Mather | So reich, so schön, so einsam | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

Mather So reich, so schön, so einsam


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-7883-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

ISBN: 978-3-7337-7883-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Ich bin Alex Gantry.' Die junge Witwe Olivia ist erstaunt: Sollte das charmante Raubein vor ihr tatsächlich der Sohn ihres verstorbenen Ehemanns sein? Oder ist er bloß ein gerissener Betrüger, der an ihr Millionenerbe will? Ein erotisches Katz-und-Maus-Spiel beginnt.



Ich habe schon immer gern geschrieben, was nicht heißt, dass ich unbedingt Schriftstellerin werden wollte. Jahrelang tat ich es nur zu meinem Vergnügen, bis mein Mann vorschlug, ich solle doch meine Storys mal zu einem Verlag schicken - und das war's. Mittlerweile habe ich über 140 Romances verfasst und wundere mich manchmal, wie schnell alles ging. Obwohl ich als Kind und auch als Teenager praktisch ständig geschrieben habe, habe ich keine Story wirklich beendet. Wenn mein Zimmer zu chaotisch aussah, kam meine Mutter herein, sammelte alle bekritzelten Blätter ein und warf sie in den Müll. So kam es, dass das Buch, das ich verfasste, als meine Tochter ein Baby war, das erste Werk war, das ich tatsächlich abschloss. Ich fand es schwierig, zwischen dem Haushalt und dem Kind genug Zeit zu finden und schrieb in jeder freien Minute auf ein Stück Papier - nicht gerade professionell, aber so war es halt damals. Mittlerweile sind meine beiden Kinder erwachsen, und ich habe zwei entzückende Enkel, die vier und sechs Jahre alt sind.

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1. KAPITEL

„Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen … Asche zu Asche, Staub zu Staub …“

Die Worte drangen wie aus weiter Ferne an Olivias Ohr. Kaum nahm sie die strahlende Februarsonne wahr, die zu dem ernsten Anlass einen so unangemessenen Kontrast bildete, oder die verstohlen neugierigen Blicke, die sie, als die junge, trauernde Witwe, auf sich zog. Mit ihrem tiefschwarzen Haar, noch unterstrichen durch ihren eleganten schwarzen Pelzmantel, wirkte sie wie ein Fremdling in dieser typisch englischen Umgebung. Doch sie schien abgehoben von den Ereignissen um sie her, unbeeindruckt von den getuschelten Spekulationen der übrigen Trauergäste.

Eine große Zahl hatte sich um das Grab von Henry Gantry versammelt: Geschäftspartner, die übrigen Direktoren des gewaltigen Chemieunternehmens, das er gegründet hatte, Angestellte – kurz, jeder, der glaubte, durch sein Erscheinen irgendetwas beweisen zu können. Henry Gantry war ein mächtiger Mann gewesen. Selbst im Tod verlangte er seinen Mitmenschen noch großen Respekt ab – und obwohl keiner der Anwesenden es zugegeben hätte, hatte jeder von ihnen ihn zumindest zeitweise gefürchtet.

Olivia bildete die Ausnahme. Sie hatte nie Angst vor ihm gehabt. Noch bevor sie ihn gekannt hatte, hatte sie ihn schon gehasst, und in jüngerer Zeit hatte sie ihn verachtet genauso wie sich selbst. Dennoch hatte sie durch das Zusammenleben mit ihm in seinem Haus gelernt, ihm so etwas wie Respekt zu zollen, auch wenn sie ihm nie verzeihen konnte, was er getan hatte. Nun war das alles vorbei. Oder sollte es erst beginnen …?

Die Beerdigungszeremonie war beendet, der schwere Eichensarg ins Grab hinabgelassen worden, und Francis Kennedy, der Henry Gantrys persönlicher Assistent gewesen war, berührte Olivia sacht am Arm.

