E-Book, Deutsch, Band 331, 256 Seiten
Reihe: Historical
Mallory Lord Randalls letzter Kuss
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-6808-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 331, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6808-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Auch wenn Justin Latymor, Lord Randall, das königliche Regiment befehligt - Mary denkt gar nicht daran zu gehorchen! Die junge Lehrerin glaubt an die Macht der Worte, nicht der Waffen. Das sagt sie ihm bei jeder Gelegenheit, während er sie nach Brüssel begleitet, wo er seine Truppe gegen Napoleon anführen muss ... Doch sie spürt auch, dass Justin hinter seinem unbeugsamen Willen ein Herz aus Gold verbirgt. Und als er sie am Vorabend von Waterloo zärtlich küsst, überkommt Mary plötzlich ein entsetzlicher Gedanke: Was, wenn ihr morgen das geraubt wird, was sie bei keinem anderen Mann außer Justin gefunden hat: Liebe?
Schon immer hat die in Bristol geborene Sarah Mallory gern Geschichten erzählt. Es begann damit, dass sie ihre Schulkameradinnen in den Pausen mit abenteuerlichen Storys unterhielt. Mit 16 ging sie von der Schule ab und arbeitete bei den unterschiedlichsten Firmen. Sara heiratete mit 19, und nach der Geburt ihrer Tochter entschloss sie sich, das zu tun, was sie schon immer hatte tun wollen: schreiben. Voller Stolz konnte sie schon bald ihre ersten historischen Liebesromane in der Hand halten. Als sie Zwillingssöhne bekam, musste das Schreiben in die 2. Reihe rücken. Wegen eines Knöchelbruchs musste sie einige Jahre später 12 Wochen auf dem Sofa verbringen. Nun fand sie endlich Zeit, ihren nächsten Roman zu beenden. Und seitdem hat das Schreiben sie nicht mehr losgelassen. Ihre Spezialität sind historische Liebesromane mit einem abenteuerlichen Touch.
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2. KAPITEL
Eigentlich hätte sie nicht überrascht sein dürfen, als Mary am nächsten Morgen aus ihrem Schlafzimmerfenster blickte und sah, wie Lord Randall mit seiner Schwester auf das Haus zuritt. Er war schließlich zu Gast in Somervil. Natürlich wollte Hattie ihn bei ihrem Ausritt dabei haben. Sein Pferd, ein großer Apfelschimmel, war eindeutig auf Grund seiner Kraft und Ausdauer und nicht wegen seiner Schönheit ausgesucht worden. Dennoch musste Mary zugeben, dass Lord Randall im Sattel eine sehr gute Figur machte. Sogleich fing ihr Herz an, bei seinem Anblick schneller zu schlagen, doch sie kämpfte rasch gegen die Vorfreude an, die in ihr aufstieg. Schließlich war er ein Earl und damit Teil einer altmodischen, überholten Klasse, in der die Macht unter Menschen verteilt wurde, die sie nicht verdienten. Und obwohl er sich gestern höflich gegeben hatte, war es mehr als offensichtlich, dass er nicht viel von ihr hielt. Seine Anwesenheit heute würde kaum dazu beitragen, dass sie sich besonders wohl fühlen würde.
Das war allerdings auch vollkommen unwichtig, denn schließlich konnte ihr der Mann egal sein. Sie freute sich sehr auf den Ausritt mit Hattie und würde sich dieses Vergnügen nicht durch Lord Randall kaputtmachen lassen.
Mary hatte von dem Pferd, das Harriett ihr versprochen hatte, nicht viel erwartet. Doch die lebhafte schwarze Stute, die der Stallbursche am Zügel führte, überstieg ihre Erwartungen bei Weitem und war Hatties etwas ältlichem Reitpferd klar überlegen. Mary äußerte sogleich ihre Bedenken, als sie zur Begrüßung aus dem Haus trat.
„Aber nicht doch. Mir ist die alte Juno viel lieber“, sagte Hattie. „Und wenn du schon nur das eine Mal mit mir ausreiten kannst, dann sollst du wenigstens auf deine Kosten kommen.“
„Das werde ich“, erwiderte Mary, nachdem sie im Sattel Platz genommen hatte. Sie bemerkte, dass der Earl sie beobachtete, doch er blickte alles andere als erfreut. Wahrscheinlich wäre er lieber mit Hattie allein ausgeritten. Mary konnte spüren, dass er irritiert war. Wie auch immer, es war nicht ihre Schuld. Sie wendete die Stute und lenkte sie an Hatties Seite. Dabei achtete sie genau darauf, Lord Randall nicht anzusehen.
