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E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Meibom Deutschlands Chance

Mit dem Schatten versöhnen
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-944305-16-5
Verlag: Europa Verlage
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Mit dem Schatten versöhnen

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-944305-16-5
Verlag: Europa Verlage
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Angesichts der europäischen Finanzkrise ist es unübersehbar geworden: Deutschland nimmt aufgrund seiner ökonomischen Potenz eine entscheidende Rolle in Europa und in der Welt ein. Doch die eigene Macht wird eher als eine wenig erwünschte Herausforderung gesehen. Wir sind gefangen zwischen der faktisch ausgeübten Macht und einer Neigung, die damit verbundene Verantwortung abzulehnen und uns nicht mit unserem eigenen Verhältnis zu Macht und Ohnmacht auseinanderzusetzen. Dies hat historische Wurzeln. Heute geht es darum, ein neues Verhältnis zur eigenen Macht zu gewinnen; als Individuen und als Kollektiv. Dies kann gelingen, wenn wir uns mit dem eigenen Schatten versöhnen und eine Haltung des 'servant leadership' entwickeln.

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Zu diesem Buch


Dies ist ein sehr persönliches Buch. Es geht Fragen nach, die mich seit meiner Kindheit beschäftigt haben. Es ist ein Essay zur Lage des kollektiven und individuellen Unbewussten in Deutschland nach den Traumata, die das Land und seine Menschen durch das nationalsozialistische Unrechtssystem verursacht und erlitten haben. Es ist inspiriert von dem Wunsch, beizutragen zur Versöhnung mit sich und dem eigenen Land. Dabei will es weder die Schuld leugnen, noch will es die Schuld- und Schamdynamik erneut reaktivieren. Solange diese Versöhnung nicht geschieht, bleibt ein Schatten, der viele Menschen in Deutschland daran hindert, sich mit Freude dem Leben zuzuwenden, eine befriedigende Beziehung zu sich und anderen zu entwickeln, die eigenen Potenziale zu entfalten und verantwortlich für das Gemeinwohl einzutreten. In diesem Sinne braucht Deutschland eine Chance. Es ist die Chance, sich mit dem Schatten zu versöhnen und sich auf seine Gaben und Möglichkeiten zu besinnen. Der Begriff Schatten, den ich hier verwende, ist einerseits eine Metapher für eine gefühlte und erlebbare Blockade über unserem Land, zum anderen bezieht er sich auf Dimensionen und Kräfte des Unbewussten, die individuell und kollektiv wirkmächtig sind. Sie ins Licht des Bewusstseins zu heben, ist ein Weg zu mehr Verantwortung, Heilung und Transformation.

Als junge Frau habe ich mich immer gefragt, wie die Menschen in unserem Land in die humanitäre und geistige Katastrophe hineingeraten sind. Ich habe studiert, geforscht, Bücher geschrieben, eine politikwissenschaftliche Professur angenommen und vielfältige Suchbewegungen vollzogen. Irgendwann war mir der kognitive Zugang zu diesem Thema nicht mehr genug. In einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, dann der Kirche entwachsen, ahnte ich doch, dass es andere Quellen geben müsse, die mir Antworten auf meine Fragen geben würden. So machte ich mich auf die spirituelle Suche und wurde auf vielen Reisen mit der indischen Philosophie des Vedanta vertraut. Allmählich begriff ich im Denken und im Fühlen, in welchem Ausmaß in unserem Land geistiges Potenzial missbraucht wurde. Der Nationalsozialismus praktizierte eine menschenverachtende Politische Religion, deren Ziel es war, systematisch einen Teil der eigenen Bevölkerung wie auch der Bevölkerung anderer Länder auszubeuten und zu vernichten, um in einer Selbstüberhöhung der sogenannten arischen Herrenrasse die eigenen Herrschaftsinteressen durchzusetzen.

