Marx Die drei ??? Labyrinth der Götter (drei Fragezeichen)
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-440-14189-2
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 126 Seiten
Reihe: Die drei ???
ISBN: 978-3-440-14189-2
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Regisseur Edward Truman hat seinen skandalumwitterten Film kurz vor der Premiere zurückgezogen und an einem geheimen Ort versteckt. Der Hinweis einer alten Schauspielerin führt Justus, Peter und Bob, die drei Detektive aus Rocky Beach, zu Trumans Grundstück. Doch dieses ist umgeben von einem undurchdringlichen Heckenlabyrinth. Die Kombinationsfähigkeit der drei ??? wird auf eine harte Probe gestellt. Rätselhafte Götterstatuen scheinen den Weg durch den Irrgarten zu weisen. Doch irgendjemand legt falsche Spuren, sodass die Detektive die Orientierung verlieren. Wo ist der Ausgang aus dem Labyrinth der Götter?
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In hohem Bogen
Seine Beine schmerzten. Der Atem ging keuchend. Die heiße Luft brannte in seinen Lungen. Peter hielt den Blick starr auf den schwarzen Asphalt gerichtet, über den die breiten Reifen seines Mountainbikes hinwegrollten. Der Schweiß rann unter seinem Helm hervor und über sein Gesicht. Sein T-Shirt war klitschnass. Der Gegner war direkt hinter ihm. Peter hörte seinen Atem und das Surren der Kette. Er blickte auf. Die Luft flimmerte in der Hitze und spiegelte nicht vorhandene Pfützen auf die heiße Straße. Noch dreihundert Meter, dann hatte er die Bergkuppe erreicht. »Ich krieg dich! Ich krieg dich!«, ächzte sein Verfolger und schob sich Zentimeter für Zentimeter näher heran. »Niemals, Bob!« Peter schaltete einen Gang hoch, richtete sich im Sattel auf und strampelte mit aller Kraft, um seinen Vorsprung zu vergrößern. Hinter diesem Berg lag die letzte Abfahrt, das Ortsschild ›Rocky Beach‹ im Tal war die Ziellinie. Als er die Kuppe erreichte, tauchte das kleine kalifornische Küstenstädtchen vor ihm auf, dahinter glitzerte der Pazifik im Rot der untergehenden Sonne. Der Ort war noch eine Meile entfernt. Jetzt kam der Endspurt! Peter schaltete ein paar Gänge höher, beugte sich tief über den Lenker und sauste den Berg hinab. Ein Blick auf den Tacho ließ ihn siegessicher lächeln. Siebenundzwanzig Meilen pro Stunde und das Gefälle würde noch stärker werden. Das schaffte Bob nie! Peter würde beweisen, dass er auf dem Mountainbike schneller war als Bob mit seinem Rennrad, und damit die Wette gewinnen: Ein Rieseneisbecher stand auf dem Spiel! Doch plötzlich tauchte Bob neben Peter auf und schob sich langsam an ihm vorbei an die Spitze. »He!«, rief der Zweite Detektiv empört und achtete einen Moment nicht auf die Straße. Als er wieder hinsah, raste ein großer Stein vom kiesbestreuten Straßenrand aus auf ihn zu. Peter riss den Lenker herum und geriet ins Schleudern. Die Bremsen blockierten die Räder, doch er rutschte über den Kies weiter. Wie in Zeitlupe kippte das Rad. Peter versuchte, sich abzufangen, aber er war zu schnell. Der Hinterreifen knallte gegen den Stein, flog in die Höhe und Peter wurde aus dem Sattel geschleudert. Er stürzte und schlitterte über die Kieselsteine. Den Schmerz spürte er schon gar nicht mehr. Die Welt versank in Dunkelheit und einem dornigen Gebüsch. Kaltes Wasser, das in sein Gesicht klatschte, riss ihn aus der Bewusstlosigkeit. Alles tat ihm weh. Sein Gesicht brannte. Ein stechender Schmerz im Handgelenk. Über ihm schwebte Bobs besorgtes Gesicht. »War ich lange weg?