E-Book, Deutsch, 0 Seiten
Mangels / Martin Star Trek - The Next Generation: Die Verschwörung
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11726-9
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sektion 31, Bd. 2 - Roman
E-Book, Deutsch, 0 Seiten
ISBN: 978-3-641-11726-9
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Chiaros IV strebt eine Mitgliedschaft in der Föderation an, doch proromulanische Rebellen wollen das verhindern - Krieg droht. Als das Föderationsraumschiff Slayton in der Nähe des Planeten spurlos verschwindet, schickt die Sternenflotte die Enterprise. Sie soll auch den drohenden Bürgerkrieg mit Hilfe von Botschafter Tabor abwenden. Doch während der Friedensverhandlungen auf Chiaros IV wird Tabor getötet, Commander Riker und Counselor Troi werden entführt. Commander Zweller, ein alter Freund Picards von der Slayton, rettet die beiden. Zunächst ist Picard hocherfreut über das Wiedersehen, doch dann muss er feststellen, dass sein alter Freund offenbar für die Romulaner arbeitet ...
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Prolog
Sternzeit 50907.2
Bevölkerung etwa neun Milliarden … und alle gehören zu den Borg.
Picards Atem kondensierte am großen Fenster in seinem Quartier und schuf einen Feuchtigkeitsfilm, der seine Heimatwelt verschleierte, ihr die Farben nahm. Vor fünf Tagen hatte Data jene Worte ausgesprochen, aber sie hallten noch einmal durch sein Selbst, als er sich an den schrecklichen Augenblick auf der Brücke erinnerte. Der große Wandschirm hatte eine unglaublich veränderte Erde gezeigt: jeder Kontinent ein düsterer Industrie-Moloch, die Ozeane dunkel, die Atmosphäre dünn und grau. Im temporalen Sog einer Borg-Kugel hatten Picard und seine Crew entsetzt beobachtet, was den Borg durch einen Zeitsprung in die irdische Vergangenheit gelungen war.
Die Enterprise war den Borg gefolgt und hatte sie daran gehindert, die Erde zu assimilieren. Außerdem wurde durch ihre Intervention der historische erste Warpflug der Menschheit möglich.
Picard schloss die Augen und straffte die Schultern. Der Feuchtigkeitsfilm am Fenster verdunstete und die Erde zeigte ruhiges Blau und Weiß.
Jetzt sind wir wieder in der Gegenwart, dachte Picard. Die Erde ist so, wie sie sein sollte, jedenfalls soweit wir das wissen. Aber so vorsichtig wir auch gewesen sind: Wer kann sagen, welche Auswirkungen sich durch unseren Aufenthalt in der Vergangenheit auf diese Zeitlinie ergaben? Er hatte der Crew mitgeteilt, dass sie in die Vergangenheit reisten, um die von den Borg angerichteten Schäden zu reparieren, aber welche Veränderungen folgten aus diesen Aktionen für die Gegenwart?
Picard dachte nicht gern über die komplexen Konsequenzen von Zeitmanipulationen nach, obgleich sich der analytische Teil seines Bewusstseins während der vergangenen Tage oft damit beschäftigt hatte. Wenn die Besatzungsmitglieder der Enterprise Zefram Cochrane dabei halfen, zu seinem historischen Warpflug aufzubrechen – hatten sie sich dann nicht immer im Dunst der Geschichte aufgehalten, auch wenn entsprechende Aufzeichnungen fehlten? Und wenn es den Borg wirklich gelungen war, im einundzwanzigsten Jahrhundert die Erde zu erobern, um anschließend zurückgeschlagen zu werden – hatten diese Ereignisse nicht immer stattgefunden? Picard erinnerte sich an Datas Bemerkungen zu diesem Thema und an seine eigene Bitte, dass der Androide seine diesbezüglichen Überlegungen für sich behielt. Er hatte es satt, darüber nachzudenken.
