Martin Der Duft der Rosen
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95576-227-8
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Thriller
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95576-227-8
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Bitte helfen Sie mir! Elizabeth Conners reagiert höchst misstrauisch, als eine Klientin ihr erzählt, dass sie von dem Geist eines kleinen Mädchens heimgesucht wird. Nacht für Nacht rät es ihr, so schnell wie möglich zu fliehen. Bevor noch ein Mord geschieht. Zögerlich beschließt Elisabeth, sich das Phänomen aus der Nähe anzuschauen. Und tatsächlich, seltsame Dinge geschehen auf Harcourt Farm: Der Fußboden knarrt, trotz sommerlicher Hitze wird es plötzlich eiskalt, und in der Luft liegt der tödliche Duft von Rosen. Sollten die Warnungen des kleinen Mädchens wirklich ernst zu nehmen sein? Was für ein fürchterliches Verbrechen geschah vor vielen Jahren hier, in diesen Wänden? Der einzige, der Elizabeth darüber Auskunft geben kann, ist Zach Harcourt. Und während die beiden sich immer tiefer in die Geschichte des Hauses und ihre wachsenden Gefühle füreinander verstricken, ist ihnen der Mörder schon längst auf der Spur.
Ihre Arbeit im Immobiliengeschäft führte die New York Times Bestseller- Autorin Kat Martin auf den Weg ins Glück. Durch ihre Tätigkeit als Maklerin lernte sie den perfekten Partner kennen - ihren Ehemann, den Western-Autor Jay Martin. 'Wir standen uns als potenzielle Verkäufer und Käufer gegenüber', erinnert sie sich. Kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten, fragte Larry sie, ob sie ein unveröffentlichtes Manuskript eines historischen Westerns, das er verfasst hatte, lesen wolle. Sie verliebte sich sofort in den Roman - und den Autor! 'Es war eine ziemlich romantische Geschichte', gesteht sie. Nachdem sie den Text ihres zukünftigen Ehemanns ein wenig bearbeitet hatte, beschoss sie, es selbst einmal mit dem Schreiben zu versuchen. Kat machte sich auf, Bestseller-Autorin von mehr als 30 historischen und zeitgenössischen Romanen zu werden. Bis heute wurden 10 Millionen Exemplare ihrer Romane gedruckt und auf der ganzen Welt - inklusive Deutschland, Norwegen Schweden, China, Korea, England und vielen anderen Ländern - veröffentlicht. Wenn sie nicht schreibt, fährt sie gern Ski und geht auf Reisen, bevorzugt in Europa. Derzeit ist sie intensiv damit beschäftgt, ihr nächstes Buch zu verfassen.
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EINS
Elizabeth Conners saß hinter ihrem Schreibtisch. Ihr Büro in der psychologischen Gemeinschaftspraxis für Familienberatung war gemütlich eingerichtet mit dem Eichenschreibtisch und dem dazugehörigen Stuhl, den beiden Aktenschränken aus Eiche, zwei weiteren Stühlen und dem dunkelgrün bezogenen Sofa an der einen Wand.
Eichenholzgerahmte Stadtansichten aus dem neunzehnten Jahrhundert schmückten die Wände, und auf dem Schreibtisch stand eine grüne Glaslampe. Der Raum wirkte zwanglos und ein wenig altmodisch. Das Büro war aufgeräumt und ordentlich. Bei den zahlreichen Patienten, die sie betreute, musste sie einfach gut organisiert sein.
Elizabeth blickte auf den Stapel Akten auf ihrem Schreibtisch. Jede von ihnen war ein Fall, den sie derzeit betreute. Sie arbeitete seit zwei Jahren in der kleinen Gemeinschaftspraxis in San Pico, Kalifornien. Sie war hier geboren und aufgewachsen. San Pico lag nahe dem südwestlichen Ende des San Joaquin Valley und war stark landwirtschaftlich geprägt.
Elizabeth hatte ihren Abschluss an der San-Pico-Highschool gemacht. Sie erhielt ein Teilstipendium, das ihr half, ihren Lebensunterhalt während des Colleges zu bestreiten. Sie studierte Psychologie im Hauptfach an der University of California in Los Angeles und machte ihr Diplom in Sozialpädagogik. Wie schon zu Highschool-Zeiten verdiente sie sich als Kellnerin etwas dazu.
Vor zwei Jahren war sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, einen ruhigen Ort, in dem ihr Vater und ihre Schwester lebten. Doch inzwischen war ihr Dad gestorben, und ihre Schwester hatte geheiratet und war fortgezogen. Elizabeth war nach Hause gekommen, um sich von einer schmutzigen Scheidung zu erholen. Das ruhige Leben weit weg von der Großstadt hatte ihr geholfen, die Depressionen zu überwinden, unter denen sie seit dem Ende ihrer Ehe mit Brian Logan litt.
