E-Book, Deutsch, Band 2, 320 Seiten
Reihe: True-Reihe
McCarthy True - Weil dir mein Herz gehört
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8025-9688-9
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 2, 320 Seiten
Reihe: True-Reihe
ISBN: 978-3-8025-9688-9
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Um dem Einfluss ihrer Eltern zu entkommen, kehrt Jessica Sweet ans College zurück. Der attraktive Riley bietet ihr an, dass sie vorübergehend bei ihm wohnen kann. Mit seinen Tätowierungen und seiner toughen Art ist Riley wohl kaum der richtige Mann für Jessica, dennoch fällt es ihr schwer, sich seinem sexy Charme zu entziehen.
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1
Ich konnte den Sommer über nicht nach Hause fahren. Ich konnte es einfach nicht. Wenn ich nach Hause fahren würde, würde ich bloß endlose besorgte Blicke von meiner Mutter ernten, dazu unzählige Ermahnungen, abends rechtzeitig nach Hause zu kommen, und Belehrungen über die Gefahren von Alkohol und vorehelichem Sex. Mein Vater würde mich zwingen, freiwillig – was für ein Widerspruch – in der Sonntagsschule zu unterrichten, und androhen, meine freizügigen Klamotten wegzuwerfen. Wie zum Beispiel meine Shorts. Es war ja auch so was von skandalös, im Sommer kurze Hosen zu tragen. Ich konnte mir das absolut nicht vorstellen und wollte mir den Sommer nicht mit ihren guten Absichten und hohen moralischen Ansprüchen versauen lassen, die nur ein Heiliger erfüllen konnte. Und ich bin keine Heilige. Ich hatte also gelogen und ihnen erzählt, ich würde den ganzen Sommer lang mit einer christlichen Missionarsgruppe in den Appalachen Häuser für die Armen bauen. In Wirklichkeit wollte ich in Cincinnati bleiben und im Steakhaus arbeiten. Ich weiß, das war eine ganz schön miese Nummer. Aber es war die einzige Ausrede, die sie gelten lassen würden, also hatte ich es durchgezogen, und jetzt gab es kein Zurück mehr. Meine Freiheit war es mir wert, ein bisschen schlechtes Gewissen zu haben, dass ich nicht irgendwelchen bedürftigen Menschen half. Außerdem kurbelte ich die Wirtschaft an, wenn ich Rindfleisch servierte. Jetzt war nur noch die Frage, wo ich in den zwei Wochen schlafen sollte, wenn das Wohnheim schon geschlossen hatte und ich noch nicht in das Apartment einziehen konnte, wo ich ab dem 1. Juni zur Untermiete wohnen würde. Aber ich hatte schon einen Plan. Ich drehte den Türknauf zu Nathans Apartment, ging hinein und sah mich um. Meine Mitbewohnerin Kylie kuschelte mit ihrem Freund Nathan, und Tyler und meine andere Zimmergenossin Rory kuschelten ebenfalls miteinander. Die Hormone kochten hoch im Wohnzimmer. Kylie saß auf Nathans Schoß, und Tyler spielte wie immer so komisch mit Rorys Haaren rum, dass ich am liebsten seine Hand weggeschlagen hätte, damit er sie in Ruhe ließ. Aber sie schien es merkwürdigerweise gar nicht zu stören. »Hey, Jessica!«, rief Kylie gut gelaunt. »Süßes Top.« »Danke.« Ich hatte das enge rote Tanktop angezogen, ohne groß darüber nachzudenken, und dann überlegt, ob ein bisschen mehr Dekolleté für das, was ich vorhatte, nicht besser wäre. Im nächsten Moment hatte ich mich aber selbst für diesen Gedanken verabscheut. Um meiner Selbstachtung willen hatte ich also auf ein tiefes Dekolleté verzichtet und ein Union-Jack-Shirt über das Tanktop gezogen. Dass das Aussehen immer so wichtig war. »Was macht ihr?