Meyer-Kahrweg / Sarkowicz Unterwegs in der Geschichte Deutschlands
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-406-65938-6
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Von Karl dem Großen bis heute
E-Book, Deutsch, Band 6133, 401 Seiten
Reihe: Beck Paperback
ISBN: 978-3-406-65938-6
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Renommierte Experten und Autoren eröffnen wissenschaftlich fundiert und lebendig erzählt das breite Panorama der deutschen Geschichte. Dabei begeben sie sich zusammen mit dem Leser auf einen Streifzug durch die Zeit von der Übertragung des Heiligen Römischen Reiches auf das Frankenreich mit der Krönung Karls des Großen bis zur unmittelbaren Gegenwart. Die Autoren zeichnen in enger Zusammenarbeit mit den fachlichen Gewährsleuten die zentralen Stationen dieser Entwicklungslinie anschaulich nach und erläutern gut verständlich die Hintergründe der Ereignisse. Auf Grundlage der gleichnamigen Hörbuchreihe des Hessischen Rundfunks entsteht so ein Kompendium zu 1200 Jahren deutscher Geschichte.
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Weitere Infos & Material
1;Cover;1
2;Titel;2
3;Zum Buch;3
4;Über die Herausgeber;4
5;Impressum;5
6;Inhalt;6
7;Vorbemerkung;12
8;Von Karl dem Grossen bis zu Heinrich V. 800–1137;14
8.1;Das karolingische Reich nach Karl dem Großen;19
8.2;Die größte Fälschung des Mittelalters und der Niedergang der Karolinger;22
8.3;Die Herrschaft der Ottonen;25
8.4;Die Anfänge des Heiligen Römischen Reichs;28
8.5;Endzeitstimmung zur Jahrtausendwende;32
8.6;Die Herrschaft der Salier und die Kirchenspaltung;35
8.7;Der «Investiturstreit» und der Gang nach Canossa;38
8.8;Die Kreuzzüge und der Aufbruch in eine neue Zeit;40
9;Von den Staufern zu den Habsburgern 1138–1517;44
9.1;Das Drei-Stände-Model;47
9.2;Ein Typus höfischer Gesellschaft;49
9.3;Dreifelderwirtschaft und technische Innovationen;52
9.4;Stadtmauern und Marktrechte;54
9.5;Hoffart und Kleiderordnung;57
9.6;Die Ära der Staufer und der Investiturstreit;58
9.7;Die Ausbreitung des staufischen Herrschaftsbereichs;61
9.8;Die Kreuzzüge;63
9.9;Gnade vor Recht;65
9.10;Das Interregnum;66
9.11;Die Pest;69
9.12;Das Leben der Juden im Mittelalter;70
9.13;Das Studium und die Medizin;71
9.14;Johannes Gutenberg und die Erfindung des Buchdrucks;73
10;Humanismus, Reformation, Bauernkrieg 1517–1618;78
10.1;Die Humanisten und die Wissensschätze der Antike;84
10.2;Von der Reform zur Reformation;87
10.3;Luthers Lehre und die Folgen;89
10.4;Nürnberg, Zürich, Mühlhausen – der Erfolg der Reformation in den Städten;92
10.5;Der Bauernkrieg;95
10.6;Die Reformation frisst ihre Kinder;98
10.7;Die Spaltung der christlichen Kirche;100
10.8;Abseits der Glaubenskämpfe – der Kapitalismus kündigt sich an;102
11;Der Dreissigjährige Krieg 1618–1648;108
11.1;Graf Wallenstein und Herzog Maximilian – zwei Profiteure des Kriegs;114
11.2;Frieden und doch kein Frieden – ein kaiserliches Edikt und seine Folgen;116
11.3;Gustav Adolf, König von Schweden und «Retter des Protestantismus»;119
11.4;Die Widerwärtigkeit des Kriegs;123
11.5;Die verspielte Chance – der Friedensvertrag von Prag;125
11.6;Über Konfessionsgrenzen hinweg – das Bündnis zwischen Schweden und Frankreich;127
11.7;Siege, aber keine Sieger – das letzte Jahrzehnt des Dreißigjährigen Kriegs;130
11.8;Der Friedensvertrag von Münster und Osnabrück;131
12;Die Zeit des Absolutismus in Deutschland 1648–1806;136
12.1;Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation – ein Monstrum?;141
12.2;Der Weg zum modernen Staat;143
12.3;Das Reich wird bedroht: Ludwig XIV. und die Türken;145
12.4;Symbole – das Kapital der Macht;147
12.5;Francomanie und höfische Prachtentfaltung;148
12.6;Grenzen des fürstlichen Absolutismus;149
12.7;Der aufgeklärte Absolutismus;151
12.8;Dualismus Preußen – Österreich;155
12.9;Gartenlandschaft als Protest gegen Preußen;157
12.10;Die Ambivalenz der Aufklärung;159
12.11;Die Revolution und das Ende des Reiches;163
