E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Hypnose und Hypnotherapie
McCarthy Wie man Angst in nur vier Therapiesitzungen heilt
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-8497-8205-4
Verlag: Carl Auer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Hypnose und Hypnotherapie
ISBN: 978-3-8497-8205-4
Verlag: Carl Auer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Angst lässt sich in der Regel nicht durch besseres Verstehen oder Logik, durch Einsicht oder durch die Identifikation von Gründen vertreiben. Sinnvoller erscheint es, für die Lösung dort anzusetzen, wo Angst und Panik entstehen: im Unbewussten.
Der neuseeländische Hypnotherapeut Patrick McCarthy verfolgt mit seinem therapeutischen Ansatz nicht den Anspruch, alle Patienten mit Angst- oder Panikstörungen zu heilen; er verspricht aber, allen zu helfen. McCarthy versteht das Problem als Folge von Erlebnisdefiziten und versucht Klienten diejenigen Fähigkeiten zu vermitteln, die ihnen bislang fehlten.
Beginnend mit einer strukturierten Aufnahmesitzung kombiniert er fünf ausgefeilte Kurzzeittherapietechniken zu einem hoch effizienten Therapieprogramm, das sich gut für die eigene Praxis adaptieren und modifizieren lässt. Detaillierte Mikro-Analysen von Fallbeispielen geben Hinweise für das Verfassen eigener Hypnose-Skripte.
Das Trainingshandbuch richtet sich in erster Linie an Therapeuten, die wenig oder keine Erfahrung mit Hypnose haben. Es vermittelt auf sorgfältige Weise ein einfaches hypnotherapeutisches Verfahren, das in den meisten Fällen von Angst und Panik kurzfristig zum Erfolg führt.
Zielgruppe
Psychotherapeuten, Hypnotherapeuten, Ärzte, Betroffene
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
2Die erste Hypnosesitzung: Die Vergrößerungsglasmetapher
Die Technik, die ich »Vergrößerungsglasmetapher« genannt habe, benutze ich bei mehr als 99 Prozent meiner Patienten in der ersten Hypnosesitzung, ganz gleich, weswegen sie zu mir kommen. Dies ist ihre erste Bekanntschaft mit klinischer Hypnose, und die Technik erzeugt bei allen, die den Instruktionen genau folgen, einen sehr angenehmen hypnotischen Zustand. Ich habe diese Technik in der einen oder anderen Form über 26.000 Mal benutzt, und doch hört jeder Patient sie immer noch so, als würde ich sie zum ersten Mal benutzen. Die Anwendung dieser Technik erfordert etwa 30 Minuten. Sie werden schon bald feststellen, dass sie mehr als 300 eingebettete direkte und indirekte Suggestionen enthält. Ich bin fest davon überzeugt, dass das allererste Hypnoseerlebnis eines Patienten in jedem Fall möglichst beeindruckend sein sollte. Und dass das gelingt, sollte man nicht dem Zufall überlassen. Ich begrüße jeden Patienten zur zweiten Sitzung und bitte ihn wieder, auf dem bequemen Therapiesessel Platz zu nehmen. Dann bitte ich den Patienten, mir kurz zu berichten, an welche Details der vorigen Sitzung er sich noch erinnert. Ich quittiere den Bericht mit einem Nicken und begrüße jede Einzelheit, an die er sich erinnert, mit einem Kompliment und einem Lächeln. Dann beginne ich zügig, den Patienten über Hypnose zu unterrichten. Das Skript, das ich dabei gewöhnlich benutze, habe ich komplett aufgeschrieben. Etwa 95 Prozent davon kommen bei jedem meiner Patienten zur Anwendung, unabhängig davon, weshalb er zu mir gekommen ist; bei den restlichen fünf Prozent der Patienten sollten die Induktionen auf deren Äußerungen über sich selbst in der Aufnahmesitzung abgestimmt werden. Nach meiner Auffassung kann es Ihrem Verständnis zugute kommen, wenn Sie beim Lesen des folgenden Skripts darüber nachdenken, warum ich genau die Worte und Formulierungen gewählt habe, die Sie dort finden. Bedenken Sie, dass praktisch jedes Wort, das Sie sehen, aus einem bestimmten Grund dort steht. Ich habe das Skript Satz für Satz entwickelt, um zu demonstrieren, wie sich die bestmögliche Wirkung erzielen lässt. Halten Sie nach jedem Satz kurz inne. Das vorliegende Kapitel enthält nur den Inhalt der Sitzung, sodass man diesen einem Patienten problemlos vorlesen kann. Ich nehme aber an, dass ein wirklich neugieriger Therapeut wahrscheinlich die Mikrostruktur der Sitzung entschlüsseln will, statt einfach nur die vorgefertigten Texte zur Kenntnis zu nehmen. Weil Leser viele der Hunderte von eingebetteten Suggestionen, die in diesem Text enthalten sind, wahrscheinlich übersehen werden, gebe ich im folgenden Kapitel 3 detaillierte Informationen über die Gründe, aus denen ich jedes Wort so und nicht anders gewählt habe. »Lassen Sie mich zunächst erklären, wie Hypnose ist. Sie ist nicht so, wie Sie es vielleicht im Fernsehen oder auf einer Bühne gesehen haben. Es gibt dabei keine pendelnden Taschenuhren. Nichts dergleichen. Sie ähnelt eher dem Anhören eines Hörspiels im Radio. Und weil es ums Radio