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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 18, 139 Seiten

Reihe: Kompendien Psychologische Diagnostik

Meule Diagnostik von Essverhalten

E-Book, Deutsch, Band 18, 139 Seiten

Reihe: Kompendien Psychologische Diagnostik

ISBN: 978-3-8409-2991-5
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Essverhalten ist komplex und weist viele verschiedene Facetten auf, die auf dem Kontinuum von gesundem zu gestörtem Essverhalten interindividuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können. Der vorliegende Band gibt einen umfassenden Überblick über diagnostische Verfahren zur Charakterisierung des Essverhaltens, die im deutschsprachigen Raum verfügbar sind. Das methodische Spektrum erstreckt sich dabei von Messmethoden in Labor und Alltag über Selbstberichtsfragebogen bis hin zu Interviews. Die vorgestellten Verfahren werden unter praktischen und methodischen Gesichtspunkten kritisch überprüft, und es werden detaillierte Empfehlungen gegeben, welche Verfahren im konkreten Anwendungsfall besonders geeignet sind.
Neben Selbstberichts- und Interviewverfahren zur Diagnostik etablierter Essstörungen wie Anorexia Nervosa oder Bulimia Nervosa werden in den einzelnen Kapiteln des Bandes auch Verfahren zu Aspekten des Essverhaltens beschrieben, deren interindividuelle Ausprägungen auch bei normalgewichtigen Menschen ohne Essstörungen variieren und die beispielsweise im Rahmen grundlagenwissenschaftlicher Fragestellungen bei Gesunden von Interesse sind. Hierzu zählen unter anderem gezügeltes und emotionales Essverhalten, Craving und suchtartiges Essverhalten, orthorektisches Essverhalten sowie intuitives Essverhalten. Ein weiteres Augenmerk liegt auf speziellen Verfahren für das Kindes- und Jugendalter sowie auf Verfahren zu weiteren essensrelevanten Konzepten (z. B. Grazing, Essensmotive, Neophobie und Ekel, körperbezogene Wahrnehmung, gewichtsbezogene Stigmatisierung und Diskriminierung). Abschließend wird die Anwendung ausgewählter Verfahren im Kontext der Diagnostik von Essstörungen anhand von drei Fallbeispielen erläutert.
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Zielgruppe


Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten, Psychiater, Ernährungsberater, Ernährungswissenschaftler, Sportwissenschaftler, Praktiker, Forschende und Lehrende aus den Bereichen Gesundheitspsychologie, Klinische Psychologie, Sozialpsychologie, Differentielle Psychologie, Psychiatrie, Endokrinologie, die sich mit gesundem oder gestörtem Essverhalten beschäftigen.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Vorworte und Inhaltsverzeichnis;7
2;1Einführung;14
2.1;1.1Geschichtliche Entwicklung essverhaltensbezogener Konzepte und Störungen;15
2.2;1.2Zum Aufbau dieses Buches;17
3;2Essstörungen und Adipositas;18
3.1;2.1Anorexia Nervosa;18
3.2;2.2Bulimia Nervosa;20
3.3;2.3Binge-Eating-Störung;22
3.4;2.4Weitere Essstörungen;24
3.5;2.5Adipositas;26
4;3 Erfassung von Essverhalten in Labor und Alltag;29
4.1;3.1Erfassung von Essverhalten im Labor;29
4.2;3.2Erfassung von Essverhalten im Alltag;31
5;4Selbstbeurteilungsverfahren;34
5.1;4.1Gezügeltes und emotionales Essverhalten;34
5.2;4.2Craving und suchtartiges Essverhalten;47
5.3;4.3Orthorektisches Essverhalten;61
5.4;4.4Intuitives Essverhalten;63
5.5;4.5Essstörungen;67
5.6;4.6 Spezielle Verfahren für das Kindes- und Jugendalter;84
6;5Interviewverfahren;90
6.1;5.1 Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-5-Störungen (SCID-5);90
6.2;5.2 Diagnostisches Interview bei;91
6.3;5.3Eating Disor­der Examination (EDE);91
6.4;5.4 Strukturiertes Inventar für Anorektische und Bulimische Essstörungen: Interview für Experten (SIAB-EX);92
7;6 Weitere essverhaltensrelevante Konzepte;95
7.1;6.1Grazing;95
7.2;6.2Essensmotive;97
7.3;6.3Neophobie und Ekel;98
7.4;6.4Körperbild;99
7.5;6.5 Gewichtsbezogene Stigmatisierung und Diskriminierung;101
8;7Fallbeispiele;103
8.1;7.1Patientin A (Anorexia Nervosa);103
8.2;7.2Patientin B (Bulimia Nervosa);105
8.3;7.3 Patientin C (Nicht näher bezeichnete Essstörung, Adipositas);106
9;Literatur;110
10;Anhang;135