Harriett führte sie ins freie Gelände, und sie ließen die Pferde nach Herzenslust laufen. Als sie über die Wiesen galoppierten, blieb der Earl ein Stück hinter ihnen zurück, obwohl er sie mit Leichtigkeit hätte überholen können, und zeigte keinerlei Interesse, sich ihnen anzuschließen. Als sie umkehrten und wieder nach Hause ritten, fand Mary die Situation so unangenehm, dass sie beschloss, etwas zu sagen.
„Wahrscheinlich hätten Sie Ihre Schwester heute lieber für sich allein gehabt, Mylord.“
„Unsinn!“ Harriett hatte gehört, was Mary gesagt hatte. „Justin ist immer so wortkarg. Dir fehlen einfach jegliche Umgangsformen, stimmt’s, lieber Bruder?“
„Man kann einen Ausritt auch genießen, ohne dabei permanent zu reden.“
„Natürlich. Aber ein wenig Konversation tut niemandem weh“, erwiderte Harriett. „Zum Beispiel könntest du Mary ein Kompliment für das Kleid machen, das sie gestern Abend getragen hat. Ich fand es absolut hinreißend.“
„Ich achte nie auf weibliche Garderobe.“
Seine zynischen Antworten prallten an seiner Schwester ab, und sie machte munter weiter. „Aber selbst dir muss aufgefallen sein, wie gut sie reitet. Dann könntest du sie wenigstens dafür loben.“
„Bitte, Harriett, bring mich nicht in Verlegenheit.“ Mary versuchte, durch ihr Lachen zu überdecken, wie peinlich ihr das Ganze war.
„Meine Schwester hat recht. Ich bin Frauen gegenüber nicht besonders aufmerksam.“
„Das ist noch stark untertrieben“, gab Hattie liebevoll zurück. „Wenn ich ihn einmal nach seiner Meinung zu einem neuen Kleid frage, macht er nur dann eine Bemerkung, wenn es ihm nicht gefällt; und die ist meistens niederschmetternd. Ansonsten schaut er lediglich stumm.“
„Du kann ihm nicht vorwerfen, dass er die Wahrheit sagt“, bemerkte Mary.
„Aber natürlich! Er war viel zu lange immer nur mit Soldaten zusammen und hat keinen Funken Romantik in sich. Und seine Fähigkeiten, Komplimente zu machen, lassen sehr zu wünschen übrig.“
„Ich glaube, Harriett möchte sagen, dass man gut beraten ist, nichts von mir zu erwarten, Miss Endacott“, antwortete Lord Randall mit ernster Stimme, doch in seinen Augen entdeckte Mary ein amüsiertes Funkeln, sodass sie auflachen musste.
„Danke für die Warnung.“
Harriett seufzte übertrieben dramatisch. „Mein Bruder ist ein überzeugter Junggeselle.“ In neckendem Ton setzte sie hinzu: „Aber wir haben noch Hoffnung.“
„Nun, Mary, hattest du einen schönen Ausritt? Zumindest hast du jetzt etwas Farbe im Gesicht.“
Mary musste über die Bemerkung ihrer Cousine lächeln, als sie sich am Abend im Salon versammelten, und sie entgegnete, dass sie den Ausflug in der Tat sehr genossen habe, was auch der Wahrheit entsprach.
„Und was denkst du über den Earl? War er so kalt und unfreundlich wie gestern Abend?“
„Absolut“, antwortete sie und lächelte amüsiert. „Bis auf ein paar Worte hat er den ganzen Tag lang fast gar nicht mit mir gesprochen.“
Sie waren nicht wirklich zusammen geritten. Er hatte darauf geachtet, sich nicht in ihrer Nähe aufzuhalten. Doch sie war sich seiner Gegenwart die ganze Zeit über bewusst gewesen und hatte sie genossen. Ein wenig zu sehr, wenn sie ehrlich war. Dadurch dass sie kaum miteinander gesprochen hatten, waren sie glücklicherweise auch nicht aneinandergeraten.
