E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
Maitland Eine Frau mit Geheimnis
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-6477-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6477-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine unmögliche Liebe? Alexandra hat unrettbar ihr Herz verloren an Dominic Aikenhead, Duke of Calder. Auch wenn sie weiß, dass er ihre Gefühle niemals erwidern wird. Denn für ihn ist sie Captain Alexej Alexandrow, ein junger Mann und tapferer russischer Husar, dem er seine Freundschaft angeboten hat. Nur reicht das Alexandra schon bald nicht mehr. Immer stärker verzehrt sie sich danach, ein einziges Mal als Frau mit dem attraktiven Duke zusammen zu sein. Doch wie, ohne dass er ihre wahre Identität erfährt? Da bietet ein Maskenball überraschend die Chance, ihm im Kostüm einer geheimnisvollen Fremden einen leidenschaftlichen Kuss zu stehlen ...
Joanna wurde in Schottland mit schottischen und irischen Wurzeln geboren. Sie studierte einschließlich eines Jahres in Frankreich als Sprachassistentin für Englisch und einem Semester auf einer Universität in Deutschland moderne Sprachen und Geschichte auf der Glasgow Universität. Während dieser Phase erhielt sie Einblicke in die Essgewohnheiten Frankreichs und die Gepflogenheiten des Biertrinkens in Deutschland. Natürlich lernte sie dabei auch die Feinheiten der beiden Sprachen besser kennen und entwickelte eine immer noch anhaltende Zuneigung zu beiden Ländern. Nach ihrem Studium arbeitete sie bei der Royal Air Force. Welche sie jedoch nach ihrer Heirat wider verließ um ins zivile Leben zurückzukehren. Unter anderem arbeitete sie für eine Wohltätigkeitsorganisation als Vorstandsvorsitzende, wo sie ihre Managementfähigkeiten gut einbringen konnte. Sie und ihr Mann leben in Südengland. Nachdem ihre Kinder längst flügge sind, genießen sie die Zeit und bereisen die Welt, wann immer es ihnen passt. Und dazwischen vergnügt sie sich mit lesen, Musik, Gartenarbeit, Handarbeit und spazieren am liebsten in einer Landschaft, die sie an ihre Heimat in Schottland erinnert die Zeit.
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PROLOG
St. Petersburg, 1812
Die dritte Tür führte in einen weiteren grandiosen Raum. Menschenleer. So wie die Zimmer, die der junge Kavallerist bisher durchquert hatte. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als weiterzugehen.
Tapfer straffte er die Schultern. Hier würde er keine Feinde antreffen, oder? Vor der Tür am Ende des Raums zögerte er, nur sekundenlang. Dann schüttelte er den Kopf, ermahnte sich, seinen Dämonen zu begegnen, und öffnete die Tür.
„Ah, Soldat Borisow, endlich.“ Der Sprecher, ein korpulenter Mann in einer Galauniform, lächelte. Aber er salutierte nicht. „Ich bin Fürst Wolkonskij, der Hofmarschall Seiner Kaiserlichen Majestät.“
Zackig schlug der Soldat die Hacken zusammen. „Exzellenz, ich …“ Beklommen verstummte er. In jedem der menschenleeren Räume war sein Unbehagen gewachsen.
„Seine Majestät erwartet Sie, junger Mann.“ Besänftigend nickte Wolkonskij ihm zu. „Er hat schon viel von Ihren Aktivitäten gehört. Von Ihrem vorbildlichen Mut. Wenn uns nur Zehntausende solcher Soldaten dienen würden! Dann hätten wir die Welt schon längst von der französischen Geißel befreit.“
Brennend stieg das Blut in Borisows Wangen, und er verfluchte sich. Warum passierte ihm das immer wieder? Nur Mädchen erröteten, kampferprobte Kavalleriesoldaten wohl kaum …
Der Hofmarschall wartete auf eine Antwort.
„Vielen Dank, Exzellenz, Sie sind sehr großzügig. Aber im Heer Seiner Majestät gibt es viele tapfere Männer …“
„In der Tat, Borisow. Doch nur wenige sind so jung und so tüchtig wie Sie. Nehmen Sie Platz, mein Junge, ich werde Seine Majestät über Ihre Ankunft informieren. Im Augenblick ist der Zar beschäftigt. Aber er wird Sie sicher bald empfangen.“ Der Hofmarschall klopfte leise an eine Tür und betrat den angrenzenden Raum. Ebenso leise schloss er die Tür.