«, brachte Peter hervor. »Nur ein paar Sekunden. Willkommen im Diesseits. Tut dir was weh?« »Alles. Wenn ich deinen Gesichtsausdruck richtig deute, wundert dich das nicht, stimmt’s?« Bob nickte. »Du siehst ziemlich mitgenommen aus.« »Ich fühle mich auch so.« Peter richtete sich auf. Der Schmerz zuckte durch seinen ganzen Körper. »Aua.« »Dein halbes Gesicht ist aufgeschürft. Wir müssen das sofort reinigen, sonst entzündet es sich. Kannst du aufstehen?« »Wird schon gehen.« Ächzend erhob Peter sich, klopfte den Staub von seiner Kleidung und blickte an sich hinunter. Das T-Shirt war zerrissen und seine Arme und Beine sahen aus, als hätte man sie ausgiebig mit Sandpapier bearbeitet. Die Haut brannte wie Feuer. Kein Wunder: Mehrere kleine Kiesel steckten in den offenen Wunden. »Meine Güte, Peter! Du hast mir wirklich einen Schrecken eingejagt!« »Und ich mir erst«, stammelte Peter. Er war noch ganz wacklig auf den Beinen. »Gut, dass ich einen Helm getragen habe. Trotzdem brummt mir der Kopf.« »Ich schlage vor, die Wette vergessen wir.« Der Zweite Detektiv nickte benommen. »Soll mir recht sein. Wie geht’s meinem Rad?« Bob begutachtete das Mountainbike. »Scheint okay zu sein. Die Kette ist ab, das ist alles.« »Dem Himmel sei Dank. Der Körper heilt von selbst, Fahrräder muss man für teures Geld reparieren.« Peter humpelte zurück, zog das Rad hoch und untersuchte es. »Nun lass doch mal dein blödes Fahrrad«, sagte Bob ärgerlich. »Du blutest im Gesicht. Wir sollten gleich zum Arzt fahren.« »Ach was! Das sind doch nur ein paar Schrammen!« »Ein paar Schrammen? Du hast dich noch nicht im Spiegel gesehen! Ein Wunder eigentlich, dass mir das nicht passiert ist. Normalerweise bin ich doch derjenige, der keinen Unfall auslässt.« »Tja, heute bin ich mal dran«, murmelte Peter. »Komm, wir fahren zum Schrottplatz. Da kann ich mich halbwegs herrichten, bevor ich nach Hause fahre. Wenn meine Mutter mich so sieht, fällt sie in Ohnmacht!« Mühsam kletterte er auf den Sattel, und die beiden setzten ihre Fahrt langsam fort. Zum Schrottplatz war es nicht weit. Das Trödelmarktgelände gehörte Titus Jonas, Justus’ Onkel. In einer Ecke des Platzes, direkt neben der Freiluftwerkstatt, stand ein alter Campinganhänger, den Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews als Detektivbüro nutzten. An diesem Ort hatte schon so mancher Fall seinen Anfang genommen. Heute würde er ihnen als Lazarett dienen müssen. Peter hoffte, dass sie irgendwo in dem Chaos ihrer Zentrale Pflaster auftreiben konnten, um die Wunden zu versorgen. Aber so weit sollte es gar nicht kommen. Als die beiden durch das offene Tor radelten, standen Justus und seine Tante Mathilda gerade eifrig diskutierend neben einem Berg von Schrott. Sie sahen auf und bemerkten Peters Verletzungen. »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte Justus, der Erste Detektiv. »Ist dir ein Lastwagen in den Weg gesprungen?« Peter kam nicht dazu, zu antworten. »Junge!«, rief Tante Mathilda und rannte auf ihn zu. »Du lieber Himmel! Du siehst ja schlimm aus! Herrje, du blutest sogar! Soll Titus dich ins Krankenhaus fahren?« »Nein, nein, so schlimm ist es nicht, Mrs Jonas«, beteuerte Peter. »Mir geht’s gut!