E-Book, Deutsch, 223 Seiten, eBook
Meister / Sander / Treumann Mediale Gewalt
2008
ISBN: 978-3-531-90961-5
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Ihre Rezeption, Wahrnehmung und Bewertung durch Jugendliche
E-Book, Deutsch, 223 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-531-90961-5
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
In welchem Umfang und warum rezipieren Jugendliche medial vermittelte Gewaltdarstellungen? Wie nehmen sie Gewaltdarstellungen wahr und wie werden diese von ihnen bewertet? Welche Genrepräferenzen gibt es und welche Rechtfertigungsstrategien entwickeln Jugendliche bezüglich ihres Medienkonsums?
Diese neue Studie zum Umgang mit medialer Gewalt bei Jugendlichen gibt konkrete Antworten. Es zeigt sich, dass im Kontext der alltäglichen Mediennutzung von Jugendlichen (fiktionale) gewaltbezogene Inhalte einen hohen Stellenwert besitzen und von den Heranwachsenden vor allem sowohl zur Unterhaltung als auch zur Entspannung rezipiert werden. Den Ergebnissen entsprechend werden pädagogische Empfehlungen gegeben: Jugendliche brauchen Orientierung!
Alle Autorinnen und Autoren waren an dem DFG-Forschungsprojekt 'Mediennutzung und Medienkompetenz im Jugendalter' (M4) beteiligt.
Prof. Dr. Klaus Peter Treumann, Universität Bielefeld.
Prof. Dr. Dorothee M. Meister, Universität Paderborn.
Prof. Dr. Uwe Sander, Universität Bielefeld.
Dr. Eckhard Burkatzki, Dr. Jörg Hagedorn, Manuela Kämmerer, Mareike Strotmann, Dr. Claudia Wegener, Universitäten Bielefeld, Halle, Rostock.
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis;5
2;Vorwort;9
3;1. Einleitung, Fragestellung und theoretische Rahmung;13
3.1;1.1 Einleitung;13
3.2;1.2 Fragestellung;15
3.3;1.3 Theoretische Rahmung;18
3.3.1;1.3.1 Das Bielefelder Medienkompetenz-Modell;18
3.3.2;1.3.2 Der Uses-and-Gratifications-Approach;20
3.3.3;1.3.3 Habituskonzept und Kapitalsortenansatz;21
3.3.4;1.3.4 Sozialökologischer Ansatz;25
3.3.5;1.3.5 Die Wissenskluft-Hypothese;25
4;2. Forschungsdesign und Methodologie der Studie;27
4.1;2.1 Quantitative Untersuchungsphase;28
4.1.1;2.1.1 Standardisierte Fragebogenerhebung;28
4.1.2;2.1.2 Stichprobe;28
4.1.3;2.1.3 Aufdeckung der hauptkomponentenanalytischen Binnenstruktur der Unterdimensionen des Bielefelder Medienkompetenz- Modells;29
4.1.4;2.1.4 Entwicklung einer empirisch fundierten Typologie der Medienkompetenz Jugendlicher;30
4.1.5;2.1.5 Externe Validierung der Clustertypologie;33
4.2;2.2 Qualitative Untersuchungsphase;34
4.2.1;2.2.1 Definition und Selektion prototypischer Jugendlicher;34
4.2.2;2.2.2 Durchführung und Auswertung leitfadengestützter qualitativer Interviews mit prototypischen Jugendlichen;35
4.2.3;2.2.3 Durchführung, Analyse und Interpretation von Gruppendiskussionen;37
5;3. Gruppendiskussionen;41
5.1;3.1 Fragestellung;41
5.2;3.2 Gewaltakzeptanz und Medienwahrnehmung;42
5.3;3.3 Legitimierte und nicht-legitimierte Gewaltdarstellung;45
5.4;3.4 Gewalt als alltägliches Fernseherlebnis;47
5.5;3.5 »Mystery« als Referenz für »Welterklärung«;53
