Michaelis | Das geheime Leben der Tiere (Ozean) - Minik - Ruf der Arktis | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2, 208 Seiten

Reihe: Das geheime Leben der Tiere - Ozean

Michaelis Das geheime Leben der Tiere (Ozean) - Minik - Ruf der Arktis

Erlebe die Tierwelt und die Geheimnisse des Meeres wie noch nie zuvor - Für Kinder ab 8 Jahren
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7320-1846-8
Verlag: Loewe Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Erlebe die Tierwelt und die Geheimnisse des Meeres wie noch nie zuvor - Für Kinder ab 8 Jahren

E-Book, Deutsch, Band 2, 208 Seiten

Reihe: Das geheime Leben der Tiere - Ozean

ISBN: 978-3-7320-1846-8
Verlag: Loewe Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Vor Island setzt Seehund Minik seine Reise fort, mit einem neuen Freund an der Seite: Puffling, dem Papageitaucher. Gemeinsam folgen sie weiter dem geheimnisvollen Klang, der sie in die Arktis führt. Von den Tieren dort lernt Minik, dass das ewige Eis gar nicht mehr so ewig ist. Schmelzende Gletscher und schwindende Eisflächen werden schnell zur Gefahr. Doch im Schein der Polarnacht stoßen Minik und Puffling auch auf viele faszinierende und uralte Wesen - und schließlich ist es der Seehund, der zum mutigen Retter wird. Aufregende Abenteuer, erstaunliche Wunder der Natur und das spannende Leben der Tiere - diese Kinderbuchreihe entführt Mädchen und Jungen ab 8 Jahren in die verschiedenen Lebensräume der Erde. Ob im tiefen Meer, im dichten Wald oder in der Savanne: In diesen Geschichten erleben Tiere schöne und zugleich bewegende Abenteuer. Mit berührenden und coolen Schwarz-Weiß-Illustrationen. Lehrreich wie ein Sachbuch und berührend wie ein Disney-Klassiker! Für Fans von Peter Wohlleben und Karsten Brensing. Alle Bände dieser Reihe: Das geheime Leben der Tiere (Ozean) - Minik - Aufbruch ins weite Meer Das geheime Leben der Tiere (Ozean) - Minik - Der Ruf der Arktis Das geheime Leben der Tiere (Ozean) - Minik - Abenteuer im Korallenriff Das geheime Leben der Tiere (Ozean) - erscheint August 2023 Die Titel sind auf Antolin gelistet.

Antonia Michaelis lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie an der Ostseeküste. Ihre Romane für Jugendliche und Erwachsene sind hochpoetische soziale Dramen, die den Leser an die Grenzen der Wahrnehmung und der Gesellschaft führen. Die Autorin war mit ihrem Jugendroman 'Der Märchenerzähler', der zahlreiche Ehrungen erhalten hat, für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. In Madagaskar, wo sie mit ihrer Familie für zwei Jahre lebte, hat sie 2019 ein Schulprojekt für ärmste Kinder auf die Beine gestellt (les-pigeons.mg).
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1


In einer klaren Nacht Ende August glänzte das Mondlicht auf einem kleinen runden Felsen vor einer Inselgruppe mit dem unaussprechlichen Namen Vestmannaeyjar.

Wenn man näher hinsah, bemerkte man, dass der Felsen mit der Schnauze zuckte. Und dass er sich nach allen Seiten umsah.

Das war ungewöhnlich für einen kleinen runden Felsen.

Und dann tauchte der Felsen weg. Offenbar war es gar kein Felsen, sondern ein Seehund. Er schwamm aufs Ufer zu, auf die Lichter der Stadt.

Die Vestmannaeyjar – zu Deutsch: die Westmännerinseln – liegen südlich von Island. Es gab keinen Grund, auf Lichter zuzuschwimmen.

Zumindest keinen Grund, den die anderen Seehunde verstanden hätten.

Sein Grund war der Klang.

Dieser geheimnisvolle, wunderbare Klang. Der kleine runde Felsen – Verzeihung: der Seehund – hatte den Klang vor einem Jahr zum ersten Mal gehört. Ein Jahr war es her, dass er seine Reise und sein Abenteuer begonnen hatte.

Natürlich wusste der Seehund nicht, was „ein Jahr“ war. Jahreszahlen sind unwichtig für Seehunde, genauso wie Uhrzeiten und Busfahrpläne, Geburtstage, Weihnachten oder Toaster. Er wusste im Moment nur zwei Dinge.

Erstens: dass er einsam war.

Er war im Frühjahr mit seinem Freund, dem Buckelwal Lottazwei, hierhergekommen, von einer Insel, die die Menschen Shetland nannten. Sie waren zu zweit gewesen, der Seehund und der Buckelwal.

