroffen haben.« Er hält inne. Starrt mich an. »Oder?«
»Nein«, keuche ich. Das Blut scheint mir aus dem Leib zu rinnen.
»Was ist also passiert, nachdem du weggegangen bist?«, fragt er. »Oder erinnerst du dich nicht daran? Du hast dich umgedreht und bist rausmarschiert, nachdem du meinen Raum zertrümmert, meine Männer verletzt und mich an die Wand geknallt hattest. Du bist einfach rausgegangen.«
Ich bin wie benommen, als die Erinnerung zurückkehrt. Das stimmt. Er hat recht. Ich musste einfach so schnell wie möglich raus da. Weg, um wieder klarzusehen.
»Was ist also mit dem Jungen geschehen?«, fragt Warner hartnäckig weiter. »Wo war er, als du rausgegangen bist? Hast du ihn gesehen?« Warner zieht die Augenbrauen hoch. »Und was ist mit den Stacheln? Hast du mal hingeschaut, um festzustellen, woher sie gekommen waren? Weshalb sie einen Teppichboden durchbohrt haben, ohne Löcher zu hinterlassen? Fühlte sich der Boden unter deinen Füßen irgendwie beschädigt oder uneben an?«
Ich versuche regelmäßig zu atmen und ruhig zu bleiben. Fühle mich wie gebannt von seinem Blick.
»Juliette, Süße«, sagt Warner leise. »Es gab keine Lautsprecher in diesem Raum. Er ist absolut schalldicht und nur mit Sensoren und Kameras ausgestattet. Es ist eine Simulationskammer.«
»Nein«, hauche ich fassungslos. Ich will nicht akzeptieren, dass ich mich geirrt habe, dass Warner nicht das Monster ist, für das ich ihn gehalten habe. Er darf jetzt nicht alles ändern. Darf mich nicht so verwirren. So soll das nicht ablaufen. »Das ist nicht möglich –«
»Ich habe insofern Schuld auf mich geladen«, sagt er, »als ich dich gezwungen habe, diese grausame Simulation zu durchlaufen. Dafür übernehme ich die Verantwortung, ich habe mich auch schon dafür entschuldigt. Aber ich wollte dich damit nur zu einer Reaktion treiben, und ich wusste, dass diese Situation etwas in dir auslösen würde. Aber, großer Gott, Süße –«, er schüttelt den Kopf, »du musst eine entsetzlich schlechte Meinung von mir haben, wenn du glaubst, ich würde jemandem ein Kind stehlen und dann zusehen, wie du es folterst.«
»Das war nicht echt?« Ich erkenne die raue, krächzende Stimme nicht wieder, die einmal meine war. »Das war alles nicht echt?«
Er lächelt mich mitfühlend an. »Ich habe die Basiselemente dieses Programms entworfen. Das Tollste daran ist, dass es sich direkt den emotionalen Reaktionen des jeweiligen Soldaten, der es durchläuft, anpassen kann. Wir benutzen es, um Soldaten zu schulen, die bestimmte Ängste überwinden müssen oder eine besonders heikle Mission vor sich haben. Man kann so gut wie jede Umgebung damit simulieren«, erklärt er. »Sogar Soldaten, die genau wissen, was auf sie zukommt, vergessen, dass sie sich in einer Simulation befinden.« Er wendet den Blick ab. »Ich wusste, dass es schlimm für dich wird, und habe dich dem trotzdem ausgesetzt. Und ich bedauere es aufrichtig, dass ich dich damit gequält habe. Doch ja«, sagt er leise und sieht mich wieder an, »es war alles nicht echt. Meine Stimme hast du dir eingebildet. Ebenso wie den Schmerz, die Geräusche, die Gerüche. Das war alles nur in deinem Kopf.«
»Ich will das nicht glauben«, flüstere ich.
Er versucht zu lächeln. »Was meinst du, warum ich dir diese Kleider gegeben habe?«, fragt er. »Der Stoff war mit einer Chemikalie präpariert, die auf die Sensoren im Raum anspricht. Und je weniger man anhat, desto leichter können die Kameras deine Körperwärme, deine Bewegungen registrieren.« Er schüttelt den Kopf. »Ich hatte nie die Chance, dir zu erklären, was du da erlebt hast. Zuerst wollte ich dir sofort folgen, aber dann dachte ich mir, dass ich dir vielleicht erst Zeit lassen sollte, dich zu sammeln. Was ein dummer Fehler meinerseits war. Als ich dich dann wiedersah, war es nämlich schon zu spät. Da warst du schon bereit, aus einem Fenster zu springen, nur um von mir wegzukommen.«
»Aus gutem Grund«, fauche ich.
Er hält abwehrend die Hände hoch.
»Du bist ein furchtbarer Mensch!«, schreie ich und bewerfe ihn mit den restlichen Kissen, wütend und verstört und gedemütigt. »Warum hast du mich dieser Situation ausgesetzt, wo du doch wusstest, was ich durchgemacht hatte, du blöder, überheblicher –«
»Bitte, Juliette«, sagt er, tritt auf mich zu und weicht einem Kissen aus, um mich an den Armen zu fassen. »Es tut mir ehrlich leid, dass ich dich gequält habe, aber ich glaube wirklich, es hat sich gelohnt –«
»Fass mich nicht an!« Ich reiße mich los, umklammere einen Bettpfosten, als sei er eine Waffe. »Ich sollte gleich noch mal auf dich schießen, weil du mir das angetan hast! Ich...