5.6;3.6 Mediale Gewalt und deren Wirkung aus der Sicht Jugendlicher;56
5.6.1;3.6.1 Angst;56
5.6.2;3.6.2 Nachahmung;59
5.6.3;3.6.3 Desorientierung und Desillusionierung;61
5.6.4;3.6.4 Medienwirkung im Kontext gesellschaftlichen Wandels;63
5.7;3.7 Zur Dramaturgie medialer Gewalt;69
5.8;3.8 Zusammenfassung;72
6;4. Qualitative Einzelinterviews;75
6.1;4.1 Einführung;75
6.2;4.2 Typen jugendlichen Medienhandelns unter der Perspektive von Rezeption, Wahrnehmung und Bewertung medialer Gewalt;76
6.2.1;4.2.1 Die Allrounder;76
6.2.2;4.2.2 Die Bildungsorientierten;91
6.2.3;4.2.3 Die Konsumorientierten;102
6.2.4;4.2.4 Die Kommunikationsorientierten;118
6.2.5;4.2.5 Die Deprivierten;130
6.2.6;4.2.6 Die Mediengestalter;142
6.2.7;4.2.7 Die Positionslosen;157
6.3;4.3 Zusammenfassung;171
7;5. Standardisierte Umfrage;177
7.1;5.1 Problemaufriss und Fragestellung;177
7.2;5.2 Methode und Daten;179
7.2.1;5.2.1 Operationalisierung zentraler Untersuchungsgrößen;179
7.2.2;5.2.2 Verfahren der Datenanalyse;183
7.3;5.3 Ergebnisse;183
7.3.1;5.3.1 Medienkompetenz und gewaltbezogene Genrepräferenzen;183
7.3.2;5.3.2 Selbstwertgefühl, Kontrollüberzeugung und gewaltbezogene Genrepräferenzen;191
7.3.3;5.3.3 Genrepräferenz für Kriegsfilme bei gewaltorientierten Jugendlichen;200
7.4;5.4 Zusammenfassung;206
8;6. Fazit: Zusammenfassung und medienpädagogische Empfehlungen zum Themenbereich mediale Gewalt;209
8.1;6.1 Zusammenfassung der Teilstudie »Mediale Gewalt«;209
8.1.1;6.1.1 Hoher Stellenwert von medialer Gewalt im Alltag von Jugendlichen;209
8.1.2;6.1.2 Genuss an medialer Gewalt speist sich aus Realitätsferne;210
8.1.3;6.1.3 Nutzung medialer Gewalt ist sozial eingebunden;211
8.1.4;6.1.4 Risikofaktoren medialer Gewalt;211
8.2;6.2 Medienpädagogische Empfehlungen;213
8.2.1;6.2.1 Bedarf an Reflexion und Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt;214
8.2.2;6.2.2 Jugendliche brauchen Orientierung und Selbstvergewisserung;215
8.2.3;6.2.3 Problemgruppen brauchen eine »extra Portion« Medienkompetenz;216
8.2.4;6.2.4 Stärkung des pädagogischen Jugendschutzes ist erforderlich;217
9;7. Literatur;219
10;8. Verzeichnis der Tabellen;223
11;9. Verzeichnis der Abbildungen;225
12;10. Namensverzeichnis;227
13;11. Verzeichnis der Autorinnen und Autoren;231
Einleitung, Fragestellung und theoretische Rahmung.- Forschungsdesign und Methodologie der Studie.- Gruppendiskussionen.- Qualitative Einzelinterviews.- Standardisierte Umfrage.- Fazit: Zusammenfassung und medienpädagogische Empfehlungen zum Themenbereich mediale Gewalt.- Literatur.
1. Einleitung, Fragestellung und theoretische Rahmung (S. 13)
1.1 Einleitung
Die hier vorgelegte empirische Untersuchung ist Teil des Forschungsprojekts »Mediennutzung und Medienkompetenz im Jugendalter«, welches an den jeweiligen Fakultäten respektive Instituten für Erziehungswissenschaft der Universität Bielefeld, der Universität Rostock und der Universität Halle-Wittenberg unter Leitung von Klaus Peter Treumann, Uwe Sander und Dorothee Meister entwickelt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Zeitraum von 2001 bis 2004 gefördert wurde.