Das ist immer noch besser, als sich die Alternative vor Augen zu führen, flüsterte eine Stimme irgendwo in seinem Hinterkopf. Picard und seine Crew bekamen es bereits mit den direkten Folgen ihrer Zeitreise zu tun. Zwar hatten sie die Zukunft der Menschheit gerettet, aber der Preis dafür war recht hoch gewesen. LaForge und seine Techniker hatten einige Tage gebraucht, um einen Ersatz für die verloren gegangenen Navigationskontrollen zu improvisieren und damit jenen Effekt zu wiederholen, der eine Reise durch die Zeit gestattete. Will Riker und Worf waren unterdessen damit beschäftigt gewesen, die Rettungskapseln zu bergen, die die Enterprise nach der Einleitung der Selbstzerstörungssequenz verlassen hatten.
Nach der Neutralisierung der Borg-Gefahr erwies sich die Aufgabe, fast zweihundert Rettungskapseln zu lokalisieren, als überraschend schwierig. Die meisten hatten es bis auf die Erde geschafft, aber einige waren in einen Orbit geschwenkt. Etwa drei Viertel aller Kapseln erreichten tatsächlich Gravett Island im Südpazifik, wie vereinbart, aber von Borg-Technik verursachte Fehlfunktionen sorgten dafür, dass manche Rettungskapseln an anderen Orten niedergingen. Die entsprechenden Besatzungsmitglieder der Enterprise flohen in die Wildnis, um Borg-Verfolgern zu entgehen, oder schlossen sich Gruppen von Einheimischen an, die nach dem atomaren Chaos auf der Erde zu überleben versuchten.
Viele Reparaturen an der Enterprise mussten warten, bis das Schiff die McKinley-Werft erreicht hatte, wo es jetzt angedockt war. Die meisten Crewmitglieder befanden sich noch immer im großen Medo-Komplex der Raumstation. Sie mussten gründlich untersucht und dekontaminiert werden, wobei es nicht nur um mögliche Borg-Infektionen ging, sondern auch um virale und bakterielle Krankheitserreger aus der Vergangenheit. Wenn ein Virus aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert, ob natürlich oder genetisch manipuliert, im vierundzwanzigsten Jahrhundert freigesetzt wurde, so drohten erhebliche Gefahren.
Die gesunden Besatzungsmitglieder durften einen Urlaub genießen. Wie lange er dauerte, stand noch nicht fest – es hing davon ab, wie viel Zeit die Instandsetzung der Enterprise in Anspruch nahm. Überall an Bord des Schiffes waren in Bio-Schutzanzüge gekleidete Techniker damit beschäftigt, sich selbst replizierende Borg-Technik aus Korridoren, Schaltkreistafeln und Jefferies-Röhren zu entfernen. Auch viele Hauptsysteme der Enterprise mussten repariert werden. Verkleidungsplatten waren aus den Wänden gelöst worden; Schaltkreismodule lagen auf dem Boden. Erst vor einem Jahr ist die Enterprise-E in Dienst gestellt worden, aber schon muss sie gründlich überholt werden, dachte Picard, dessen Stimmung auch weiterhin gedrückt blieb.
Sein Quartier war von der Invasion der Borg-Technik weitgehend verschont worden. Abgesehen von gelegentlichen Fehlfunktionen in den ambientalen Kontrollen bot es dem Captain Gelegenheit, Ruhe zu finden und allein zu sein. Er wusste, dass die Reparaturgruppen noch nicht im Bereitschaftsraum gewesen waren – vermutlich hatte Riker ihnen eine entsprechende Anweisung erteilt. Auch jener Bereich war von der Borg-Technik unberührt geblieben, trotzdem gab es dort einen Schaden, der die Vitrine betraf. Picard erinnerte sich ganz deutlich an seinen Wutanfall, daran, mit dem Phasergewehr zugeschlagen und das Glas zertrümmert zu haben, hinter dem die Darstellungen früherer Raumschiffe mit dem Namen Enterprise ruhten. Die Modelle sind zerbrochen, hatte die Frau aus der Vergangenheit gesagt. Lily Sloane hatte gewusst, dass der Kampf gegen die Borg für ihn zu persönlicher Natur war. Picard begriff das erst, als er die zerbrochenen Raumschiffmodelle sah.
