Miller | Geständnis unterm Weihnachtsbaum | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Miller Geständnis unterm Weihnachtsbaum

Fest der Herzen
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-86278-930-6
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Fest der Herzen

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-86278-930-6
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ob verirrtes Rentier, depressives Pony oder der ältere Herr, der sich für den Weihnachtsmann hält: Nichts davon kann die hilfsbereite Tierärztin Olivia O´Ballivan erschüttern. Das schafft nur ihr neuer Nachbar Tanner Quinn mit seinem Charme. Doch der gefragte Architekt bleibt nie lange an einem Ort. Für ihn ist das Projekt im verschlafenen Stone Creek bloß ein Zwischenspiel. Auch seine Nacht mit Olivia?



Nach ihren ersten Erfolgen als Schriftstellerin unternahm Linda Lael Miller längere Reisen nach Russland, Hongkong und Israel und lebte einige Zeit in London und Italien. Inzwischen ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt - in den weiten 'Wilden Westen', an den bevorzugten Schauplatz ihrer Romane.

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1. KAPITEL

Manchmal, wenn die pure Erschöpfung Olivia O’Ballivan in einen tiefen, festen Schlaf sinken ließ, hörte die Tierärztin sie nach ihr rufen – Kreaturen mit Flossen, Federn und vier Beinen.

Pferde, wild oder gezähmt, geliebte Hunde und solche, die sich verlaufen hatten, Katzen, die man am Straßenrand ausgesetzt hatte, weil sie zur Last wurden oder ihr Besitzer in hohem Alter gestorben war.

Die Vernachlässigten, die Misshandelten, die Unerwünschten, die Einsamen. Sie alle richteten die gleiche Botschaft an Olivia: Hilf mir!

Selbst wenn sie versuchte, diese Hilferufe zu ignorieren, indem sie sich im Schlaf vor Augen hielt, dass sie das alles nur träumte, half es nichts: Sie schreckte unweigerlich hoch und saß dann wie aus tiefsten Abgründen emporgerissen hellwach im Bett. Und das geschah, ganz gleich, ob sie mehrere Tage hintereinander achtzehn oder mehr Stunden gearbeitet hatte, zu etlichen Farmen und Ranches in ihrem County gefahren war, unabhängig davon, wie viel Zeit sie in ihrer Tierklinik in Stone Creek verbrachte oder wie intensiv sie sich mit den Plänen für das neue, hochmoderne Tierheim beschäftigte, das ihr berühmter Bruder und Countrymusiker Brad mit seiner letzten Filmgage finanzierte.

Heute Nacht war es ein Rentier.

Olivia richtete sich in ihrem zerwühlten Bett auf und blinzelte nach Atem ringend in die Dunkelheit. Mit beiden Händen fuhr sie sich durch ihr kurzes dunkles Haar und bemerkte, dass ihre momentane Pflegehündin Ginger ebenfalls aufgewacht war, gähnte und sich streckte.

Ein Rentier?

„O’Ballivan“, sprach sie zu sich selbst, während sie die Bettdecke zur Seite schlug und sich auf den Rand der Matratze setzte. „Diesmal hat’s dich ja wohl wirklich erwischt.“

Doch der stumme Hilferuf wollte nicht verhallen, sondern geisterte drängend durch ihren Kopf.

Nur manchmal kam es vor, dass Olivia die Tiere richtiggehend etwas sagen hörte, wenn man die wortgewandte Ginger einmal außen vor ließ. Üblicherweise war es eher eine Wahrnehmung von eindringlichen Gefühlen, oft ergänzt durch Bilder, die zusammen einen intuitiven Hilferuf bildeten. Aber dieses Rentier hatte sie klar und deutlich vor ihrem geistigen Auge gesehen, wie es verwirrt und verängstigt an einer vereisten Straße verharrte.

Sie hatte sogar die Straße erkannt: Es war die Zufahrt zu ihrem Haus, ganz weit draußen an der Landstraße, wo der windschiefe Briefkasten stand. Das arme Tier war nicht verletzt, es hatte sich nur verlaufen. Und es hatte Hunger und Durst … und schreckliche Angst. Für hungrige Wölfe und Kojoten stellte es eine leichte Beute dar.

