Mehringer / Waburg | Diversity und Inklusion bei Spielzeug und Spielen | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Mehringer / Waburg Diversity und Inklusion bei Spielzeug und Spielen


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7799-8363-7
Verlag: Julius Beltz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

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ISBN: 978-3-7799-8363-7
Verlag: Julius Beltz
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Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit dem in den letzten Jahren zu beobachtenden Trend hin zu einer diversitätssensiblen und inklusiven Gestaltung von Spielzeugen und Spielen stellen sich wichtige Fragen, die in den Beiträgen des Bandes adressiert werden: •Wie ist der Trend wissenschaftlich einzuordnen und zu bewerten? •Wie wichtig ist Vielfalt in der Gestaltung von Spielzeug für das Spielen? •Welche Bedeutung haben Spielzeuge für die Identitätsarbeit und Persönlichkeitsentwicklung und welche Rolle kommt dabei der Gestaltung der Spielzeuge zu? •Wie werden Diversität und Inklusion spielpädagogisch aufgegriffen und bearbeitet?

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Diversity im Spielzeug – revisited


Vergleichende Analyse von Spielwarenkatalogen aus den Jahren 2016 und 2023?

Volker Mehringer und Wiebke Waburg

1Einleitung: Diversität im aktuellen (erziehungswissenschaftlichen) Diskurs


Die Berücksichtigung von Diversity bzw. Diversity-Merkmalen wurde in den vergangenen Jahren vermehrt und übergreifend für unterschiedliche Kontexte diskutiert bzw. eingefordert: in gesellschaftsbezogenen Diskursen im Großen sowie für differierende Kontexte im Kleinen. Spielzeug stellt diesbezüglich keine Ausnahme dar – wie wir im vorliegenden Beitrag anhand der vergleichenden Analyse von Spielwarenkatalogen aufzeigen werden. Veränderungen werden auch und gerade in den Medien deutlich und (teilweise kontrovers4) diskutiert: etwa in Bezug auf symbolische Repräsentation von Diversität in Filmen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Realverfilmung des Disney-Films „Arielle. Die Mehrjungfrau“, in der die Protagonistin von der afroamerikanischen Schauspielerin Halle Bailey gespielt wird. Dieser Bruch mit stereotypen Darstellungsweisen – wir erinnern uns an die ikonische Darstellung der Meerjungfrau im Trickfilm mit weißer Haut und roten Haaren – wird von Minderjährigen sehr gut aufgenommen, wie Mónica Bonilla-del-Río und Arantxa Vizcaíno-Verdú (vgl. 2023, S. 57) in der Analyse von Video-Reaktionen auf den Teaser für die Live-Action-Verfilmung, die auf TikTok geteilt wurden, aufzeigen. Dieser Befund schließt an pädagogische Annahmen darüber an, dass die angemessene Repräsentation von Diversität in unterschiedlichen Materialien und Medien, einen Beitrag dafür leisten kann, „die Vielfalt und Individualität jedes einzelnen Kindes zu fördern und seine bestmögliche Entfaltung zu unterstützen“ (Schulze 2023, S. 8, die sich auf Bücher bezieht). Mit Bezug auf Spiel wird davon ausgegangen, dass diese „eine eminent wichtige Bedeutung in der Auseinandersetzung der Kinder mit ihrer Lebenswirklichkeit, insbesondere in Bezug auf die Vielfaltsaspekte von Kindern und ihrer Repräsentanz in der Gesellschaft [haben]“ (Koné/Macha 2020, S. 185; siehe auch Waburg 2018; Gandouz-Touati 2023). Diesen Annahmen entsprechend wurden in den vergangenen Jahren Forderungen zivilgesellschaftlicher Vereinigungen laut, Diversität im Spielwarenangebot zu berücksichtigen. Zu erwähnen sind beispielsweise „Let toys be toys“ (mit Genderfokus), ToyLikeMe (mit Schwerpunkt Behinderung) oder der Verband binationaler Eltern und Partnerschaften (mit Blick auf Hautfarbe).

Aus (erziehungs-)wissenschaftlicher Perspektive müssen Diversity-Ansätze präzise eingeordnet werden, weil ihre Herkunft und Entwicklung unterschiedliche Disziplinen streifen – es wird unter anderem von einem „traveling concept“ (Walgenbach 2017, S. 92) geschrieben. Erschwerend kommt hinzu, dass der Begriff auch im nicht-wissenschaftlichen Diskurs zunehmend Verwendung findet. Denn es entsteht ein immer größeres Bewusstsein dafür, dass wir in einer durch Pluralisierung und Vielfalt geprägten Gesellschaft leben (vgl. z.?B. Charim 2018). Begriffsgeschichtliche Einordnungen zu Diversität (siehe Walgenbach 2012, 2017, 2021) verweisen auf Wurzeln in der (amerikanischen) Bürgerrechtsbewegung und die diskriminierungsrechtliche Relevanz. Insbesondere mit Blick auf Diversity Management wird die betriebswirtschaftliche Tradition deutlich, die sich vor allem im Aspekt der Wertschätzung von Vielfalt und Ressourcenorientierung im Zusammenhang mit der Leistungssteigerung von Organisationen (insbesondere Unternehmen) widerspiegelt (vgl. ebd.). Hier deutet sich bereits ein Aspekt an, der bei der Untersuchung von Diversity im Spielzeug in Betracht zu ziehen ist: Kann sich die Spielwarenindustrie dem Trend zur Berücksichtigung von Diversität, der mit der neuen ‚Normalität‘ von Globalisierung und Pluralisierung von Lebensformern einhergeht, überhaupt entziehen? Wahrscheinlich nicht, denn „toy companies […] must make choices about how to depict a diverse society“ (Bowersox 2022, S. 153).

