McCabe | ADHS im Griff | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

McCabe ADHS im Griff

Eine Insiderin verrät, wie du mit deinem Gehirn arbeitest (statt dagegen) | Der Selbsthilfe-Guide für Betroffene und Angehörige
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96905-401-7
Verlag: Yes Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Insiderin verrät, wie du mit deinem Gehirn arbeitest (statt dagegen) | Der Selbsthilfe-Guide für Betroffene und Angehörige

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

ISBN: 978-3-96905-401-7
Verlag: Yes Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wenn dein Gehirn anders tickt, hilft es dir nicht, dich einfach noch mehr anzustrengen. Du brauchst Strategien, die wirklich zu dir passen. Jessica McCabe, Gründerin des preisgekrönten YouTube-Kanals How to ADHD und selbst von ADHS betroffen, zeigt in diesem ehrlichen und humorvollen Ratgeber, wie man mit ADHS nicht nur überlebt, sondern sogar aufblüht - in einer Welt, die nicht für neurodivergente Menschen gemacht ist. Jessica verlor ständig Dinge, brachte kaum ein Projekt zu Ende und hatte das Gefu?hl, sich mehr anzustrengen als alle anderen und trotzdem immer weiter zuru?ckzufallen. Mit 32 - pleite, geschieden und wieder bei ihrer Mutter lebend - beschloss sie, ihrer Diagnose auf den Grund zu gehen. Sie begann zu recherchieren, sich weiterzubilden und fand heraus: Der Schlüssel zum Leben mit einem neurodivergenten Gehirn liegt nicht darin, es zu »reparieren« oder gegen sich selbst zu kämpfen, sondern darin, die eigenen Denk- und Verhaltensmuster zu verstehen und mit ihnen zu arbeiten statt gegen sie. In diesem Buch erklärt Jessica, wie ADHS den Alltag beeinflusst - und wie du deinen Alltag gezielt an dein Gehirn anpassen kannst: - Verstärke das Signal und unterdrücke das Rauschen. Fokussiere dich leichter, indem du bewusst Dinge in dein Blickfeld ru?ckst, die dich an deine eigentliche Aufgabe erinnern, und Dinge entfernst, die dich ablenken können. - Praktiziere Minimalismus. Verstehe, warum du oft mehr schaffst, wenn du dir weniger vornimmst. - Erwirb »Zeitwissen«. Planerückwärts - und finde heraus, wie viel Zeit Aufgaben wirklich in Anspruch nehmen.  - Verstehe deine Gefühle. Lerne, deine Emotionen zuzulassen und zu benennen, um besser mit ihnen umzugehen. Mit Zitaten aus der ADHS-Community, praktischen Infoboxen und einer Struktur, die speziell auf neurodivergente Leser abgestimmt ist, hilft dir dieses Buch dabei, deine Stärken und Herausforderungen besser zu erkennen - und dabei ein bisschen netter zu dir selbst zu sein.  

Jessica McCabe betreibt den preisgekrönten YouTube-Kanal »How to ADHD«, der seit seiner Gründung im Jahr 2015 auf über 1,8 Millionen Abonnenten angewachsen ist. Von ADHS-Forschern, Behandlungsanbietern und vor allem der ADHS-Community gleichermaßen geschätzt, hat sich der Kanal zu einer Fundgrube für wissenschaftlich fundierte und erfahrungsgestützte Informationen zu ADHS entwickelt. Auf verständliche und unterhaltsame Weise erklärt McCabe in ihren hilfreichen Videos, wie Betroffene in einer Welt zurechtkommen können, die nicht für sie gemacht ist. Große Medien wie die »New York Times« und die »Washington Post« haben über sie berichtet.
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Weitere Infos & Material


Kapitel 1


Sei du selbst! … Aber nein, nicht so!

Die Gesellschaft

Potenzial


Mein ganzes Leben lang hatte ich das Gefühl, nicht die zu sein, die ich sein sollte.

Als ich klein war, wurde ich von meiner Mutter zur Schule gebracht – das Haar geflochten, die Jacke sauber und noch warm vom Trockner, vertieft in ein neues Buch. Nach Schulschluss wurde ich von meinem Vater abgeholt – verdreckt, zerzaust, mit offen stehendem, unordentlichem Ranzen, vor Angst zitternd, weil ich die Jacke liegen gelassen hatte.

Wenn ich zur Schule ging, sah ich aus wie die, die ich eigentlich sein sollte. Kam ich nach Hause, sah ich aus wie … ich.

Und das war nicht das, was man von mir erwartete.

Mit acht Jahren sollte man sich selbst anziehen, die Schuhe binden und den Ranzen zumachen können. Das ist quasi die Mindestanforderung. Wenn man 30 ist, wird davon ausgegangen, dass man pünktlich zur Arbeit kommt, die Rechnungen bezahlt und tankt, bevor das Auto stehen bleibt.

Ich war noch nie gut darin, die grundlegenden Anforderungen zu erfüllen.

