Merz / Martin / Kufsteiner | Heimat-Roman Treueband 76 | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 76, 320 Seiten

Reihe: Heimat-Roman Treueband

Merz / Martin / Kufsteiner Heimat-Roman Treueband 76

5 Romane in einem Band
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-8617-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

5 Romane in einem Band

E-Book, Deutsch, Band 76, 320 Seiten

Reihe: Heimat-Roman Treueband

ISBN: 978-3-7517-8617-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Lesen, was glücklich macht. Und das zum Sparpreis!

Seit Jahrzehnten erfreut sich das Genre des Heimat-Bergromans sehr großer Beliebtheit. Je hektischer unser Alltag ist, umso größer wird unsere Sehnsucht nach dem einfachen Leben, wo nur das Plätschern des Brunnens und der Gesang der Amsel die Feierabendstille unterbrechen.

Zwischenmenschliche Konflikte sind ebenso Thema wie Tradition, Bauernstolz und romantische heimliche Abenteuer. Ob es die schöne Magd ist oder der erfolgreiche Großbauer - die Liebe dieser Menschen wird von unseren beliebtesten und erfolgreichsten Autoren mit Gefühl und viel dramatischem Empfinden in Szene gesetzt.

Alle Geschichten werden mit solcher Intensität erzählt, dass sie niemanden unberührt lassen. Reisen Sie mit unseren Helden und Heldinnen in eine herrliche Bergwelt, die sich ihren Zauber bewahrt hat.

Dieser Sammelband enthält die folgenden Romane:

Alpengold 237 - Du bist mein Stern in dunkler Nacht

Alpengold 238 - Als das Glück auszog ...

Der Bergdoktor 1825 - Dreimal Glück im alten Haus

Der Bergdoktor 1826 - Oft trügt der Schein

Das Berghotel 171 - Wenn's mal krieselt im Paradies

Merz / Martin / Kufsteiner Heimat-Roman Treueband 76 jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Jonas Poschinger war aus dem Bus gestiegen, der mit einiger Verspätung aus der Kreisstadt, in der er zur Schule ging, in seinem abgelegenen Heimatdorf angelangt war. Unterwegs hatte es so stark zu schneien begonnen, dass die Sicht weitgehend eingeschränkt war und sie nur sehr langsam vorwärtsgekommen waren.

Nun sanken nur noch vereinzelte Flocken vom Himmel, und Jonas ging die Dorfstraße entlang. Die Häuser waren hoch eingeschneit, Dachlawinen waren herabgestürzt und bildeten mit dem Schnee, den die Dorfbewohner bereits weggeschaufelt hatten, rechts und links Wälle. Es war eine stille, gedämpfte Welt, jeder Schritt wurde aufgesogen, kaum jemand ging vor die Tür.

Die Häuser waren schon adventlich geschmückt, dicke Kerzen in Gläsern standen in den Fenstern, die Simse waren mit Tannenreisig bedeckt, und an den Türen hingen weihnachtliche Kränze.

Während die anderen Kinder sich beeilten, nach Hause zu kommen, wo ihre Mütter schon auf sie warteten und sie sich an einen gedeckten Tisch setzen konnten, wurden Jonas’ Schritte immer zögerlicher. Schließlich bog er in einen kleinen Seitenweg kurz vor dem Dorfausgang ein, der halb eingeschneit war.

Wie immer, wenn Jonas das kleine Anwesen erblickte, in dem er mit seiner Familie wohnte, befiel ihn tiefe Niedergeschlagenheit. Es schien, als sei das kleine Gehöft mutwillig dem völligen Niedergang preisgegeben worden. Die einstigen Stallungen und die Wirtschaftsgebäude, die schon lange nicht mehr genutzt wurden, waren verfallen. Die Holzlatten der Scheune waren zersplittert und bogen sich teilweise nach außen, davor lagen verrostete landwirtschaftliche Geräte und ein altes Fahrrad herum.

Auch das Wohnhaus, aus dessen Schornstein sich ein dünner Rauchfaden schlängelte, sah verwahrlost aus. Die Fensterläden waren schadhaft, eine Scheibe im Obergeschoss war nachlässig mit einem Brett zugenagelt. Rechts und links von der Eingangstür waren Holzstöße aufgeschichtet, und es war zu hoffen, dass sie ausreichten, um das untere Stockwerk bis ins Frühjahr hinein zu beheizen.

