Malvaldi | Eine Frau für den Barista | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 5, 208 Seiten

Reihe: Barbesitzer Massimo-Reihe

Malvaldi Eine Frau für den Barista

Ein Toskana-Krimi
16001. Auflage 2016
ISBN: 978-3-492-97344-1
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Toskana-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 5, 208 Seiten

Reihe: Barbesitzer Massimo-Reihe

ISBN: 978-3-492-97344-1
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Alice Martelli. So heißt die neue Kommissarin in Pineta. Da sie von Klatsch als Ermittlungsmethode nicht wenig hält, macht sie bald die Bekanntschaft der BarLume und ihrer eigentümlichen Stammgäste. Die vier Senioren erläutern ihr auch umgehend ihre Theorie zum Verschwinden von Vanessa Benedetti. Sie sind sich sicher, dass ihr Ehemann sie zum Schweigen gebracht hat. Trotz der Affenhitze gelingt es den vier Alten - sebstverständlich wie immer mit der Unterstützung von Massimo, ihrem Barista - am Ende jede Unklarheit zu beseitigen. Mithilfe messerscharfer Witze und tödlicher Wortgefechte.    

Marco Malvaldi, geboren 1974 in Pisa, arbeitete früher als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Chemie der dortigen Universität. Mit seinen Krimis um die vier alten Männer und den sympathischen Barbesitzer Massimo avancierte er zum Bestsellerautor. Daneben veröffentlichte er mehrere davon unabhängige Krimikomödien. Marco Malvaldi lebt als freier Autor mit seiner Frau und zwei gemeinsamen Kindern in seiner Geburtsstadt.
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Anfang


Der gelbe Ball rollte mit träger Bestimmtheit dahin, wurde langsamer und kam schließlich ganz zum Stehen. Genau zwanzig Zentimeter von der weißen Kugel entfernt, und dazwischen stand die rote, zu allem Überfluss auch noch nah an der Bande. Mit anderen Worten, die Situation war beschissen.

»Na dann, viel Spaß«, sagte Pilade und senkte das Queue.

Gemessenen Schrittes trat Aldo an den Billardtisch und nahm seinen eigenen Stock, der an der Wand lehnte.

»Was soll ich sagen, ja, den werde ich haben ...«, erwiderte er nach einer kurzen Pause, in der er die Spitze des Stocks einkreidete.

»Das möchte ich sehen«, antwortete Pilade großspurig. »So wie die Bälle liegen, reicht schon die kleinste Bewegung, damit du’s vermasselst.«

»Mein Gott, da redet der Richtige«, bemerkte Aldo. Unklar blieb, ob er damit die spektakulären fünfzehn Strafpunkte meinte, die sich Pilade im Spielverlauf bereits eingehandelt hatte, oder dessen Erstgeborenen Pericle Del Tacca, der von seinem Vater den Leibesumfang, die sympathische Art und den Posten bei der Stadtverwaltung geerbt hatte, nur leider ohne dessen unbestritten wache Intelligenz.

Nach eingehender Betrachtung entschied sich Aldo für einen Kunststoß. Mit kühner Streckung der Wirbelsäule beugte er sich nach vorne und verlagerte sein ganzes Gewicht auf das linke Bein.

»Ha, mal sehen, was jetzt für ein Stoß kommt«, verkündete Rimediotti, während sein Widersacher das Queue vor und zurück gleiten ließ.

»Wenn er sich noch weiter verbiegt, kommt hier höchstens ein sauberer Hexenschuss«, warnte Ampelio beflissen. »Ich seh’s, spüren wird er’s selber.«

»Hm.« Aldo hielt für einen Augenblick inne, während ihm klar wurde, dass seine Position etwas ziemlich Prekäres an sich hatte. »Sollte ich vielleicht besser den langen Stock nehmen?«

»Es sollte besser jemand anderer stoßen«, gab Massimo zurück, der mit ernstem Gesicht ins Billardzimmer hineinlugte. »Erstens fängst du dir aus der Position locker eine dreistellige Zahl Strafpunkte. Und zweitens ist der Vertreter hier, und da bräuchte ich dich mal kurz.«

Unerschütterlich ließ Aldo den Stock noch ein paar Mal hin und her gleiten und absolvierte den Stoß. Der gelbe Ball drehte sich hinter dem roten vorbei, stieß den weißen gleich zwei Mal an und begleitete ihn schließlich in aller Form in die Mitte des Tischs, wo sämtliche Kegel umfielen, ein Synergieeffekt wie aus dem Bilderbuch. Punkte, Spiel und Sieg. Während Aldo reglos dastand, sei es, um es auf sich wirken zu lassen, wie er’s gerade vermasselt hatte, oder aus Rücksicht auf seinen vierten Lendenwirbel, erhoben sich die übrigen Mitspieler von ihren Stühlen und gingen wieder in den Hauptraum des Lokals.

