E-Book, Deutsch, Band 36, 160 Seiten
Reihe: Club
McKellen Zugeknöpft war gestern
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7457-5190-1
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 36, 160 Seiten
Reihe: Club
ISBN: 978-3-7457-5190-1
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ihr Angebeteter will sich nicht mehr mit ihr treffen, weil sie zu unerfahren ist! Juno hat zwar immer fleißig gelernt - nur leider nichts über Liebe und die Männer. Sie ist noch Jungfrau. Aber auch auf diesem Feld möchte sie jetzt schnell zur Expertin werden und sucht sich den perfekten Lehrer dafür: Alessandro Ricci, den berüchtigten Playboy. Doch nach den ersten erotischen Lektionen wird Juno klar, dass dieses Arrangement nicht lange gut gehen kann ...
Christy McKellen, ehemalige Video- und Radioproduzentin, verbringt ihre Zeit jetzt mit dem Schreiben von provokativ-leidenschaftlicher, verführerischer Romance. Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist, genießt sie das Leben mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern. Sie liebt es, spazieren zu gehen und die tiefsten Geheimnisse und Gelüste anderer Menschen herauszufinden. Christy freut sich über jedes Feedback ihrer Leserschaft auf christymckellen.com.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
Juno
Alessandro Ricci ist fantastisch im Bett.
Zumindest habe ich es so von anderen Leuten gehört. Leider weiß ich das nicht aus erster Hand. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens bin ich noch Jungfrau, und zweitens hat er sich geweigert, mit mir zu schlafen, als ich ihn darum gebeten habe.
Das war nicht gerade meine Sternstunde.
Das erste Mal sind wir uns auf der Party zum fünfzigsten Geburtstag meines Vaters begegnet. Sogar inmitten von all diesen schrecklich reichen, glamourösen Leuten der besten Kreise, die mein Vater zu seiner Party eingeladen hat, ragte Alessandro heraus. Er wirkte wie der strahlende Siriusstern am klaren Nachthimmel.
Ich hatte mich gerade mit gesenktem Kopf durch die Menge der Partygäste gedrängt, um mich eine Weile in einer ruhigen Ecke zu verstecken. Ich brauchte eine Pause von den anstrengenden, höflichen Konversationen. Mein herrischer Vater hatte von mir verlangt, dass ich den ganzen Abend lang mit seinen Freunden und Geschäftspartnern plaudere.
Und in dem Moment stieß ich mit der Schulter gegen etwas Festes, was beim Aufprall nicht nachgab. Als ich mich umdrehte, um denjenigen entschuldigend anzusehen, hörte für mich die ganze Welt einen Moment lang auf, sich zu drehen. Die Luft wich mir aus den Lungen, und eine Hitzewelle stieg mir den Hals hinauf ins Gesicht.
Dazu muss man wissen, dass Alessandro Ricci nicht nur gut aussieht. Er ist bildschön. Atemberaubend, unfassbar schön. Seine Gesichtszüge sind perfekt symmetrisch, auch wenn ich weiß, dass so etwas physiologisch nicht möglich ist. Niemand hat ein perfektes Gesicht. Aber dieser Mann ist der Perfektion so nahe, wie man nur sein kann. Seine Knochenstruktur sieht aus wie von einem meisterhaften Künstler aus Stein gehauen. Jeder Zug hat exakt die richtige Form und Größe. Er sieht aus, als hätte jemand von den attraktivsten Männern der Welt das Beste genommen und zusammengefügt, um ihn zu formen.
Und dann sein Körper! Bei so einem Anblick kann man gar nicht wieder wegsehen. Breite Schultern, schmale Hüften und lange, muskulöse Beine. Er ist ein gutes Stück größer als ich, und ich bin nicht gerade klein. Ich habe ihn auf weit über eins achtzig geschätzt. Er trug einen perfekt geschneiderten Anzug, der sich an ihn schmiegte, als sei er in diesen Körper verliebt. An dem makellosen weißen Hemd war der oberste Knopf geöffnet, und in dem V war seine gebräunte Haut zu sehen und der verheißungsvolle Anflug der dunklen Behaarung seiner muskulösen Brust.
