Mayer | Das Inflationsgespenst | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Mayer Das Inflationsgespenst

Eine Weltgeschichte von Geld und Wert
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7110-5327-5
Verlag: ecoWing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Weltgeschichte von Geld und Wert

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-7110-5327-5
Verlag: ecoWing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Keine Angst vor der Inflation – oder doch? Die Coronakrise hat es wieder heraufbeschworen: das Inflationsgespenst. Es geisterte von Beginn an durch die Geldgeschichte, nun ist es zurück – und bringt die Finanzmärkte ins Wanken. Die Niedrigzins-Politik hat die Zentralbanken in eine Sackgasse geführt, aus der sie bei steigender Inflation kaum noch herauskommen können. Das betrifft besonders die Europäische Zentralbank. Was können wir tun, um langfristig einen stabilen Euro zu erhalten?Thomas Mayer ist promovierter Ökonom und ausgewiesener Finanzexperte. In diesem fundierten Sachbuch räumt er mit Mythen und Falschinformationen rund um das Thema Geld auf. Dazu begibt er sich auf eine Reise durch die Geldgeschichte und zeigt: Ein Übermaß an neuem Geld hat immer wieder zu Krisen, Umbrüchen und Neuordnungen geführt.- Was ist Inflation? Ein Überblick über die Geschichte des Geldes erklärt Zusammenhänge- Blick in die Zukunft des Geldes: Wer jetzt aufs Sparbuch setzt, wird verlieren- Hyperinflation, Stagflation, Deficit Spending: Zentrale Begriffe der Finanzpolitik fundiert erklärtVon der Geldkrise zur Geldreform: Finanzwesen im Umbruch  Wir stehen an einem Wendepunkt. Eine Neuordnung unseres Geldsystems ist nicht nur notwendig, sondern unabdingbar. Das ökonomische Modell von John Maynard Keynes, dem die Zentralbanken folgen, ist auf die heutige Situation nicht mehr anwendbar und führt in die Irre.Thomas Mayer skizziert die Ursachen und Hintergründe der aktuellen Inflation und entwickelt konkrete Lösungsvorschläge für eine Rückkehr zu stabilem Geld. So könnten digitale Währungen eine Alternative zum heutigen Geldsystem sein.Es ist nicht alles Geld, was glänzt – ein Finanz-Buch, das sich spannend wie ein Thriller liest!
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PROLOG:
VON GOETHE, GOLD UND GELD
J. W. Goethe, Faust II, Erster Akt, Lustgarten Kanzler: Beglückt genug in meinen alten Tagen. So hört und schaut das schicksalschwere Blatt, Das alles Weh in Wohl verwandelt hat. Er liest: »Zu wissen sei es jedem, der’s begehrt: Der Zettel hier ist tausend Kronen wert. Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand, Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland. Nun ist gesorgt, damit der reiche Schatz, Sogleich gehoben, diene zum Ersatz.« Kaiser: Ich ahne Frevel, ungeheuren Trug! Wer fälschte hier des Kaisers Namenszug? Ist solch Verbrechen ungestraft geblieben? Schatzmeister: Erinnre dich! Hast selbst es unterschrieben; Erst heute Nacht. Da standst als großer Pan, Der Kanzler sprach mit uns zu dir heran: »Gewähre dir das hohe Festvergnügen, Des Volkes Heil, mit wenig Federzügen.