Mary erschrak vor ihrem eigenen Gedanken. Warum sollte sie nicht mit dem Earl streiten wollen, wenn sie verschiedener Meinung waren? Entwickelte sie möglicherweise eine Schwäche für ihn? Sie war für so etwas doch schon zu alt, oder nicht? Unreife Schulmädchen konnten sich für einen Herrn begeistern, ohne seinen Charakter, seine Gedanken und Ansichten zu kennen, aber nicht erwachsene, ernsthafte Damen von vierundzwanzig Jahren. Als Mary sich zum Dinner an den Tisch setzte, spürte sie den leisen Verdacht in sich aufkeimen, dass sie weder so reif noch so vernünftig war, wie sie gedacht hatte.
Randall und seine Schwester ritten nach Somervil zurück, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Vielleicht war Hattie müde vom Reiten, oder sie machte sich Sorgen über die aufziehenden Regenwolken, doch Randall vermutete, dass sie verärgert war, weil er nicht den gefälligen Gentleman gespielt hatte, wie sie es sich von ihm wünschte. Als sie das Haus betraten und Theo sie fröhlich begrüßte, wurde sein Verdacht bestätigt.
„Da seid ihr ja, Harriett. Hast du den Ausritt genossen, mein Schatz?“
„Ich schon“, gab sie zurück. „Aber Justin scheint heute eine derartige Laus über die Leber gelaufen zu sein, dass ich Robbins wohl anweisen muss, ihm ein Insektenmittel dagegen zu besorgen.“
„Das stimmt nicht im Geringsten.“
Harriett drehte sich brüsk zu ihm um.
„Du hast während unseres Ausritts kaum ein Wort gesprochen und hast Mary komplett ignoriert. Ich habe mich in Grund und Boden geschämt.“
Randall führte seine Schwester ins Frühstückszimmer. Theo folgte ihnen und schloss die Tür. Der Diener in der Halle musste nicht unbedingt mithören.
„Du hast dich mit Absicht abscheulich verhalten!“, warf Harriett ihm wütend vor.
„Ich habe den Ausritt sehr genossen. Es war nie meine Absicht, für irgendjemanden den Unterhalter zu spielen.“
„Mary ist nicht irgendjemand, Justin, sie ist meine Freundin!“
„Ein weiterer guter Grund, keine falschen Hoffnungen zu wecken.“
„Das ist dir bestens geglückt“, zischte Harriett. „Sie hält dich sicher für den unhöflichsten Menschen, der ihr je begegnet ist.“
Randall sah sie finster an. „Mein Leben ist die Armee, Hattie. Frauen … Damen spielen darin keine Rolle, und das wird sich auch nicht ändern. Ich dachte, du wüsstest, dass es sich nicht lohnt, bei mir die Kupplerin zu spielen.“
„Das habe ich ja auch gar nicht“, protestierte Harriett wenig überzeugend. „Aber ich hätte mir gewünscht, dass du netter zu Mary gewesen wärst. Sie hatte es nicht leicht, seit ihre Eltern gestorben sind. Und auch wenn es vielen missfällt, arbeitet sie hart und zielstrebig, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, so gut es eben geht.“ Randall blickte sie fragend an, und Hattie sagte schnell: „Ich erzähle dir ihre Geschichte, ja?“
„Nein, Harriett, ich habe weder Geduld noch Lust, um mich um einen deiner Wohltätigkeitsfälle zu kümmern.“ Er hielt inne und sprach etwas sanfter weiter: „Ich habe absichtlich nicht über Miss Endacott mit dir gesprochen und auch keine Fragen über sie gestellt, da mir klar ist, dass du sofort anfangen würdest, unsere Hochzeit zu planen. Und du weißt schließlich besser als ich, dass Miss Endacott keine angemessene Wahl wäre.“
„Sie ist zwar nicht mehr Teil unserer Welt, aber ihre Herkunft ist absolut respektabel …“
„Genug!“ Sein ungeduldiger Ausruf ließ seine Schwester verstummen. Er seufzte und sprach in sanfterem Ton weiter: „Hattie, in wenigen Tagen muss ich nach Brüssel, um der größten Bedrohung, die diese Nation jemals gesehen hat, gegenüberzutreten. Ich habe keine Zeit für irgendwelche Romanzen.“
Theo nahm seine Gattin beim Arm und sprach liebevoll auf sie ein: „Lass ihn, meine Liebste. Dein Bruder zieht in den Krieg. Er kann sich momentan nicht von solchen Nebensächlichkeiten...




