Maxeiner | Karlas ziemlich fabelhafter Glücksplan | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Maxeiner Karlas ziemlich fabelhafter Glücksplan


Originalausgabe 2018
ISBN: 978-3-407-74769-3
Verlag: Julius Beltz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-407-74769-3
Verlag: Julius Beltz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Karla ist felsenfest davon überzeugt, dass sie im Notfall zaubern kann. Zumindest, wenn es einen magischen Moment gibt. Als Karlas Bruder Jonas dringend Hilfe gegen den Miesen-fiesen-Finn braucht und der Hausmeister droht, Karlas Familie aus der Wohnung zu werfen, schmiedet Karla einen fabelhaften Plan: Sie wird die Dinge selbst in die Hand nehmen. Doch dabei geht einiges schief und das Chaos nimmt seinen Lauf ... Eine zauberhafte Geschichte über Familie, Freundschaft und den Mut, an sich selbst zu glauben.

Alexandra Maxeiner, Jahrgang 1971, studierte Theaterwissenschaft, Filmwissenschaft und Ethnologie. Sie arbeitet als freiberufliche Autorin und schreibt Drehbücher, Bücher und Theaterstücke. Ihr von Anke Kuhl illustriertes Kinderbildersachbuch »Alles Familie« wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2011 ausgezeichnet.
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Blöde Katzen und gemeine Hunde


Es geht los mit der blöden Katze. Aus Plastik. Eigentlich mag ich Katzen, echte und auch manche unechte. Aber die Plastikkatze im Garten von Herrn Heck ist wirklich gruselig. Sie hat ein Grinsen, als wäre sie verrückt. Ich weiß genau, wovon ich spreche. Schließlich laufe ich jeden Tag am Gartenzaun von Herrn Heck vorbei. Es ist mir ein Rätsel, wie man sich ein so schreckliches Plastikvieh in sein Beet stellen kann. Es liegt vermutlich daran, dass Herr Heck selbst nie grinst oder lächelt. Er hat also gar keine Erfahrung mit freundlichen Gesichtern und erkennt deswegen nicht, dass die Katze irrsinnig aussieht. Oder er möchte es genau so: Wenn schon gelächelt wird, dann soll es wenigstens andere verschrecken. Das würde zu Herrn Heck passen. Er ist der Hausmeister des Hauses, in dem wir wohnen. Unser Haus steht in einem Hinterhof und hat vier verschiedene Wohnungen. Wir wohnen im 1. Stock. Herr Heck wohnt nicht in unserem Haus, sondern in dem kleinen Vorderhaus mit Garten. Dennoch behauptet Herr Heck, dass er immer hört, dass ich viel zu laut bin. Keine Ahnung, wie er das macht.

In seinem kleinen Häuschen lebt er mit Sven, seinem Dobermann. Auch Sven ist nicht freundlich. Meist bellt er. Oder er fletscht die Zähne. Oder er knurrt unangenehm. Vor allem, wenn man ihn nett begrüßt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sven im Grunde seines Herzens ein lieber Hund ist. Aber weil er mit dem motzigen Herrn Heck und der irren Plastikkatze zusammenwohnt, weiß er nicht, wie Nettsein funktioniert. Nino sieht das anders. Sie sagt, Sven ist ein Monster, das sich nur als Dobermann verkleidet hat. Aber sie hat grundsätzlich Angst vor Hunden. Auch vor den freundlichen.

Elli dagegen behauptet, sie hätte Sven schon ganz oft gestreichelt, der dabei gar nicht geknurrt oder gebellt hat. Elli ist in unserer Klasse. Elli erlebt ständig Dinge, bei denen sie etwas ganz supergut macht. Oder sich als Einzige etwas traut. Nur ist dann zufälligerweise nie jemand dabei. Oder sie besitzt die allergrößten und teuersten Spielsachen. Aber wenn man sie besucht, sind die gerade verliehen. Elli wohnt im Haus nebenan. Deswegen kommt sie oft zum Spielen vorbei, auch wenn wir uns gar nicht verabreden.

