Maly | Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 448 Seiten

Reihe: Verlorene Geschichten

Maly Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt

Roman
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-641-31698-3
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 448 Seiten

Reihe: Verlorene Geschichten

ISBN: 978-3-641-31698-3
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein mitreißender Roman über die Geschichte der mutigen Clärenore Stinnes, die in den 20er-Jahren mit dem Auto die ganze Welt bereiste - und dabei auch die Liebe fand.
Als Clärenore Stinnes am 25. Mai 1927 in ihrem Auto aufbricht, die Welt zu umrunden, ahnt sie nicht, was sie erwarten wird. Was sie weiß ist, dass sie es der Welt zeigen will, dass auch eine Frau ein waghalsiges Abenteuer bestehen kann. Zusammen mit ihrem Hund, zwei Technikern, einem Fotografen und etwas Proviant macht sie sich auf entlang einer damals sehr gefährlichen Route durch Syrien, über den zugefrorenen Baikalsee, durch die Wüste Gobi und über die Anden, wo sie sich der größten Herausforderung ihres Lebens stellen wird. Und sie findet mehr als ein Abenteuer. Sie begegnet dem Mann, der sie nicht nur um die Welt, sondern sogar bis ans Ende ihres Lebens begleiten wird.

Inspiriert von der beeindruckenden Lebensgeschichte der Clärenore Stinnes - eine Geschichte, die fasziniert und Mut macht. Eine Geschichte, die unbedingt gelesen werden sollte ...

Sie interessieren sich für spannende Lebensgeschichten? Dann lesen Sie auch:

'Miss Bly und die Wette gegen Jules Verne' von Eva-Maria Bast

'Monsieur Jammet und der Traum vom Grand Hotel' von Ines Thorn

Alle Romane sind eigenständige Geschichten und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Beate Maly, geboren und aufgewachsen in Wien, arbeitete zunächst als Kindergärtnerin und in der Frühförderung, bevor sie mit dem Schreiben begann. Neben Geschichten für Kinder und pädagogischen Fachbüchern hat sie inzwischen elf historische Romane geschrieben und fünf historische Krimis.

Maly Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Berlin


März 1927

Die Luft im Büro des Direktors der Fox Film Corporation war zum Schneiden dick. Clärenore rauchte eine Zigarette nach der anderen. Direktor Außenberg hustete, stand von seinem Schreibtisch auf und öffnete beide Fensterflügel. Laue Frühlingsluft strömte in den Raum, der mehr an ein Wohnzimmer als an ein Büro erinnerte. In einer Ecke standen ein bequemes Ledersofa, ein kleines Tischchen und zwei gepolsterte Lehnstühle. Clärenore saß auf einem davon, vor ihr lag eine ausgerollte Weltkarte.

Fast zwei Jahre hatte sie für ihre Vorbereitungen gebraucht. In unzähligen Gesprächen mit Sponsoren, Politikern und Mechanikern hatte sie jedes noch so kleine Detail besprochen. Sowohl der Außenminister Gustav Stresemann als auch der Staatssekretär Robert Weismann hatten ihr bei der Planung geholfen. Dreimal war sie nach Russland gefahren, um die sowjetische Regierung zu überzeugen – jetzt hatte man ihr auch dort volle Unterstützung zugesagt. Clärenore konnte es kaum erwarten, endlich die Reise anzutreten.

»Sie müssen Ihre Expedition unbedingt dokumentieren«, beharrte Direktor Außenberg. Seit einer Stunde versuchte er Clärenore davon zu überzeugen, einen Filmoperateur mit auf die Reise zu nehmen. »Sie werden in Regionen kommen, die noch nie von einer Kamera erfasst wurden. Ihre Reise wird das Interesse der Menschen wecken und sie begeistern. Ein Film würde für volle Kinosäle sorgen.«

Clärenore zögerte immer noch. Die Idee, einen Film zu drehen, gefiel ihr zwar, aber das würde bedeuten, dass sie einen weiteren Mann auf die Reise mitnehmen musste. Die Adlerwerke, die ihr den Wagen zur Verfügung stellten, hatten ihr zwei Mechaniker vermittelt, Hans Grunow und Viktor Heidtlinger. Letzteren kannte sie bereits von der Allrussischen Prüfungsfahrt. Doch mit jedem weiteren männlichen Teilnehmer würde es für sie noch schwieriger werden, sich durchzusetzen. Sie war zwar die Leiterin der Expedition, aber gerade mal sechsundzwanzig Jahre alt. Und dann war da noch die Ermahnung ihrer Mutter, ja nicht den guten Namen der Familie zu zerstören …

»An wen haben Sie gedacht?«, fragte sie vorsichtig.

