E-Book, Deutsch, Band 2, 300 Seiten
Reihe: ATLAN Illochim
Mehnert ATLAN Illochim 2: Im Bann der Gatusain
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-4939-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 2, 300 Seiten
Reihe: ATLAN Illochim
ISBN: 978-3-8453-4939-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
April 3103 alter Terranischer Zeitrechnung: Die Milchstraße ist ein gefährlicher Ort. Verschiedene Gruppierungen kämpfen gegen das Solare Imperium der Menschheit, Sternenreiche entstehen neu, und überall ringen kleine Machtgruppen um mehr Einfluss. In dieser Zeit geht die United Stars Organisation - kurz USO genannt - gegen das organisierte Verbrechen vor. An ihrer Spitze steht Atlan, Perry Rhodans bester Freund. Der ca. 9000 Jahre v. Chr. geborene Arkonide ist dank eines Zellaktivators relativ unsterblich. Als junger Kristallprinz erkämpft er sich die rechtmäßige Nachfolge und besteigt Arkons Thron, bis er im Jahr 2115 abdankt und die Leitung der neu gegründeten USO übernimmt. In Terrania City werden rätselhafte Artefakte einer fremden Spezies entdeckt. Greta Gale, Anführerin der Widerstandsgruppe MEINLEID, erfährt von den suggestiven Fähigkeiten dieser Relikte und stiehlt einen der Sarkophage. Kurz darauf heften sich Atlan und sein Team an ihre Versen. Mit einem gekaperten Raumschiff flieht Gale bis zum Planeten Orgoch, wo sie eine ganze Zivilisation unterwirft ... Folgende Romane sind Teil der Illochim-Trilogie: 1. 'Das Relikt der Macht' von Hans Kneifel 2. 'Im Bann der Gatusain' von Achim Mehnert 3. 'Der Traum des Navigators' von Rüdiger Schäfer
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Visionen
Auch am zweiten Tag beobachtete Cleany Havedge die Prozedur, bei der Tristan Li seine Strahlungsdosis erhielt. Seine Sympathie für den jungen Mann wuchs. Li haderte nicht mit seinem Schicksal, obwohl er genau wusste, wie es um ihn stand. Bereitwillig akzeptierte er die Psychopharmaka, welche die Leiterin des Ärztestabes ihm im Anschluss an die Bestrahlung verabreichte. »Wenn ich schon sterben muss, will ich vorher noch sehen, wie Greta für ihre Taten büßt«, sagte er. »Rache ist ein schlechter Ratgeber, mein Junge.« »Sie ist der einzige, der mir verblieben ist.« Li lächelte. »Außer Doktor Drays und Ihnen, Sir.« Havedge wölbte eine Augenbraue. »Du brauchst mich nicht Sir zu nennen. Ich bin weder Großadministrator, noch Lordadmiral, noch besitze ich einen militärischen Rang oder politischen Titel. Die meisten Menschen sehen in mir einen verschrobenen Misanthropen, der sich in seinem Museum vor der Welt versteckt und nicht alle Tassen im Schrank hat. Dabei ist dieses Museum ein wichtiger Teil der Welt. Wer seine Vergangenheit nicht achtet, ist auf Dauer nicht reif für die Zukunft.« »Das klingt … kompliziert.« »Höchstens philosophisch.« »Wie soll ich Sie also nennen, Kurator?« »Wir wäre es mit Cleany?« Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Jungen. »Nur wenn Sie mich Tristan nennen, Sir. Ich meine Cleany.« »Gern, mein Junge. Sie erinnern sich an das Gespräch, das wir gestern führten, als wir angegriffen wurden?« Lis Lächeln gefror. Er nickte kläglich. »Sie meinen wegen Olgej.« »Sie haben angedeutet, dass Sie sich für den Tod Ihrer Freundin verantwortlich fühlen. Ist das jetzt auch noch so?« »Nicht mehr so schlimm.« »Das liegt an den Stimmungsschwankungen, denen Sie unterworfen sind«, erinnerte Cyriane Drays. »Wenn Sie aus der Muschel steigen, sind Sie stark und gefestigt. Je länger die Behandlung zurückliegt, desto mehr verlieren Sie von dieser inneren Kraft.« »Ich weiß«, fauchte Li. »Wenn wir hier fertig sind, würde ich die Medoabteilung gern verlassen.