Die kleine Wiese hinter dem Haus ging in Latschengestrüpp und schließlich in einen dunklen Bergwald über. Dahinter erhoben sich schroff die Felswände eines Gebirgsmassivs, das beide Seiten des Dorfs begrenzte. Heute hingen die Wolken tief herab, was noch dazu beitrug, die bedrückende Atmosphäre, die von dem Anwesen ausging, zu erhöhen.

Schon von Weitem hörte Jonas die streitenden Stimmen seiner Eltern. Offensichtlich war es seinem Vater zu viel gewesen, bei diesem Winterwetter aufzustehen und irgendeiner Arbeit nachzugehen. Auch seine Mutter, die gelegentlich in Lokalen in der Umgebung aushalf, schien heute zu Hause geblieben zu sein, was unweigerlich zu Streitigkeiten führte. Vermutlich war auch der Alkohol ausgegangen, ohne den sie ihr Leben nicht aushalten konnten, und nüchtern waren seine Eltern noch reizbarer als in angetrunkenem Zustand.

Jonas verhielt den Schritt, und wie immer durchströmten ihn Angst und Verzweiflung. Er fühlte sich wie ein Fremder, wie ein ungebetener Gast in seiner Familie, und jedes Mal, wenn er nach Hause kam, verspürte er heftigen Widerwillen. Schließlich öffnete er die Haustür und trat in den Flur, wo ihm der unangenehme Geruch nach angebranntem Essen, Zigarettenrauch und Alkohol entgegenschlug.

In der geräumigen Wohnküche standen sich wie befürchtet seine Eltern gegenüber und schrien sich wütend an. Sein Vater, ein ungeschlachter, massiger Mann, der weitaus älter wirkte als Ende dreißig, ging drohend auf seine Frau zu. Doch Anna Poschinger wich nicht vor ihm zurück, sondern schleuderte ihm mit funkelnden Augen giftige Beschimpfungen entgegen, die Jonas zusammenzucken ließen.

Obwohl sie schlecht gekleidet und ungepflegt war, lag auf ihren verlebten, bleichen Zügen immer noch der Abglanz einstiger Schönheit. Anna hatte üppige schwarze Haare, die sie achtlos nach hinten gebunden hatte, und grüne Augen. Sie war eine Dorfschönheit gewesen, rank und schlank, das wusste Jonas von den vielen Fotografien, die sie ihren Kindern in besseren Stunden voller Stolz gezeigt hatte.

Und sein Vater war ebenfalls ein stattlicher, gut aussehender Mann gewesen, wie das Hochzeitsbild zeigte. Jonas hatte mit zunehmendem Alter nie begreifen können, wie es geschehen konnte, dass seine Eltern so heruntergekommen waren. Vielleicht lag es daran, dass sie sich gegenseitig immer tiefer ins Unglück zogen, weil sie sich schon längst hassten und nicht vom Alkohol lassen konnten.

»Du liegst den ganzen Tag nur faul herum, und es schert dich net, dass kein Essen im Haus ist«, kreischte seine Mutter gerade, und rote Flecken erblühten auf ihren Wangen.

»Du weißt ganz genau, dass ich um diese Zeit schwer etwas find. Und warum arbeitest du net? Weil du so eine Bissgurn bist, dass dich keiner haben will«, erwiderte ihr Mann gehässig.

Damit hatte er allerdings recht. Anna Poschinger benahm sich den Gästen gegenüber oft so ausfällig, dass sie für die Wirtsleute nicht mehr tragbar war. Inzwischen hatte sich das auch in den Nachbarortschaften herumgesprochen, sodass sie nirgends mehr als Aushilfe angenommen wurde.

Als Jonas den Raum betrat, richteten sich alle Blicke auf ihn. Sein um ein Jahr jüngerer Bruder Alfons, genannt Fonsi, der aber wesentlich älter als vierzehn wirkte, lümmelte sich faul auf der Eckbank. Er war ganz nach dem Vater geraten, hochgewachsen, muskulös und mit breiten Schultern.

Fonsi widmete sich jeden Tag hingebungsvoll seinem Krafttraining. Das war das Einzige, was er mit Ausdauer und Leidenschaft tat. Er wirkte bereits jetzt bedrohlich, und da er eine Neigung zur Gewalttätigkeit hatte, stand zu befürchten, dass er in nicht allzu langer Zeit ein gefürchteter Wirtshausschläger werden würde.