geht, ist es meine Aufgabe, die Geschichte zu erzählen, und Sie müssen sich die Szenerie vorstellen, die meine Worte in Ihrer Vorstellung erzeugen. Lassen Sie mich jetzt die Handlung des Hörspiels erklären. Ich werde zunächst über den Raum sprechen; danach werde ich Sie dazu bringen, auf den Körper zu fokussieren. Danach werde ich eine andere Richtung einschlagen und Ihnen eine kleine Geschichte aus meiner Kindheit erzählen, die Sie vielleicht mit Ihrer eigenen Kindheit in Verbindung bringen oder auch nicht. Dann werde ich Sie dazu bringen, den Fokus durch den Körper wandern zu lassen; und Sie können mir dann berichten, was sich anders anfühlt hinsichtlich des Körpers. Also machen Sie es sich einfach bequem, und beginnen Sie, indem Sie die Augen schließen und ein paarmal entspannend atmen, ganz gleich, was dies für Sie bedeuten mag. Und hören Sie einfach auf den Klang meiner Stimme. Nun können Sie zu jeder Zeit Ihrer Umgebung gewahr sein. Und beachten Sie, selbst die geschlossenen Augen können der Größe und Form des Raums gewahr sein und wissen, wo die Tür ist und wie weit die Stühle und Sessel voneinander entfernt stehen. Sie können Geräusche hören, vielleicht Verkehrsgeräusche. Sie können mit den Fingern Gewebe spüren, und Sie können feststellen, ob das Gewebe grob oder weich, glatt oder rau ist. Und all die Dinge, die ich bisher erwähnt habe, sind Beispiele für das, was äußere Wahrnehmung genannt wird. Wahrnehmung unserer Umgebung. Wir verbringen den größten Teil unseres Lebens damit, äußerlich wahrzunehmen. Doch heute werden Sie etwas darüber lernen, was innere Wahrnehmung ist. Innere Wahrnehmung existiert in zwei Formen. Es gibt positive und negative innere Wahrnehmung. Die negative innere Wahrnehmung ist die häufigste und diejenige, die wir alle kennen. Wenn wir beispielsweise Bauchschmerzen bekommen, konzentrieren wir uns gewöhnlich darauf. Wir registrieren, wo der Schmerz auftritt, ob oben, in der Mitte oder unten und ob links, rechts oder zentral. Dann registrieren wir die Stärke des Schmerzes, ob er leicht, mittelstark oder sehr stark ist. Und dann beginnen wir, Schlussfolgerungen über die Bedeutung des Schmerzes zu entwickeln. Ist Verstopfung der Grund? War es die merkwürdige Pastete heute Mittag? Ist das der Anfang einer Blinddarmentzündung … oder von etwas noch Schlimmerem? Und Sie wissen, wie es ist, wenn wir unerwünschte Gedanken haben, die sich vielleicht auf Angst oder Furcht beziehen oder … z. B. darauf: a) Wie kann ich es schaffen, einen Aufzug zu benutzen? b) Wann werde ich jemals ruhig sein? c) Wie kann es mir jemals gelingen, in ein Flugzeug zu steigen? d) Wie kann ich es jemals schaffen, mich beim Anblick von Injektionsnadeln wohlzufühlen? … und wie diese Gedanken jede Logik, den gesunden Menschenverstand und jede Vernunft unwirksam machen und dazu führen können, dass wir uns hilflos und hoffnungslos fühlen. Aber andererseits gibt es ja auch die sogenannte positive innere Wahrnehmung. Nun kennen viele Menschen die positive innere Wahrnehmung leider nicht, weil sie fokussierte Aufmerksamkeit erfordert. Und auch ich selbst bin sehr glücklich, denn ich habe die Macht fokussierter Aufmerksamkeit schon vor über fünfzig Jahren kennengelernt. Damals war ich noch ziemlich jung und lebte, ob Sie es glauben oder nicht, in einer Gegend, die Schottland genannt wird. Und an einem jener sehr, sehr heißen Tage in den kurzen Wochen, die wir liebevoll den schottischen Sommer nennen, spielte ich gern mit einem Vergrößerungsglas. Sehen Sie, mein Vater besaß ein Vergrößerungsglas von professioneller Stärke auf einem Stativ. Er benutzte es für sein Hobby, Uhren zu reparieren. Und wenn er nicht hinschaute, lieh ich mir dieses Vergrößerungsglas aus und schummelte es unter meinem Pullover mit einem Stück Zeitungspapier nach draußen. Oft war meine kleine Schwester [mein kleiner Bruder] mit dabei. Ich war immer ein kleiner Angeber. Nun … Sie können sich wahrscheinlich vorstellen, wie meine kleine Schwester [mein kleiner Bruder] war. ›Das darfst du nicht einfach nehmen. Ich verrate dich. Du bekommst großen Ärger!‹ Dann sagte ich: ›Schchchch!‹ Und dann hielt ich das Vergrößerungsglas, statt es nah an das Papier zu halten und so die Druckbuchstaben zu vergrößern, in größerer Entfernung. Wahrscheinlich können Sie sich vorstellen, was meine Schwester [mein Bruder] daraufhin sagte: ›Das funktioniert doch nicht. Es ist zu weit weg. So kannst du die Buchstaben nicht vergrößern.‹ Plötzlich sah sie [er], dass das Sonnenlicht durch die Linse fiel. Und weil die Linse eine besondere Form hatte … Nun, ich denke, Sie wissen, was passierte. Sehen Sie, wie sich das Licht auf diesen winzigen Punkt von unglaublich hellem weißem Licht konzentrierte. Und dann wurde der weiße Punkt langsam braun und immer dunkler, und...