Aber ich konnte sie durchaus hin und wieder übertreffen.

In der Schule habe ich jedes Jahr an standardisierten Tests teilgenommen. In diesen Tests wurden meine Leistungen in den einzelnen Fächern am Lehrplan der Klassenstufen gemessen. In der dritten Klasse erhielt ich für mein Leseverständnis die Note PHS. Ich fragte meine Lehrerin, was das denn hieße. Sie wusste es nicht und fragte den Schulleiter. Er sagte: Post High School – »über Highschool-Niveau«. (Ich las wirklich gerne.)

In der Highschool sollte ich einmal ein Referat schreiben. Das genaue Thema weiß ich nicht mehr, aber um gründlich zu recherchieren, beschloss ich, auf einer Entenfarm Eier zu kaufen, die Eier auszubrüten, die Küken aufzuziehen und ihnen dann in der Badewanne das Schwimmen beizubringen. Das Ganze machte ich übrigens nicht im Rahmen eines Naturkundeprojekts, sondern für den Englischunterricht. Ich weiß nicht, warum ich diesen Aufwand für nötig hielt, aber an dem Tag, als mein Referat anstand, marschierte ich mit drei Entenküken im Schlepptau über den Schulhof.

Im College belegte ich mehrere Kurse zum Thema Musikindustrie, weil mein damaliger Freund Musiker war und ich ihn unterstützen wollte. Obwohl ich gar nicht vorhatte, Komponistin zu werden, absolvierte ich einen Kompositionskurs, in dem ich lernte, wie man mithilfe von Mathematik Musik schreiben kann. Auch darin war ich ziemlich gut! Der Dozent gab mir das gleiche Feedback, das ich mein ganzes Leben lang zu hören bekam: »Du hast so viel Potenzial!«

Der Dozent gab mir das gleiche Feedback, das ich mein ganzes Leben lang zu hören bekam: »Du hast so viel Potenzial!«

Erwartungen


Da ich manchmal die Erwartungen übertraf, war es für mich – und alle um mich herum – besonders frustrierend, wenn ich die Mindestanforderungen nicht erfüllte.

Sei eine gute Tochter

Als Tochter hatte ich die Aufgabe, meine Eltern stolz zu machen.

Aber die meisten Forderungen meiner Eltern – räum dein Zimmer auf, mach deine Hausaufgaben und benimm dich beim Abendessen – konnte ich nur schwerlich erfüllen. Also versuchte ich, mir ihren Respekt auf andere Weise zu verdienen.

Während meiner Zeit in der Mittelschule überlebte meine Mutter einen Autounfall, bei dem zwei ihrer Bekannten ums Leben kamen. Bei dem Unfall erlitt sie eine Rückgratverletzung, die nie ganz verheilte. Da beide Fahrer nicht haftpflichtversichert gewesen waren und meine Mutter plötzlich nicht mehr arbeiten konnte, war unsere finanziell bisher abgesicherte Familie auf einmal in Geldnöten. Deshalb musste meine Mutter wieder früher zurück in ihren Beruf, als es wohl gut für sie war.

Weil ich als Kind aus Los Angeles wusste, dass man auf diesem Weg in meinem Alter genug Geld verdienen konnte, um die Eltern mitzuversorgen, begann ich mit 15 eine Schauspielkarriere. Denn ich wollte nicht, dass meine Mutter weiterarbeiten musste, weil offensichtlich war, wie sehr sie litt. Den Schmerz konnte ich ihr nicht nehmen, aber ich konnte versuchen, ihr das Leben leichter zu machen.

Als meine Eltern eine Ehekrise hatten, spielte ich, so gut es ging, die Therapeutin.

Und als mein kleiner Bruder erhebliche psychische Probleme bekam, versuchte ich, zwischen ihm und meinen Eltern zu vermitteln. Manchmal wurde ich für ihn zum Elternersatz.

Da ich heute einige Therapiesitzungen hinter mir habe, weiß ich, dass das nicht gesund war. Aber ich wollte unbedingt eine gute Tochter sein und meiner behinderten Mutter das Leben leichter machen. Deshalb tat ich alles, was ich konnte – vor allem, weil ich mich selbst als »schwieriges« Kind empfand.

Pass im Unterricht auf

Als Schülerin wurde von mir erwartet, zu wissen, was im Unterricht behandelt wurde.

In der Grundschule war es nicht schlimm, dass ich aus dem Fenster starrte oder bei Tests abgelenkt war, weil ich schlau war, wir den ganzen Schultag in einem Klassenzimmer blieben und es Sticker und Preise gab, die mich zur Mitarbeit motivierten. In der Mittelschule war ich dann aber selbst dafür verantwortlich, mich zu motivieren, die richtigen Bücher zum jeweiligen Kurs mitzubringen und die Hausaufgaben zu erledigen. Plötzlich wurden meine Schulleistungen schlechter.