|16|2 Essstörungen und Adipositas
2.1 Anorexia Nervosa
Anorexia Nervosa (von griech. an- = ohne und órexis = Appetit) bezeichnet eine Essstörung, bei der die Nahrungsaufnahme stark eingeschränkt wird und eine dadurch erzielte Gewichtsabnahme in Untergewicht resultiert. Diese Gewichtsabnahme ist allerdings nicht durch eine körperliche Krankheit bedingt, sondern motiviert durch eine ausgeprägte Angst vor einer Gewichtszunahme bzw. davor, dick zu werden oder zu sein. Die eigene Figur bzw. das Körpergewicht werden dabei verzerrt wahrgenommen, sodass diese Angst trotz des Untergewichts weiter besteht. Betroffenen fehlt also die Einsicht bezüglich des Schweregrads des körperlichen Zustandes (vgl. Tabelle 1). Es wird gemeinhin zwischen zwei Subtypen der Anorexia Nervosa unterschieden. Beim restriktiven Typus treten keine regelmäßigen Essanfälle auf. Der Gewichtsverlust wird durch eine eingeschränkte Nahrungsaufnahme und/oder durch übermäßige körperliche Aktivität erzielt. Beim Binge-Eating/Purging-Typus treten wiederkehrende Essanfälle auf, die mit entsprechenden kompensatorischen Maßnahmen einhergehen, um einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken (z.?B. selbstinduziertes Erbrechen). Anders als bei der Bulimia Nervosa liegt hier aber auch ein signifikant niedriges Körpergewicht vor. Die höchsten Inzidenzraten der Anorexia Nervosa zeigen sich im Jugend- und jungen Erwachsenenalter. Die 12-Monats-Prävalenz lag in einer deutschen Stichprobe von 14- bis 24-Jährigen bei 0.4?% (Nagl, Jacobi et?al., 2016). In einer repräsentativen Stichprobe von Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren in Deutschland betrug die 12-Monats-Prävalenz 0.8?% (Jacobi et?al., 2014, 2016). Es sind weit mehr Frauen als Männer betroffen; das Verhältnis beträgt etwa 10?:?1 (weiblich:männlich). Von allen psychischen Störungen weist Anorexia Nervosa die höchste Sterblichkeitsrate auf. Während sich diese zum größten Teil auf direkte medizinische Komplikationen aufgrund des Hungerns zurückführen lässt, besteht aber auch eine hohe Suizidrate (Zipfel, Giel, Bulik, Hay & Schmidt, 2015). DSM-5 ICD-11 Symptom2 Symptom Erläuterung A. Eine in Relation zum Bedarf eingeschränkte Energieaufnahme, welche unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Entwicklungsverlauf und körperlicher Gesundheit zu einem signifikant niedrigen Körpergewicht führt. Signifikant niedriges Gewicht ist definiert als ein Gewicht, das unterhalb des Minimums des normalen Gewichts oder, bei Kindern und Jugendlichen, unterhalb des minimal zu erwartenden Gewichts liegt. Signifikant niedriges Körpergewicht (unter Berücksichtigung von Körpergröße, Alter und Entwicklungsstufe), das nicht durch eine andere gesundheitliche Einschränkung oder Nicht-Verfügbarkeit von Nahrung bedingt ist. BMI?Bulimia Nervosa (von griech. boulimía = Ochsenhunger) bezeichnet eine Essstörung, bei der regelmäßige Essanfälle auftreten und die mit kompensatorischen Maßnahmen einhergehen, um einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken. Wenn die Betroffenen zwar das Gefühl haben, die Kontrolle über ihr Essverhalten verloren zu haben, die gegessene Menge aber nicht erheblich größer war als die Menge, die die meisten Menschen unter ähnlichen Umständen essen würden, spricht man von einem subjektiven Essanfall. Wenn sowohl ein Kontrollverlust erlebt wurde als auch die gegessene Nahrungsmenge außergewöhnlich groß war, spricht man von einem objektiven Essanfall. Bei den kompensatorischen Maßnahmen handelt es sich häufig um selbstherbeigeführtes Erbrechen, diese können aber auch andere Verhaltensweisen umfassen (vgl. Tabelle 2). Wie bei der Anorexia Nervosa haben Figur und Körpergewicht einen übermäßigen Einfluss auf die Selbstbewertung. Im Gegensatz zur Anorexia Nervosa sind die Betroffenen aber meist normalgewichtig oder leicht übergewichtig. Auch bei der Bulimia Nervosa finden sich die höchsten Inzidenzraten im Jugend- und jungen Erwachsenenalter. Das mittlere Ersterkrankungsalter liegt allerdings etwas später als bei der Anorexia Nervosa (Steinhausen & Jensen, 2015). In der Studie von Nagl, Jacobi et?al. (2016) lag die 12-Monats-Prävalenz von 14- bis 24-Jährigen bei 0.3?%. In einer repräsentativen Stichprobe von Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren in Deutschland betrug die 12-Monats-Prävalenz 0.2?% (Jacobi et?al., 2014, 2016).


Dr. Adrian Meule, geb. 1983. 2004–2009 Studium der Psychologie an der Universität Würzburg. 2009–2014 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Würzburg und Stipendiat im DFG-Graduiertenkolleg „Verarbeitung emotional relevanter Reize: Von den molekularen Grundlagen zur Empfindung“. 2014 Promotion. 2014–2015 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der LWL-Universitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum. 2015–2019 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im ERC-Projekt „Transdiagnostic views on eating disorders and obesity and new approaches for treatment“ an der Universität Salzburg. Seit 2019 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der LMU München und der Schön Klinik Roseneck in Prien am Chiemsee. Forschungsschwerpunkte: Essverhalten, Essstörungen, Adipositas.


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