Auf jeden Fall haben Elli, Nino und ich bei uns im Hof eine kleine Schanze für unsere Cruiser Boards aufgebaut, aus dem alten Regalbrett, das ich in Opas Haus gefunden habe. Darunter haben wir einen Ziegelstein gelegt. Die Schanze ist nicht hoch. Nicht höher als ein Bordstein. Aber wenn man gut Schwung holt, dann kann man mit dem Board prima springen. Ich liebe das! Und ich liebe mein Cruiser Board! Das habe ich mir schon soooo lange gewünscht und endlich zum Geburtstag von Opa, Mama und Jonas bekommen. Es sieht super aus, oben grau und unten an den Rollen sind Sterne auf das Brett gemalt.

Elli und ich springen über die Schanze. Nur Nino hat Angst, dass sie zu schnell ist. Sie fährt so lahm mit ihrem Board darauf, dass sie rückwärts wieder runterrollt.

»Nino, du musst mehr Anlauf nehmen!«, sage ich.

»Ach, ich weiß nicht«, antwortet Nino. »Das ist schon ziemlich hoch!«

Nino hat nämlich Höhenangst.

»Das ist wie bei meinem Papa. Wir können beide nicht auf Berge rauf oder in Riesenräder rein«, erklärt sie und guckt so, als wäre sie wahnsinnig traurig darüber.

»Aber die Schanze ist kein Berg und kein Riesenrad, Nino. Die ist sogar niedriger als eine Treppenstufe bei euch im Treppenhaus. Da hast du doch auch keine Höhenangst«, sage ich.

»Aber da gibt’s ein Geländer!«, antwortet Nino trotzig. »Und außerdem ist Höhenangst ein Gefühl. Da ist es egal, wie hoch die Sache wirklich ist, wenn sie Angst macht.«

Nino nimmt ihr Cruiser Board und geht von der Schanze runter. Ich glaube, sie mag ihr Skateboard am liebsten, wenn es steht und sie Bücher draufstellen kann. Damit zu fahren, findet Nino unpraktisch. Sie mag nichts, wofür man Schwung holen muss. Ich liebe das dafür umso mehr. Deswegen nehme ich superschnellen Anlauf und springe richtig weit von der Schanze runter. Es ist der Hammer! Doch als ich aufkomme, kippe ich vom Board. Ich stolpere und da passiert’s. Irgendwie fliegt das Board in das Beet von Herrn Heck und trifft die Katze am Hinterkopf. Dadurch wird sie umgehauen und liegt mit ihrem Grinsegesicht auf einer umgeknickten Blume. Für einen kurzen Moment denke ich, dass die Katze von hinten zum ersten Mal ganz nett aussieht. Aber da ruft Nino schon erschrocken: »Ohkarla!«

Und genauso fühle ich mich. Denn wenn Herr Heck mitbekommt, dass mein Board 1. in seinem Garten liegt, 2. seine Katze umgehauen hat und 3. dabei eine Blume angeknickt wurde, wird er keinen Spaß verstehen. Nicht dass Herr Heck sonst Späße versteht. Aber bei dieser Ansammlung von Unglücken wird er bei Mama und mir furchtbaren Ärger machen und mein Cruiser Board erst einmal nicht rausrücken. Bisher war das mit allem so, was versehentlich in seinem Garten gelandet ist: mein Fußball, mein Drachen, mein Flummi. Meist hat Herr Heck die Sachen erst nach einer Woche zurückgegeben. Egal, wie sehr Mama und ich uns deswegen beschwert haben. Und die haben gestunken! Nach einer Mischung aus geräucherten Socken, schimmligem Muff und Zigarrenqualm. Man will die Sachen nicht mehr benutzen, weil der Gestank nie wieder verschwindet. Ich vermute, dass Herr Heck ein eigenes Zimmer extra zur Verstinkung von Spielsachen eingerichtet hat. Ich stelle mir vor, dass er dort mit allerlei Gerüchen experimentiert und das Spielzeug über stinkigem Käse aufhängt, es stundenlang mit seinen Zigarren zuqualmt und seinen dreckigen Socken einreibt. Aber genau weiß ich das nicht, weil ich Herrn Hecks Wohnung niemals betreten habe.