»Machen die Bälle klack-klack, zahlt der Verlierer zack-zack ...«, konstatierte Rimediotti mit Genugtuung.

»Ich reime jetzt nicht auf Englisch weiter, das ginge gegen meine Kinderstube«, antwortete Aldo und wandte sich endlich vom Tisch ab. Zu Massimo sagte er: »Aber hatten wir nicht gesagt, dass das mit den Vertretern du übernimmst?«

»Nein«, antwortete Massimo sachlich, während er auf den Hauptraum zusteuerte. »Ich kümmere mich um feste Nahrung, du ums Flüssige. Sonst geht’s uns wieder wie neulich, als ich zehn Kisten Prosecco bestellt habe und du zehn Kisten Prosecco bestellt hast, und dann waren wir eher für eine venezianische Hochzeit ausgestattet als für einen Aperitif an der toskanischen Küste. Jedem das Seine.«

»Sehe ich auch so. Jedem das Seine. Ästhetik und Einrichtung des Lokals sind demnach meine Sache, nicht wahr?«

»Auf jeden Fall.«

»Kannst du mir dann sagen, wer diese wahnsinnig witzigen Schildchen an den ausgestellten Gemälden anbringt?«

Die Ausstellung örtlicher Künstler im Restaurant, für deren Bilder die Kunden sich interessieren und die sie gegebenenfalls auch erwerben konnten, war eine Idee Aldos gewesen. Massimo hatte sich ihr begeistert angeschlossen, bis er erkennen musste, dass einem vom Großteil der ausgestellten Meisterwerke der Appetit verging. So äußerte er seine Ablehnung anonym, indem er die Bildunterschriften, die rechts von den Gemälden angebracht waren, durch objektivere Beschreibungen ersetzte, etwa »Teresa Gottertränk, Barbarei in F-Moll, gemischte Technik (Acryl und Nasenpopel), 2005« oder »Ray Charles, Weltblitze, Öl auf Leinwand und diversen anderen Oberflächen, 1996«.

»Keine Ahnung«, log Massimo. »Ein anonymer Nichtsnutz, nehme ich an.«

»Anonym, aber ziemlich in Form«, bemerkte Ampelio, der gerade den Raum betrat. »Na, bekanntlich macht die Einsamkeit ...«

»Ich glaube, das Thema inoffizielle Schildchen sollten wir hier nicht weiterverfolgen«, unterbrach ihn Massimo, während er hinter den Tresen ging, an dem der Notar Aloisi darauf wartete, von Tiziana seinen Cappuccino serviert zu bekommen. »Denn anscheinend bin ich nicht der Einzige, der da gern mal über die Stränge schlägt. Guten Tag, Herr Notar. Darf ich Sie als Juristen mal etwas fragen? Welche Strafe riskiert einer, der Verkehrszeichen manipuliert oder fälscht?«

Die Alten wurden rot.

Auch wenn die Behörden es angeblich nicht zur Kenntnis genommen hatten – dass sich der Preis der beiden Bezahlparkplätze direkt vor der BarLume illegal auf fünfzehn Euro die Stunde erhöht hatte, war von den Bewohnern des Städtchens rasch als mögliches Werk unserer Freunde ausgemacht worden. Umso mehr, als die direkten Nutznießer der Operation sie selbst waren. Zuvorderst Del Tacca, dem nämlich als Erstem aufgefallen war, dass die Doppelreihe von blauen Markierungen exakt den offiziellen Abmessungen einer Bocciabahn entsprach; aber auch die übrigen drei hatten daraus Nutzen gezogen, indem sie an der nun restlos von Kraftfahrzeugen befreiten Stelle aufreibende Wettbewerbe organisiert und bestritten hatten, bis zur letzten Bocciakugel.

»Verkehrszeichen liegen außerhalb meines Tätigkeitsbereichs«, sagte der Notar, ohne auch nur anscheinhalber von seinem Corriere aufzusehen.

Massimos Blick blieb wie immer an der Riesennase des Notars hängen. Zum etwa tausendsten Mal fragte er sich, wie wohl das Leben eines Mannes aussah, der ein dermaßen gewöhnliches Äußeres aufwies, mit Ausnahme einer einzigen Unmäßigkeit – einer dicken, kartoffelhaften Nase, der Nase eines seriösen Menschen. Was der Notar ohne den geringsten Zweifel war.

Darüber hinaus aber konnte jeder erkennen, der auch nur fünf Minuten mit ihm zu tun bekam, dass sich der Notar durch Gelassenheit auszeichnete.