Anders als das hektische und betriebsame Santa Ana, wo sie vorher gearbeitet hatte, war San Pico ein Städtchen mit ungefähr dreißigtausend Einwohnern, etwa die Hälfte davon Latinos. Elizabeths Familie hatte 1907 zu den Gründern der Stadt gehört; damals waren sie noch Farmer und Milchbauern gewesen. Elizabeths Eltern besaßen einen kleinen Lebensmittelladen namens Conners' Grocery, doch nach dem Tod ihrer Mutter verkaufte ihr Vater das Geschäft. Er setzte sich zur Ruhe, als Elizabeth die Schule beendet hatte.
Sie griff nach der obersten Akte, um sich auf die für den Abend geplante Sitzung bei den Mendozas vorzubereiten. Die Akte erzählte eine Geschichte von Alkoholmissbrauch und Gewalt in der Familie, eingeschlossen einen Fall von Kindesmisshandlung. Doch seit die Mendozas regelmäßig an der Familienberatung teilnahmen, schien die Gewalttätigkeit abgenommen zu haben.
Elizabeth glaubte inbrünstig daran, dass die Sitzungen Familien dabei halfen, sich auf andere Art und Weise auseinanderzusetzen als durch körperliche Gewalt.
Über die Akte gebeugt, schob sie sich eine widerspenstige Strähne ihres kastanienbraunen Haars hinter das Ohr. Wie alle Conners war sie von schlankem Wuchs, etwas größer als der Durchschnitt. Doch anders als ihre Schwester hatte sie die leuchtend blauen Augen ihrer Mutter – was bedeutete, dass sie bei jedem Blick in den Spiegel an Grace Conners dachte und sie vermisste.
Ihre Mutter war einen elenden Krebstod gestorben, als Elizabeth gerade fünfzehn Jahre alt gewesen war. Beide hatten sich sehr nahegestanden. Die schweren Monate, in denen sie ihre Mutter erst gepflegt und dann verloren hatte, hatten ihr Großes abverlangt.
Elizabeth seufzte, als sie den letzten Eintrag in den Unterlagen las. Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück. Sie hatte niemals vorgehabt, in ihre Heimatstadt zurückzukehren, in der es so flach und staubig und die meiste Zeit des Jahres zu heiß war.
Doch manchmal hatte das Schicksal andere Pläne, und so war sie also hier gelandet. Sie wohnte in einem gemieteten Apartment in der Cherry Street und arbeitete als Familienberaterin. Und auch wenn ihr das Leben in dem kleinen Städtchen nicht sonderlich gefiel, fühlte sie sich mit ihrer Arbeit doch sehr wohl.
Sie dachte an die bevorstehende Sitzung, als sacht an die Tür geklopft wurde. Sie schaute auf. Einer der Jungs, die sie beriet, kam herein. Raul Perez war siebzehn Jahre alt und freigestellt vom Jugendarrest, zu dem man ihn bereits zum zweiten Mal verurteilt hatte. Streitlustig, mürrisch und schwierig, war er doch auch klug und mitfühlend und loyal gegenüber seinen Freunden und den Menschen, die er liebte. Und besonders gegenüber seiner geliebten Schwester Maria.
Seine Besorgnis um andere war der Grund, warum Elizabeth zugestimmt hatte, ihn ohne Honorar zu beraten. Raul hatte Potenzial. Er konnte etwas aus sich machen, wenn man ihn richtig motivierte … und wenn sie ihn davon überzeugen könnte, dass sein Leben niemals besser werden würde, solange er Alkohol und Drogen zu sich nahm.
Die Folge waren Einbrüche gewesen, wie das so oft bei Jugendlichen wie Raul vorkam. Sie brauchten Geld, um Drogen zu kaufen, und sie taten alles, um es zu bekommen.
Doch Raul war seit über einem Jahr clean, und er hatte ihr versichert, dass das so bleiben sollte. In seinen tiefen dunklen Augen lag etwas, das Elizabeth glauben ließ, dass er die Wahrheit sagte.
“Raul. Komm rein.” Ihr Lächeln war warm. “Schön, dich zu sehen.”
“Gut sehen Sie aus”, sagte er, höflich wie immer.
“Danke.” Sie fand, dass sie heute tatsächlich gut aussah in ihrer beigen Baumwollhose und der türkisfarbenen kurzärmeligen Seidenbluse. Ihr Haar, das sie offen trug, umrahmte in weichen Wellen ihr Gesicht.