Dieser Missbrauch hat in Deutschland zum Einfrieren von Gefühlen und Fähigkeiten geführt, die uns heute in erheblichem Maße fehlen: die Fähigkeit, sich zu begeistern, die Fähigkeit, gelingende Beziehungen aufzubauen und zu entwickeln, die Fähigkeit, sich gemeinschaftlich mit anderen im Geist zu verbinden, die Fähigkeit, sich in den Dienst einer größeren Sache – jenseits von utilitaristischen Zielen und Zwecken – zu stellen, die Fähigkeit, sich für die höchsten spirituellen Fragen und Wahrheiten zu öffnen, Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens zu suchen und den »Himmel auf die Erde zu bringen«, sprich: zu einer Humanisierung der Gesellschaft beizutragen. Zugleich wirken einige der gravierenden Schwächen im deutschen »Sozialcharakter« (Erich Fromm) weiterhin als machtvolle Schattenkräfte: Rechthaberei, eine Neigung zur Regelkonformität ohne Rücksicht auf menschliche Bedürfnisse, Rücksichtslosigkeit, Schamabwehr durch Entwertung anderer. Solche Kräfte werden vor allem in Situationen aktiviert, in denen das Gefühl der Sicherheit bedroht zu sein scheint, eine Situation, die im Erleben vieler Menschen in Deutschland eine Rolle spielt – egal, ob dieses Gefühl als angemessen erscheint oder nicht.

Die Schwere des geistigen Missbrauchs, den die Menschen in Deutschland willentlich oder unwillentlich getrieben oder mit sich haben treiben lassen, liegt wie ein grauer Schleier über dem Kollektiv und behindert uns im Fühlen, im Denken, im Sein. Sie verhindert, dass wir ein klareres Bild von uns selbst entwickeln und dass wir die volle Verantwortung für uns selbst und unser Gemeinwesen übernehmen hier und in der Welt.1 Damit soll nicht gefordert werden, Deutschland möge sich erneut als »Retter« aufspielen. Die Idee, »am deutschen Wesen soll die Welt genesen«, gehört endgültig der Vergangenheit an. Es bedeutet aber auch nicht, dass Deutschland die eigenen geistigen Potenziale unterschätzen oder sich aus Schuld- und Schamgefühlen heraus, die aus der Vergangenheit resultieren, zurücknehmen sollte. Deutschland kann mit seinen geistigen Potenzialen einen wichtigen Beitrag in der Völkergemeinschaft leisten. Doch das erfordert, dass wir uns besser kennen, dass wir uns von einer Schuldverhaftung lösen, die letztlich aus einer egozentrischen Verhaftung in nicht bewältigten Problemen resultiert, und dass wir mutig in die eigene Verantwortung eintreten. Wir brauchen eine Vision, wie wir die Erfahrungen der Vergangenheit so wenden können, dass sie uns zum verantwortlichen Handeln im Sinne einer posttraumatischen Reifung befähigen.

Deutschland ist eine Nation, die immer wieder zu ungeahnter Macht gelangt. Dieser Zustand ist gegenwärtig in der Europäischen Union erreicht. Das macht es umso zwingender, mit dieser Macht umgehen zu lernen, damit sie nicht wie in der Vergangenheit ihre destruktiven Kräfte entfaltet, sondern konstruktiv dem Leben dient. Mit »dem Leben dienen« meine ich jedoch mehr als die grundlegende Abkehr von einer vernichtenden, gegen das Leben gerichteten Energie, wie sie im Nationalsozialismus vorherrschte. Damit meine ich eine Führungskunst, die die Würde von Mensch und Natur achtet und sich mit Entschiedenheit für Frieden nach innen wie nach außen einsetzt (vgl. Teil 2).

Damit dies gelingen kann, braucht es einen Blick auf die Schattenkräfte des individuellen und kollektiven Unbewussten, die in so fataler Weise den Missbrauch ermöglicht haben. Wer sich der Untiefen in der eigenen Psyche bewusst ist, kann sich der Gefährdung besser erwehren. Dieser Schritt steht weiterhin an. Transformation geschieht, wenn wir als Menschen Licht in das Dunkel des Unbewussten bringen, wenn wir die eigenen Untiefen erkennen und uns entschieden und kraftvoll auf unsere Verantwortung vor Gott und den Menschen besinnen.