Aber jetzt hatte Lottazwei kaum noch Zeit für ihn. Er sah ihn ab und zu, aber er hatte andere Freunde gefunden, andere Wale, und er jagte mit ihnen gemeinsam: Sie schlossen ganze Schwärme von Fischen in ihrem Luftblasenvorhang ein, um sie zu verschlucken. Sie sprangen aus dem Wasser, klatschten mit ihren Schwanzfluken aufs Wasser, sie spielten.

Die zweite Sache, die Minik genau wusste, war: Er wollte zu dem Klang. Unbedingt. Der Klang war an einem Ufer gewesen, bei einem Steg vor einem Menschenhaus und auf einem Schiff. Und er hatte Minik auf seltsame Weise immer glücklich gemacht.

Da war ein Kind am Ende der Spur, die der Klang malte, ein Menschenkind, und Menschen waren gefährlich.

Aber dieses eine Kind hatte ihn angesehen und es hatte mit den Augen gesprochen – wie Minik es tat. Ohne Worte. Damals.

Natürlich konnte es nicht hier sein, sagte er sich. Es war ganz woanders gewesen. Menschen blieben an einem Ort, das wusste er. Sie konnten nur mit äußeren Dingen leben: mit künstlichen Fellen, mit flachen schwarzen Muscheln, die sie sich ans Ohr hielten, mit lauten Landbooten auf Rädern … lauter Sachen, die sie irgendwo aufbewahren mussten, und deshalb hatten die Menschen Häuser und schwammen nicht durch die Meere.

Das Kind konnte also eigentlich nicht da sein.

Dennoch – wie schön wäre es, wieder Gesellschaft zu haben! Jemanden, der Miniks Neugier auf die Welt da draußen verstand!

Minik tauchte auf, sah sich um – er war schon ganz nahe am Land. Die Menschen hatten Häuser dort, alle auf einem Haufen, mit einer Menge Lichtern. Menschen tummelten sich gern an einem Fleck, wie Seehunde am Strand, und sie machten furchtbar gern alles hell. Eine blöde Angewohnheit:

Die Lichter an Land fraßen das Licht der Sterne, die man als Seehund ab und zu brauchte, um den Weg zu finden.

Eine Zeit lang war sowieso alles hell gewesen hier. Sehr seltsam, Tag und Nacht, immer hell. Seit einer Weile wurde es abends wieder ein bisschen dunkel, zum Glück. Und zack! hatten die Menschen wieder ihre künstlichen Sonnen angemacht.

Minik schüttelte sich, schwamm unter Wasser weiter, tauchte wieder auf.

Jetzt war er dicht am Ufer, am Rand der Stadt, dort, wo die Klippen wieder begannen. Er roch Menschendinge wie Rauch in der Luft.

Und dann passierte es. Ganz plötzlich.

Etwas fiel von den Klippen ins Meer. Es flog in hohem Bogen durch die Luft, ruderte mit zwei Pfoten – oder Flügeln? – und plumpste ins Wasser. Der Klang verstummte. Er war von den Klippen gekommen – war es das Ding, das den Klang gemacht hatte? Wenn es das Menschenkind war – war es etwa ins Wasser gesprungen? Zu ihm, zu Minik? Sein Herz schlug für einen Moment schneller, er tauchte, um es zu finden … Doch da war kein Menschenkind. Was ins Wasser gefallen war, jetzt wieder hochkam und an die Oberfläche ploppte, war ein kleiner grauer Vogel mit schwarzem Schnabel. Er paddelte wild mit den Füßen und sah sich panisch um.

„Was bist …?“, begann Minik, doch ehe er weiterkam, fiel noch ein Vogel von den Klippen und klatschte ins Wasser. Und noch einer. Sie fielen aus den Felsen wie reife Früchte von einem Uferbaum und einen Moment später tauchten sie auf und schwammen.

„Was seid ihr?“, fragte Minik einen von ihnen, mit Seehundgedanken, ohne Worte.

„Wir sind wir, nur wir“, sagte der kleine Vogel. „Und wir müssen weg. Schnell weg! Es war so gemütlich in unseren Höhlen, aber jetzt müssen wir weg. Es gibt Raubmöwen, die uns fressen. Es gibt Gefahren. Es gibt unbekannte Dinge. Weg, weg, weg!“

Damit erhob er sich vom Wasser, flatterte mit den Flügeln – und die anderen flatterten mit ihm. Nur ein Augenblick und sie waren verschwunden. Minik sah ihnen nach.

Der Klang war verstummt. Wenn das Kind da gewesen war, war es fortgegangen.

Das erste Licht griff schon in die Mitte der Nacht. Ein neuer Morgen würde kommen und Minik wäre wieder allein.

Aber an jenem Morgen geschah etwas sehr Merkwürdiges.