Vielleicht lag es an der Arbeit. Denn die Tätigkeit eines Notars besteht nun einmal darin zu verbürgen, dass X tatsächlich der ist, der er zu sein behauptet, dass Y wirklich über das Eigentum an etwas verfügt, das er X zu verkaufen gedenkt, um sodann beiden Parteien nach Maßgabe des Gesetzes zu versichern, dass keiner der Beteiligten den anderen über den Tisch zu ziehen versucht; und da überdies die Zusicherung all dieser Dinge eine Gebühr in vierstelliger Höhe wert ist, liegt auf der Hand, dass einem Notar niemals die Arbeit ausgeht und ebenso wenig die finanziellen Mittel.

Wahrscheinlich lag es auch an seiner Familie. Angefangen bei der Frau, Signora Maria Dolores, einer sprühenden Sechzigjährigen, die ein pfauenhaftes Äußeres hatte und alles andere als ein Spatzenhirn. Nach einmütiger Aussage der Alten hatte sie als eine der schönsten Frauen an der toskanischen Küste gegolten. Die beiden bildeten ein Paar, das rein äußerlich überhaupt nicht zusammenzupassen schien. Massimo, und nicht nur er allein, hatte schon immer Schwierigkeiten gehabt, sich die beiden miteinander vorzustellen, geschweige denn auf- oder untereinander. Und doch musste es wenigstens zwei Mal dazu gekommen sein, waren die zwei Sprösslinge des Paars doch dem Augen- oder genauer dem Nasenschein nach unverkennbar dem Herrn Notar zuzuordnen.

Beide Söhne hatten sich naheliegenderweise von wundervollen Kindern zu vorbildlichen Studenten entwickelt, um dann als vollwertige Mitglieder die Reihen der herausragenden Angestellten aufzufüllen. Das wiederum hatte ihnen ermöglicht, den Status von Familienvätern zu erlangen, ohne sich jemals auch nur von ferne dem Schicksal eines Durchschnittsdeppen anzunähern, wie es neunundneunzig Prozent der Menschheit in aller Regel blüht oder zumindest droht.

In dürren Worten zusammengefasst: Wenn es in Pineta einen Menschen gab, den Massimo gelegentlich beneidete, so war es dieses Männlein mit der Riesennase, das er jetzt vor sich hatte. Einer Riesennase, die unverändert auf die Zeitung gerichtet blieb, ohne sich Abschweifungen in Richtung von Tizianas Titten zu erlauben oder sich sonst wie um fremde Angelegenheiten zu kümmern.

»Der Herr Notar hat recht«, bekräftigte Ampelio, der sich schon aus dem Schneider wähnte. »Ein Mensch in seiner Position befasst sich nicht mit derlei Kleinkram. Sie haben vor allem mit Immobilien zu tun, stimmt’s?«

»Unter anderem«, räumte der Notar mit einer leichten Kopfbewegung ein, nach wie vor in die Zeitung versunken.

»Dann wissen Sie sicher auch von dem Schlamassel mit Benedetti und seiner Frau.«

»Na, ich weiß halt, was alle wissen«, konzedierte der Notar nach einem Schluck Cappuccino.

»Ja, ist das denn wahr, dass sie sich haben scheiden lassen?«

»Ich habe das so gehört«, sagte der Notar unverbindlich.

»Entschuldigung, über wen redet ihr da eigentlich?«, fragte Tiziana, während sie den Filtereinsatz für die Espressomaschine säuberte.

»Die Benedettis, die mit dem Agriturismo-Hotel...


Malvaldi, Marco
Marco Malvaldi, geboren 1974 in Pisa, arbeitete bis vor Kurzem als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Chemie der dortigen Universität. Mit seinen Krimis um die vier alten Männer und den sympathischen Barbesitzer Massimo avancierte er zum Bestsellerautor. Daneben veröffentlichte er mehrere davon unabhängige Krimikomödien. Marco Malvaldi lebt als freier Autor mit seiner Frau und zwei gemeinsamen Kindern in seiner Geburtsstadt.

Marco Malvaldi, geboren 1974 in Pisa, wo er auch heute noch lebt, arbeitete bis vor kurzem als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Fakultät für Chemie der dortigen Universität. Weil seine Krimis um die vier alten Männer und den sympathischen Barbesitzer Massimo dauerhaft die italienischen Bestsellerlisten okkupieren, hat er sich als freier Autor selbständig gemacht. Neben seiner Toskana-Krimireihe veröffentlichte Malvaldi bisher auch drei davon unabhängige Krimikomödien, zuletzt »Verbrechen auf Italienisch«. Der Autor lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Pisa.



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