Migge / Krüger / Daube | Crowdfunding. Eine Analyse der Finanzierbarkeit von Start-ups | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 216 Seiten

Migge / Krüger / Daube Crowdfunding. Eine Analyse der Finanzierbarkeit von Start-ups

E-Book, Deutsch, 216 Seiten

ISBN: 978-3-96146-066-3
Verlag: Diplomica Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Start-ups – also neu gegründete Unternehmen – schießen vor allem in Deutschlands großen Städten wie Berlin oder Hamburg aus dem Boden und revolutionieren mit immer neuen Geschäftsideen nicht selten ganze Märkte. Dass der Erfolg eines solchen Unternehmens allerdings nicht allein durch eine innovative Idee und ein gutes Geschäftsmodell garantiert ist, wird dabei in der öffentlichen Wahrnehmung oft vergessen. Wie bei jedem Unternehmen ist vor allem die Finanzierung – gerade in der Startphase – ein entscheidender Faktor, der über Gewinn oder Verlust bestimmt. Der Gedanke der Finanzierung über das sogenannte Crowdfunding ist für viele, oftmals finanziell risikoreiche Neugründungen von großer Bedeutung.
Sarah Migge und Matthias Krüger beschäftigen sich beide mit der Frage, ob Crowdfunding eine sinnvolle Möglichkeit für die Start-up-Finanzierung darstellen kann. Beide liefern systematische Überblicke über diesen Finanzierungstyp und analysieren mit unterschiedlichen Schwerpunkten Vor- und Nachteile für Jungunternehmer.
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Textprobe:

Kapitel 3.6.2. Initiatoren und Gründer:

Nachdem nun die Seite der Investoren ausführlich beleuchtet wurde, widmet sich der nächste Abschnitt den Vor- und Nachteilen des Crowdfundings für Initiatoren und Gründer […].
Ein großer Vorteil des Crowdfundings für die Initiatoren ist, dass sie auf den Plattformen ihre Idee, einer sehr großen Gruppe von potenziellen Investoren auf einmal vorstellen können. Gerade im Vergleich zu anderen üblichen Start-up Finanzierungsformen, wie Venture Capital oder Business Angels, die auch eigene Netzwerke nutzen, ist die Anzahl der Nutzer von Crowdfunding-Plattformen viel größer. Dadurch sind auf den Plattformen auch viel mehr unterschiedliche Typen von Investoren vertreten. Auf Business Angel Plattformen hingegen sind alle potenziellen Investoren allein daran interessiert, Profit zu machen und weniger an der Idee selbst. Auf Crowdfunding-Seiten finden sich auch immer wieder Unterstützer, die sich von mitreißend vorgestellten Ideen anstecken lassen, und deshalb investieren, auch wenn die Renditechancen eher gering sind.
Aus der eben genannten großen Anzahl der Investoren ergibt sich auch noch ein zweiter Vorteil. Crowdfunding eignet sich gut, um eine Idee risikolos zu testen. So finanzieren bspw. einige Produktentwickler erst einmal einen Prototyp über eine Plattform, um zu sehen, ob ihr Produkt bei der Bevölkerung ankommt. Erst wenn sie positives Feedback, durch eine erfolgreiche Finanzierung und somit von mehreren tausend Einzelpersonen, erhalten haben, beginnen sie mit der Finanzierung und dem Aufbau ihres Unternehmens. Teilweise wird dieses dann durch eine zweite Crowdfunding-Kampagne finanziert. Das ist ein großer Vorteil, denn bei so gut wie allen anderen Finanzierungsformen für Start-ups, verpflichten sich die Gründer vertraglich dazu, ihr Startkapital mit Zinsen zurück zu zahlen. Diese Klausel muss auch dann eingehalten werden, wenn ihre Idee nicht vom Markt angenommen wird und das Unternehmen scheitert. Durch ein Crowdfunding können die Gründer immerhin sicherer sein, dass ihr Unternehmen Erfolgschancen hat, auch dann, wenn sie die eigentliche Finanzierung nicht über ein Crowdfunding abwickeln.
Ein nicht zu verachtender, wenn auch banalerer, Grund für ein Crowdfunding, ist die weitaus geringere Menge, die an Formalitäten anfällt. Wenn ein Start-up nur durch wenige Großinvestoren finanziert wird, müssen viel mehr Verträge und Vereinbarungen aufgesetzt werden, da die Investoren nicht, wie beim Crowdfunding, zusammengefasst werden. Hinzu kommt, dass die Plattformen meist standardisierte Formulare und Verträge haben und den Initiatoren der Projekte beim Ausfüllen dieser helfen. Außerdem bieten viele Plattformen auch persönliche Gespräche an, in denen offene Fragen, z.B. zur eventuellen Anmeldung bei der Börsenaufsichtsbehörde, gestellt werden können. So stehen die häufig unerfahrenen Gründer nicht ganz alleine da.
Auch die monetären Vorteile des Crowdfundings sind, gerade für Gründer von Start-ups, ein entscheidender Faktor. Im Vergleich zu vielen anderen Finanzierungsarten ist das Crowdfunding eine relativ kostengünstige Alternative. Die meisten Plattformen behalten eine erfolgsabhängige Gebühr von 5-10 % der Fundingsumme ein, aber dafür sind die Renditeansprüche der meisten Investoren sehr gering. Daher können Initiatoren auch Gegenleistungen anbieten, die nicht finanzieller Natur sind. Bei anderen Finanzierungsformen ist das nicht möglich. Banken verlangen immer Zinsen und Business Angel erwarten auch eine für sie lohnenswerte, Rendite. Daher bietet sich Crowdfunding für Start-ups an […].
4. Crowdfunding als Finanzierungsmöglichkeit für Start-ups:

Nachdem, im oberen Teil, Start-ups sowie das Konzept des Crowdfundings jeweils ausführlich analysiert wurden, werden sie im folgenden Teil zusammengeführt. Die folgende Untersuchung soll aufzeigen, in wie weit sich Crowdfunding als Finanzierungsmöglichkeit für Start-ups eignet. Die Basis für diese Untersuchung bilden die, unter Punkt 2. und 3. gewonnenen Erkenntnisse.
4.1. SWOT-Analyse:

Um die Forschungsfrage dieser Arbeit beantworten zu können, muss nun untersucht werden, ob sich Crowdfunding zur Finanzierung von Start-ups eignet. Zu diesem Zweck können verschiedene Analysemöglichkeiten genutzt werden. In dieser Arbeit wird die Untersuchung mit Hilfe der SWOT-Analyse durchgeführt. SWOT ist eine englische Abkürzung und bedeutet, in die deutsche Sprache übersetzt, Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Klassischer Weise dient dieses Analysetool als Hilfe bei der Positionierungsentscheidung von Unternehmen. Hierbei wird der internen Unternehmenssituation (Stärken und Schwächen), die externe Unternehmens-Umfeld-Analyse (Chancen und Risiken) gegenübergestellt. Aber auch für die Beantwortung der hier zu Grunde liegenden Forschungsfrage eignet sich die SWOT-Analyse. Mit Hilfe des Analysetools lässt sich klar aufzeigen, ob das Konzept des Crowdfundings für die Finanzierung von Start-ups geeignet ist, indem alle hiermit verbundenen Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken aufgezeigt werden […].
4.2.15 Prospektpflicht:

Aus dem Vermögensanlagegesetz (VermAnlG) leitet sich die so genannte Prospektpflicht ab. Das bedeutet, dass Unternehmen, die Wertpapiere, beziehungsweise (stille) Beteiligungen in einer Größe von mehr als 100.000 EUR emittieren, ein Verkaufsprospekt erstellen müssen. Darin werden wichtige Informationen über die Art und die Risiken der Beteiligung zusammengefasst, die dem Schutz der Investoren dienen. Für die Unternehmen bedeutet diese Auflage oft einen erheblichen zeitlichen und finanziellen Aufwand. Gerade für Unternehmen in der Gründungsphase ohne ausreichendes Kapital kann dies problematisch sein. Die Prospektpflicht macht Crowdinvesting für viele Start-ups unattraktiv. Im Vermögens Anlagen Gesetz (VermAnlG) wird in den Paragraphen 7 und 8 sowie in der Vermögensanlagen-Prospektverordnung (VermVerkProspV) genau geregelt, welche Informationen zur Vollständigkeit enthalten sein müssen. Ausnahmen für die Prospektpflicht finden sich in § 2 Nr. 3 VermAnlG. Darunter fallen Vermögensanlagen, deren angebotene Anteile einen Gesamtverkaufspreis von 100.000 EUR in einem Zeitraum von zwölf Monaten nicht übersteigen. Finanzrechtlich stellen Unternehmensanteile in Form von stillen Beteiligungen eine Vermögensanlage dar.
Diese Kapitalobergrenze von 100.000 EUR kann umgangen werden, indem man die Beiträge der Investoren nicht als Anteile am Unternehmen, sondern als Darlehen klassifiziert. Bei der Vertragsausgestaltung zwischen Start-up und Crowd muss genau darauf geachtet werden, dass die Beteiligungen nicht nur als Darlehen gekennzeichnet sind, sondern nach dem VermAnlG ist es untersagt das konkrete Rechtsverhältnis als Anteilsbeteiligung zu deklarieren. Sollte das der Fall sein, besteht auch für Darlehen eine Prospektpflicht […].
5 Untersuchung der Kernfrage:

Die Komplexität der Thematik erfordert eine Unterteilung der Kernfrage. Die Ableitung der Thesen bzw. Teilfragen sowie die jeweiligen theoretischen Grundüberlegungen werden im Detail erläutert. Für deren Veri- oder Falsifizierung wurden vier Fachgespräche mit Experten der deutschen Crowdfunding und Crowdinvesting Szene geführt. Eine qualitative Inhaltsanalyse zur Auswertung der Interviews wird in im folgendem Kapitel gegeben.
5.1 Vorgehen der Datenerhebung:

Um qualitative Aussagen über die herausgearbeiteten Thesen zu erhalten, wurde bewusst keine anonyme Umfrage gewählt, sondern Partner für Fachgespräche bzw. Interviews gesucht. Dabei wurden gezielt Personen befragt die alle Facetten der Marktteilnehmer widerspiegeln.
Die Gesprächspartner können als Branchenkenner bezeichnet werden, möchten aber Anonym bleiben und werden mit der Bezeichnung „Branchenkenner Nr. 1 bis Nr. 4“ benannt.
Die Interviews unterlagen keinem fest vorbereiteten Skript, die Fragen ergaben sich aus dem Gesprächsverlauf. Für eine inhaltliche Analyse der Interviews wurden die erörterten Thesen und alle in diesem Kontext angefallenen Aussagen inhaltlich zusammengefasst. Die Fokussierung auf die Thesen dient der Qualität. Die ermittelten Ergebnisse werden anschließend ausgewertet und die These als bestätigt oder widerlegt angesehen.
5.2 social media als Multiplikator:

Crowdfunding, in welcher Form auch immer, spielt sich im Internet ab. Daraus ergibt sich die Überlegung nach der Handhabung mit den sozialen Medien. Wie schon angesprochen, kann die Crowd neben der Investorentätigkeit auch als Multiplikator und Marketinginstrument genutzt werden. Der Wandel zur Web 2.0 Gesellschaft hatte strukturelle und kulturelle Auswirkungen auf die Netzwerkökonomie, die sich in der folgenden These wiederfinden lässt: wenn die social media affine Generation in die Einkommensklassen aufsteigt, die eine Geldanlage im Risikokapitalbereich zulässt, wird das internetbasierte Crowdinvesting einen erneuten „Boom“ erleben.
Die Selbstverständlichkeit, mit der die Generation der 1980er und 1990er die sozialen Medien täglich nutzt, ist für die Funktion als Multiplikator ein wichtiger Aspekt. Das Mitteilen und Weiterverteilen der Information, sich an jungen Wachstumsunternehmen zu beteiligen und als Markenbotschafter aufzutreten, ist durch die Nutzung von „like“ und „share“ Buttons so einfach wie nie zuvor. Somit wird Medienkompetenz, die für erfolgreiches Crowdfunding von Nöten ist, zwangsläufig in den Markt Einzug halten. Anzumerken ist allerdings, dass sich das nicht in den nächsten 3 bis 4 Jahren entwickeln wird. Aktuell ist der durchschnittliche Investor beim Marktführer männlich, 39 Jahre alt und investiert 784 EUR pro Projekt (stand April 2014). Bis die angesprochene Generation ein Alter, aber vor allem ein Einkommen erreicht hat, welches die Anlage von Risikokapital zulässt, wird noch Zeit vergehen. Gerade in Bezug auf die bevorstehenden Änderungen der Marktstruktur durch das Kleinanlegerschutzgesetz (Kapitel 5.3) bleibt abzuwarten, wie sich der Markt entwickelt. Wie der Markt mittelfristig aussehen wird, hängt von den Ergebnissen der ersten Finanzierungsrunden ab. Bisher gab es noch keinen öffentlich wirksamen Exit für die Investoren. Des Weiteren wird es eine Rolle spielen, ob die Zugänglichkeit zu Crowdinvesting weiter vereinfacht wird. Eine Vereinfachung der Zahlungsmechanismen könnte zu einer weiteren Marktdurchdringung führen. Allerdings steht dem noch eine mangelnde Risikobereitschaft der Gesellschaft gegenüber, die in der Mentalität fest verankert ist.


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