«, fragte ich. »Ich gucke Inglourious Basterds«, kam eine Stimme aus der Küche. »Alle andern sind mit dem Vorspiel beschäftigt.« Uah! Ich riss mich zusammen, nicht laut zu seufzen, als ich mich umdrehte und Riley Mann sah, Tylers älteren Bruder, der sich gerade ein Bier öffnete. Auf ihn hatte ich wenig Lust. »Eifersüchtig?«, fragte ich ihn leichthin und lächelte süffisant. Alles an Riley nervte mich, von seinem Sarkasmus über seine Unfähigkeit, jemals ernst zu sein, bis zu der Tatsache, dass er unverschämt gut aussah und sich wahnsinnig was darauf einbildete. Er arbeitete Vollzeit auf dem Bau, weswegen ich ihn zum Glück nicht besonders oft sehen musste. Ich konnte einfach nicht atmen, wenn die Luft so von seinem Testosteron geschwängert war. Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich finde, es lohnt sich nicht, sich wegen Sex eine Beziehung anzutun. Und meine Hand erwartet nicht von mir, dass ich ihr am nächsten Tag zwanzig SMS schreibe.« Das Bild in meinem Kopf hatte ich eigentlich nicht gebraucht, aber dass Beziehungen ein Haufen Arbeit waren, konnte ich nicht abstreiten. Also verzog ich nur das Gesicht und sagte: »Wie charmant du immer bist. Ist Bill da?« »Er lernt in seinem Zimmer«, sagte Nathan. »Er hat morgen seine Abschlussklausur in Physik. Gott, bin ich froh, dass ich mit meinen Klausuren durch bin.« Ich hatte zum Glück auch alle Klausuren hinter mir und konnte mich daher endlich dem Thema Schlafplatz widmen. Mir blieben nur noch zwei Tage, bis ich das Wohnheim räumen musste. »Okay, danke.« Ich ging den Flur runter zu Bills Zimmer. »Willst du da echt reingehen?«, rief Nathan mir hinterher. »Sei vorgewarnt, er ist nicht besonders gut drauf.« »Ist schon okay. Ich will nur kurz Hallo sagen.« Bill war seit sechs Monaten hinter mir her, seit seine Highschool-Freundin ihn wegen eines Basketballspielers von der Ohio State sitzen gelassen hatte. Wir waren ein paarmal miteinander ins Bett gegangen, aber ich hatte ihm ziemlich deutlich gesagt, dass ich keine Beziehung wollte. Das war einfach so überhaupt nicht mein Ding. Ohne anzuklopfen spazierte ich in Bills Zimmer. Er saß an seinem Schreibtisch, und mit Ausnahme der Bücher und Zettel, die darauf verteilt lagen, war sein Zimmer aufgeräumt wie immer. Das Bett war gemacht, und es waren keinerlei Anzeichen von Prüfungsstress zu erkennen. Bis ich seine Haare sah. Bills Anspannung zeigte sich immer darin, dass seine Locken in alle möglichen Richtungen abstanden und so aussahen, als hätte er sich schon seit Tagen nicht mehr gekämmt. Die Brille rutschte ihm die Nase hinunter, als er zu mir hochblickte. Er war eine ziemlich süße Interpretation eines zerstreuten Genies. »Hey«, sagte er geistesabwesend. »Hey. Wie läuft’s?« Ich lehnte mich mit der Hüfte gegen seinen Tisch und lächelte. »Nicht schlecht, aber ich hab noch ’ne ganze Menge vor mir. Wolltest du was Bestimmtes, oder bist du nur so vorbeigekommen? Ich hab bis morgen leider überhaupt keine Zeit.« »Ich wollte dich fragen, ob ich ’ne Weile hier bei dir schlafen kann.« Einfach sagen, was Sache ist – das war mein Motto. »Was meinst du damit?« Er tippte sich mit dem Stift gegen die Lippen und sah mich stirnrunzelnd an. »Ich brauche für zwei Wochen einen Schlafplatz, bis ich in das Apartment einziehen kann, wo ich im Sommer zur Untermiete wohne. Und ich will auf keinen Fall auf dem Sofa im Wohnzimmer schlafen. Das ist viel zu hart. Ich kann doch mit bei dir im Bett schlafen, oder?