E-Book, Deutsch, Band 595, 256 Seiten
Reihe: Historical MyLady
Mallory Wer sind Sie wirklich, Mylord?
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-3684-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 595, 256 Seiten
Reihe: Historical MyLady
ISBN: 978-3-7337-3684-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Mein Name ist James Victor.' Unter falschem Namen umwirbt Viscount Gilmorton die unscheinbare Miss Deborah Meltham. Er will sie verführen und entehren, um sich auf diese Weise an ihrem Bruder, Lord Kirkster, zu rächen. Doch Deborahs Liebreiz lässt den rachsüchtigen Viscount zögern: Soll er ihr das wirklich antun? Aber noch bevor er sich entscheidet, wird seine wahre Identität enthüllt und sein finsterer Plan fliegt auf! Statt zärtlicher Hingabe sieht Gil plötzlich tiefbeschämt bittere Tränen in Deborahs schönen smaragdgrünen Augen ...
Schon immer hat die in Bristol geborene Sarah Mallory gern Geschichten erzählt. Es begann damit, dass sie ihre Schulkameradinnen in den Pausen mit abenteuerlichen Storys unterhielt. Mit 16 ging sie von der Schule ab und arbeitete bei den unterschiedlichsten Firmen. Sara heiratete mit 19, und nach der Geburt ihrer Tochter entschloss sie sich, das zu tun, was sie schon immer hatte tun wollen: schreiben. Voller Stolz konnte sie schon bald ihre ersten historischen Liebesromane in der Hand halten. Als sie Zwillingssöhne bekam, musste das Schreiben in die 2. Reihe rücken. Wegen eines Knöchelbruchs musste sie einige Jahre später 12 Wochen auf dem Sofa verbringen. Nun fand sie endlich Zeit, ihren nächsten Roman zu beenden. Und seitdem hat das Schreiben sie nicht mehr losgelassen. Ihre Spezialität sind historische Liebesromane mit einem abenteuerlichen Touch.
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2. KAPITEL
Zu Deborahs Erleichterung saß Randolph am nächsten Morgen am Frühstückstisch und schien guter Laune zu sein. Sie begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange, dann nahm sie neben ihm Platz.
„Lady Gomersham gibt heute Abend eine kleine Party bei sich zu Hause. Wir sind eingeladen.“ Sie bemühte sich, unbefangen zu klingen, aber nicht übereifrig. „Sollen wir hingehen, Ran?“
„Wenn du möchtest, geh ruhig.“
„Das werde ich machen.“ Deborah nickte. „Lizzie ist von ihrer Reise nach London zurück. Sie war bei ihrer Tante. Ich habe sie gestern gesehen, als ich etwas bei den Gomershams abgegeben habe. Ich muss sagen, sie stellt uns alle in den Schatten.“ Sie lachte leise und passte genau auf, ob ihr Bruder auch nur den leisesten Anflug von Interesse erkennen ließ. Elizabeth Gomersham war zwei Jahre jünger als Randolph, doch während die beiden früher eine enge Freundschaft verbunden hatte, zeigte er inzwischen keinerlei Begeisterung mehr bei der Aussicht, sie wiederzusehen.
„Diese provinziellen Partys sind immer so stumpfsinnig. Kannst du nicht ohne mich hingehen?“
Sie formulierte ihre Antwort sehr vorsichtig.
„Natürlich könnte ich das, aber wir kennen die Familie schon so lange, und Lady Gomersham fragt jedes Mal nach dir. Ich weiß, sie wäre entzückt, wenn du die ein oder andere ihrer Gesellschaften mit deiner Gegenwart beehren würdest.“
Randolph zuckte achtlos mit den Schultern.
„Nun ja, wie du willst. Solange der Brandy erträglich ist, erhebe ich keine Einwände.“
Damit musste sie sich zufriedengeben. Hoffentlich verschlechterte sich seine Laune im Laufe des Tages nicht, denn dann würde er die Verabredung wahrscheinlich absagen.
Gomersham Lodge war ein gepflegtes, ansehnliches Anwesen und von dem Gasthof aus, in dem Gil Quartier genommen hatte, fußläufig erreichbar, doch um Eindruck zu machen, würde er sich in seiner Kutsche bis vor die Tür bringen lassen. Während er seine schwarzen Kniehosen und den schwarzen Frackrock anzog, die obligatorische Kleidung für eine formelle Abendveranstaltung, bat er seinen Kammerdiener, ihm zu berichten, was er über die Melthams herausgefunden hatte.