Da drin sitzt Zar Alexander. Bei diesem Gedanken erschauerte Borisow. Höchstpersönlich. Und ich werde ihm begegnen. Heute …
Er begann umherzuwandern. So wie vor einer Schlacht konnte er nicht still sitzen.
Erst als die Tür aufschwang, fragte er sich, was er dem Zaren sagen sollte. Wenn er gefragt wurde …
„Soldat Borisow, Seine Majestät wird Sie jetzt empfangen.“
Mühsam schluckte Borisow, zwang sich zu einer militärischen Haltung und überquerte die beängstigende Schwelle.
An den Wänden des großen Zimmers hingen mehrere Gemälde und Spiegel. Aber es gab fast keine Möbel. In einer Ecke, vor den hohen Fenstern, stand ein reich geschnitzter vergoldeter Schreibtisch, dahinter ein einziger Stuhl. Offenbar durften sich die Besucher dieses Raums nicht setzen.
Eine Gestalt erhob sich hinter dem Schreibtisch und ging in die Mitte des Zimmers. Wie angewurzelt blieb Borisow bei der Tür stehen, die sich hinter ihm schloss. Nun war er allein. Mit dem Zaren.
„Treten Sie vor, Borisow, lassen Sie sich im Licht anschauen.“
Der Soldat verneigte sich und gehorchte.
Im Gegensatz zu Borisow trug der Zar sorgsam gestutzte Bartkoteletten. Hoch aufgerichtet stand der Monarch da, eine imposante Erscheinung in seiner Uniform. Mit hellen, klugen Augen musterte er den jungen Mann.
Gewiss sieht er die geflickte Stelle an meinem Rock, wo der Säbel ein Loch gerissen hat, dachte Borisow bedrückt und wünschte, er hätte sich eine neue Jacke leisten können.
„Während des Kriegs haben wir viel von Ihren couragierten Aktionen gehört“, fuhr der Zar fort. „Wie oft nahmen Sie an diversen Kavallerie-Operationen teil? Fünf Mal?“
Borisows Kehle war so trocken, dass er nicht zu sprechen vermochte, und er nickte nur.
„Wie ich den Berichten Ihrer Kommandanten entnehme, kennen Sie keine Furcht. In jedes Scharmützel stürzen Sie sich mit wahrer Todesverachtung. Selbst wenn es nicht Ihre Schwadron ist, die mit der Attacke beauftragt wurde.“ Aufmunternd lächelte der Zar ihn an.
„Majestät, das war … eh … ein Irrtum“, stammelte Borisow.
Schweigend hob Zar Alexander die Brauen.
„Nun, es – es war meine erste Schlacht, Majestät. Niemand hatte mir mitgeteilt, nur gewisse Schwadronen würden nacheinander angreifen. Nach der ersten Attacke hielt ich es für meine Pflicht, einfach weiterzumachen …“
„Ah, ich verstehe. Und schließlich hörten Sie auf?“
„Ja, Majestät, der Oberfeldwebel befahl mir, bei meiner Schwadron zu bleiben und nur zusammen mit ihr zu attackieren.“
„Doch Sie kämpften weiterhin mit lobenswertem Feuereifer“, bemerkte der Zar amüsiert. „Und bei Borodino haben Sie einem Offizier das Leben gerettet.“
Nach einem tiefen Atemzug erläuterte der junge Mann: „Er war verwundet, Majestät. Und ich verscheuchte nur die Feinde mit meiner erhobenen Lanze.“
„Und Sie gaben dem verwundeten Offizier Ihr Pferd?“
„Eh – ja, Majestät.“ Borisow erwähnte nicht, seine Satteltaschen seien gestohlen worden, als er das Pferd zurückbekam und dass er fast erfroren sei, weil er dem Offizier auch seinen Mantel überlassen hatte.
„Das Leben eines Offiziers zu retten, ist eine sehr verdienstvolle Tat, Borisow. Deshalb wurden Sie hierher beordert, um das Georgskreuz entgegenzunehmen, und …“, der Zar kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und ergriff ein Blatt Papier, „… und aus einem anderen Grund.“
Borisow begann zu schwanken. Nein, bitte, nicht …
„Hier habe ich den Bittbrief eines unglücklichen Vaters. Graf Iwan Kuralkin ersucht mich, ihm bei der Suche nach seinem geliebten Kind zu helfen. Vor über zwei Jahren lief dieses Kind davon und schloss sich unter falschem Namen der Kavallerie an. Nun hofft der Vater, man würde das Kind, den Trost seines Alters, aufspüren und nach Hause schicken. Glauben Sie, ich kann den Wunsch des armen Mannes erfüllen, Borisow?“ Der Zar legte das Blatt Papier auf den Tisch zurück.
