E-Book, Deutsch, Band 1, 320 Seiten
Reihe: Heimat-Roman Treueband
Merz / Burger / Kufsteiner Heimat-Roman Treueband 1 - Sammelband
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8158-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
5 Romane in einem Band
E-Book, Deutsch, Band 1, 320 Seiten
Reihe: Heimat-Roman Treueband
ISBN: 978-3-7325-8158-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lesen, was glücklich macht. Und das zum Sparpreis!
Seit Jahrzehnten erfreut sich das Genre des Heimat-Bergromans sehr großer Beliebtheit. Je hektischer unser Alltag ist, umso größer wird unsere Sehnsucht nach dem einfachen Leben, wo nur das Plätschern des Brunnens und der Gesang der Amsel die Feierabendstille unterbrechen.
Zwischenmenschliche Konflikte sind ebenso Thema wie Tradition, Bauernstolz und romantische heimliche Abenteuer. Ob es die schöne Magd ist oder der erfolgreiche Großbauer - die Liebe dieser Menschen wird von unseren beliebtesten und erfolgreichsten Autoren mit Gefühl und viel dramatischem Empfinden in Szene gesetzt.
Alle Geschichten werden mit solcher Intensität erzählt, dass sie niemanden unberührt lassen. Reisen Sie mit unseren Helden und Heldinnen in eine herrliche Bergwelt, die sich ihren Zauber bewahrt hat.
Dieser Sammelband enthält die folgenden Romane:
Alpengold 159: Die fremde Erbin
Bergkristall 240: Die Sonne, die Sterne und Ann-Marie
Der Bergdoktor 1675: Ein gefährlicher Weg
Der Bergdoktor 1676: Lass dir dein Glück nicht stehlen
Das Berghotel 96: Wenn einer mehr liebt ...
Der Inhalt dieses Sammelbands entspricht ca. 320 Taschenbuchseiten.
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Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Dr. Martin Burger saß in seinem Garten und fühlte sich umzingelt. Vor ihm auf dem grob gescheuerten Holztisch waren die medizinischen Fachzeitschriften ausgebreitet, die in den vergangenen Monaten mit der Post gekommen waren und die er noch nicht gelesen hatte.
Es war ein ansehnlicher Stapel. Sein Vater hatte ihm einige besonders interessante Artikel mit bunten Klebezetteln markiert.
Schmerzmittel: eine neue Droge?
Was können Abnehmpillen wirklich leisten?
Rückkehr der Tuberkulose alarmiert die Mediziner in Tirol.
Die Überschriften versprachen allesamt lesenswerte Beiträge. Wenn, ja, wenn er bloß die Zeit gefunden hätte, sie zu lesen!
Er hatte die Praxis seines Vaters vor einigen Jahren übernommen. Als Landarzt war er von früh bis spät auf den Beinen und kümmerte sich um die Menschen in St. Christoph. Dass er häufig nachts oder am Wochenende zu Notfällen ausrücken musste, machte ihm nichts aus.
Er liebte seinen Beruf – nur leider blieb kaum Zeit zum Lesen. Manchmal schmökerte er abends im Bett noch in einem Krimi, aber meistens fielen ihm schon nach wenigen Seiten die Augen zu.
Auch an diesem Abend war es spät geworden. Die Sonne war vor einer halben Stunde hinter dem Achenkegel untergegangen, und das Dorf kam allmählich zur Ruhe.
Ein Bauer tuckerte noch mit seinem Traktor die Dorfstraße herunter, sonst war kein Mensch zu sehen.
Die Urlauber waren längst wieder in ihrem Hotel. Nur eine Katze huschte über den Gehsteig. Dunst stieg von den Wiesen auf. Nachmittags hatte es einen Gewitterguss gegeben, aber die Wolken zogen bereits weiter, und das Regenwasser verdunstete wieder.
Das Doktorhaus lag unmittelbar am Waldrand am Ende der Kirchgasse. Morgens wagte sich manchmal ein Reh bis an den Gartenzaun heran und zupfte an den Blättern der Johannisbeeren, die dort reiften. Hin und wieder kam auch ein Waschbär und wühlte auf der Suche nach Futter in der Mülltonne hinter dem Haus.
Martin Burger hatte seinen Sohn vor wenigen Minuten zu Bett gebracht. Filli hatte gebadet. Als er den Buben aus der Wanne gehoben hatte, hatte seine Hose einen Schwall Badewasser abbekommen, aber der trocknete in der sommerlichen Wärme rasch wieder.
