Meir | Differenz und Dialog | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 248 Seiten

Meir Differenz und Dialog


1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-8309-7511-3
Verlag: Waxmann Verlag GmbH
Format: PDF
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz

E-Book, Deutsch, 248 Seiten

ISBN: 978-3-8309-7511-3
Verlag: Waxmann Verlag GmbH
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Das Buch „Differenz und Dialog“ veranschaulicht die Ansätze der großen jüdischen Philosophen, Theologen, Bildungswissenschaftler und Psychologen der letzten Jahrhunderte. Namen wie Hermann Cohen, Sigmund Freud, Franz Rosenzweig, Martin Buber, Emmanuel Lévinas und Abraham Joshua Heschel gewinnen in einem großen Überblick und in faszinierenden Einzelanalysen Kontur und Gestalt. Die Schätze in diesen Ansätzen werden gehoben und bilden eine Ressource und Herausforderung für weiteres Nachdenken.
Ephraim Meir arbeitet in dieser Publikation mit der Dialektik von Differenz und Dialog. Damit vermeidet er, dass der Dialog als eine uniformierende, auf einebnende Harmonie ausgerichtete Denkbewegung verstanden wird, und damit erreicht er, dass dem Dialog in seiner grundlegenden Verwurzelung in der Differenz eine umso größere Urkraft zugetraut werden kann.
Die Publikation verbindet wissenschaftliche Theorie mit einem leicht verständlichen Stil und wendet sich sowohl an eine allgemeine Leserschaft als auch an ein wissenschaftliches Publikum.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Inhalt;8
2;Vorwort von Wolfram Weiße;10
3;Einleitung;16
4;I Judentum und Philosophie;20
4.1;1 Athen und Jerusalem in Lévinas’ Schwierige Freiheit;20
4.2;2 Das „Hebräische“ in Lévinas’ „Griechischem“: jenseits der Ontologie;32
4.3;3 Lebendiges Judentum. Emmanuel Lévinas und der Historismus der Wissenschaft des Judentums des 19. Jahrhunderts;51
5;II Jüdische Existenz;76
5.1;1 Über das Volk des Buches und die Vielzahl der Interpretationen;76
5.2;2 Liebe und Wahrheit im jüdischen Bewusstsein gemäß A. J. Heschel;94
6;III Jüdische Identität;104
6.1;1 Martin Bubers Ich und Du als Anleitung zum Konfliktmanagement und zu sozialer Transformation;104
6.2;2 Neuinterpretation des Judentums im deutschen Kontext: über deutsch- jüdische Denker als Juden und Deutsche;115
6.3;3 Sigmund Freuds Moses und dessen Wiedererscheinen: das Vergessene und das Unvergessliche;125
6.4;4 Bemerkungen zu Sartres Überlegungen zur Judenfrage;145
7;IV Judentum im Dialog;160
7.1;1 David Hartman zu der Haltung gegenüber dem Christentum bei Soloveitchik und Heschel;160
7.2;2 Die Relevanz der Gritli-Briefe für die Klärung von Schlüsselbegriffen und zentralen Ideen im Stern der Erlösung;171
7.3;3 Die Stellung Goethes in Franz Rosenzweigs Stern der Erlösung;203
7.4;4 Vielfalt und die Einheit Gottes im Denken A. J. Heschels;216
8;Bibliographie;234
9;Verzeichnis der abgekürzten Literatur;244


2 Neuinterpretation des Judentums im deutschen Kontext: über deutsch-jüdische Denker als Juden und Deutsche (S. 114-115)

In seinem Essay „The non-Jewish Jew“ schrieb Isaac Deutscher über jüdische „Häretiker“, die sich über ihre Gesellschaften, Nationen und Zeit erhoben und einen großen Beitrag zur allgemeinen Kultur leisteten. Menschen mit einem schöpferischen Geist wie Baruch Spinoza, Heinrich Heine, Karl Marx, Rosa Luxemburg, Leo Trotzki und Sigmund Freud haben neue, erweiterte Horizonte geöffnet, die auch für die Zukunft wichtig bleiben.

Wie Elisha ben Abuyah, der jüdische Häretiker mit dem Beinamen ha-acher, „der Andere“, standen diese genialen und optimistischen Persönlichkeiten außerhalb der Grenzen des jüdischen Lebens, doch lieferten sie einen Beitrag zu der Kultur, in der sie lebten, dadurch, dass sie die Grenzen der Kultur, die sie mit anderen teilten, überschritten. Natürlich verstand Elisha ben Abuyah im Gegensatz zu seinen heutigen Kollegen, dass Rabbi Meir, der ihn begleitete, um von ihm zu lernen, zu der Gemeinschaft zurückkehren musste, als sie die Grenze erreichten, die Juden am Schabbat zu übertreten verboten war.265 Muss man die Partikularität leugnen, um Anteil an der allgemeinen Kultur zu haben?

In der Moderne kannte Deutschland viele „nichtjüdische“ Juden. Das vorliegende Kapitel konzentriert sich jedoch auf einige wenige deutsch-jüdische Denker, die sich von diesen nichtjüdischen Juden darin unterschieden, dass sie innerhalb des Judentums blieben, zugleich aber doch sehr an der nichtjüdischen Kultur teilnahmen. Sie standen ihrem Judentum, das sie liebten und hüteten, nicht ambivalent gegenüber. Sie interpretierten das jüdische Erbe in den Begriffen ihrer Zeit und im Dialog mit ihrer deutschen Umgebung.

Nach der Erfahrung des Nationalsozialismus ist es ein häufi g vorkommender Trugschluss, dass man die Zeit vor dem Holocaust als eine Periode wahrnimmt, in der es keinerlei Symbiose zwischen Deutschen und Juden gab. Viele Juden blieben vor dem Zweiten Weltkrieg in unterschiedlichem Maße jüdisch, während sie an der allgemeinen Kultur teilhatten. Sie entwickelten komplexe Identitäten, die sowohl der Besonderheit der jüdischen Existenz als auch dem Besten der deutschen Bildung und Kultur Rechnung trugen.

Man hört in diesem Zusammenhang oft den Begriff „Assimilation“, andere reden von „hybriden“ oder „gebrochenen“ Identitäten. Es ist wahrscheinlicher, dass die jüdische Existenz in Deutschland in einer Situation des Entgegenkommens entstand, in der sich die Identität in einem ständigen Dialog mit der andersartigen Umgebung herausbildete. Identität war und ist das Ergebnis eines Dialogs zwischen dem Gleichen und dem Anderen, zwischen dem Eigenen und Unterschiedlichen. Die humanistische und liberale Bildung gestattete es den Juden, gemeinsame Werte zu schätzen. Von deutscher Seite her wurde die Bildung, die einer humanistisch orientierten Erziehung dienen sollte, bald zu einem Instrument der Herausbildung einer kollektiven, exklusivistischen deutschen Identität.



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