E-Book, Deutsch, 1327 Seiten
McKinney / Graham / Bicos Pirate Hearts
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-719-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Drei Romane in einem eBook: »Die Leidenschaft des Piraten«, »Die Geliebte des Freibeuters« & »Die Liebe des Lords«
E-Book, Deutsch, 1327 Seiten
ISBN: 978-3-98952-719-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Meagan McKinney, geboren 1961, ist studierte Biologin. Diese Karriere ließ sie jedoch schon früh hinter sich, um sich voll und ganz dem Schreiben von historischen Liebesromanen zu widmen. Heute lebt sie mit ihren zwei Kindern in New Orleans. Die Autorin veröffentlicht bei dotbooks auch die folgenden Titel: 'Die Leidenschaft des Piraten' 'Der Rebell und die Lady' 'Der Outlaw und die Lady'
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Prolog
1818
LONDON DOCKS
Heute nacht war nichts los am Green Serpent Yard. Obwohl die vergammelte Kneipe stadtbekannt war für ihren schlechten Gin – und für noch schlechtere Gesellschaft – war sie sonst bei Einbruch der Dunkelheit gerammelt voll. Hier trieb sich ein Pack herum, das kaum je außerhalb von Newgate gesehen wurde und das sich einen Dreck um die Qualität des Alkohols kümmerte. Aber heute nacht, seltsam genug, war kaum etwas los.
Nur eine kleine Gruppe von fünf Männern saß in der Ecke und trank. Die Männer saßen dicht zusammengerückt und sprachen im Flüsterton. Hin und wieder lachte einer leise auf, war aber schnell wieder ernüchtert durch die Gesichter der anderen. Die, die heute nacht lachten, lachten allein.
Die Zeit verging, nervöse Blicke wanderten zur Tür, als ob man auf den Teufel höchstpersönlich wartete. Die Männer schienen mehr und mehr ihre Nerven zu verlieren. Und wie um diese zu beruhigen, gossen sie sich den Gin in riesigen brennenden Schlucken die Kehle herunter, dann wischten sie sich ihren Mund mit den Ärmeln ab und bestellten das nächste Glas.
Es herrschte Furcht an diesem Abend. Man sah sie nicht nur in den Gesichtern der Männer und hörte sie an dem Klingen der Zinnbecher; es ging auch ein überwältigender Gestank von diesen ungewaschenen Kerlen aus und vom verschmutzten Stroh, das den Boden bedeckte. Sogar die Ratten schienen zu spüren, daß etwas in der Luft lag. Immer wieder kamen sie aus ihren Schlupfwinkeln hervor, um nachzuschauen, was diese Stille zu bedeuten hatte. Sie hoben ihre Vorderbeine, schnüffelten und verschwanden schnell wieder in ihren Löchern.
»Was, wenn er uns nicht glaubt, Murdoch? Was, wenn er uns alle abmurkst? Ich weiß ja, es geht ums Gold, aber man sagt, daß Vashon so schnell einen Kerl umlegt, wie er ihn anschaut.« Ein älterer Mann in der Gruppe hob die Stimme. »Auch wenn ich schon lange lebe, ich weiß einfach nicht, ob ich bereit bin, heute nacht schon zu gehen …«
»Und was ist mit dem Drachen?« winselte ein anderer seinen Boß an. »Ich hab’ gehört, der gibt ihm übernatürliche Kräfte! Ich hab’ Geschichten über diesen Piraten gehört, die gruseln einer Nonne die Jungfernschaft raus!«
»Wir sind Idioten, hier zu sein! Er wird unsere Information nicht wollen! Er hat mehr Kehlen aufgeschlitzt, als ich zählen kann!« Mutig vom Gin, schlug dieser Mann mit der Faust auf den Tisch.
»Als du zählen kannst? Als du zählen kannst!« Ihr Anführer Murdoch, ein unflätig aussehender Mann von fünfzig, stand nun auf. »Ihr blöden gelben Hunde! Ihr könnt doch nicht mal bis drei zählen!« Angewidert blickte er von einem zum andern. »Ich brauch’ heute nacht keine Jammerlappen! Wer nicht den Mut hat zu bleiben, der soll gehen! Aber denkt nicht, daß ihr dann auch nur einen Goldtaler bekommt!« Mit diesen Worten hob er den Tisch und schmiß ihn zu Boden. Glas zersplitterte, und die Tischplatte riß.