13;Vormärz – Nationalversammlung – Industrialisierung 1806–1871;168
13.1;Die Schlachten von Jena und Auerstedt;171
13.2;Preußische Reformen;173
13.3;Frankreich wird zum «Erbfeind»;174
13.4;Der Russlandfeldzug und die Befreiungskriege;176
13.5;Napoleons Niedergang und die deutsche Innerlichkeit;177
13.6;Der Wiener Kongress und die Gründung des Deutschen Bundes;180
13.7;Zwischen Biedermeier und Aufruhr;182
13.8;Friede den Hütten, Krieg den Palästen;184
13.9;Der Deutsche Zollverein;186
13.10;Die bürgerliche Revolution und ihr Scheitern;189
13.11;Der Aufstieg Preußens und die Schlacht von Königgrätz;194
13.12;Die Emser Depesche;198
14;Wilhelminisches Kaiserreich 1871–1918;202
14.1;Kulturkampf und Sozialistengesetze;207
14.2;Bismarcks Bündnispolitik;210
14.3;Deutschland als Kolonialmacht;213
14.4;Der Lotse geht von Bord;215
14.5;Kaiser Wilhelm II. – intelligent, eitel und selbstherrlich;217
14.6;Vom Agrarland zum Land der Fabrikschlote;219
14.7;Die Zukunft liegt auf dem Wasser;221
14.8;Kriegsvorbereitungen;225
14.9;Der Erste Weltkrieg;228
14.10;Revolution und das Ende der Kaiserzeit;233
15;Die Weimarer Republik 1918–1933;236
15.1;Spartakusaufstand, Versailler Vertrag und die Weimarer Verfassung;240
15.2;Kapp-Putsch, Neuwahlen, Hitler und die NSDAP;244
15.3;Reparationen und der Einmarsch ins Ruhrgebiet;246
15.4;Inflation, Dawes-Plan und Hitlers Putsch in München;249
15.5;Reichspräsident Hindenburg, Locarno und der Völkerbund;253
15.6;Der Aufstieg der NSDAP;256
15.7;Blutiger Mai und Schwarzer Freitag;258
15.8;Hindenburg und Hitler;261
16;Der NS-Staat vor dem Zweiten Weltkrieg 1933–1939;266
16.1;Der Reichstagsbrand und seine Folgen;271
16.2;Das Parlament wird ausgeschaltet;273
16.3;Der erste Boykott gegen Juden und die Bücherverbrennung;275
16.4;Hitlers Macht verfestigt sich;277
16.5;Eingliederung und Ausgrenzung;281
16.6;1936 – das Jahr der Olympischen Spiele;285
16.7;Die Vorbereitung auf den Krieg;286
16.8;Der Anschluss Österreichs und die Appeasement-Politik;289
16.9;Der Pogrom vom 9. November;291
17;Der Zweite Weltkrieg 1939–1945;294
17.1;Der Westfeldzug;297
17.2;Das Euthanasieprogramm;299
17.3;Unternehmen Barbarossa – der Russlandfeldzug;300
17.4;Pearl Harbor und die Kriegserklärung Deutschlands an die USA;303
17.5;Der Rundfunk als Instrument der Propaganda und die Traumwelt in Hörfunk und Film;303
17.6;Zwangsarbeiter und die Wannsee-Konferenz;307
17.7;Die angeblichen Wunderwaffen und die Schlacht um Stalingrad;310
17.8;Der «totale Krieg» und der Widerstand gegen das NS-Regime;312
17.9;Die «Posener Rede» und die Vernichtungslager;314
17.10;Die Landung der Alliierten in der Normandie und das Stauffenberg-Attentat;319
17.11;Die Flucht aus dem Osten und die Kapitulation;322
18;Das Geteilte Deutschland 1945–1989;324
18.1;Demontage und Wiederaufbau;328
18.2;Go east – go west. Die Gründung beider deutscher Staaten;331
18.3;Der Kalte Krieg;333
18.4;17. Juni 1953 – der Arbeiteraufstand in der DDR;334
18.5;Mauerbau und Kubakrise;337
18.6;Das Ende der Ära Adenauer und die Große Koalition;338
18.7;Studentenproteste und Straßenkampf – die wilden 60er Jahre;340
18.8;«Wir wollen mehr Demokratie wagen» – Willy Brandt und die neue Ostpolitik;342
18.9;Die 70er Jahre und der Deutsche Herbst;345
18.10;Der Protest gegen Atomkraft und die Friedensbewegung;348
18.11;Die Ära Kohl und der neue Mann im Kreml;350
18.12;40 Jahre DDR und der Fall der Mauer;353
19;Das Wiedervereinigte Deutschland 1989–2013;356
19.1;Die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit;362
19.2;Rechtsradikalismus in Ost und West;364
19.3;Die großen Pleiten und die Ostalgie;366
19.4;Das Ende der Ära Kohl und der Krieg gegen den Terror;369
19.5;Hartz IV und die wachsende Macht des Kapitals;371
19.6;Zurück auf die Straße – die neue Protestbewegung;374
20;Anmerkungen;377
21;Biographien der Autoren;388
22;Biographien der Experten;390
23;Abbildungen;392
24;Personenregister;393