Raul setzte sich auf einen der beiden Stühle, während Elizabeth ihn nach seinem Teilzeitjob bei Sam Goodie fragte. Dort verrichtete er Hausmeister- und Botendienste, bis Ritchie Jenkins wieder auf dem Damm war, der am Ende der Main Street einen Motorradunfall gehabt hatte. In einer Woche war der Job vorbei, und wenn Raul bis dahin nicht etwas anderes fand, musste er auch tagsüber wieder in den Arrest.
“Wie gefällt dir denn bislang die Arbeit?”
Er zuckte die Achseln. “Ich mag die Musik, außer wenn sie Country und Western spielen.” Raul war nur etwa eins fünfundsiebzig groß, doch er war stämmig und muskulös. Schon in seiner Kindheit war er immer kräftig gewesen für sein Alter. Er hatte glänzendes glattes Haar und dunkle Haut, die nur von einem Totenkopf-Tattoo auf seiner rechten Hand und seinen blau tätowierten Initialen unter seinem linken Ohr verunstaltet wurde. Die Initialen waren eine Amateurarbeit, vermutlich aus der Schulzeit. Sie nahm an, dass der Totenkopf während seines letzten Arrests entstanden war.
Elizabeth lächelte Raul ermutigend zu. “Ich habe aufregende Neuigkeiten für dich.”
Er musterte sie argwöhnisch. “Was für welche denn?”
“Du bist bei Teen Vision angenommen worden.”
“Teen Vision?”
“Ich erwähnte es vor einigen Wochen. Erinnerst du dich?”
Er nickte und blickte sie unverwandt an.
“Da die Farm eine ziemlich neue Einrichtung ist, haben sie nur Platz für fünfundzwanzig Jugendliche. Doch es haben sich ein paar Lücken ergeben, und deine Bewerbung gehörte zu denen, die akzeptiert wurden.”
“Ich habe keine Bewerbung eingereicht”, sagte er finster.
Sie lächelte. “Ich weiß, dass du das nicht getan hast. Ich habe es getan.”
Er runzelte die Stirn. Kein gutes Zeichen. Die Jugendlichen, die am Resozialisierungsprojekt von Teen Vision teilnahmen, waren aus freien Stücken dort. Wenn er nicht bereit war, sich darauf einzulassen, würde ihm der Aufenthalt nichts bringen.
“Das Programm dauert ein Jahr. Man muss zwischen vierzehn und achtzehn Jahren alt sein, und man muss sich einverstanden erklären, die ganzen zwölf Monate zu bleiben. Andernfalls nehmen sie einen nicht auf.”
“Ich komme in sechs Monaten auf Bewährung frei.”
“Du musst dein Leben ändern, damit du nicht wieder im Gefängnis landest.”
Raul schwieg.
“Du würdest nächste Woche anfangen. Während deines Aufenthalts werden Unterkunft und Verpflegung vollständig übernommen. Sie zahlen dir sogar ein kleines Gehalt für die Arbeit auf der Farm.”
Raul grunzte. “Ich weiß, wie viel Farmarbeiter verdienen. Meine Familie hat so ihren Lebensunterhalt bestritten.”
“Dies ist etwas anderes, als ein Wanderarbeiter zu sein, Raul. Du hast mir selbst gesagt, dass du die Farmarbeit liebst. Du könntest einen Beruf erlernen, während du dort bist, und du könntest deinen Schulabschluss machen. Wenn das Jahr vorüber ist, kannst du einen Vollzeitjob in der Landwirtschaft übernehmen, oder was du auch immer tun willst. Etwas, das dir mit der Zeit dein eigenes Auskommen sichert.”
Er runzelte die Stirn. “Ich muss darüber nachdenken.”
“In Ordnung. Aber ich denke, dass du einen Blick auf die Einrichtung werfen solltest, bevor du eine Entscheidung triffst. Wärst du bereit, das zu tun, Raul?”
Er straffte die Schultern und blickte sie noch immer unverwandt an. “Ich würde es mir gern anschauen.”
“Das ist großartig. Denk daran, ein Ort wie dieser erfordert ein besonderes Engagement. Dort geht man hin, um sein Leben zu ändern. Du musst das wirklich wollen. Du musst noch einmal von vorn anfangen wollen.”
Raul sagte eine Weile gar nichts. Ebenso wenig wie Elizabeth, die ihm Zeit zum Nachdenken geben wollte.
“Wann würden wir es uns ansehen?”
Sie erhob sich von ihrem Stuhl. “Musst du heute Nachmittag arbeiten?”
Er schüttelte den Kopf. “Erst morgen wieder.”
“Gut.” Elizabeth umrundete den Schreibtisch und ging an ihm vorbei zur Tür, die sie lächelnd öffnete. “Warum dann nicht...