Nach diesem Ausbruch hörten die Speichellecker auf, sich zu beklagen. Empört ging der Gastwirt auf Murdoch zu, aber als dieser sich zu ihm umdrehte, blieb er vor Schreck wie angewurzelt stehen.
»Wenn dir dein Leben lieb ist, Jack, hältst du dich besser raus.« Murdoch öffnete seinen Mantel und ließ seine Pistole sehen, die im Taillenbund der Hose steckte.
Ohne ein weiteres Wort zog sich der Wirt zurück.
»Nun«, sagte Murdoch und wandte sich wieder seinen Leuten zu, »wer bleibt und wer geht?«
»Der einzige Weg, uns zum Gehen zu bewegen, wäre Vashons Messer in den Eingeweiden.« Einer der Männer hob den Kopf. Seine blassen blauen Augen blickten geistesabwesend an seinem Anführer vorbei. Ein verrücktes Lächeln umspielte seine Lippen, und er begann zu lachen. »Deshalb schätze ich, werden wir bleiben!«
»Das ist richtig«, gab Murdoch zurück. Gerade wollte er einen seiner Männer nach einer weiteren Runde Gin losschicken, als ein Schatten über ihn fiel. Er blickte auf.
»V-Vashon«, würgte er hervor und rappelte sich auf. Sofort taten es ihm seine Leute nach, und alle starrten sie den Dämon vor ihnen an. Er hatte sie überrumpelt. Und wenn sie schon verängstigt auf ihn gewartet hatten, nun, wo er da war, waren sie regelrecht verstört.
Unterwürfig sahen sie ihn näherkommen. Obwohl Vashons Aufzug – ein dunkelblauer Gehrock und helle Leder- Breeches – äußerst vornehm und kostbar aussah, erkannten die Männer doch, daß dieser Mann schlechte Gesellschaft war. Er überragte sie alle, mindestens um einen Kopf. Und dennoch war es nicht seine Größe, die ihnen die Angst das Rückgrat hinunterlaufen ließ. Auch nicht sein muskulöser Körper. Es war sein Gesichtsausdruck.
Vashon sah sehr gut aus, ungewöhnlich attraktiv, aber sein Gesicht war hart und gnadenlos. Tief in seinen Augen konnte man lesen, daß er die Welt für einen häßlichen Platz hielt. Und in dieser seiner Welt, einer Welt ohne Schönheit und Frieden, schien er eine große Zerstörungskraft entwickelt zu haben. Auf den ersten Blick war es leicht zu glauben, daß dieser Mann das tun würde, was er tun mußte, egal, wie falsch oder wie brutal es war. Nicht nur seine Pistole, auch der Mann selbst schien hochexplosiv zu sein. Und tödlich.
»Vashon«, stammelte Murdoch. »Ich kann Ihnen gar nicht genug für Ihr Kommen danken. Ich wußte nicht, ob sie wirklich kommen …«
»Wir sind gekommen. Also, was für eine Information habt ihr?«
»Wir?« Murdoch blickte zur Tür. Ein stämmiger Pirat stand dort. Er mußte wohl doppelt so alt sein wie Vashon, aber obwohl sein Haar grau und sein Bauch mit den Jahren dick geworden war, sah man ihm doch an, daß er seine Pistole, mit der er auf Murdochs Kopf zielte, sehr wohl zu gebrauchen wußte.
Murdoch wandte sich wieder Vashon zu. Er würgte: »Würden Sie ein Gläschen mit uns trinken, Gouverneur …?«
»Ich will eure Information. Jetzt.«
Bei diesen Worten hielten alle Männer den Atem an.