VON DEN STAUFERN
ZU DEN HABSBURGERN
1138–1517
Von Dr. Christiane Hillebrand
Experte: Prof. Dr. Frank Rexroth Kaiser Maximilian und seine Familie. Gemälde von Bernhard Strigel, um 1515/20 1138 Wahl des Staufers Konrad III. zum römisch-deutschen König 1152 Tod Konrads III., Krönung seines Neffen Friedrich I., genannt Barbarossa 1155 Kaiserkrönung Friedrichs I. 1190 Tod Friedrichs I. (Barbarossa) auf dem dritten Kreuzzug 1194 Vereinigung des Imperiums mit dem süditalienischen Normannenreich unter Friedrichs Sohn und Nachfolger Heinrich VI. 1198 Doppelwahl: Anspruch auf den Königstitel durch Philipp von Schwaben und Otto IV. 1215 Anerkennung Friedrichs II. als deutscher König 1231 Gleiche Herrschaftsrechte für weltliche und geistliche Fürsten 1250 Tod Friedrichs II., Zeit des Interregnums, Schwäche der Zentralmacht 1268 Hinrichtung des letzten Staufers (Konradin) in Neapel 1273 Krönung Rudolfs I. zum ersten deutschen König aus dem Haus Habsburg 1314 Familien-Dreikampf um die Macht zwischen Habsburg, Luxemburg und Wittelsbach (doppelte Königswahl: Ludwig IV. der Bayer und Friedrich III. der Schöne von Österreich) 1347–1351 Große Pestepidemie in Europa 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag 1355 Krönung Karls IV. von Luxemburg zum Kaiser 1356 Erlass der «Goldenen Bulle» («Grundgesetz des Reiches», mit Königswahl durch die Kurfürsten) um 1440 Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg 1495 Reichstag zu Worms (Verkündung des «Allgemeinen und ewigen Reichs-Landfriedens» durch Kaiser Maximilian I.) 1517 Martin Luther schickt 95 Thesen gegen den Ablass an den Mainzer Erzbischof (Beginn der Reformation) «Under der linden an der heide, dâ unser zweier bette was, dâ muget ir vinden schône beide gebrochen bluomen unde gras. vor dem walde in einem tal, tandaradei, schône sanc diu nahtegal.» «Unter der Linde auf der Heide, wo unser beider Bett war, dort könnt ihr finden sorgfältig beides niedergedrückt: Blumen und Gras. Vor dem Wald in einem Tal, tandaradei, sang schön die Nachtigall.»[1] Walther von der Vogelweide gilt als der bedeutendste Lyriker des deutschen Mittelalters. Von ihm sind 500 Strophen überliefert, zahlreiche Minnelieder und 150 Sangsprüche. Das ist mehr als von jedem anderen mittelalterlichen Lyriker. Geboren um das Jahr 1170, gestorben um 1230. Kaum mehr ist über ihn bekannt. Als Wanderdichter hat Walther von der Vogelweide seinen Lebensunterhalt verdient, wobei er immer wieder an den Höfen deutscher Kaiser weilte. Zuletzt war er Anhänger des großen Stauferkaisers Friedrichs II. Von ihm erhielt er sogar Grund und Boden, ein Lehen. Und er bedankte sich beim Kaiser mit einem Gedicht: «Ich habe mein Lehen, alle Welt, ich habe mein Lehen! Nun fürchte ich den Hornung nicht mehr an den Zehen und will alle schlechten Herren um so weniger anflehen. Der edle König, der freigebige König hat mich versorgt, so daß ich den Sommer über Luft, im Winter Hitze habe. Meinen Nachbarn erscheine ich nun weitaus besser ausgestattet, sie sehen mich nicht mehr an wie ein Schreckgespenst, wie sie es früher taten. Ich bin zu lange arm gewesen – ohne mein Verschulden, ich war so voller Schelten, daß mein Atem stank. Das hat den König rein gemacht, und ebenso meinen Sang.»[2] Walther von der Vogelweide setzte sich in seinen Spruchdichtungen und Gedichten mit seiner Zeit auseinander, auch mit der Reichspolitik. Er kritisierte, er polemisierte und er schwärmte – im Minnesang, einer Form der lyrisch gesungenen Liebeslyrik, die vor allem der westeuropäische Adel im hohen Mittelalter pflegte. Die ritterlich höfische Lyrik war für eine der bedeutendsten Epochen des Mittelalters besonders wichtig – für die Zeit der Staufer. Mehr als 100 Jahre lang standen die Staufer an der Spitze des Reichs. Sie waren ein mächtiges südwestdeutsches Geschlecht, dessen Name auf den Berg Hohenstaufen zurückgeht, auf dem eine Burg stand. Sie könnte der Stammsitz der Familie gewesen