E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Bianca
Meyer Im Bann eines Betrügers?
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-4685-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Bianca
ISBN: 978-3-7337-4685-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Jillian verfällt sofort dem Charme des attraktiven Nic Caruso, als der mit seinem Hund in ihrer Tierklinik auf Paradise Island auftaucht. Doch kaum hofft sie nach einem märchenhaften Date mit Nic auf mehr, muss sie annehmen, auf einen Betrüger hereingefallen zu sein …
Katie Meyer kommt aus Florida und glaubt felsenfest an Happy Ends. Sie hat Englisch und Religion studiert und einen Abschluss in Veterinärmedizin gemacht. Ihre Karriere als Veterinärtechnikerin und Hundetrainerin hat sie zugunsten ihrer Kinder und des Homeschoolings aufgegeben. Sie genießt ihre Tage gerne mit der Familie, ihren vielen Haustieren, Downton Abbey, Schokolade und Sekt. Ihre romantische Ader hat sie ihrem Mann und ihren Eltern zu verdanken, die ihr gezeigt haben, was wahre Liebe ist, und ohne die sie keine Romane schreiben könnte.
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1. KAPITEL Beinahe hätte er den Hund übersehen. Geblendet vom Licht der untergehenden Sonne und mit der monotonen Ansage seines Navigationsgerätes im Ohr hatte er für einen Augenblick nicht auf den Straßenrand geachtet. Doch jetzt sah er ihn. Wenn man das traurige, nasse und dreckige Bündel, das sich dort entlangschleppte, überhaupt noch als Hund bezeichnen konnte. Das arme Tier steckte offensichtlich ganz schön in Schwierigkeiten. Zum Glück herrschte auf diesem Abschnitt des Highways nicht allzu viel Verkehr, doch laut der blechernen Stimme war es jetzt nicht mehr weit bis zur Paradise Isle Bridge. Mit dem Auto bedeutete das nur wenige weitere Minuten zur Insel, doch zu Fuß – oder vielmehr zu Pfoten – würde sich der Weg über diese lange Brücke bestimmt endlos dahinziehen. Außerdem schien der Hund ein Bein nachzuziehen. Ob hinkend oder nicht, es war nicht sein Hund. Also auch nicht sein Problem. Obendrein steckte er gerade in einem teuren Anzug und in einem teuren Leihwagen. Wenn er Glück hatte, standen ihm nun einige ruhige Tage bevor. Zwar kein offizieller Urlaub, aber wenn er arbeitsbedingt an so einen verheißungsvollen und idyllischen Ort wie Paradise Island reisen musste, wollte er zumindest das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Ein herrenloser Hund würde diesen müßigen Plan allerdings nur durcheinanderbringen. In der Hoffnung, dass irgendein Einheimischer das Tier erkennen und dem rechtmäßigen Besitzer zurückbringen würde, fuhr er langsam an dem Hund vorbei. Nicht, dass er in der vergangenen Stunde auch nur ein Anzeichen menschlichen Lebens bemerkt hätte. Mal abgesehen von dem kuriosen Straßenstand, dessen Aushangschild die zweifelhafte Auswahl zwischen Alligator-Trockenfleisch und gekochten Erdnüssen verkündet hatte. Nic Caruso schloss die Hände fest um das Lenkrad und richtete den Blick wieder geradeaus. Dies hielt er genau drei Sekunden durch, bevor er im Rückspiegel erneut nach dem Hund suchte. Ein Wagen näherte sich jetzt von hinten. Dieser fuhr an dem Tier vorbei, ohne langsamer zu werden, und eine Fontäne aus Schlamm und Schmutz ergoss sich über den Hund. „Verdammt!