Murdoch schluckte wieder und nahm seinen Mut zusammen. Seine Stimme nahm einen bittenden Ton an. »Ich hasse es, Sie damit zu belästigen, Vashon, überhaupt auch nur an so etwas zu denken, aber da wäre noch die Frage des Preises.«
»Ich werde entscheiden, ob das, was du zu sagen hast, etwas wert ist.«
Vashon verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Wand. Er blickte auf Murdoch und dessen Leute, als seien sie nichts weiter wert als eine Horde räudiger Köter.
»Ich werde es Ihnen also sagen«, räumte Murdoch hastig ein. »Ist ja kein Problem. Ich weiß doch, Gouverneur, daß Sie zahlen werden. Sie sind ein Mann ganz nach meinem Herzen. Ich bewundere Sie, ich traue Ihnen –«
»Nun mach schon«, forderte Vashon, offensichtlich angewidert von Murdochs Stiefelleckerei.
»Natürlich, natürlich, Gouverneur!« faselte dieser. »Ich kann kaum erwarten, es Ihnen zu erzählen, weil das, was ich weiß, Ihnen mehr bedeuten wird als all Ihr Gold!«
»Eure Nachricht erwähnte den Stern von Aran. Was wißt ihr über den Smaragd?«
»Ich weiß, wo er ist.«
Vashon versteifte sich. Sein Blick brannte sich in Murdochs Augen. »Wenn du weißt, wo der Stern ist, warum holst du ihn dir dann nicht selbst?«
»N-na ja, es ist ein bißchen komplizierter als …«
Mit unbewegtem Gesicht machte Vashon seinem Mann ein Zeichen. »Isaac, wir verlassen diesen lügenden Idioten.«
»Wartet!« schrie Murdoch und folgte ihnen bis zur Tür. »Ist ja schon gut! Schon gut! Ich weiß nicht, wo der Stein ist! Aber ich weiß, wo der Viscount sucht, und ich weiß, wie sehr Sie den Viscount Blackwell hassen!«
Vashon wandte sich um und griff Murdoch an den Mantelkragen. Allein diese Gebärde reichte aus, um zwei von Murdochs verängstigten Leuten zur Tür springen zu lassen, um in der Nacht zu verschwinden.
»Ich weiß alles über Josiah Peterborough«, teilte Vashon ihm ruhig mit und preßte ihn gegen die Wand, »und ich weiß, wo er sucht. Aber der Stern ist nicht in Irland. Deshalb vergeudet er seine Zeit, genau wie du.« Der Pirat lockerte seinen Griff. Erschrocken rutschte Murdoch auf den Boden.
Vashon wandte sich zum Gehen, und mit ihm schwand Murdochs Hoffnung auf Gold. Verzweifelt rappelte er sich noch einmal auf und griff nach dem Ärmel des Piraten.
»Aber jetzt sucht Blackwell woanders! Er sucht nach dem Mädchen. Und nur ich weiß, wo sie ist!«
Vashon blieb stehen. Kühl drehte er sich um. »Du weißt, wo sie ist?«
»Der Viscount hat erfahren, daß das Mädchen in London sein könnte. Daher versucht er, sie dort aufzuspüren. Er hat allen von ihr erzählt und daß sie ein Medaillon trage. Brightson hier« – Murdoch nickte zu einem seiner Männer hinüber »sah ein Mädchen mit so einem Medaillon und folgte ihr nach Hause. Wir waren drauf und dran, Peterborough die Information zu geben. Aber dann haben wir uns gesagt, Sie hassen ihn so sehr, daß Sie vielleicht mehr zahlen.«
Vashons Augen zogen sich zusammen. »Was plant der Viscount mit dem Mädchen, wenn er es gefunden hat – falls er es findet? Wenn ich mich recht entsinne, war die Kleine erst vier, als ihr Vater starb. Wie sollte sie sich an den Stern erinnern?«
Murdoch zog sich nervös die Ärmel hoch. »Ich weiß nicht, an was sie sich erinnert, Gouverneur, aber ich weiß, daß Blackwell sie will. Und wenn er sie findet, wird er sie entführen. Und bestimmt wissen Sie, daß er nicht viel Federlesen mit ihr machen wird. Fragen Sie Old Danny. Er hat für ihn gearbeitet.« Murdoch zeigte auf den Mann mit...




