Miller In einer zärtlichen Winternacht - Ein Cowboy zum Verlieben
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95576-286-5
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Cowboy zum Verlieben/Hör auf die Stimme deines Herzens
E-Book, Deutsch, 320 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95576-286-5
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Brad O'Ballivan ist auf seine Ranch zurückgekehrt! Die Nachricht trifft Meg wie ein Schlag. Vor Jahren war sie mit ihm verlobt. Doch dann zog es ihn nach Nashville - und er wurde als Countrysänger ein Star. Plötzlich steht Brad wieder vor ihr - er scheint fast unverändert. Genau wie ihre Gefühle für ihn. Aber ihr McKettrick-Stolz ist größer als die Sehnsucht. Noch ist sie nicht bereit, ihm zu verzeihen...
Nach ihren ersten Erfolgen als Schriftstellerin unternahm Linda Lael Miller längere Reisen nach Russland, Hongkong und Israel und lebte einige Zeit in London und Italien. Inzwischen ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt - in den weiten 'Wilden Westen', an den bevorzugten Schauplatz ihrer Romane.
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1. KAPITEL
Der Ladentresen von Willands Gemischtwarenladen, in dem es nach Sattelleder und Holzrauch duftete, schien zu schwanken, als Juliana Mitchell mit angehaltenem Atem davorstand.
Der Brief war angekommen.
Der Brief, auf den Juliana gewartet, den sie sehnlichst erhofft und nach dem sie, ihren Stolz herunterschluckend, immer wieder gefragt hatte. Gleichzeitig hatte sie sich schrecklich vor ihm gefürchtet.
Ihr Herz machte einen schmerzhaften kleinen Satz, während sie den Umschlag aus Mr Willands ausgestreckter Hand nahm. Die Handschrift, ein geneigtes Gekrakel in schwarzer Tinte, gehörte definitiv ihrem Bruder Clay. Der Brief war in Denver abgestempelt worden.
In der Ferne kündigte der vom Schnee gedämpfte Pfiff die Ankunft des Zuges aus Missoula an, der nur einmal in der Woche unterwegs in Richtung Süden durch die Stadt fuhr.
Juliana spürte die Anwesenheit ihrer vier Schützlinge, die an der Ladentür warteten, weil sie wussten, dass sie hier nicht gern gesehen waren. Sie drehte sich vom Tresen und Mr Willands missbilligendem Blick weg, bevor sie das beeindruckende rote Wachssiegel aufbrach.
Bitte, Gott, betete sie stumm, bitte!
Nachdem sie einmal tief Luft geholt und sie langsam wieder ausgestoßen hatte, biss Juliana sich auf die Lippe und nahm das gefaltete Papier aus dem Kuvert.
Ihr wurde schwer ums Herz, ihr Blick verschwamm.
Das Geld, das sie so dringend brauchte und um das sie ihren Bruder gebeten hatte, war nicht in dem Umschlag. Geld, das von Rechts wegen ihr gehörte, ein Teil des Vermögens, das ihre Großmutter ihr hinterlassen hatte. Sie konnte also keine Zugtickets für sich und die vier Kinder kaufen. In das indianische Schulheim, in dem sie alle in den letzten zwei Jahren gelebt hatten, konnten sie auch nicht zurück, da es sich nicht mehr im Besitz des Staates befand. Das kleine, aber robuste Gebäude war an einen Bauern verkauft worden, der seine Kühe darin unterbringen wollte.
Die Hitze aus dem bollernden Ofen in der Mitte des Geschäfts, die sie nach der Kälte draußen noch als so angenehm empfunden hatte, raubte ihr jetzt die Luft zum Atmen.
Trotz allem spürte sie kurz eine verrückte Hoffnung in sich aufsteigen. Vielleicht war doch nicht alles verloren, vielleicht hatte Clay der Post nur nicht vertraut und das Geld telegrafisch angewiesen. Womöglich wartete es genau in diesem Augenblick im Telegrafenamt etwas weiter die Straße hinunter auf sie.