“ Nic brachte den SUV daraufhin auf dem Seitenstreifen zum Stehen und überflog das ungewohnte Armaturenbrett. Innerhalb kürzester Zeit hatte er den Knopf für die Warnblinkanlage gefunden. Daraufhin löste er die Krawatte und legte sie behutsam auf das Jackett, das er bereits sorgfältig über dem Beifahrersitz drapiert hatte. Während er um den Wagen herumging, rief er: „Hierher, Junge! Komm!“ Er legte dabei sämtliche Autorität, die er besaß, in seine Stimme. Doch das, was in den Sitzungssälen rund um den gesamten Globus Eindruck machte, schien auf den Hund überhaupt keinen Effekt zu haben. Stoisch trottete dieser weiter den Straßenrand entlang. Nic seufzte, öffnete die Beifahrertür und griff nach seiner Krawatte. Mit wenigen Handgriffen hatte er sie neu geknotet und so eine improvisierte Leine geschaffen. Na, großartig, dachte er, Hermès würde das ganz sicher nicht gefallen. „Sachte, Junge. Keine Angst.“ Vorsichtig näherte er sich dem Hund, um das Tier nicht noch weiter auf den Highway zu scheuchen. Der Hund hielt daraufhin inne und spitzte die Ohren. Offensichtlich hatte man bei ihm mehr Erfolg, wenn man sanftere Töne anschlug. Nic ging nun in die Knie, um dem ängstlichen Vierbeiner auf Augenhöhe begegnen zu können. Zentimeter um Zentimeter näherte er sich jetzt dem Hund und redete dabei beruhigend auf ihn ein. Anschließend streckte er die Arme aus und wand dem Hund mit einer geschmeidigen Geste die Krawatte um den Hals. „Hab ich dich!“ Entgegen seiner Befürchtung wehrte sich das Tier aber gar nicht, sondern begann stattdessen fröhlich mit dem Schwanz zu wedeln. Es versuchte sogar, Nic über das Gesicht zu lecken. „Schon gut.“ Nic musterte den Hund genauer. Allem Anschein nach handelte es sich um einen Border Collie. Er hatte treue braune Augen und mochte so um die fünfundzwanzig Kilo auf die Waage bringen, aber nach der Größe seiner Pfoten zu schließen befand er sich noch im Wachstum. „Was machen wir denn jetzt mit dir? Irgendwelche Vorschläge?“ Zur Antwort leckte der Hund hingebungsvoll Nics Handrücken. Nic erhob sich wieder. Hinter ihm lag eine geschäftige Woche im Herzen Orlandos, ein Verkehrsstau-Albtraum auf dem Highway 1-4, endlose Meilen jenseits aller menschlichen Zivilisation und jetzt – ein schlammverkrusteter, herrenloser Hund. Wann genau hatte er eigentlich die Kontrolle über sein Leben verloren? Ihm blieb offenbar nichts anderes übrig, als den Hund mit auf die Insel zu nehmen und zu hoffen, dass er dort ein Heim oder eine Tierklinik fand. Er wandte sich daraufhin in Richtung Wagen, doch ein klägliches Winseln ließ ihn zögern. Der Hund sah ihn mit großen Augen an. „Na schön.“ Er nahm das Tier kurzerhand auf die Arme und versuchte dabei zu ignorieren, wie sein Hemd vom Schlamm durchweicht wurde. Ohne den geringsten Widerstand ließ sich der Hund tragen und sprang anschließend vertrauensvoll auf den Rücksitz des Leihautos. Nic umrundete den Wagen, ließ den Motor an und befand sich nun wieder auf dem Highway. Sobald er die erlaubte Höchstgeschwindigkeit erreicht hatte, ließ er die vorderen Fenster herunter. Der intensive Geruch nach nassem Hund würde dem Autoverleiher ganz bestimmt nicht gefallen. Allerdings entpuppte sich das als ein großer Fehler, denn gleich darauf wand sich der Hund nach vorn und kroch auf den Beifahrersitz. Ganz begeistert reckte er den Kopf aus dem offenen Fenster und ließ sich den Fahrtwind um die Nase wehen. Nic grinste … bis sein Blick auf die Anzugjacke fiel, die nun von den schlammigen Pfotenabdrücken ganz ruiniert war. Er belegte daraufhin den Hund, die Straße und den Schlamm im Allgemeinen mit einer Vielzahl farbenfroher Flüche, bis er schließlich den Scheitelpunkt