« Da die Untersuchungen abgeschlossen waren und er seine Psychopharmaka bekommen hatte, wartete er keine Antwort ab, sondern wandte sich zum Gehen. »Begleiten Sie mich, Cleany?« Havedge erhob sich von dem Stuhl, auf dem er die letzte Stunde verbracht hatte. Es fiel ihm schwer, sich auszumalen, was in dem Jungen vorging. Tristan hatte seinen Tod unabwendbar vor Augen. Gleichzeitig erwarteten alle von ihm, dass er sich nicht aufgab, nicht zuletzt auch er selbst, weil er mit seinem Rachewunsch ein letztes Ziel vor Augen hatte. Er winkte der Medikerin zu und schloss sich Tristan an. »Sie dürfen Doktor Drays nicht böse sein«, sagte er draußen. »Ich weiß, sie will nur mein Bestes. Ich sehe das ein, jetzt. Aber wenn ich meine Schwächephasen habe, weil ich meine Strahlendosis brauche, sehe ich die Welt mit anderen Augen. Mir erscheint dann alles negativ und sinnlos. Ich würde am liebsten aufgeben. Dabei ist mir in diesen schlechten Phasen durchaus bewusst, dass sie vorübergehen und ich schon nach der nächsten Behandlung wieder anders denken werde.« »Haben Sie schon einmal aufgegeben?« »Nein.« Es klang stolz. »Sehen Sie, nur darauf kommt es an. Egal wie schwer es Ihnen fällt, diese Phasen zu überbrücken, Sie schaffen es. Sagen Sie sich dann in jeder Minute, dass Sie durchhalten wollen.« »Das tue ich. Weil ich Olgej rächen muss.« Havedge seufzte. »Mir wäre lieber, Sie hätten einen anderen Antrieb.« Er hob beschwichtigend die Hände, als er merkte, dass Tristan aufbegehren wollte. Der Junge befand sich in einer Hochphase, die ihm Selbstsicherheit verlieh. Es wäre dumm, ihn zu verärgern, denn der Kurator spürte, dass er Li mit seinen Ratschlägen besser helfen konnte, als es die Ärzte vermochten, die sich darauf beschränkten, für ihn die passende Mischung aus terranischen und araischen Drogen zu finden, die die Symptome seiner wechselnden Launen unterdrücken sollten. Richtig zu gelingen schien das ohnehin nicht, sonst wäre deren Effekt langanhaltender gewesen. »Ich möchte mehr über die unterschiedliche Wirkung der beiden Sarkophage wissen. In welchem haben Sie sich wohler gefühlt?« »In diesem hier. Er vermittelt mir wie der andere ein Gefühl der Stärke, ist zugleich aber besonnener. Ich sagte es bereits, Gretas Muschel fördert den Drang zur absoluten Machtausübung. Das ist nicht meine Sache.« »Du erwähntest, der Sarkophag an Bord der AVIGNON besäße ein kontrollierendes Element. Wie meinst du das?« »Es ist schwer zu beschreiben. Wenn man so will, werden in Gretas Muschel die Kämpfer geformt, die untergeordneten Teile eines Heeres, in dem hier dagegen die Generäle, die nicht nur gehorchen, sondern nachdenken und Entscheidungen treffen.« Li sprach offen über seine Erfahrungen, was bewies, wie viel Selbstvertrauen er derzeit besaß. »Das klingt, als seien die Sarkophage nicht für die Beeinflussung einzelner Personen, sondern für ganze Heere vorgesehen.« »Mir kommt es jedenfalls so vor.« Das war schwer vorstellbar. Es würde viel zu lange dauern, eine ganze Armee durch die Austernmuschel zu jagen, um sie zu konditionieren. Andererseits war die suggestive Macht bekannt, mit der ein Insasse nach der Bestrahlung wieder aus ihr herauskam. Vielleicht interpretierte Tristan seine Erfahrungen falsch. Nein, dachte Havedge, wenn es einer Interpretation bedurft hätte, hätten die Relikte ihren Zweck, an dem er nicht zweifelte, verloren. Hatten sie womöglich durch ihr Alter gelitten und waren funktional beeinträchtigt? Nach den bisherigen Untersuchungen schien das wenig wahrscheinlich. Er ertappte sich bei der Vorstellung, sich entgegen der Warnungen der Medikerin durch einen Selbstversuch von der Wirkungsweise des Relikts zu überzeugen. Der Gedanke verging sogleich wieder. Cleany Havedge mochte verschroben, weltfremd und ein wenig spinnert sein, wenn er Außenstehenden glauben wollte. Ein Dummkopf indes war er nicht. »Sie haben die Waffensysteme hochgefahren«, sagte Karim Shoutain. Er war blass geworden, was Greta Gale klar machte, wie groß die Gefahr gewesen war. In einem Stimmungshoch wie derzeit musste sie sich besser kontrollieren, um nicht übers Ziel hinauszuschießen. »Du meinst, Atlan hätte auf uns geschossen?