Wenn ich die Aufgabe hätte, den perfekten männlichen Körper zu zeichnen, würde ich genau diesen Mann als Vorbild dafür nehmen.
Ich fühlte mich wie gebannt. In diesem Moment war ich wie ein Gespenst, das zwischen den Welten gefangen ist. Es fiel mir unsagbar schwer, ihn anzusehen – so umwerfend sah er aus –, aber gleichzeitig konnte ich den Blick auch nicht abwenden.
Er dagegen sah mich an – oder vielmehr musterte er mich – als würde er mich mit den Augen ausziehen.
Was für unglaubliche Augen!
Allein beim Gedanken daran überkommt mich jetzt noch ein Prickeln, das mich von Kopf bis Fuß durchrieselt. Seine Augen sind hellgrün und scheinen zu leuchten. Sie wirken wissend und geheimnisvoll zugleich. Dieser Mann schien genau zu wissen, was er zu tun hatte, um mich in ein hilflos stammelndes Wrack mit weichen Knien zu verwandeln. Instinktiv wusste ich, dass dieser Mann mir Dinge bieten konnte, die ich noch nie erlebt hatte. Heiße, schmutzige und sündige Dinge.
Ich bebte am ganzen Körper. Das Gefühl war für mich völlig ungewohnt. Um halbwegs die Kontrolle über mich zu behalten, musste ich die Hände zu Fäusten ballen.
Noch nie zuvor hat jemand so etwas in mir ausgelöst. Nicht mal Adam.
Allerdings bin ich ziemlich sicher, dass alle Frauen so auf Alessandro reagieren. Ich habe mich umgehört. Es heißt, er sei ein erstklassiger Verführer und unverbesserlicher Playboy. Doch als er mich so anlächelte, habe ich mich trotzdem ganz besonders gefühlt. Und seltsamerweise sogar attraktiv.
Man hat mich immer mit meinen beiden älteren schönen Schwestern verglichen, und da konnte ich nie mithalten. Ich weiß, dass ich im Vergleich zu ihnen blass und fade wirke wie ein Foto, das zu lange in der Sonne gelegen hat. Diese Erkenntnis hat meinem Selbstwertgefühl einen ziemlichen Dämpfer verpasst.
Allerdings habe ich eine herausragende Besonderheit, und das ist mein Haar. Es reicht mir halb den Rücken hinab und hat ein warmes rötliches Kastanienbraun. Aber ehrlich gesagt habe ich es nie sonderlich gemocht. Es macht mich zu auffällig. Mir ist es immer lieber, wenn ich irgendwo unbeachtet am Rand stehen kann, um von dort aus dem Treiben zuzusehen, als dass ich mich mitten ins Getümmel stürze, so wie Maya und April es tun.
Vom Verstand her und abgesehen von Sandros faszinierendem Charisma weiß ich, dass das Aufeinandertreffen nichts war als eine rein physikalische Reaktion. Ich habe auf seine Pheromone reagiert. Mit Vernunft hatte das nichts zu tun. Normalerweise reizen mich an Männern eher ihre Intelligenz und ihr Ehrgeiz als etwas so Oberflächliches wie ihr Aussehen. Das hat mich jedoch nicht davon abgehalten, mich bei Sandro nach gewissen Dingen zu sehnen.
Ich wollte, dass er gewisse Dinge mit mir tut.
Was genau das sein könnte, weiß ich selbst nicht so genau, aber ich würde meinen Uniabschluss darauf verwetten, dass dieser Mann genau weiß, wie er mich richtig in Fahrt bringen kann. Auf jeden Fall hatte er diese Ausstrahlung, als könne er jede Frau glücklich machen und wäre jederzeit mehr als bereit dazu.
Als Wissenschaftlerin vermute ich, dass er ein äußerst interessantes anthropologisches Forschungsobjekt abgeben würde.