„Es gibt nur die beiden, Mylord, den jungen Lord Kirkster und seine Schwester. Das Haus in Fallbridge befindet sich seit vielen Generationen im Besitz der Familie. Die Einheimischen erzählen nicht viel über sie. Um sie zu schützen, würde ich vermuten, wie es oft der Fall ist auf dem Lande, wenn die Ortsansässigen jemanden als ihresgleichen betrachten. Ursprünglich kamen die Melthams aus Liverpool. Sie haben ihr Vermögen mit Zucker gemacht, wie ich hörte. Der Vater starb vor vier Jahren, und wie es scheint, nimmt der neue Baron Kirkster seine Verantwortung nicht sonderlich ernst. Die verwitwete Lady Kirkster zog mit ihrer Tochter hierher, folgte ihrem Ehemann jedoch nach kurzer Zeit schon ins Grab, und seitdem lebt Miss Meltham in Fallbridge.“
„Hat die junge Dame keinen Verehrer?“
„Es wurde keiner erwähnt. Sie ist vierundzwanzig, Mylord. Ich denke, sie hat ihre Chance verpasst.“
„Nicht unbedingt.“
Verärgert von der Unterstellung, dass Miss Meltham ihre beste Zeit bereits hinter sich haben sollte, hatte Gil einen schärferen Ton angeschlagen als beabsichtigt. Immerhin war sie ausgesprochen hübsch. Jedenfalls, so korrigierte er sich im Stillen, würden die meisten Männer das von ihr behaupten.
Als er in Gomersham Lodge eintraf, hielt Sir Geoffrey bereits Ausschau nach ihm. Er stellte ihn umgehend Lady Gomersham vor, einer rundlichen, fröhlichen Frau, die ihn herzlich begrüßte und ihm viel Vergnügen wünschte. Sein Gastgeber schien entschlossen zu sein, ihn jedem einzelnen Anwesenden im Raum bekannt zu machen, doch da dies der erklärte Grund für sein Hiersein war, ließ Gil die Prozedur geduldig über sich ergehen. Zum Schluss dirigierte Sir Geoffrey ihn schließlich zu einem Paar, das etwas abseits der anderen stand. Es waren Miss Deborah Meltham und ihr Bruder, Lord Kirkster.
Sobald sie einander vorgestellt worden waren, erwähnte Gil seine kürzliche Begegnung mit Miss Meltham.
„Wie ausgesprochen nachlässig von mir, nicht besser auf den Weg geachtet zu haben“, beendete er seine Bemerkung lächelnd. „Ich hoffe, das Päckchen wurde nicht beschädigt, als es zu Boden fiel?“
„Nein, Sir, überhaupt nicht. Ich bitte Sie, machen Sie sich keine Gedanken.“
Ihre Hand zitterte, als sie sie zu ihrer Schulter hob und geistesabwesend den Puffärmel ihres Kleides befingerte. Ob die Narbe an seiner Wange sie doch abstieß? Oder warum sonst wich sie seinem Blick aus? Vielleicht war sie gestern nur zu überrumpelt gelesen, um darauf zu achten. Er hatte schon die unterschiedlichsten Reaktionen auf sein entstelltes Gesicht erlebt, wenn er das erste Mal jemandem begegnet war, der ihn nicht kannte. Manche Menschen waren fasziniert, viele taten so, als bemerkten sie die Narbe nicht, doch die Art, wie sie beiseiteschauten, bewies etwas anderes. Gil hatte gelernt, damit zu leben.
Die Meinung der Leute war ihm egal, vor allem dann, wenn es seine zahlreichen körperlichen Narben betraf, und erst recht die, die man nicht sehen konnte. In dem einen Jahrzehnt Militärdienst hatte er an einigen der blutigsten Schlachten des Spanischen Krieges teilgenommen. Es war eine grausame Zeit gewesen, die ihm jede Feinfühligkeit, die er irgendwann einmal besessen haben mochte, ausgetrieben hatte. Man musste zäh sein, wenn man überleben wollte. Die harte Schale, die er sich zugelegt hatte, hielt vieles ab, und das sollte auch so bleiben. Das Einzige, was ihn zu berühren vermochte, war seine Familie, und darum hatten ihm die Neuigkeiten, mit denen er letzten Sommer bei seiner Rückkehr nach Gilmorton Hall konfrontiert worden war, so zugesetzt.