Am anderen Ende der Eckbank saß in sich zusammengekrümmt seine zwölfjährige Schwester Johanna, wie immer verschüchtert und verängstigt, wie es die Art von Kindern ist, die wissen, dass sie unerwünscht sind. Von den Eltern vernachlässigt und immer in der Furcht, Opfer von Fonsis hinterhältigen Attacken zu werden, hatte sie nur den einen Wunsch, nämlich ihr Elternhaus, sobald es möglich war, zu verlassen.

Johanna war die Einzige, mit der Jonas etwas verband.

»Was starrst du uns denn so an?«, fragte ihn Fonsi gehässig. »Ist der höhere Schüler doch noch in unser Elend zurückgekehrt?«

Jonas besuchte im Gegensatz zu seinen Geschwistern das Gymnasium in der Kreisstadt. Das war auf Betreiben von Hochwürden hin geschehen, der sich überhaupt des ältesten Sohns der Poschingers sehr annahm. Und das hatte auch seinen Grund, denn Jonas war von überragender Intelligenz und selbst am Gymnasium geistig unterfordert.

Jonas gab keine Antwort. Auf dem Tisch standen die Überreste einer kärglichen Mahlzeit, und es war nicht das erste Mal, dass für ihn nichts mehr zu essen übrig geblieben war, wenn er hungrig und müde nach Hause kam.

»Ich geh zu Hochwürden, heut hab ich Latein.«

Das stimmte nicht ganz. Jonas benötigte schon lange keinen Unterricht mehr, aber Hochwürden hatte ihm angeboten, seine Bibliothek im Pfarrhaus zu benutzen, und davon machte Jonas regen Gebrauch.

Er wurde an der Tür von der Haushälterin, der grimmigen Martha, freudig begrüßt und in den kleinen Raum geleitet, dessen Wände mit hohen Bücherregalen ausgestattet waren. Eine breite Terrassentür führte in den Garten, der auch im Winter idyllisch wirkte. Die großen Buchskugeln trugen Schneehauben, um einen Rosenbogen wanden sich kahle, weiß bestäubte Zweige. Der Rest war im Schnee versunken, an manchen Stellen deutete ein Polster an, dass eine Pflanze darunter dem Frühling entgegenschlummerte.

Zwei breite Lehnsessel luden zum Verweilen ein, dazwischen stand ein runder Tisch, den Magda mit einem Adventsgesteck geschmückt hatte, aus einer Obstschale daneben sollte sich Jonas bedienen. Sonst befand sich nur noch eine Stehlampe im Raum, deren Licht nun alles in ein warmes Licht tauchte, denn draußen dunkelte es bereits.

Für Jonas war diese kleine Bibliothek ein Refugium, der Trost für alle Widrigkeiten, die er erleiden musste. Denn nicht nur zu Hause gab es Schwierigkeiten, sondern auch in der Schule. Man hielt ihn für einen Streber und Sonderling, doch wie hätte er jemals einen Schulkameraden zu sich nach Hause einladen können? Und so hielt er sich fern und fehlte sogar bei schulischen Unternehmungen.

Hochwürden hatte ihn auf ein Regal hingewiesen, in dem sich historische Werke befanden, die auch für jugendliche Leser geeignet waren. Jonas hatte schon zwei oder drei Bände gelesen und war zunehmend fasziniert davon.

Er hatte gerade wieder nach einem Buch gegriffen, als Martha mit einem Tablett hereintrat. Die Pfarrhaushälterin, eine gedrungene Frau mit harten Zügen und streng zurückgekämmtem Haar, das sie zu einem altmodischen Dutt zusammengesteckt hatte, war im ganzen Dorf gefürchtet. Sie bewachte die Privatsphäre von Hochwürden mit eifersüchtiger Beflissenheit, außerdem hatte sie eine derart scharfe Zunge, dass sich niemand mit ihr anzulegen wagte.

Eigenartigerweise hatte sie aber eine starke Zuneigung zu Jonas Poschinger entwickelt, obwohl er von diesem heruntergekommenen »Gschwerl« abstammte, das sie zutiefst verachtete. Zunächst hatte sie starke Bedenken geäußert, als Hochwürden ihn ins Haus mitgebracht hatte, und hatte sich sogar verstockt geweigert, sich...



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