„Darf ich Sie nach Hause fahren, Mrs. Gantry?“, bot er ihr in seiner zuvorkommenden Art an. „Sie müssen durchgefroren und müde sein und sollten sich einen ordentlichen Brandy gönnen.“

Olivia wandte sich ihm zu. Mandelförmige grüne Augen leuchteten auffallend hell und klar in ihrem schönen, ebenmäßigen Gesicht. „Danke“, sagte sie höflich, „aber ich komme zurecht, Francis. Ich werde wie üblich mit Forsyth fahren. Trotzdem weiß ich Ihre Geste zu schätzen.“

Francis Kennedy nickte galant. „Es war mir ein Vergnügen, Mrs. Gantry. Wir sehen uns dann in Ihrem Haus.“

Olivia nickte ihrerseits und lächelte dem Priester flüchtig zu. Armer Pater Donovan, dachte sie, während sie an den Gräbern entlang zum Parkplatz ging. Auch er hatte sich der Macht von Reichtum und Besitz gebeugt. Obwohl Henry Gantry zu Lebzeiten nie einen Fuß in eine Kirche gesetzt hatte, wäre der feierliche Trauergottesdienst zu seinen Ehren des frommsten Gläubigen würdig gewesen. Wie hieß es noch in der Bibel von dem reuigen Sünder? Dass Gott sich über die Reue eines einzigen Ungläubigen mehr freuen würde als über den Glauben vieler? Das Problem war nur, Henry Gantry hatte sein Leben so geführt, wie es ihm gepasst hatte, und bis zum Schluss nichts bereut.

Plötzlich schoben sich graue Wolken vor die Sonne. Obwohl es gerade erst drei Uhr nachmittags war, würde es schon bald dunkel werden. Olivia fröstelte und beschleunigte ihre Schritte dorthin, wo Forsyth, der Chauffeur, neben dem Rolls wartete.

Als Forsyth ihr den Wagenschlag öffnete, traten einige der Trauergäste näher, um ihr zu kondolieren. Malcolm Birk, Henrys Geschäftsführer, und seine Frau, Barry Freeman, der Prokurist, Sean Barrett, einer der Direktoren, und einige mehr. Olivia nahm ihre Beileidsbekundungen höflich und ernst entgegen, wobei ihr bewusst war, dass jeder von ihnen nur an seine eigenen Interessen dachte. In einem Punkt hat Henry recht gehabt, überlegte sie, als sie sich in die luxuriösen Lederpolster des Rolls zurücklehnte: Sie alle waren wie ein lauerndes Rudel Wölfe. Und wenn ihre, Olivias, Position nicht so gesichert gewesen wäre, wäre sie zweifellos das erste Opfer gewesen.

Sie seufzte nachdenklich und merkte, dass Forsyth sie im Rückspiegel beobachtete. Doch sein Blick verriet ernst gemeinte Sorge, weshalb Olivia ihm beruhigend zulächelte.

„Ich werde zurechtkommen.“ Sie zog sich die schwarzen Wildlederhandschuhe von den zierlichen Händen und betrachtete nachdenklich den rechteckigen Saphir, der ihren breiten goldenen Ehering zierte. „Ich werde zurechtkommen, Forsyth“, wiederholte sie. „Sie werden schon sehen.“

Am Tor des Friedhofs wartete ein Pulk von Reportern, um wenigstens noch ein Foto von der jungen Witwe zu schießen. Denn die Geschichte war natürlich ein gefundenes Fressen für die Presse: eine schöne junge Frau, nur zweiundzwanzig Jahre alt, die durch ihre Heirat mit einem Mann, der mehr als vierzig Jahre älter gewesen war als sie, Berühmtheit erlangt hatte und nach nur sechs Monaten Ehe durch den Tod ihres kranken, alten Mannes zu einer der reichsten Frauen der Welt geworden war.

Olivia versuchte erst gar nicht, sich vor dem Blitzlichtgewitter zu verstecken. Kühl und gefasst saß sie auf dem Rücksitz des Rolls und wusste, dass sich die klatschsüchtigen Leser der Boulevardpresse auch darüber den Mund zerreißen würden. Sowieso glaubte jeder, dass sie Henry nur seines Geldes wegen geheiratet hatte – und in gewisser Weise traf das sogar zu. Aber nicht so, wie man es gemeinhin annahm, nicht einmal, wie es seine Geschäftspartner annahmen und schon gar nicht aus den Gründen, die Henry selbst aufgeführt hatte.

Es waren nur fünfzehn Minuten Fahrt vom St. Saviour’s Friedhof zu dem Haus, das Olivia in den vergangenen sechs Monaten mit Henry geteilt hatte. Auf Flitterwochen hatten sie verzichtet, das wäre eine unerträgliche Ironie gewesen. Überdies war Henry bereits eins schwer kranker Mann gewesen. Er hatte gewusst, dass ihm nur noch wenige Monate blieben.