Während Martin nun über seinen Zeitschriften brütete und sich nicht entscheiden konnte, welchen Artikel er lesen sollte, klapperten auf einmal schnelle Schritte auf dem Holzfußboden im Inneren des Hauses.
Dann wirbelte Tessa ins Freie. Mit ihren acht Jahren war sie die älteste seiner drei Kinder. Ihr rosafarbenes Nachthemd war mit gelben Pünktchen bedruckt und wurde ihr allmählich zu klein.
Du liebe Zeit, wie schnell das Madel heranwuchs! Man konnte förmlich dabei zusehen! Ihre dunklen Zöpfe wippten munter, als sie auf ihn zusprang.
»Gute Nacht, Vati.« Sie beugte sich vor und umarmte ihn.
»Schlaf schön, Spatzerl. Hast du deine Zähne geputzt?«
»Schon längst.«
»Und die Hausaufgaben erledigt?«
»Wir hatten gar keine auf. Bei dieser Hitze net.«
»Euer Lehrer ist wirklich sehr verständnisvoll.«
»Ja, ganz anders als Frau Mangoldt.« Tessa krauste ihr Näschen, als sie sich an die Schulleiterin erinnerte, die bis vor wenigen Wochen ihre Schule mit harter Hand geleitet hatte, inzwischen jedoch abgelöst worden war. Sie hatte für allerhand Aufregungen im Dorf gesorgt und ihre Klasse am Ende in eine große Gefahr gebracht. Martin Burger erinnerte sich mit Schrecken daran.
»Herr Werth hat noch mehr geschwitzt als wir alle zusammen.« Tessa kicherte. »Gustl hat nämlich einen Heizlüfter von daheim in die Schule geschmuggelt und heimlich unter dem Lehrerpult aufgestellt.«
»Ach, herrje! Euer armer Lehrer muss ja Blut und Wasser geschwitzt haben.«
»Ja, aber er hat es ganz schnell bemerkt. Leider. Er hat den Lüfter behalten und gesagt, dass er ihn für den Winter aufhebt. Er gibt ihn nur heraus, wenn Gustls Vater zu ihm kommt und ihn abholt.«
»Dann wird dein Schulfreund seinen Streich wohl daheim beichten müssen. Davon wird sein Vater net begeistert sein.«
»Stimmt. Vermutlich brummt er Gustl eine Strafe auf.« Tessa streckte den Arm zu dem Rosenspalier am Gartentor aus. »Guck mal, Vati!«
»Was siehst du denn da?« Er brauchte einige Sekunden, bis er das hauchfeine Spinnennetz entdeckt hatte, das zwischen den Streben aufgespannt war. Eine Kreuzspinne lauerte am Rand des Netzes auf ihr Abendessen.
»Wozu sind diese Netze eigentlich gut, Vati?«, wollte Tessa wissen, die mit ihren acht Jahren zahllose Fragen hatte.
»Darin verfangen sich kleine Insekten, die an den Fäden hängen bleiben und net wieder loskommen. Die Fäden sind nämlich ziemlich klebrig. Auf diese Weise fängt sich die Spinne ihr Essen.«
»Ziemlich eklig.«
»Aber auch sehr nützlich.«
»Und warum bleibt die Spinne net selbst an ihrem Netz kleben? Sie klettert doch auch darüber, oder net?«
»Stimmt. Das liegt daran, dass sie verschiedene Fäden herstellen kann. Manche davon sind klebrig, andere wiederum net. Siehst du die Fäden, die wie Fahrradspeichen zum Mittelpunkt des Netzes führen? Sie halten das Netz, sind aber ungefährlich. Aber die Fangseide, die sich wie eine Spirale um das Zentrum windet, ist sehr wohl klebrig. Würde die Spinne darauf geraten, wäre sie selbst gefangen.«
»Also muss die Spinne aufpassen, wo sie hintritt?«
»Ganz genau.«
»Das wusste ich net.« Tessa zupfte an ihrem Zopf. »Ich mag Spinnen trotzdem net. Mit ihren langen Beinen sehen sie gruselig aus.«
»Das findet deine Mutter auch, deshalb greift sie zum Staubsauger, sobald sie eine sieht.«
»Oder zum Pantoffel.« Tessa kicherte. »Ich gehe noch ein bisserl lesen. Gute Nacht, Vati!« Sie wirbelte herum und stob davon.