sein. Deutschland im heutigen Sinne gab es natürlich noch nicht. Man sprach vom deutsch-römischen Reich oder vom Heiligen Römischen Reich, der offiziellen Bezeichnung für den Herrschaftsbereich der römisch-deutschen Kaiser. Die Kaiser sahen sich als Nachfolger des Römischen Reiches. Der Titel «Kaiser» leitet sich vom römischen «Caesar» ab. Das Heilige Römische Reich umfasste damals in seiner größten Ausdehnung – nach heutigen politischen Grenzen – Deutschland, die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Österreich, Tschechien, die Schweiz, Nord- und Mittelitalien, Teile Frankreichs und Polens. Das Hohe Mittelalter war eine Zeit der Armut und Abhängigkeit, eine Zeit der Unruhe. Es gab Könige und Gegenkönige, Päpste und Gegenpäpste, es wurden Schlachten geschlagen und Kreuzzüge durchgeführt. Es war aber auch eine Zeit der höfischen Kultur, des Wandels, des Wachstums, des wirtschaftlichen Aufschwungs und der Verstädterung. Das Drei-Stände-Modell
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Gesellschaft. Wie war sie im Hohen Mittelalter strukturiert? Es gab nicht mehr die Einteilung in Freie und Unfreie, wie das im frühen Mittelalter üblich gewesen war, sondern man gliederte die Gesellschaft in drei Gruppen: Es gab solche, die beteten, solche die Kriege führten, und solche, die arbeiteten, wie Frank Rexroth erläutert: «Der Unterschied zwischen dem Ständemodell und dem der Freien und Unfreien ist der, dass es funktional gedacht ist und nicht hierarchisch. Freie waren ganz selbstverständlich höherwertig gegenüber den Unfreien, aber diese drei Stände der Krieger, der Beter und der Arbeiter werden einander funktional zugeordnet, indem man sagt: Der, der betet, kann nur in Ruhe beten, weil er von dem Krieger beschützt wird und weil der Arbeiter ihm etwas auf den Tisch zaubert. Umgekehrt muss für den Arbeiter gebetet werden, und er muss beschützt werden. Auch der, der Kriege führt, steht in Gefahr, sein Seelenheil zu verlieren, deshalb muss für ihn ganz besonders gebetet werden, und auch er muss essen.» Frank Rexroth lehrt als Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Göttingen. In seinem Buch Deutsche Geschichte im Mittelalter bietet er einen kompakten Überblick über die Geschichte des römisch-deutschen Reiches von seinen Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit. Dabei hat er auch das Drei-Stände-Modell genauer untersucht. Man könnte vermuten, dass das Modell eine eigennützige Idee der Mächtigen war. Denn die drei Ständegruppen waren nicht wirklich gleichgestellt, sondern vielmehr einander funktional zugeordnet. Frank Rexroth betont aber, dass das Schema sehr wirksam gewesen sei und praktisch die Basis für die Ständeverfassung der Frühen Neuzeit geliefert habe. «Ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen dem Denken der Antike und dem des Mittelalters ist durch das Christentum bedingt. Denn es findet eine Aufwertung der körperlichen Arbeit und damit auch eine Aufwertung von Armut statt. Arme und Unfreie erscheinen uns, wenn wir uns z.B. an die antike Philosophie erinnern, in sehr pejorativer Gestalt, sie haben nicht Teil am politischen Verband, sind nicht befähigt, höhere geistige Tätigkeiten auszuführen usw. Mit der christlichen Lehre wird diese Anschauung auf den Kopf gestellt, und damit wird es im Mittelalter möglich, sich ständig die Frage zu stellen, welche Verpflichtung aus der Existenz von Armut für die Nichtarmen erwächst. Daraus wird ein Sozialmodell. Man kann sich die Gesellschaft als eine Wohlfahrtsgesellschaft vorstellen, in der sich die Bemittelten um die Armen kümmern müssen. Das ist ein strenges christliches Gebot, und die Ideologie des Rittertums besagt, dass man als Ritter die Armen zu schützen hat. Umgekehrt verpflichtet man die Armen dazu, für ihre Wohltäter zu beten. Und das Gebet der Armen wird als ausgesprochen wertvoll angesehen.» Das Rittertum galt als der Inbegriff adeligen Lebens....