Wider Willen bewunderte Olivia die Willenskraft, mit der er dieses Wissen in seinem täglichen Leben verdrängt hatte. Nur seine engsten Vertrauten, wie Francis Kennedy, hatten gewusst, wie schlecht es wirklich um ihn stand. Er war bis zum Schluss ein Kämpfer gewesen, und nur seine abgezehrten Gesichtszüge in den letzten Wochen hatten ahnen lassen, welche Schmerzen er insgeheim ertrug. Henry Gantry war immer ein stattlicher Mann gewesen, groß und breitschultrig, und als die Hochzeitsfotos in den Zeitungen erschienen, hatten längst nicht alle nur ihn um sein Glück beneidet. Einige hatte auch Olivia beneidet und das nicht nur, weil Henry Gantry zu den fünfzehn reichsten Männern der Welt gezählt wurde.

Der Rolls bog langsam in die Virginia Drive ein, eine Sackgasse, zu beiden Seiten von hohen Mauern gesäumt, die Henry Gantrys Anwesen vor neugierigen Blicken abschirmten. Große schmiedeeiserner Tore, die Tag und Nacht von Wachen mit Hunden bewacht wurden, markierten den Eingang zu dem Privatgrundstück. Für den Rolls schwangen die schweren Tore sofort auf. Olivia hob automatisch die Hand, um den höflichen Gruß der Wache zu erwidern. Anfangs hatte sie diese Respektbekundung jedes Mal in Verlegenheit gebracht, doch inzwischen verschwendete sie keinen Gedanken mehr daran.

Eine kiesbedeckte Auffahrt führte in weitem Bogen zwischen großen Hortensien- und Rhododendronbüschen auf einen großen Platz vor dem Haus. Die Villa selbst war in neogeorgianischem Stil erbaut, dezent elegant mit einer Säulenveranda und einem holzvertäfelten Eingangsportal. Gestutzte Hecken säumten die Terrasse, hinter der sich ein ausgedehnter perfekter englischer Rasen erstreckte, nach sorgsamem Plan durch einen Seerosenteich und verschiedene Blumenbeete unterbrochen. Alles machte einen makellos gepflegten Eindruck … so makellos, wie es eine Armee von Gärtnern schaffen konnte.

„Brauchen Sie den Wagen heute noch einmal, Mrs. Gantry?“

Forsyths höfliche Frage riss Olivia aus ihren Gedanken. „Nein“, antwortete sie zerstreut. „Nein, ich glaube nicht, Forsyth. Sie können sich den Rest des Tages freinehmen.“

„Vielen Dank, Mrs. Gantry!“ Forsyth kam um den Wagen herum und hielt ihr den Wagenschlag auf. „Nehmen Sie’s nicht so schwer, hm?“, fügte er fürsorglich hinzu, als er ihr beim Aussteigen half.

„Danke.“ Ein Lächeln huschte über Olivias Gesicht. Dann wandte sie sich ab und ging zum Haus. Hinter ihr fuhren weitere Wagen vor.

Die Eingangshalle der Villa war luftig und geräumig. Ein gewaltiger Kristallleuchter hing von der hohen Decke herab, ein wertvoller Teppich in Blau und Gold bedeckte den Boden. Weitere Lampen entlang der Wände beleuchteten einige der zahlreichen Originalgemälde, die Henry Gantry im Lauf seines Lebens gesammelt hatte.

Das Haus war auf zwei Ebenen erbaut. Dort, wo Hamish Murdoch, der Butler, Olivia jetzt aus dem Mantel half, befanden sich neben der Eingangshalle die Salons und die Bibliothek. Eine Treppe führte hinauf in den ersten Stock, wobei die Wände der Galerie weitere Stücke aus Henrys Gemäldesammlung zierten. Direkt vor Olivia ging es durch einen Türbogen über flache Stufen hinunter in das Esszimmer, den Wintergarten und das Arbeitszimmer ihres verstorbenen Mannes. Dieser Teil des Hauses lag nach Süden, und durch Verandatüren in jedem Zimmer gelangte man auf eine Terrasse mit Pool, den Henry bei gutem Wetter häufig benutzt hatte. Jenseits der Terrasse fiel das Gelände sanft zum Fluss hin ab. Die Themse war an dieser Stelle tief und breit genug, um eine natürliche Barriere gegen Eindringlinge zu bilden.

In einem der Salons war auf Olivias Vorschlag hin ein kaltes Büfett angerichtet worden. Wie üblich traf Francis Kennedy als Erster ein und übernahm unaufdringlich die Rolle des Gastgebers, um Olivia zu entlasten. Sie wusste, dass sie...



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