Außenberg trat näher und setzte sich ihr gegenüber.

»Ich habe zwei Männer ins Auge gefasst, einen Franzosen und einen Schweden.«

»Einen Schweden?«, wiederholte Clärenore. Mit dem Land und seinen Bewohnern verband sie ausschließlich positive Erinnerungen.

»Carl-Axel Söderström«, fuhr Direktor Außenberg fort. »Er hat bereits mit Greta Garbo gedreht. Sie war von ihm so begeistert, dass sie ihn mit nach Hollywood nehmen wollte.«

»Und warum ist er nicht gegangen?«

»Er hat in Schweden geheiratet.«

»Ah!« Clärenore nahm einen weiteren Zug von ihrer Zigarette. Ein verheirateter Mann würde für weniger Tratsch sorgen. Wenn einer der drei Begleiter in festen Händen war, konnte das nur von Vorteil sein. Noch dazu ein kühler Schwede. Die Vorstellung gefiel ihr.

»Ist er sportlich?«

»Er soll ein passabler Sportfischer und Schwimmer sein.«

»Sie meinen, er ist in der Lage, diese anstrengende Reise durchzustehen?«

»Auf alle Fälle«, meinte Außenberg.

Clärenore ging in Gedanken alle Vor- und Nachteile durch. Ein Film war sehr verlockend, denn er würde dafür sorgen, dass noch mehr Menschen von ihrer Expedition erfuhren. Das Lichtspieltheater erfreute sich immer größerer Beliebtheit. Clärenore würde damit Menschen erreichen, die sich sonst vielleicht nicht für ihre Reise interessieren würden.

»Gut«, sagte sie schließlich. »Fragen Sie diesen Söderström, ob er mitkommen will.«

Augenblicklich sprang Außenberg auf und lief zum Telefon. »Ich rufe ihn auf der Stelle an, bevor Sie es sich wieder anders überlegen.«

Verdattert sah Clärenore ihm zu, wie er den Hörer ergriff und eine Nummer wählte. Er ließ sich nach Schweden verbinden und verlangte nach einem Herrn Söderström. Es dauerte eine Weile, bis er schließlich jemanden in der Leitung hatte. Nachdem er sich vorgestellt hatte, erzählte er in begeistertem Tonfall von Clärenores Vorhaben und versprach dem Mann in Schweden das Abenteuer seines Lebens.

»Mit dem Bildmaterial, das Sie sammeln, werden Sie ein international gefeierter Filmoperateur«, erklärte Außenberg. Er gab seinem Gesprächspartner keinerlei Möglichkeiten, nachzufragen oder gar zu widersprechen, und monologisierte so lange, bis er endlich die gewünschte Zustimmung erhielt. Grinsend verabschiedete er sich und legte wieder auf. Höchst zufrieden kehrte er zu Clärenore zurück.

»Söderström hat zugesagt. Er kommt zwei Tage vor der Abreise nach Berlin. Übrigens spricht er hervorragend Deutsch.«

Clärenore war sich nicht sicher, was sie von dem Telefonat halten sollte. Man konnte eine so schwerwiegende Entscheidung doch nicht in zwei Minuten treffen. »Vielleicht überlegt er es sich noch einmal«, sagte sie. »Die Reise wird ein Jahr lang dauern.«

»Ich glaube nicht, dass der Mann seine Entscheidung rückgängig macht. Herr Söderström scheint im Moment kein anderes Angebot zu haben. Er braucht ein regelmäßiges Einkommen, das weiß ich aus sicherer Quelle.« Außenberg grinste. »Sie zahlen gut.«

»Sie zahlen gut«, korrigierte Clärenore ihn. Schließlich würde die Filmgesellschaft einen Teil des Honorars übernehmen. Dafür sicherte sich Fox Film Corporation die Rechte an den Aufnahmen.

»Ich habe mein Geld noch nie so sinnvoll ausgegeben wie für Ihr Vorhaben«, versicherte Außenberg.

»Danke.« Seine Worte waren Balsam auf Clärenores Seele. »Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Geld ich für die Reise zusammengebracht habe. Über hunderttausend Reichsmark, dazu die Kosten für die beiden Autos, die Ersatzteile, das gesamte Material und den Treibstoff und außerdem die Löhne für die Mechaniker und den Filmoperateur.«

Direktor Außenberg setzte sich wieder. »Sie sind eine erstaunliche junge Frau«, sagte er. »Ich kann es kaum erwarten, das Filmmaterial zu sehen.«

»Sie denken bereits an meine Rückkehr. Ich mache mir im Moment eher Sorgen um meine Abreise.«

Clärenore drückte den Zigarettenstummel aus, nur um sich gleich eine neue Zigarette anzuzünden.