« »Wer so aussieht, dem geht es nicht gut!«, sagte Tante Mathilda entschieden. »Außerdem müssen die Wunden desinfiziert werden.« »Es sind keine Wunden«, versuchte Peter sie zu beruhigen. »Nur ein paar Kratzer.« »Ich weiß, wie Kratzer aussehen! Das hier sind keine! Justus! Hol für Peter einen Stuhl!« Sie machte kehrt und lief zum Wohnhaus der Familie Jonas. Die drei sahen ihr nach. Dann wandte Peter sich grinsend an Justus. »Hast du nicht gehört, Just? Du sollst mir einen Stuhl holen!« Der Erste Detektiv verzog das Gesicht. »Hol ihn dir doch selbst!« »Widersprich deiner Tante nicht.« Justus warf einen Blick auf den Schrottstapel und zog einen alten verrosteten Gartenstuhl heraus. Er klappte ihn auseinander und stellte ihn auf den staubigen Boden. »Bitte schön! Und nun erzähl schon. Was hast du gemacht?« »Ach, gar nichts«, murrte Peter und setzte sich. »Nur ein kleines Wettrennen.« »Peter kann nicht verlieren«, meinte Bob. »Als er sah, dass ich ihn überhole, hat er sich gleich ins nächste Gebüsch geschmissen.« »Mach keine Witze, Bob! Das hat ganz schön wehgetan.« »’Tschuldigung.« »Vielleicht solltest du wirklich besser zum Arzt gehen«, schlug Justus vor. »Nun red keinen Blödsinn. Ich komme mir vor wie ein Invalide, wenn ihr so um mich herumsteht und mich bedauert. Erzähl uns lieber, was es Neues gibt, Just!« »Nicht viel. Außer dass wir ein Fax von deinem Vater bekommen haben, Peter.« Der Zweite Detektiv runzelte die Stirn. »Von meinem Vater?« »Das nehme ich zumindest an, denn auf dem Faxkopf stand ›Wonderworld‹, dort arbeitet er doch?« Peter nickte. Sein Vater war in der Filmbranche von Hollywood tätig. Mit seinen Kollegen tüftelte er kniffelige Spezialeffekte für große Kinofilme aus. Die Firma ›Wonderworld‹ brachte Ufos zum Fliegen und Autos zum Explodieren, wenn es darum ging, die Kinobesucher mit beeindruckenden Bildern zu faszinieren. »Und was hat er gefaxt?« »Einen Zeitungsartikel. Wartet, ich hole ihn!« Als Justus in die Zentrale verschwand, kehrte Tante Mathilda zurück. An ihrem Arm baumelte eine Tasche und in den Händen trug sie eine mit Wasser gefüllte Schüssel. »Jetzt werden die Wunden erst mal gereinigt«, kündigte sie an, stellte die Schüssel ab und hockte sich neben Peter. Sie begann die Abschürfungen vorsichtig mit einem nassen Lappen abzuwischen. Der Zweite Detektiv zuckte zusammen. »Ich weiß nicht, ob das wirklich nötig ist, Mrs Jonas.« »Keine Widerrede!« Nun machte sie sich an Peters Gesicht zu schaffen. »Es hat aufgehört zu bluten«, stellte sie fest. »Aber das gibt garantiert ein blaues Auge. Davon wirst du noch einige Wochen was haben.« Sie griff in die Tasche und zog ein kleines braunes Fläschchen und ein Wattestäbchen hervor. »Was ist das denn?«, fragte Peter ängstlich. »Jod. Das desinfiziert. Achtung!« Sie betupfte sein Gesicht mit der jodgetränkten Watte. Ein brennender Schmerz durchzuckte ihn. »Aua! Das ist ja schlimmer als beim Zahnarzt!«, beschwerte sich Peter. Justus kehrte zurück und wedelte mit dem Fax. Amüsiert beobachtete er Tante Mathildas Bemühungen, den weinerlichen Peter zu verarzten. »Guck nicht so blöd. Sag uns lieber, was das für ein Zeitungsartikel ist.« »Es geht um eine Filmdiva aus den Dreißigerjahren. Ihr Name ist Josephine Jones. Habt ihr schon mal von ihr gehört?«, fragte Justus. »Der Name sagt mir irgendwas«, murmelte Bob. »Damals war sie ein Star, hat...