Dieses Buch schöpft aus zahlreichen Quellen. Es steht in einem breiten Strom der Auseinandersetzung mit dem deutschen Schicksal. Eine solche Auseinandersetzung ist in allem und jedem in unserem Land zu spüren. Keine Familie, in der nicht – sei es durch Verdrängung oder Abspaltung, sei es durch den Versuch der Überwindung – eine direkte oder indirekte Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte stattfindet. Das Geschehene hat seine Spuren tief im individuellen und kollektiven Unbewussten hinterlassen und wird über Generationen weitergegeben. Heute sind es die Kinder der zweiten, dritten und vierten Generation, die sich zu Wort melden und auf die Wunden und Narben verweisen, die das Erlebte, Erlittene und Unaufgearbeitete in der Psyche hinterlassen haben. Hinzu kommt die bis heute anhaltende breite literarische und sonstige künstlerische Auseinandersetzung mit dem Geschehen, die den unbewussten und bewussten Prozessen auf der metaphorischen, intuitiven und intellektuellen Ebene Ausdruck verleihen. Last but not least versucht die schier uferlose wissenschaftliche Erörterung in immer neuen Schritten, das Geschehene einzuordnen und damit seiner habhaft zu werden.

Dieser Prozess der Aneignung und Transformation des Bewusstseins geht weiter. Er verläuft in Etappen und Stufen. Heute steht eine weitere Stufe an: Es gilt, von einer Erinnerungskultur zu einer Versöhnungskultur zu gelangen, in der eine posttraumatische Reifung ihren Ausdruck findet. Gelingt es, eine solche Versöhnungskultur zu entwickeln, können wir uns entschiedener dem Fortwirken von Schattenkräften entgegenstellen, die uns hindern, unser Potenzial zu entfalten oder die zu einem erneuten Machtmissbrauch führen können.

Die Gefahren eines Machtmissbrauchs sind real. Die Morde der Zwickauer Terrorzelle zeigen dies ebenso wie die weit verbreitete Ausländerfeindlichkeit in unserem Land. Sie lassen grundlegende Störungen in unserem Gemeinwesen erkennen. Solange das tiefe Bedürfnis von Menschen nach Sinn, Verbundenheit, Einbindung, Zugehörigkeit und Anerkennung gesellschaftlich nicht angemessen wahrgenommen und befriedigt wird, überlassen wir Menschen, die in seelischer, sozialer oder ökonomischer Not sind, den geistigen Rattenfängern, die sie (erneut) für ihre inhumanen Ziele missbrauchen. Diese Gefahr zeichnet sich bereits ab.

Es ist Zeit, sich den Schattenkräften so zu stellen, dass die durch das Trauma der deutschen Missbrauchsgeschichte eingefrorenen Gefühle, Ideale, Aspirationen und Tugenden wieder auftauen können. Wir dürfen uns mutig dem zuwenden, was sich – bevor es zum kitschigen Stereotyp verkam – in der Formel vom »Guten, Wahren, Schönen« fand. Platon, auf den sie zurückgeht, verwies mit den Begriffen auf so Elementares wie die wesensmäßige Ordnung, auf das Wahre als die letzte Wirklichkeit hinter den Erscheinungen und auf die Schönheit, die dem Sein innewohnt.2 Da Strebungen und Sehnsüchte, die über die Person hinausweisen, im Nationalsozialismus auf das Intensivste missbraucht wurden, ist heute mehr als nur ein Rückgriff auf die alten Ideale gefragt. Wir brauchen eine aufgeklärte Spiritualität, die sich in den bewussten Dienst an Mensch, Gesellschaft und Natur stellt.

Solchen Themen geht das Buch in drei Teilen nach:

Im ersten Teil wähle ich einen historisch-systematischen Zugang. Dabei lasse ich mich von folgenden Fragen leiten: In welcher Situation befindet sich Deutschland...



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