»Wieso? Ich dachte, Sie bekommen einen brandneuen Adler Standard 6 und einen Adler L 9 als Begleitfahrzeug.«

»Die Automobile wurden mir für den 1. März zugesagt, aber nun gibt es Schwierigkeiten in der Produktion, weil in Sachsen die Metallarbeiterstreiks anhalten. Wenn es nicht bald zu einer Lösung kommt, werden die Fahrzeuge erst im Sommer fertig.«

»Und das ist ein Problem?«

»Das ist eine Katastrophe!«, erklärte Clärenore. »Je weiter sich die Abreise verzögert, desto wahrscheinlicher wird es, dass wir in den sibirischen Winter kommen. Selbst der beste Treibstoff gefriert bei Temperaturen von minus fünfzig Grad.«

»Dann hoffen wir das Beste. Stimmt es eigentlich, dass Sie mit Benzol fahren werden?«

»Ja, ich will dem Benzin einen hohen Teil Benzol beimischen, um die Klopffähigkeit des Treibstoffs zu erhöhen und die Fahrgeschwindigkeit zu verbessern.«

»Sie haben also vor, den Globus im Tempo einer Rennfahrerin zu umrunden? Hoffentlich findet Herr Söderström genug Zeit zum Filmen.« Außenberg beugte sich über die ausgebreitete Weltkarte. Kleine rote Fähnchen markierten die Orte, an denen Clärenore Benzol, Ersatzteile und Lebensmittelvorräte hatte deponieren lassen. Es war unmöglich, Reserven für ein ganzes Jahr mitzunehmen. »Erklären Sie mir bitte noch einmal die Route. Ich habe Herrn Söderström versprochen, eine Liste zu schicken.«

Clärenore tippte mit dem Zeigefinger auf Frankfurt, den Ausgangspunkt der Reise. Sie hatte in den letzten Wochen und Monaten ihre Route so vielen Menschen erklärt, dass die Worte von ganz allein aus ihrem Mund kamen.

»Wir fahren über Prag nach Wien und weiter nach Belgrad und Konstantinopel. Von dort geht es nach Damaskus, quer durch die syrische Wüste bis nach Bagdad. Dann fahren wir weiter nach Teheran, Tiflis und Moskau.«

»Dieser Teil der Strecke wird ein Kinderspiel für Sie«, kommentierte Außenberg lachend. Damit spielte er auf die Allrussische Prüfungsfahrt an. Wer Automobile in Russland verkaufen wollte, musste diese Fahrt bewältigen. Clärenores Sieg war zugleich ein Triumph für ihren Auftraggeber gewesen, die Adlerwerke, die seither ihre Automobile nach Russland liefern durften.

»Ich kenne die Strecke nur zum Teil«, widersprach Clärenore. »Und nach Moskau wartet eine große Herausforderung. Wir müssen nämlich quer durch Sibirien. Sollten wir in den sibirischen Winter kommen, würden wir Wochen und Monate untätig herumsitzen und könnten die Reise nicht fortsetzen.«

»Sie könnten sich von den Strapazen erholen«, meinte Außenberg.

Clärenore hob abwehrend die Hand. »Unsere Diplomatenpässe und Visa würden vielleicht ihre Gültigkeit verlieren. Wir reisen durch achtundzwanzig verschiedene Länder. Sie können sich nicht vorstellen, wie schwierig es war, von allen Regierungen eine Fahrerlaubnis zu erhalten.«

Außenberg wirkte überrascht. »Und warum haben Sie ausgerechnet diese Route gewählt?«

»Ich will eine Strecke von rund vierzigtausend Kilometern zurücklegen. Das entspricht in etwa dem Erdumfang. Für alle Länder, die ich auf meiner Strecke durchfahren werde, habe ich eine gültige Fahrerlaubnis. Unabhängig davon, ob die Automobile auf der rechten oder linken Straßenseite fahren oder eine Lenkerprüfung abgelegt werden muss. Der deutsche Automobilclub hat in allen Ländern der geplanten Route eine Vertretung. Er wird mich unterstützen.«

...


Maly, Beate
Beate Maly, geboren und aufgewachsen in Wien, arbeitete zunächst als Kindergärtnerin und in der Frühförderung, bevor sie mit dem Schreiben begann. Neben Geschichten für Kinder und pädagogischen Fachbüchern hat sie inzwischen elf historische Romane geschrieben und fünf historische Krimis.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.