Insofern war es bedauerlich, wenn Deborah Meltham sein entstelltes Gesicht abstoßend fand, aber es war kein unüberwindliches Problem. Gil setzte ein passendes Lächeln auf und lauschte, wie der Gastgeber seine Anwesenheit in Fallbridge erklärte.
„Mr. Victor beabsichtigt, ein Anwesen in der Gegend zu kaufen …“ Eine plötzliche emsige Betriebsamkeit bei der Tür, als weitere Gäste eintrafen, zog Sir Geoffreys Aufmerksamkeit auf sich. Er murmelte eine hastige Entschuldigung und eilte davon.
„Sie könnten Kirkster House kaufen. Meinen Segen hätten Sie“, wandte sich der Besitzer der Liegenschaft mit einem unfrohen Auflachen an Gil.
„Randolph, bitte, sei still.“ Das Lächeln seiner Schwester wirkte angespannt. „Mein Bruder macht natürlich nur Spaß. Fallbridge ist ein angenehmer Wohnort, Mr. Victor, wie ich Ihnen versichern kann.“
„Verbringen Sie viel Zeit hier?“, fragte Gil höflich. „Ist es Ihr einziges Zuhause?“
„Ich lebe schon länger in Fallbridge. Mein Bruder erst seit letztem Jahr.“
Der junge Kirkster gab ein verdrossenes Schnauben von sich. „Trotzdem fühlt es sich wie eine Ewigkeit an.“
„Als Kinder verbrachten wir den Sommer in Kirkster House“, fiel Miss Meltham ihm hastig ins Wort. „Den Rest des Jahres lebten wir im Haus unserer Familie in Liverpool.“
Nicht einmal mit einem Zucken der Wimper verriet Gil, wie begierig er darauf war, mehr zu erfahren.
„Befindet sich das Haus noch in Ihrem Besitz?“
Miss Meltham sah beiseite. „Ja, aber ich fahre nicht mehr dorthin.“
„Was meine Schwester sagen will, ist, dass das Haus in der Duke Street ihr nicht mehr großartig genug ist“, mischte Kirkster sich ein.
„Und wann waren Sie das letzte Mal dort, Mylord?“ Gil schlug einen überaus beiläufigen Ton an.
„Ich habe in der Duke Street gewohnt, nachdem ich Oxford verließ. Dann kam ich her, um Deborah Gesellschaft zu leisten. Aber anders als in Fallbridge gibt es dort wenigstens etwas zu unternehmen, das kann ich Ihnen sagen!“
Gil hob die Brauen und versuchte höflich interessiert zu wirken, um Kirkster zu animieren, mehr zu erzählen. Doch Miss Meltham kam ihrem Bruder zuvor.
„Wenn Mr. Victor vorhat, hierherzuziehen, wird er lieber wissen wollen, was Fallbridge zu bieten hat.“ Ein Anflug von Röte überzog ihre Wangen, als hätte die rüde Bemerkung ihres Bruders sie in Verlegenheit gebracht. „Es gibt Klubs und Gesellschaften für jeden Geschmack. Wenn Sie sich für Geschichte interessieren, Sir – die Altertumsliebhaber treffen sich regelmäßig, und soweit ich weiß, kommt auch der Debattierklub einmal im Monat zusammen, nicht zu erwähnen die wöchentlichen Bälle im Red Lion.“
Als sie die Bälle erwähnte, begegnete ihr Blick für den Bruchteil eines Moments seinem, und Gil wusste, dass sie ihn dort gesehen hatte.
„Oh ja, ich habe neulich kurz hereingeschaut“, sagte er leichthin, „und eine Partie Karten gespielt.“
„Karten!“ Durch Lord Kirkster schien ein Ruck zu gehen. „Sind Sie ein guter Spieler?“
„Jedenfalls sagt man es mir nach.“
„Wirklich? Dann sollten wir vielleicht gleich die Probe aufs Exempel machen.“
„Lieber Bruder, du kannst Sir Geoffreys Gast nicht völlig mit Beschlag belegen. Schließlich ist Mr. Victor gerade erst gekommen! Und abgesehen davon hast du Lizzie Gomersham versprochen, mit ihr zu tanzen. Wenn Sie uns bitte entschuldigen wollen, Mr. Victor.“
Gil sah ihr hinterher, wie sie mit ihrem Bruder davonging. Wie von selbst heftete sich sein Blick auf die schwingenden Röcke ihrer fließenden Seidenrobe. Hatte er es sich bloß eingebildet, oder war es ihr tatsächlich gegen den Strich...