„In Arizona gibt es keine Rentiere“, sagte Olivia zu Ginger, die ihr einen skeptischen Blick zuwarf. Der an Arthritis leidende goldbraune Mischling aus Labrador und Golden Retriever erhob sich langsam von seinem bequemen Kissen in einer Ecke des hoffnungslos vollgestopften Schlafzimmers. „Es gibt definitiv in ganz Arizona nicht ein einziges Rentier.“

„Wie du meinst“, erwiderte Ginger gähnend und trottete bereits in Richtung Tür. Olivia zog eine Jogginghose über ihre Schlafanzugshorts und griff nach einem Kapuzenshirt, das von einer Konzerttournee ihres Bruders übrig geblieben war, bevor der seinen vorzeitigen Abschied von der Bühne bekannt gegeben hatte. Dann stieg sie in die reichlich unglamourösen Arbeitsstiefel, in denen sie immer durch Wiesen, Weiden und Scheunen stapfte.

Olivia lebte in einem kleinen gemieteten Haus auf dem Land, doch sobald das Tierheim in der Stadt fertig war, würde sie in ein geräumiges Apartment in dessen Obergeschoss umziehen. Sie fuhr einen alten grauen Suburban, der früher einmal ihrem verstorbenen Großvater Big John gehört hatte, und sie wollte auch gar keinen schickeren Wagen. Nach dem Beenden ihres Veterinärmedizinstudiums hatte sie keine Energie damit verschwendet, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen.

Von ihren Schwestern, den Zwillingen Ashley und Melissa, wurde sie zwar immer wieder ermahnt, sie solle endlich mal „die Dinge auf die Reihe kriegen“, sich einen Mann suchen und eine Familie gründen. Aber die beiden waren selbst Singles ohne Aussicht auf Flitterwochen an einem exotischen Ort und ein Haus mit weißem Gartenzaun, weshalb sie aus Olivias Sicht überhaupt kein Recht hatten, ihr irgendwelche Vorhaltungen zu machen. Das meinten die zwei wohl nur, weil Olivia ein paar Jahre älter war als sie, mit diesem Argument allerdings brauchten sie ihr schon gar nicht zu kommen.

Abgesehen davon war es ja keineswegs so, dass sie nichts von einem Ehemann und einer eigenen Familie wissen wollte – ganz im Gegenteil. Doch ihre Praxis und ihre „Dr.-Dolittle-Nummer“, wie Brad ihre zugegebenermaßen ziemlich schräge Fähigkeit der Tierkommunikation nannte, kosteten sie jeden Tag so viele Stunden, dass für andere Dinge kaum noch Zeit blieb.

Ihr gemietetes Haus war schon älteren Datums und die Garage stand daher in einigem Abstand daneben, weshalb Olivia sich mit Ginger ein paar Meter weit durch den tiefen Pulverschnee kämpfen musste, um zu ihrem Wagen zu gelangen. Ihr Wagen war keins von diesen neumodischen Autos mit allem möglichen Schnickschnack, und außerdem war er meistens total schlammverspritzt – aber er hatte sie noch nie im Stich gelassen. Ganz gleich, welches Wetter herrschte, der Motor sprang immer an, und es gab kaum eine Wegstrecke, die er nicht bewältigen konnte.

„Ich möchte ja nicht wissen, wie ein gestrandetes Rentier in Melissas kleinem roten Sportflitzer Platz finden sollte“, sagte sie zu Ginger, während sie das Garagentor öffnete. „Oder in diesem albernen Hybridauto, mit dem Ashley durch die die Gegend kurvt.“

„Also, ich hätte nichts gegen eine Runde in dem roten Sportflitzer einzuwenden“, gab Ginger zurück und kletterte die speziell angefertigte hölzerne Trittleiter hinauf, die Olivia zum Wagen gezogen hatte. Ginger wurde schließlich nicht jünger, und ihre Gelenke verursachten ihr seit ihrem „Unfall“ zwangsläufig noch mehr Probleme, also mussten Maßnahmen ergriffen werden, damit ihr das Leben erleichtert wurde.

„Davon träumst du“, konterte Olivia und schob die Trittleiter zur Seite, nachdem die Hündin es sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht hatte.