Die inzwischen veröffentlichte Hauptstudie des DFG-Projekts (s. Treumann/Meister/Sander et al. 2007) sucht, ein breit gefächertes Bild des Medienhandelns Heranwachsender zu Beginn des 21. Jahrhunderts in seiner sozialen Kontextuierung im Sinne einer Panoramastudie nachzuzeichnen. Demgegenüber stellt die hier nun vorgelegte Untersuchung »Mediale Gewalt.
Ihre Rezeption, Wahrnehmung und Bewertung durch Jugendliche « eine mehr themenspezifische Arbeit aus dem DFG-Projekt vor. Sie beleuchtet anhand qualitativ und quantitativ erhobener und ausgewerteter Daten die sowohl in der Medienwissenschaft und Medienpädagogik als auch in der interessierten gesellschaftlichen und politischen Öffentlichkeit diskutierte Frage der Rezeption gewalthaltiger Medieninhalte durch Jugendliche und deren Stellenwert in ihrer Lebenswelt.
Zugleich hat die hier vorgelegte empirische Studie damit den Vorteil, dass sie nicht eine vom übrigen Medienhandeln isolierte Fragestellung bearbeitet, sondern inhaltlich anschlussfähig ist an die von uns durchgeführte Untersuchung zum Mediennutzungsverhalten und zur Medienkompetenz Jugendlicher: So übernimmt sie aus der Hauptstudie als zentrale Struktur- bzw. Ordnungskategorie die clusteranalytisch fundierte Typologie jugendlichen Medienhandelns, sei es als Bezugsrahmen zur Auswahl der qualitativ interviewten prototypischen Fälle (s. Kap. 4: 75ff.), sei es als eine Form der abgeleiteten Operationalisierung von Medienkompetenz bei der quantitativen Analyse der repräsentativen standardisierten Umfragedaten (vgl. Kap. 5: 177ff.).
Jenseits von medienwissenschaftlich inzwischen fraglich gewordenen monokausalen Wirkungsvorstellungen im Sinne eines Stimulus-Response-Modells, das eine unmittelbare unmoderierte Beziehung zwischen der Rezeption violenter Medieninhalte und dem Auftreten aggressiven Verhaltens postuliert, wird in dieser Untersuchung – ausgehend von einem handlungstheoretischen Bezugsrahmen – eine zugleich deskriptive und analytische Forschungsperspektive eingenommen, die von den subjektiven Bedürfnissen, Sichtweisen und Bewertungsmustern der Jugendlichen im Hinblick auf den Umgang mit gewalthaltigen Medieninhalten ausgeht und sie zu rekonstruieren sucht.
Es geht also vor allem darum, wie Subjekte ihr Medienhandeln im Hinblick auf diese Facette wahrnehmen, beschreiben, einordnen, bewerten und legitimieren sowie welche Zusammenhänge sie zwischen ihren Handlungen herstellen. Des Weiteren werden diese individuellen Betrachtungsweisen von Heranwachsenden zugleich zusammen gesehen mit möglichen Einbindungen in ihre Lebenswelten, in denen sie agieren.
Insofern nimmt die vorliegende Arbeit eine dezidiert subjekttheoretische Position ein, als sie unter Bezugnahme auf eine phänomenologische und interaktionistisch verstandene Handlungstheorie davon ausgeht, dass Heranwachsende sich aktiv und produktiv mit der gesellschaftlichen Realität auseinandersetzen.
Sie sucht daher, die Rezeption gewalthaltiger Medieninhalte, wie sie sich aus der Perspektive der Jugendlichen darstellt, interpretativ zu rekonstruieren. Die Jugendlichen kommen vor allem selbst zu Wort, und zwar äußern sie sich zum einen in leitfadengestützten qualitativen Interviews, zum anderen in Diskussionen, die sie in kleinen Gruppen über das Thema Gewalt in den Medien geführt haben.
Es wird also nicht einfach der besorgte Blickwinkel der Erwachsenen eingenommen, der sich immer wieder auf das Thema »Mediale Gewalt« richtet – sei es aus einer kulturkritischen Haltung, sei es aus einer oftmals bewahrpädagogischen Perspektive heraus –, sondern jener der Jugendlichen, der durchaus nicht deckungsgleich mit der Sichtweise der Angehörigen der älteren Generation ist.