Als ich mich irgendwann zusammenreißen und seinem Blick ausweichen konnte, in dem ich mich gefangen fühlte, verkroch ich mich ins nächstbeste Bad und versuchte, mein wild klopfendes Herz zu beruhigen. Im Spiegel betrachtete ich mein rotes Gesicht und dachte daran, wie intensiv und interessiert er mich angesehen hatte. Den sinnlichen Effekt dieses Blicks hatte ich ganz tief in mir gespürt. Das Blut raste mir dröhnend durch die Adern, und überall am Körper bekam ich eine Gänsehaut. Unwillkürlich wünschte ich mir, ich könnte das genauso meisterhaft. Während ich darüber nachdachte, wie es sich anfühlen würde, so eine Fähigkeit zu besitzen, begann irgendwann eine Idee sich in meinem Kopf festzusetzen.
Erst kurze Zeit zuvor hatte ich sehr darunter gelitten, von einem Mann zurückgewiesen worden zu sein, in den ich ein Jahr lang bis über beide Ohren verliebt gewesen war. Dieser Mann gehört zu den klügsten unserer Zeit, und ich hatte das Glück, gemeinsam mit ihm in der Abteilung der Herzkreislaufforschung an der St. George’s University in London zu arbeiten. Mein Liebeskummer hat mich zu dem Entschluss gebracht, dass es höchste Zeit war, etwas gegen meine sexuelle Unreife zu unternehmen. Das Leben sollte nicht mehr an mir vorbeiziehen. Wenn ich etwas wollte, dann musste ich aktiv zupacken. Ich musste „meine Frau stehen“, wie meine Schwester Maya es nennen würde, egal, wie sehr mir davor auch grauen mochte. Und Alessandro Ricci war vielleicht der perfekte Mann, um mir dabei zu helfen.
Und so ist Sandro zur Hauptrolle in dem Trauerspiel gekommen, in dem es um meinen demütigenden, fehlgeleiteten Versuch ging, meine Jungfräulichkeit zu verlieren.
Es passierte auf einer Privatparty in Chelsea.
Das ist nicht gerade der typische Ort, an dem man mich an einem Samstagabend antrifft. Die meisten Wochenenden verbringe ich entweder zu Hause bei der Arbeit an meiner Doktorarbeit, oder ich treffe mich mit einer Freundin, mit der ich mich bei einem guten Dinner über den Zustand dieser Welt unterhalte.
Deshalb gehört es für mich nicht zu meinen üblichen Wochenendbeschäftigungen, mich in schwüler Dunkelheit durch Räume voller halbnackter Körper zu drängen, die sich zu einem hämmernden Dance-Track verrenken und winden.
Von Maya hatte ich den Tipp bekommen, Alessandro werde zu dieser Party kommen, nachdem ich ihr eingestanden hatte, wie interessiert ich an ihm bin. Sie hatte gesagt, das hier sei ein guter Ort, um ihn zu treffen. Gleichzeitig hatte sie mich vorgewarnt, das hier sei nicht mein übliches Umfeld, aber ich hatte ihr versichert, dass es wahrscheinlich genau der ideale Platz für das sei, was ich im Sinn hatte. Ganz bestimmt würde dort eine dunkle, verführerische Atmosphäre herrschen, und ich hatte gehofft, dass sich mir dadurch die Gelegenheit bietet, ihm nahezukommen, ohne dass ich dafür viel reden muss.
Das mag zwar draufgängerisch klingen, aber ich hatte schreckliche Angst vor meiner eigenen Idee. Ich hatte so große Angst, dass ich mir schon drei Wodka gegönnt hatte, bevor ich überhaupt zu dieser Party gefahren bin. Außerdem hatte ich mir einen Flachmann in die Handtasche gesteckt, nur für den Fall, dass ich später noch mal etwas nachtanken muss. Da ich sonst so gut wie nie etwas trinke, war mir schon ziemlich schwindlig, als ich mich zwischen all den verschwitzten Körper durchdrängte, die sich alle im pulsierenden Technobeat wiegten. Die ganze Zeit über sah ich mich nach Sandro um.
Ich hatte mir extra dasselbe Outfit angezogen, in dem er mich auf der Party meines Vaters gesehen hatte, weil ich hoffte, dass Sandro sich dann eher an mich erinnerte. Leider war mir darin viel zu heiß, und im Vergleich zu den anderen Partygästen war ich vollkommen overdressed. Das Krepp-Top klebte mir bereits am Körper, und der Bund meines schwarzen, knöchellangen Rocks, der mir letzte Woche noch perfekt...