« Du zogst sie rein, dann ward’s in dieser Nacht Durch Tausendkünstler schnell vertausendfacht: Damit die Wohltat allen gleich gedeihe, So stempelten wir gleich die ganze Reihe, Zehn, Dreißig, Fünfzig, Hundert sind parat. Ihr denkt euch nicht, wie wohl’s dem Volke tat. Seht eure Stadt, sonst halb im Tod verschimmelt, Wie alles lebt und lustgenießend wimmelt! Obschon dein Name längst die Welt beglückt, Man hat ihn nie so freundlich angeblickt. Das Alphabet ist nun erst überzählig, In diesem Zeichen wird nun jeder selig. Als Goethe die berühmte Papiergeldszene in Faust II verfasste, hatte er vor allem die österreichische Inflation vor Augen, die er in Karlsbad als Kurgast kennengelernt hatte.1 Die napoleonischen Kriege hatten die österreichischen Staatsfinanzen zerrüttet. Zur Staatsfinanzierung gab die Regierung immer größere Mengen an Papiergeld, die »Bancozettel«, heraus. Der Umtausch der Zettel gegen Metallgeld wurde verboten. Im Zeitraum von 1798 bis 1811 steigerte sich die Anzahl der im Umlauf befindlichen Bancozettel um 1000 Prozent.2 Goethe lässt den Ausgang der Geldvermehrung in seinem Drama offen. Faust zieht zu anderen Abenteuern weiter. In der wirklichen Welt erlitten die »Tausendkünstler« Schiffbruch. Die »Seligkeit« währte nicht lang. Am 20. Februar 1811 erklärte die österreichische Regierung formell den Staatsbankrott und stellte die Zahlungen teilweise ein. Die Bancozettel wurden schließlich zum 31. Januar 1812 für ungültig erklärt. Auch heute sind wieder »Tausendkünstler« am Werk. Sie sitzen in den Zentralbanken und »stempeln gleich die ganze Reihe«, damit »die Wohltat allen gleich gedeihe«. Die Wirtschaft blüht auf. Doch folgt der Scheinblüte schnell der Verfall der Kaufkraft des künstlich geschaffenen Geldes, die Inflation. Die Zeichen stehen an der Wand, aber die Verantwortlichen weigern sich, sie zu sehen. Es ist höchste Zeit, die Augen aufzumachen. Wer dabei zurückblickt, kann die Zukunft ahnen. Denn Inflationen haben eine lange Vorgeschichte. Sie haben schon Jahrhunderte vor Goethe Nationen in den Ruin getrieben und sich in Zentraleuropa, im 20. Jahrhundert, mehrmals auf eindrucksvolle Weise wiederholt. Die Anmutung der Papiergeldszene aus Faust II ist daher tief im kollektiven Gedächtnis auch derjenigen Bewohner Zentraleuropas eingegraben, die von Goethe nie etwas gehört haben. Wer aber darauf hinweist, dass die »Tausendkünstler« auch heute ihr Unwesen treiben, dem wird von Ökonomen oft mangelndes Verständnis der »modernen Geldpolitik« und Sparbesessenheit vorgeworfen. So schrieb der britische Starkolumnist Martin Wolf dazu in der Financial Times vom 20. Januar 2015: » Die Betonung der Schlechtigkeit von Schulden (…) ist pathologisch. Es hängt nun alles an der Europäischen Zentralbank. Sie mag scheitern, aber nicht, weil sie zu unabhängig ist, sondern weil sie nicht unabhängig genug ist. Gleichermaßen mag die Eurozone scheitern, nicht wegen unverantwortlicher Verschwendung, sondern wegen pathologischer Konsumverweigerung. « Ist es jedoch nicht so, dass man gerade in Deutschland, dem Land Goethes und dem Land, in dem es 1923 mit der Hyperinflation zu einer der radikalsten Geldentwertungen der Geschichte im Bereich der großen Industrienationen gekommen ist, nur zu gut über die vermeintlichen Segnungen der Geld- und Schuldenvermehrung Bescheid weiß? Ist es nicht so, dass dies weniger an den deutschen Genen als an einem aus Erfahrung geborenen anderen Verständnis des Geldes liegt? Kann es sein, dass dieses Verständnis nur deshalb als »pathologisch« bezeichnet wird, weil es der Geldlehre widerspricht, die unsere heutigen Zentralbanker von John Law und John Keynes übernommen haben? John Laws Aktivitäten als Bankier und Finanzier führten noch zu seinen Lebzeiten (1671–1729) in eine geldpolitische Katastrophe. Der schottische Ökonom war nicht nur ein Abenteurer und Glücksspieler, sondern auch ein höchst origineller Geldtheoretiker. Er verstand Geld als Anspruch auf Waren, der vom Staat