In der wissenschaftlichen Diskussion werden affirmative und machtkritische Diversity-Ansätze unterschieden (vgl. Walgenbach 2017). Bei den affirmativen Ansätzen stehen Repräsentation und Förderung von Vielfalt sowie die Wertschätzung von Ressourcen im Mittelpunkt. Sie sind „vor allem handlungs- und umsetzungsorientiert auf die Gestaltung von Vielfalt im Sinne der Produktivität und Effizienz für die betreffende Organisation“ ausgerichtet (Aschenbrenner-Wellmann/Geldner 2021, S. 45). Machtkritische Diversity-Ansätze gehen über die bloße Förderung von Vielfalt hinaus und hinterfragen die bestehenden Machtstrukturen und -verhältnisse in der Gesellschaft. Sie analysieren, wie Macht und Privilegien verteilt sind und wie diese Verteilungen Diskriminierung und Ungleichheit perpetuieren. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Dynamiken zu entwickeln, die Vielfalt beeinflussen, und Veränderungen herbeizuführen, die zu einer gerechteren Gesellschaft führen (vgl. Walgenbach 2017). Die teilweise auf Sichtbarmachung von vielen, nicht gewichteten Diversity-Dimensionen beschränkten affirmativen Ansätze sind dann kritisch zu diskutieren, wenn Herrschaftsverhältnisse, (strukturelle) Benachteiligungen und Diskriminierungen aus dem Blick geraten (vgl. ebd., siehe auch Mittertrainer/Oldemeier/Thiessen 2023, S. 1). Diese werden von machtkritischen bzw. -sensiblen Ansätzen berücksichtigt, die „in der deutschsprachigen Erziehungswissenschaft gegenwärtig sowohl institutionell als auch personell stärker vertreten [sind] als affirmative Diversity Management Ansätze“ (Walgenbach 2017, S. 104).

2Diversity im Spielzeug untersuchen: Zur Forschungsidee und zu Forschungsfragen


Unser Engagement für das Thema ist im gesamtgesellschaftlichen Diversity-Diskurs zu verorten. Die Idee, sich mit dem Thema Diversity im Spielzeug wissenschaftlich auseinanderzusetzen, kam bereits 2016 durch einen zufällig gelesenen Magazinartikel auf, der sich journalistisch mit Diversity-Spielzeug beschäftigte. Im Rahmen unserer bisherigen Forschungstätigkeiten im Projekt SAKEF (Spielzeugbewertung und -auswahl durch Kinder, Eltern und Fachkräfte) (vgl. Mehringer/Waburg 2020) hatten wir uns unter anderem bereits mit dem breit diskutierten Thema Geschlecht im Spielzeug (vgl. z.?B. Schleinzer 2010) auseinandergesetzt (vgl. Waburg/Haustov/Mehringer 2021; Mehringer/Waburg 2023). Mit Diversity-Spielzeug hingegen, als einer, man könnte sagen, intersektionalen Erweiterung dieses Diskurses, hatten wir uns bis dato allerdings nicht eingehender beschäftigt. Das Thema sprach uns unmittelbar an, verband es unser erziehungswissenschaftliches und pädagogisches Forschungsinteresse an Spielzeug mit einem unserer Lehrschwerpunkte, dem Schwerpunkt „Heterogenität und Bildungserfolg“. Für ein regelmäßig gemeinsam veranstaltetes Projektseminar in unserem erziehungswissenschaftlichen Masterstudiengang griffen wir das Thema als inhaltlichen Ausgangspunkt auf. Gemeinsam mit den Studierenden5 konzipierten wir ein mehrteiliges Forschungsprojekt zu folgenden zentralen Fragen: „Welche Diversity-Dimensionen werden wie im aktuellen Spielzeugangebot berücksichtigt? Wie gestaltet sich der Umgang mit diversityberücksichtigendem Spielzeug6 in elementarpädagogischen Einrichtungen?“ (Waburg 2018, S. 53). Das Projekt umfasste drei Teile:

1.Analyse von Spielzeugkatalogen unter folgender Fragestellung: Welche Diversity-Dimensionen werden in Spielzeugkatalogen abgebildet?

2.Untersuchung des Umgangs mit entsprechendem Spielzeug in Kindertagesstätten durch Beobachtungen in der Freispielphase und Gruppendiskussionen mit Fachkräften.

3.Entwicklung eines Konzepts zur pädagogischen Arbeit mit diversityberücksichtigendem Spielzeug (vgl. ebd.).

Ohne die anderen Teilprojekte damit zu schmälern, soll die Analyse der Spielwarenkataloge in diesem Zusammenhang besonders hervorgehoben...



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