Minik war nahe bei der Stadt geblieben, aus Einsamkeit, und mit dem später werdenden Morgen waren Menschen am Hafen aufgetaucht. Sie benahmen sich alle seltsam in letzter Zeit, sie trugen kleine Stücke von hellem Fisch vor Mund und Nase, an den Ohren befestigt mit weißen Schnüren. Die Möwen sagten, die Farbe der Fische sei hellblau. Vielleicht mochten die Menschen den Geruch dieses Fisches und wollten ihn immer um sich haben.

Doch er machte sie nervös; sie wirkten alle nervöser als sonst. Sie liefen auch nicht mehr so viel herum wie früher, sie schienen sich in ihren Häusern zu verstecken. Vielleicht, dachte Minik, weil sie damit beschäftigt waren, den hellblauen Fisch so platt zu klopfen, dass sie ihn sich vors Gesicht binden konnten.

Dies jedoch war nicht das Merkwürdige, das an jenem Morgen passierte.

Nein, das Merkwürdige war noch merkwürdiger.

Minik lag nahe der Küste am Stadtrand im Wasser, als es plötzlich oben auf der ersten Klippe Aufruhr gab. Ein paar Kinder traten vorn an die Abbruchkante. Und Minik hörte den Klang wieder. Ganz leise. Durch die Luft statt durch das Wasser. Er stand im Wasser und reckte die Nase zu den Klippen. Seine langen Tasthaare zitterten und für Sekunden glaubte er, das Kind zu sehen. Sein Kind. Vielleicht war es ein Wunder. Es war zu weit weg, er konnte nichts zu ihm sagen mit seinen Augen.

Sah das Kind ihn? Erkannte es ihn? Ihn, Minik, unter Tausenden von Seehunden?

So wie er es unter tausend Menschenkindern erkennen würde?

Da war der Klang verschwunden, verweht vom Wind, und das Kind streckte die Arme aus. Gleichzeitig mit den anderen Kindern dort oben.

Jetzt!, dachte Minik. Es wird springen! Sie werden alle springen, von der Klippe ins Meer, um mit mir zu spielen! Oh, es wird so wunderbar sein, wieder Spielkameraden zu haben!

Doch die Kinder sprangen nicht. Sie warfen mit ihren ausgestreckten Armen Dinge in die Luft. Erst dachte Minik, es wären kleine Wasserbälle. Wasserbälle kannte er inzwischen: Die Menschen formten die Luft rund und wickelten danach Plastik um die Luft.

Aber dies hier waren Bälle aus Federn.

Und als sie ins Wasser tauchten und wieder hochkamen, mit einem kaum hörbaren „Plöpp“, da schüttelte Minik sich unwillkürlich.

Schon wieder diese komischen Vögel!

Aber warum warfen die Kinder sie von der Klippe?

Er sah wieder hinauf. Da stand sein Menschenkind noch immer – wenn es sein Kind war – und hielt einen Vogel fest. Und dann war Minik sich auf einmal ganz sicher, dass es ihn ansah. Es sah ihn an und warf einen letzten kleinen Vogel in die Luft. Als wollte es sagen: Hier. Ich kann nicht zu dir kommen, noch nicht, aber hier hast du einen Freund. Pass gut auf ihn auf.

Minik sah jenen letzten Federball ins Wasser plumpsen und auftauchen und er sah, wie der Federball es nicht schaffte aufzufliegen. Er war nicht wie die anderen Federbälle. Er war kleiner, ungeschickter, irgendwie fluffiger. Er flatterte mit den grauen Stummelflügeln, bekam sie nicht richtig entfaltet, flatterte weiter, strampelte mit den Schwimmfüßen, riss den schwarzen Schnabel auf und schrie.

„Aarrr! Aaaar! Urrr!“

Vermutlich hieß es: Hilfe! Ich kann das nicht!

Minik sah die anderen Jungvögel auffliegen, hinaus aufs offene Meer. Und dann sah er den Skua. Eine riesige graue Raubmöwe. Mit ausgebreiteten Flügeln war sie so groß wie er selbst. Sie stürzte sich aus dem Morgenblau des Himmels hinab, schnell wie ein Blitz, und Minik wusste, was geschehen würde, er wusste, was sie wollte: das strampelnde graue Federknäuel.

Der Skua war hungrig.

Er würde das Federknäuel mit seinem Schnabel packen und es davontragen und an Land würde er es fressen. Das war der Lauf der Dinge, er fraß kleine Vögel, wie Minik Fische fraß.

Aber an Land stand das Kind und Minik spürte seinen Blick.

Ich habe dir diesen Vogel anvertraut. Du solltest doch aufpassen.

Da schoss Minik aus dem Wasser empor, wie er es bei seinem Freund, dem Wal, gesehen hatte. Warf sich über den Vogel.

Und dort stießen sie zusammen, der Skua und er. Minik spürte die scharfen Krallen, hörte den...



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