Der junge Mann rang nach Luft und ahnte, dass seine Miene wachsende Panik verriet.
„Haben Sie eine Meinung zu diesem Fall, Borisow?“ Der Zar schaute ihn durchdringend an.
„Das … würde ich mir nicht anmaßen, Majestät.“
Der Zar nickte, als wollte er eine vernünftige Antwort anerkennen, und schlenderte zu den hohen Fenstern, die zum Palastgarten hinausgingen. Einige Minuten lang schien er die Pflanzen zu betrachten, dann drehte er sich abrupt um. „Man hat mir erzählt, Sie seien eine Frau, Borisow“, sagte er so leise, dass seine Stimme den Soldaten kaum erreichte. „Ist es so?“
Wie gelähmt stand Borisow da. Nur seine Lippen bewegten sich. Aber er brachte keinen einzigen Laut hervor.
Langsam durchquerte der Zar den Raum und blieb dicht vor dem Soldaten stehen. Sein Blick wirkte weder ärgerlich noch abweisend – eher fasziniert. Und er wartete offensichtlich auf eine Antwort.
Es war unmöglich, den Zaren zu belügen. „Ja, Majestät, es ist wahr“, würgte Borisow hervor und machte sich auf ein Donnerwetter gefasst.
Doch der Zar klopfte lächelnd auf die Schulter des Soldaten. „Niemals hätte ich gedacht, eine Frau würde so viel Mut und Kampfgeist beweisen. Sie geben meinem Heer ein leuchtendes Beispiel. Alexandra Iwanowna Kuralkina, ich gratuliere Ihnen“, fügte er hinzu und heftete das Georgskreuz an die Uniform der jungen Frau. Dann küsste er sie auf beide Wangen, kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und griff wieder nach dem Brief. „Da Sie meine Frage vorhin nicht beantworten wollten, treffe ich eine Entscheidung. Der Zar persönlich wird Sie ehrenvoll aus seinem Heer entlassen und der Obhut Ihrer Familie anvertrauen.“
Nein! O nein! Würde er sie tatsächlich zu ihrem Vater und ihrer Stiefmutter zurückschicken?
Sie war vor der Hochzeit mit einem Mann geflohen, den sie nie gesehen hatte. Zweifellos würde die Stiefmutter sie sofort einem anderen verkaufen. Für immer würde sie ihre Freiheit verlieren. Ein solches Schicksal wäre unerträglich. Impulsiv kniete sie vor dem Zaren nieder. „Majestät, ich flehe Sie an – zwingen Sie mich nicht zur Heimkehr! Lieber sterbe ich für Sie auf dem Schlachtfeld. Erlauben Sie mir, weiterhin in Ihrem Heer zu kämpfen.“
Die Stirn gerunzelt, schaute der Zar auf Alexandra hinab. „Wie alt sind Sie?“, fragte er und bedeutete ihr aufzustehen.
Verblüfft gehorchte sie. Diese Frage hatte sie nicht erwartet. „Zweiundzwanzig, Majestät.“
„Oh, tatsächlich? Sie sehen eher wie sechzehn aus.“ Nach einer kurzen Pause fragte er: „Was würden Sie denn gern tun, wenn alles auf dieser Welt möglich wäre?“
„Am liebsten würde ich Ihnen weiterhin in einem Ihrer Kavallerieregimente dienen, Majestät.“
„In einem bestimmten?“
Sie zögerte. Meinte er das ernst …? „Wenn ich die Wahl hätte, Majestät – in einem Husarenregiment.“ Vor ihrem geistigen Auge erschien sie selbst, in einer Husarenuniform, mit gezücktem Säbel, während einer gewaltigen Attacke …
„Als Offizier?“, erkundigte er sich lächelnd.
Dieser ungewöhnliche Vorschlag beschleunigte Alexandras Puls. Nur Männer von aristokratischer Herkunft wurden zu Offizieren ernannt. Unter ihrem falschen Namen, Borisow, und ohne die Möglichkeit, ihren Adelsstand zu beweisen, hatte sie als einfacher Soldat in die Armee eintreten müssen. Bisher war ihre Zeit beim Militär wundervoll und aufregend gewesen. Aber den Rang eines Offiziers einzunehmen … Natürlich traute sie sich das zu. So wie ihr Vater war sie dafür geschaffen. „Ein Offiziersdienst in einem Husarenregiment – das wäre die Erfüllung eines...