geschaffen werden konnte, um die Warenproduktion und -zirkulation anzuregen. Gedeckt werden sollte dieses Geld durch das Vermögen des Staates, das nicht nur aus Gold und Silber, sondern auch aus Land und künftigen Steuereinnahmen bestand. Laws Geld sollte »atmen«: Wenn das Staatsvermögen stieg, dann sollte damit auch der Geldbestand wachsen. Im frühen 18. Jahrhundert konnte Law seine geldtheoretischen Überlegungen als Generalkontrolleur der Finanzen des französischen Staates in die Praxis umsetzen. Er bündelte die amerikanischen und asiatischen Besitzungen des französischen Staates in eine Aktiengesellschaft, die auch das Recht zur Einnahme der indirekten Steuern in Frankreich erhielt. Gegen die Aktien dieser Firma gab er Banknoten aus. Mit dem zunächst schnell steigenden Aktienvermögen der Firma stieg auch der Geldumlauf. Als sich jedoch Zweifel am wirtschaftlichen Erfolg der überseeischen Besitzungen des Unternehmens einstellte, stürzte der Aktienpreis ab, und das dagegen ausgegebene Geld verlor an Wert. In der kurzen Zeit von 1716 bis 1720 durchlief Laws »atmendes Geldsystem« den ganzen Glanz und das Elend eines künstlich geschaffenen Geldes. Dies hielt seinen geistigen Nachfahren John Maynard Keynes in den 20er- und 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts nicht davon ab, Gold als »barbarisches Relikt« zu bezeichnen und ebenfalls für ein »atmendes Geldsystem« einzutreten. Keynes sprach sich außerdem für das sogenannte deficit spending aus, was das Ganze noch schlimmer machte. Denn er erkannte, dass die Konsumenten, sobald sie sinkende Preise erwarteten, Geld zurückhalten würden, um damit in der Zukunft billiger einkaufen zu können. Daraus folgerte er, dass auch eine noch so große Geldvermehrung die Geldhortung nicht überwinden könne. Folglich müsse der Staat durch deficit spending, also die Erhöhung öffentlicher Ausgaben, ohne dass die momentan vorhandenen Einnahmen zur Deckung ausreichen, die Nachfragelücke füllen und die Wirtschaft aus der Schrumpfung reißen. Deficit spending wurde dann auch nach der Abkopplung des globalen Geldsystems vom Gold in den 1970er-Jahren eine beliebte Staatstätigkeit. Geldmangel war nicht das Problem, man konnte ja drucken, so viel man brauchte: »Damit die Wohltat allen gleich gedeihe, so stempelten wir gleich die ganze Reihe, Zehn, Dreißig, Fünfzig, Hundert sind parat. Ihr denkt euch nicht, wie wohl’s dem Volke tat.« Doch die Blüte entpuppte sich als Scheinblüte. Ende der 1970er-Jahre blieben den Staaten und ihren Bürgern, wie bei John Law, nur erdrückende Schulden und Geldentwertung. Man hätte meinen können, dass damit die Frage nach dem Nutzen des »atmenden Geldsystems« ein für alle Mal beantwortet gewesen sei. Schön wär’s gewesen. Schon in den 90er-Jahren fand die Welt an der Geldvermehrung wieder Gefallen und trieb es bis zum Platzen der großen Kreditblase im Jahr 2007 besonders bunt. Und auch seither sehen die »Tausendkünstler« die Lösung der durch die Geldvermehrung verursachten Probleme in einer weiteren Geldvermehrung. Allenfalls haben sich die Quellen der Geldschöpfung geändert: Waren es vor der Finanzkrise die privaten Banken, die...


Thomas Mayer, geb. 1954, ist promovierter Ökonom. Er war unter anderem für den Internationalen Währungsfonds in Washington und die Investmentbank Goldman Sachs in London tätig. 2010 wurde er Chefvolkswirt der Deutsche-Bank-Gruppe und Leiter von Deutsche Bank Research. Seit 2014 ist er Leiter der Denkfabrik Flossbach von Storch.



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