Wenig später kam ihre Mutter aus dem Haus. Sabine Burger war ebenfalls Ärztin und hatte viel Verständnis, wenn es bei ihm einmal später wurde. Sie hatte schulterlange blonde Haare und eine patente Art, mit der sie jedes Problem anpackte und nichts lange vor sich herschob.
An diesem Abend waren ihre Augen gerötet, und sie umklammerte einen Kaffeebecher, als würde sie sich daran festhalten.
»Mir raucht der Kopf«, klagte sie. »Den ganzen Nachmittag habe ich die Unterlagen für den Fortbildungskurs am Wochenende durchgelesen, und jetzt kann ich eine Angina nimmer von einem Hammerzeh unterscheiden.«
»Musst du denn alles schon vorher lernen?«
»Das ist keine Bedingung, aber ich bin gern vorbereitet, dann hat man mehr von solchen Seminaren.«
»Da ist was dran. Du siehst aus, als könntest du eine Pause gebrauchen, Liebes. Wollen wir einen Spaziergang machen? Die Kinder sind im Bett. Filli und Laura schlafen schon, und Tessa liest. Mein Vater kann auf sie aufpassen.«
»Frische Luft wäre wirklich wunderbar.« Sabine stellte ihren Kaffeebecher auf dem Tisch ab und nickte lebhaft.
Martin Burger stapelte die Zeitschriften ordentlich übereinander und verschob ihre Lektüre auf einen anderen Abend. Er griff nach der Hand seiner Frau und spürte ein leises Glücksgefühl in seinem Inneren, als sie den Druck erwiderte.
Was wäre er nur ohne sie?
Nach einem schweren Schicksalsschlag hatte er geglaubt, sich nie wieder verlieben zu können. Er hatte sich schon beinahe damit abgefunden gehabt, für den Rest seines Lebens allein zu bleiben, aber dann war er der temperamentvollen Ärztin begegnet, die sein Herz mit ihrem Lächeln und ihrer Wärme erobert hatte und die ihm seit vielen Jahren eine patente Gefährtin war.
Zusammen ließen sie das Dorf hinter sich und folgten dem Pfad, der sich zwischen goldgelben Weizenfeldern und grünen Wiesen hindurchschlängelte. Er führte um das Dorf herum. Vogelgezwitscher erfüllte die Luft, und ein tiefer Frieden lag über dem Tal. Ein Hase hoppelte wenige Meter vor ihnen über den Weg, ehe er wieder zwischen den Getreidehalmen verschwand.
Hand in Hand schlenderte das Paar durch den Abend.
Martin Burger warf seiner Frau einen Blick zu.
»Ich bin froh, dass wir uns in Ruhe unterhalten können. Ich möchte dich nämlich etwas fragen.«
»Wenn es um ein Schwimmbecken im Garten geht, ist meine Antwort immer noch nein, Martin. Ich weiß, dass Tessa und Filli von nix anderem reden. Für sie wäre das bestimmt schön, aber Laura ist noch zu klein. Wenn sie ins Wasser fällt …« Sabine schüttelte den Kopf. »Das ist zu riskant. Lass uns damit noch ein paar Jahre warten. Vorerst reicht das aufblasbare Planschbecken völlig.«
»Das sehe ich genauso. Wir brauchen keinen Pool. Wenn wir schwimmen wollen, können wir zum Kuckuckssee gehen.«
»Eben. Darüber wolltest du also gar net reden?«
»Nein. Es geht um etwas anderes.« Er holte tief Luft, ehe er fragte: »Wie ist dein Ungarisch, Liebes?«
»Mein Ungarisch?« Verblüfft weiteten sich ihre Augen. »Ist das eine rhetorische Frage?«
»Eigentlich net. Pfarrer Roseder war heute bei mir in der Praxis. Er hat mir erzählt, dass seine Kirche ein Ferienprogramm für Waisenkinder organisiert. Die Kinder sollen ein paar Wochen hier in den Bergen verbringen, neue Kräfte sammeln und eine schöne Zeit haben. Er wollte wissen, ob wir ein Madel bei uns aufnehmen könnten. Es kommt aus Ungarn und hat sonst niemanden mehr.«
»Spricht die Kleine überhaupt unsere Sprache? Es wird schwierig, wenn wir uns net verständigen...