Als sie begriff, dass sie sich an einen Strohhalm klammerte, begannen ihre Augen zu brennen. Schnell blinzelte sie die Tränen weg und zwang sich zu lesen, was ihr älterer Bruder und Vormund geschrieben hatte.
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Juliana zerdrückte das teure Pergamentpapier in der Hand. Ihr wurde übel vor Enttäuschung und dieser frustrierenden Hilflosigkeit, die sie immer verspürte, wenn sie mit ihrem Bruder zu tun hatte.
„Geht es Ihnen gut, Miss?“, hörte sie eine Männerstimme fragen, leise aber deutlich.
Erschrocken schaute Juliana auf. Direkt vor ihr stand ein großer Mann. Seine Haare und Augen waren dunkel, die runde Hutkrempe und die Schultern seines langen Mantels mit Schnee bestäubt.
Während er höflich auf ihre Antwort wartete, nahm er den Hut ab, hängte ihn an die Lehne eines Holzstuhls und lächelte.
„Mein Name ist Lincoln Creed“, sagte er ein wenig ruppig, aber trotzdem freundlich. Er streckte ihr die Hand entgegen, nachdem er seinen Lederhandschuh abgestreift hatte.
Juliana zögerte, ergriff dann doch seine Hand. Schließlich wusste sie, wer er war. Die Creeds besaßen die größte Rinderfarm in diesem Teil des Staates und den . Sie kannte seinen Bruder Weston, dem die Tageszeitung gehörte. Außerdem hatte sie die Witwe Creed ein paarmal getroffen, die Matriarchin der Familie. Lincoln selbst aber war sie bisher nie begegnet.
„Juliana Mitchell“, erwiderte sie mit einer perfekten Mischung aus Bescheidenheit und Höflichkeit. Sie hatte immerhin eine gute Erziehung genossen. Schließlich war sie in einem der vornehmsten Häuser in Denver aufgewachsen, hatte importierte Seide und Samt sowie modische Hüte getragen und sich in Kutschen mit livrierten Fahrern und Lakaien fortbewegt.
Wenn sie nur daran dachte, errötete sie vor Scham.
So hatte sie gelebt, bevor sie in Ungnade gefallen war. Bevor Clay sie als Nachlasspflegerin des Vermögens ihrer Großmutter so gut wie enterbt hatte.
Lincolns Blick fiel auf den Brief. „Schlechte Nachrichten?“ Mit den hohen Wangenknochen und dem rabenschwarzen Haar sah er aus, als würde indianisches Blut durch seine Adern fließen.
Der Zug pfiff noch einmal triumphierend. Er war pünktlich in den wackligen kleinen Bahnhof am Stadtrand eingefahren. Die Passagiere würden aus- und einsteigen. Post und Fracht würde auf- und abgeladen werden. Anschließend würde die Lok wieder aus dem Bahnhof tuckern, eine Reihe ratternder Waggons im Schlepptau.
Es dauerte eine volle Woche, ehe der nächste Zug kam.
Bis dahin blieb Juliana und den Kindern nichts anderes übrig, als auf die Barmherzigkeit der Stadtbewohner zu hoffen. In einer größeren Stadt hätte sie sich vielleicht an die Kirche wenden können, aber Stillwater Springs hatte keine. Die Gläubigen trafen sich sporadisch in dem nur für Weiße zugelassenen Schulgebäude, wenn der Wanderprediger in der Stadt war.
Juliana schluckte. Am liebsten hätte sie geweint, doch sie war wild entschlossen, sich nicht gehen zu lassen. „Ich fürchte, es sind wirklich schlechte Nachrichten“, gestand sie zögerlich.
Mr Creed umfasste sanft ihren Ellbogen, schob sie zu einem der leeren Holzstühle vor dem großen Ofen und drückte sie darauf. „Ist jemand gestorben?“, fragte er.