« Lächelnd schob ich ihm mit der Fingerspitze die Brille hoch. »Ich verspreche auch, dich nicht wieder im Schlaf zu treten, so wie letztes Mal.« Einen Moment lang sagte er nichts, dann schüttelte er den Kopf. »Nein.« Das war eindeutig nicht die Antwort, mit der ich gerechnet hatte. »Was? Warum nicht? Okay, ich kann dir natürlich nicht versprechen, dass ich meine Gliedmaßen auch im Schlaf unter Kontrolle habe, aber du kannst mich ja zurücktreten. Das macht mir nichts aus.« Er wollte mich doch nicht ernsthaft zurückweisen, oder? Mein Herz schlug auf einmal schneller, und die Angst kroch mir den Rücken hoch. »Es stört mich nicht, wenn du mich trittst, das ist es nicht.« Bill seufzte. »Pass auf, Jess, es ist nun mal kein Geheimnis, dass ich dich sehr mag, und du sagst vollkommen offen, dass du meine Gefühle nicht erwiderst, und ich weiß deine Ehrlichkeit auch wirklich zu schätzen. Vielleicht ist es auch bescheuert von mir, Nein zu sagen, weil ich dich ja trotzdem manchmal überreden kann, mit mir ins Bett zu gehen, wenn ich dir gerade leidtue, aber ich kann nicht zwei Wochen lang jede Nacht das Bett mit dir teilen, ohne mich dabei wie der letzte Dreck zu fühlen. Ich kann es einfach nicht.« Mir fiel die Kinnlade runter, und mir wurde ganz heiß vor Scham, was mich wiederum wütend machte. Ich hatte nichts getan, weswegen ich mich schlecht fühlen musste – solange ich nicht überlegte, was mein Vater davon halten würde. »Bei dir hört sich das an, als würde ich dich ausnutzen. Wir sind doch Freunde. Wir sind zusammen ins Bett gegangen, wenn uns beiden danach war, und nicht weil ich es dringend nötig gehabt hätte oder weil niemand anders da gewesen wäre oder weil du mir leidgetan hättest. So nett bin ich nicht, dass ich es dir aus Mitleid machen würde. Ich mag dich, und ich finde dich süß. Wir haben Spaß zusammen. Ich dachte, du siehst das genauso, aber anscheinend habe ich damit falschgelegen.« »Hast du nicht«, sagte er. »Das Problem ist nur, dass ich mehr für dich empfinde, und ich stehe nicht so sehr darauf, mich selbst zu quälen. Ich will dich als meine ›Freundin‹.« Er malte mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft. »Erbärmlich, ich weiß.« Der Gedanke, die Freundin von irgendjemandem zu sein, verursachte mir Übelkeit. Auf gar keinen Fall wollte ich irgendeinem Typen so viel Kontrolle über meine Gefühle und meine Zeit geben. Schließlich war ich endlich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich frei. »Tut mir leid. Das ist gar nicht erbärmlich, es ist nur …« »Ich weiß, es hat nichts mit mir zu tun.« Er verdrehte die Augen. »Du kannst dir die Floskeln sparen, ich hab’s kapiert.« Ich war zugegebenermaßen etwas erleichtert. »Was für eine unangenehme Situation«, sagte ich. »Wahrscheinlich mehr für mich als für dich«, meinte er und lachte nervös. »Hör zu, du kannst gerne auf der Couch schlafen.« »Na ja, dass wäre dann aber wirklich komisch.« Das war es jetzt schon. »Nein, wäre es nicht. Ich würde auch nicht angeschlichen kommen oder so. Ich will mir bloß ein bisschen Selbstachtung bewahren.« »Okay, kann ich verstehen.« Das tat ich wirklich. Aber jetzt war alles anders. Ich würde ihn nicht mehr einfach so anfassen können. Ich würde...