Ich will auf keinen Fall, dass mein Cruiser Board im Stinkezimmer verschwindet. Also muss ich es retten. Aber jetzt über den Zaun zu klettern, ist natürlich so eine Sache. Denn im Moment ist zwar keine Spur von Sven zu sehen, aber das kann sich blitzschnell ändern. Herr Heck muss nur seine Terrassentür aufmachen und eine Sekunde später könnte Sven schon neben mir knurren. Deswegen stehen Nino, Elli und ich nun vor dem Gartenzaun und betrachten ratlos mein Cruiser Board. Ich beuge mich über den Zaun und versuche, das Board zu greifen. Aber es ist zu weit weg.

»Ich muss in den Garten!«, sage ich leise.

»Ohkarla, nicht!«, ruft Nino entsetzt.

»Aber sonst wird Herr Heck mein Cruiser Board vollstinken!«, antworte ich panisch.

»Du kannst da nicht rein!« Nino sagt das richtig laut, weil ich gerade über den Zaun klettern will. Genau in diesem Moment taucht Sven im Haus an der verschlossenen Terrassentür auf und schaut in den Garten. Ich klettere doch nicht weiter. Wir blicken alle drei ängstlich zu dem Hund, der uns mit gespitzten Ohren und angespanntem Körper fixiert. Wir hören, wie Sven durch die geschlossene Terrassentür knurrt. Jetzt ist es nur eine Frage der Zeit, ehe Herr Heck erscheint und mein Cruiser Board gefangen nimmt. Deswegen habe ich keine Wahl.

Ich klettere über den Gartenzaun.

»Ohkarla!«, flüstert Nino. Elli versteckt sich sicherheitshalber hinter den Mülltonnenkästen. Im Moment hält sie Sven wohl doch nicht für den lieben Hund, den sie so gerne streichelt. Sven fängt an zu bellen. Ich mache drei Schritte bis zum Beet und greife nach meinem Board. Nino will es mir gerade abnehmen, da erscheint Herr Heck an der Terrassentür. Man hört ihn zetern und er öffnet die Tür. Schnell reiche ich Nino das Board. Sven rast in den Garten und auf mich zu, dabei bellt er fast so laut wie sein Herrchen.

»Na warte!«, brüllt Herr Heck.

Ich warte aber nicht, sondern renne weg. Und zwar auf die Mauer zu, die zu der alten Fabrik nebenan gehört. Sven ist hinter mir her. Natürlich werde ich auch von Herrn Heck verfolgt. Aber der ist nicht sehr schnell.

»Dir zeig ich’s!«, brüllt er, während ich mich an der Mauer hochziehe. Gerade in dem Moment, als Sven mir in die Füße schnappen will.

»Was denn?«, fragt Nino Herrn Heck interessiert und setzt dabei ihren ernsthaften Blick auf. Das wirkt sofort. Herr Heck bleibt irritiert stehen und schaut verärgert zu Nino.

»Hä?«, blafft er sie an.

»Was wollen Sie Karla denn zeigen?«, fragt Nino freundlich.

»Die hat hier nichts zu suchen!«, meckert Herr Heck und will zur Mauer, aber da hat er nicht mit Nino gerechnet. Denn Nino hat zwar Angst vor Hunden und Höhe, aber keine Angst vor Erwachsenen. Schon gar nicht vor Erwachsenen, die Kinder ungerecht behandeln. Das lässt sich Nino nicht bieten. Dann fängt sie an zu diskutieren. Und zwar genau mit diesem freundlichen Blick.

»Aber das ist doch unlogisch!«...



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