Benommen schüttelte Juliana den Kopf.
Was sollte sie bloß tun? Ohne Geld konnte sie keine Zugfahrkarten für sich und die Kinder kaufen, geschweige denn eine Unterkunft bezahlen.
Mr Creed blickte zu den Kindern, die mit dem Rücken zu ihr aufgereiht vor dem Schaufenster mit dem dürren, trotzdem prächtig geschmückten Christbaum warteten. Sehnsüchtig betrachteten sie das hübsche Spielzeug, das an den Zweigen hing und unter dem Baum lag.
„Ich schätze, Sie sind die Lehrerin der indianischen Schule“, mutmaßte er.
Mr Willand, der Besitzer des Gemischtwarenladens, räusperte sich laut.
Julianas Herz zog sich zusammen, während sie die Kinder betrachtete. Mr Willand ließ sie ebenfalls nicht aus den Augen. Wie so viele Menschen ging er davon aus, dass sie bei der erstbesten Gelegenheit etwas klauen würden – einfach weil sie Indianer waren. Inzwischen gelang es ihr, dieses diskriminierende Verhalten einigermaßen zu ignorieren.
„Ja“, antwortete sie. „Oder zumindest war ich das. Doch die Schule ist jetzt geschlossen.“
Lincoln Creed fixierte Mr Willand eindringlich, dann nickte er langsam. „Ich fand es schade, das zu hören.“
„Seit du letzte Woche hier warst, Lincoln, ist kein Brief gekommen“, meldete sich Willand geradezu hämisch zu Wort. Die Luft in dem überhitzten kleinen Laden schien vor gegenseitiger Abneigung zu knistern. „Schätze, du könntest noch hier warten, ob der Zug etwas gebracht hat, aber du hast mit den ganzen Zeitungsannoncen wohl einfach nur dein Geld zum Fenster rausgeworfen.“
„Jedem tut es leid, Mr Creed“, sagte Juliana leise, „dennoch ist offenbar niemand bereit zu helfen.“
Abgelenkt von Mr Willands Kommentar, antwortete Lincoln nicht sofort.
Juliana stand auf. Doch als sie daran dachte, wie aussichtslos ihre Situation war, sank sie schwerfällig wieder auf den Stuhl. Alle Kraft war aus ihren Beinen gewichen. Vielleicht weil sie die zwei Meilen von der Schule in die Stadt mit all ihrer Habe in einer abgewetzten Tasche zu Fuß gegangen war. Die Kinder hatten ihre geschnürten Bündel unter den Arm geklemmt. Jetzt lagen sie zusammen mit ihrer Tasche auf dem Gehsteig vor dem Gemischtwarenladen.
„Es wird einen Sturm geben, Miss … Mitchell“, meinte Lincoln Creed. „Und es ist kalt und wird immer kälter, außerdem wird es bald dunkel. Da ich draußen kein Fahrzeug gesehen habe, gehe ich davon aus, dass Sie zu Fuß in die Stadt gekommen sind. Meine Kutsche steht vor der Tür. Es wäre mir eine Freude, wenn ich Sie und die Kinder irgendwohin bringen könnte.“
In Stillwater Springs gab es ein Hotel und mehrere Pensionen, doch selbst wenn Juliana Geld gehabt hätte, um eine Unterkunft zu bezahlen, hätte niemand die Kinder aufgenommen.
Sie hatten sich sehr beeilt, um Stillwater Springs noch vor der Abfahrt des Zugs zu erreichen. Und die ganze Zeit über hatte Juliana verzweifelt und wider besseres Wissen an das Geld von Clay geglaubt. Auf dem Weg in die Stadt waren sie immer wieder aufgehalten worden: Little Daisy war gestürzt und hatte sich dabei ein Knie aufgeschlagen. Eine riesige Schafherde hatte die Straße überquert und ihnen den Weg versperrt. Außerdem hinkte Theresa wegen ihres kaputten Fußes.
„Miss...