« »Hätten wir den Linearflug nicht fortgesetzt, hätte er das getan. Du hast richtig entschieden.« »Wir sind ihnen also entkommen? Sie kriegen uns nicht?« »Nein, wir hätten aber nicht länger zögern dürfen. Trotzdem können wir nicht auf Dauer fliehen.« »Solange die Maschinen nicht ausfallen, können wir das sehr wohl. Du wirst dafür sorgen, dass das nicht geschieht.« »Wir hätten diesen verfluchten Arkoniden umbringen sollen.« Heyburns Gesicht war rot vor Wut. Auch ihm hatten erst die Worte des Kommandanten verdeutlicht, dass sie um ein Haar in eine Schlacht geraten wären. »Und wann hätten wir das deiner Meinung nach tun sollen, Svin?« Heyburn zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Irgendwann eben.« Gale sparte sich eine Antwort. Er redete Unsinn. Mit einer anderen Forderung hatte er allerdings richtig gelegen. Sie musste auch den Rest der Besatzung unter ihre Kontrolle bringen, bevor jemand ernsthaft zu hinterfragen begann, was an Bord geschah, und nicht länger auf die fadenscheinigen Befehle des Kommandanten hörte. Die ESHNAPUR war ein ziviles Schiff. Greta konnte nur spekulieren, aber sie nahm an, dass eine Meuterei viel schneller geschehen konnte als auf einem Raumer der USO oder des Solaren Imperiums. »Gibt es einen leeren Lagerraum?«, fragte sie. Shoutain nickte. »Wir hatten vor dem Start erst die Hälfte unserer neuen Fracht verladen.« »Beordere die Besatzung, die sich nicht in der Zentrale aufhält, dorthin. Alle, ohne Ausnahme.« »Wozu denn?« »Wer wird denn so neugierig sein?« Greta lächelte und warf dem Ersten Offizier einen provozierenden Blick zu. Sie leckte sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Wie ist dein Name?« »Jorim Kilshasin.« »Du begleitest mich.« Sie vergewisserte sich, dass der Kommandant tat, was sie verlangte, und nickte Kilshasin auffordernd zu. Gemeinsam verließen sie die Zentrale. »Bring mich zu diesem Lagerraum. Dort wirst du dafür sorgen, dass man mich anhört. Ich nehme an, außer dem Kommandant hören alle auf deine Autorität.« »Natürlich, Greta.« »Greta? Niemand hat dir erlaubt, mich mit meinem Vornamen anzureden.« Die blonde Frau holte aus und gab dem Mann, den sie als ihren neuen Liebhaber auserkoren hatte, eine schallende Ohrfeige. »Du wirst mich Herrin nennen. Ist das klar?« »Ja, Herrin.« Greta grinste still in sich hinein. Wie nur hatte sie zögern können? Auf der Erde hatte sie Tausende unter ihre Kontrolle bekommen, dagegen war das hier ein Kinderspiel. Sie fühlte sich unüberwindlich. Sie konnte es nicht nur mit der Besatzung der ESHNAPUR aufnehmen. Auch Atlans AVIGNON kam noch an die Reihe. Kilshasin führte sie in den Bereich der unteren Polkuppel, wo sich ein Teil der Besatzung bereits eingefunden hatte. Der Rest gesellte sich nach und nach dazu. Stimmen schwirrten durcheinander. Greta spürte die Unsicherheit unter den Menschen, weil Karim Shoutain Befehle erteilt, aber keine Erklärungen gegeben hatte, was nicht seiner Art entsprach. An der Seite des Offiziers stieg sie auf ein Podest. »Ruhe!«, forderte Kilshasin, als Fragen gerufen und Forderungen um Aufklärung des unplanmäßigen Starts vom Atlan Port vorgebracht wurden. »Ich bitte um Ruhe! Bitte hören Sie zu. Sie werden jetzt erfahren,...