Er hörte ein Klopfen und die Tür seines Quartiers glitt halb beiseite, bevor sie mit einem dumpfen Knirschen verharrte. »Captain?«, fragte jemand. Zwei starke Hände schoben die Tür ganz zur Seite, und als Picard sich umdrehte, sah er ein vertrautes Gesicht. Wie er selbst hatte Riker während der vergangenen Tage kaum geschlafen; die Ringe unter den Augen wiesen deutlich darauf hin.
»Ein ziemliches Durcheinander dort draußen, nicht wahr, Nummer Eins?«, fragte Picard und deutete durch die Tür. Im Korridor waren einige Reparaturtechniker damit beschäftigt, Borg-Leitungen aus der Decke zu lösen.
»Ja, Sir«, sagte Riker. »Nach den bisherigen Berichten müssen wir davon ausgehen, dass die Borg-Technik tiefer in unsere Systeme eindrang, als wir bisher annahmen. Wir können von Glück sagen, dass wir in einem Stück heimgekehrt sind.« Bei diesen Worten wirkte er sehr ernst.
Picard setzte sich auf die Couch und bedeutete dem Ersten Offizier, ihm gegenüber Platz zu nehmen. Es war spät und er bekam nur selten die Chance, ein wenig auszuruhen, aber bis zum endgültigen Abschluss der Borg-Angelegenheit musste er damit rechnen, auch in seiner Unterkunft gestört zu werden. Riker hielt einen elektronischen Datenblock in der Hand, der Picards Aufmerksamkeit nicht entgangen war und eine Pflicht repräsentierte, der sich der Captain stellen musste, ob es ihm gefiel oder nicht.
Aber warten wir noch ein wenig damit.
»Was ist mit der Crew?«, fragte Picard.
»In medizinischer Hinsicht scheinen die meisten Besatzungsmitglieder in Ordnung zu sein. Dr. Crusher und Schwester Ogawa hat man gleich zu Anfang untersucht und für gesund befunden; seitdem helfen sie in den Krankenstationen der McKinley-Werft. Bisher wurde bei niemandem eine Kontamination festgestellt. Man versucht, die notwendigen Untersuchungen so schnell wie möglich durchzuführen, setzt zu diesem Zweck sogar einige Medizinische Holo-Notprogramme ein. Ich bin froh, das wir an Bord unseres Schiffes nur selten gezwungen sind, ein MHN zu verwenden. Die Holo-Ärzte können nicht annähernd so gut mit Patienten umgehen wie Beverly.«
Picard stand von der Couch auf, durchquerte den Raum und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. »Worf muss so bald wie möglich nach Deep Space Nine aufbrechen, vielleicht schon morgen früh«, fuhr Riker fort. »Man braucht ihn dort, weil sich die Lage in Hinsicht auf das Dominion immer mehr zuspitzt. Chief O'Brien hat alle Hände voll damit zu tun, die von den McKinley-Technikern begonnene Reparatur der Defiant zu Ende zu bringen. Datas Auge und die Haut sind wieder in Ordnung. Deanna ist seit unserer Rückkehr verständlicherweise sehr beschäftigt. Sie kommt gut mit der großen Arbeitsbelastung zurecht, hat aber geschworen, nie wieder einen Tropfen Tequila anzurühren.«
»Wie bitte?«
Riker lächelte, vielleicht zum ersten Mal seit Tagen. »Sie hat auf der Erde mit Cochrane getrunken, Sir. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es dafür dienstliche Gründe gab.«
»Wie war es?«, fragte Picard plötzlich und beugte sich vor. Riker richtete einen verwirrten Blick auf ihn. »Die Phoenix. Wie war es? Ich … ich habe sie berührt, aber Sie sind mit ihr geflogen! Sie und Geordi sind Teil von ihr gewesen. Der erste Warpflug der Menschheit!«
Riker entspannte sich ein wenig...