Mit zwölf Jahren hatte ich so große Schwierigkeiten, dass meine Mutter mit mir zu einem Arzt ging, der bei mir eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) diagnostizierte.* Nun nahm ich täglich Medikamente, um mich besser konzentrieren zu können. Mein Notendurchschnitt verbesserte sich schlagartig, ohne dass ich irgendetwas anders machte. Die Mühe, die ich mir ohnehin schon gab, wirkte plötzlich. Alle in meiner Umgebung fanden, dass meine ADS erfolgreich behandelt worden war – und dass die Sache damit erledigt war.

Aber die Medikation brachte neue Erwartungen mit sich. Statt »Trödel nicht rum, bist du endlich fertig für die Schule?« hieß es jetzt: »Hast du deine Medikamente genommen?« Für mich gab es nun keine Entschuldigung mehr dafür, nicht die zu sein, als die mich alle sehen wollten: die begabte Musterschülerin, die »ein Segen für die Klasse« war.

Jetzt musste ich nicht nur meine Schularbeiten schaffen und mir Zeit für außerschulische Aktivitäten freischaufeln, sondern auch an den monatlichen Arzttermin denken, ihn wahrnehmen, mein Rezept abholen, es innerhalb von zwei Tagen einlösen und dann meine Medikamente rechtzeitig einnehmen (nach dem Aufwachen, aber nicht so spät, dass ich am Abend nicht einschlafen konnte).

Und wenn die Wirkung nachließ oder ich mal eine Tablette vergaß, wurde alles sogar noch schwieriger als zuvor.

Mach einen College-Abschluss

Da ich eine gute Schülerin war, wurde davon ausgegangen, dass ich das College absolvierte.

Obwohl ich alle Fristen für die Bewerbung an den Universitäten verpasst hatte, schnitt ich bei den Aufnahmeprüfungen am Community-College sehr gut ab. Meine Beraterin beruhigte mich und meinte, ich würde nach einiger Zeit problemlos auf eine richtige Universität wechseln können.

Doch entgegen ihrem Vertrauen in mich erfüllte ich eine weitere Erwartung nicht, nämlich die, planvoll die richtigen Kurse zu belegen. Eigentlich wollte ich Journalismus studieren, aber statt der Schreibseminare wählte ich einen Fechtkurs. Und die erwähnten Kurse zum Thema Musikindustrie. Und Balletttraining. Und Oper. Und Italienisch, um die Operntexte zu verstehen, die ich sang. In einem Semester besuchte ich einen Kurs in Statistik, den ich tatsächlich für den Abschluss brauchte. Ich vergaß zwar, mich rechtzeitig anzumelden*, aber der Professor meinte, ich solle trotzdem zum Unterricht kommen. Ich könne den Kurs mitmachen und die entsprechenden Punkte gäbe er mir dann im folgenden Semester, wenn ich den Kurs offiziell belegte.

Statistik ist schwer. Ich besuchte jede Vorlesung, machte jeden Tag zwei Stunden lang Hausaufgaben und bestand den Kurs mit Bravour. Aber im nächsten Semester verpasste ich wieder die Anmeldefrist. Den Rest des Jahres suchte ich jedes Mal, wenn ich den Professor auf dem Campus sah, nach einem Gebüsch zum Verstecken. Als ich ein Jahr später den Mut aufbrachte, mein Versäumnis einzugestehen und ihn zu fragen, ob ich mich immer noch anmelden und meine Punkte bekommen könnte, antwortete er, dass es nun zu lange her sei und ich den Kurs wiederholen müsse. Ich war so entmutigt, dass ich kurz darauf das College abbrach. Mir war bewusst, dass meine Chancen auf einen Abschluss statistisch gesehen eher gering waren.

Sei erfolgreich

Da ich mein Potenzial nicht als Studentin ausschöpfen konnte, versuchte ich es im Beruf.

Nach dem Abbruch des Colleges beschloss ich, noch einmal in Richtung Schauspielerei zu gehen. Mein Schauspiellehrer hatte mich bereits seinem Manager vorgestellt, der ebenfalls an mich glaubte. Ich verfolgte meine Schauspielkarriere, wie ich alles verfolgte: mit totalem Enthusiasmus! Es sei denn, ich wurde abgelenkt … oder musste etwas Langweiliges tun wie Text auswendig lernen, anderen...


Jessica McCabe betreibt den preisgekrönten YouTube-Kanal »How to ADHD«, der seit seiner Gründung im Jahr 2015 auf über 1,8 Millionen Abonnenten angewachsen ist. Von ADHS-Forschern, Behandlungsanbietern und vor allem der ADHS-Community gleichermaßen geschätzt, hat sich der Kanal zu einer Fundgrube für wissenschaftlich fundierte und erfahrungsgestützte Informationen zu ADHS entwickelt. Auf verständliche und unterhaltsame Weise erklärt McCabe in ihren hilfreichen Videos, wie Betroffene in einer Welt zurechtkommen können, die nicht für sie gemacht ist. Große Medien wie die »New York Times« und die »Washington Post« haben über sie berichtet.



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