der Brücke erreichte. Die Aussicht verschlug ihm buchstäblich den Atem. Jenseits der Brücke erstreckte sich die Küste schier endlos, und die Abendsonne malte glitzernde Spitzen auf die Wellenkronen. Einige Fischerboote tanzten ruhig auf dem Wasser, und gegen das warme, orangefarbene Licht wirkten sie beinahe wie Scherenschnitte aus einer verzauberten Welt. Am Horizont war der Himmel in einem leuchtenden Fuchsiapink entflammt. Die Insel hingegen strahlte mit ihrer üppigen, grünen Vegetation reine Fruchtbarkeit und Fülle aus. Der Anblick war so überwältigend, dass er am liebsten mitten auf der Straße angehalten hätte. Es kam ihm so vor, als würde sämtliche Anspannung aus seinem Körper fließen. Zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit fühlte er sich beinahe … frei. Nun, er würde frei sein … sobald er sich dieses Tiers entledigt hatte. „Ich verstehe, Mrs. Ellington. Das ist aber wirklich ärgerlich.“ Die Tierarzthelferin Jillian Everett rieb sich mit der freien Hand die Schläfe, während sie mit der anderen den Hörer des altmodischen Schnurtelefons festhielt. „Aber vergessen Sie nicht: Tinker Bell ist schließlich erst neun Wochen alt. So schnell wird kein Hund stubenrein … Wie? Oh nein. Leider weiß ich auch nicht, wie man die Flecken aus der Lederhandtasche herausbekommt.“ Hinter Jillians Rücken brach Dr. Cassie Marshall in Gelächter aus. „Richtig. Eine neue Handtasche wäre sicherlich das Beste. Bitte warten Sie aber trotzdem, bis Tinker Bell ein wenig älter ist, wenn Sie sie so lange mit sich herumtragen wollen. Dann kann sie sich, nun ja, auch besser kontrollieren. Bis dahin halten Sie sich einfach an die Futter- und Pflegetipps, die wir Ihnen geschickt haben, und wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Dr. Marshall.“ Jillian wandte sich um und grinste Cassie an. Diese hob in einer abwehrenden Geste die Hände und formte ein lautloses Oh nein mit den Lippen. „Gut, Mrs. Ellington, wir sehen uns dann nächste Woche. Gute Nacht, und geben Sie der kleinen Tinker Bell ein Küsschen von uns.“ Mit diesen Worten legte sie den Hörer auf. „Du liebe Zeit“, sagte Jillian seufzend. „Was glaubt diese Frau denn, wer wir sind? Ein Tierkrankenhaus – oder ein Ratgeber für Drama Queens?“ Sie schüttelte den Kopf. „Trotzdem hast du wirklich viel Geduld bewiesen“, lobte ihre Chefin sie mit einem Grinsen. „Meine Hochachtung, und das noch dazu zu dieser späten Stunde.“ Jillian warf einen Blick auf die Uhr. Der Abend war bereits vorangeschritten, aber im Grunde spielte das für sie auch keine Rolle, schließlich gab es niemanden, der sie vermisste. Ganz im Gegensatz zu Cassie, auf die zu Hause ihre vierjährige Tochter Emma wartete. Jillian hatte keine Familie. Ihre Eltern waren schon vor vielen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und Jillian konnte sich kaum noch an sie erinnern. Das letzte Paar in einer langen Reihe von Pflegefamilien hatte auf Paradise Island gelebt, und nachdem die beiden irgendwann weggezogen waren, hatte Jillian das Jugendamt davon überzeugen können, hierbleiben zu dürfen. Paradise Island kam dem, was sie sich unter Heimat vorstellte, noch am nächsten. Sie fühlte sich hier gut aufgehoben und akzeptiert und hatte sogar Freunde gefunden, auf die sie sich verlassen konnte. Die Klinik war inzwischen ihr zweites Zuhause geworden. Nur an Abenden wie diesen, an denen sie nichts Besseres zu tun hatte, als Akten zu sortieren und überempfindliche Haustierbesitzer zu besänftigen, träumte...