Sie schloss die Tür, stieg auf der Fahrerseite ein und startete den Motor, der fast schon ein biblisches Alter hatte, aber immer noch so glatt und rund lief wie am ersten Tag. „Du weißt, wie sehr sich Melissa über Hundehaare aufregt. Und was meinst du, was du zu hören bekommst, wenn du mit deinen Monsterkrallen ein Loch in die teuren Lederpolster reißt!“

„Sie mag Hunde“, beharrte Ginger und hob den Kopf, um sie anzusehen. „Sie bildet sich ja nur ein, dass sie allergisch ist.“ Die Hündin glaubte unbeirrt an das Gute in jedem Menschen, obwohl es Menschen gewesen waren, die sie auf dem Highway ausgesetzt hatten – oder besser gesagt: der rachsüchtige Freund von Gingers Vorbesitzerin, der sie aus dem fahrenden Auto geschleudert hatte, wobei ihr zwei Beine gebrochen worden waren. Olivia war nur wenige Minuten später am Ort des Geschehens eingetroffen, nachdem dieser übersinnliche Hilferuf an ihr Herz sie dazu veranlasst hatte, hinzufahren. Sie hatte Ginger geborgen und in die Klinik gebracht, wo sie mehrere Operationen und eine langwierige Genesung hatte durchstehen müssen.

Olivia schaltete die Scheibenwischer ein, musste dennoch blinzeln, damit sie durch die umherwirbelnden dicken Flocken etwas erkennen konnte. „Meine Schwester ist eine Hypochonderin.“

„Sie ist nur noch nicht dem richtigen Hund begegnet“, behauptete Ginger unbeirrt. „Und auch nicht dem richtigen Mann.“

„Fang jetzt bloß nicht von Männern an“, warnte Olivia die Hündin und hielt Ausschau nach dem Rentier in Not.

„Du wirst schon fündig werden“, meinte Ginger und hechelte, während sie nach draußen in die verschneite Nacht schaute.

„Redest du vom Rentier oder von einem Mann?“

„Sowohl als auch“, antwortete Ginger und zeigte dabei ihr Hundelächeln.

„Was soll ich nur mit einem Rentier machen?“

„Dir fällt schon was ein“, erwiderte Ginger. „Bald ist Weihnachten. Vielleicht gibt’s ja eine Vermisstenmeldung vom Nordpol. Ich würde ja auf der Website vom Weihnachtsmann nachsehen, wenn ich mit meinen Pfoten eine Tastatur bedienen könnte.“

„Von wegen“, brummte Olivia. „Wenn du das könntest, würdest du dauernd bei diesen Verkaufssendern bestellen, nur weil der Mann von UPS immer so nett zu dir ist. Dann würden wir unter Bergen von Wunderkopfkissen, Kräuterzeugs gegen Übergewicht und Mitteln für weißere Zähne ersticken.“ Ein vertrauter Schmerz regte sich zwischen ihren Schulterblättern, als sie angestrengt die Dunkelheit zu beiden Seiten der schmalen Straße mit ihren Blicken absuchte. Weihnachten. Noch so eine Sache, für die sie keine Zeit hatte, von der nötigen Begeisterung ganz zu schweigen. Aber Brad und seine ihm frisch angetraute Ehefrau Meg würden gleich nach Thanksgiving den Weihnachtsbaum aufstellen und sie notfalls kidnappen, sollte sie nicht zur Familienfeier auf der Stone Creek Ranch erscheinen – allein schon aus dem Grund, dass das Baby der beiden, Mac, vor einem halben Jahr das Licht der Welt erblickt hatte und es das erste Weihnachtsfest als junge Familie sein sollte. Erschwerend kam hinzu, dass Megs jüngere Schwester Carly im Rahmen eines Förderprogramms für hochbegabte Schüler sechs Monate in Italien verbrachte und Brad und Meg sie sehr...


Miller, Linda Lael
Nach ihren ersten Erfolgen als Schriftstellerin unternahm Linda Lael Miller längere Reisen nach Russland, Hongkong und Israel und lebte einige Zeit in London und Italien. Inzwischen ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt - in den weiten "Wilden Westen", an den bevorzugten Schauplatz ihrer Romane.



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