Buch, Englisch, Deutsch, 106 Seiten, LEINEN, Format (B × H): 190 mm x 148 mm, Gewicht: 290 g
Rede auf dem 10. Weltkongress der Stotternden 2013 in den Niederlanden
Buch, Englisch, Deutsch, 106 Seiten, LEINEN, Format (B × H): 190 mm x 148 mm, Gewicht: 290 g
ISBN: 978-3-921897-84-3
Verlag: Stottern & Selbsthilfe
Rede auf dem 10. Weltkongress der Stotternden 2013 in den Niederlanden
Mit seiner differenzierten Art und der Einbeziehung unterschiedlichster Sichtweisen auf das Stottern trifft David Mitchell sehr genau die Gefühlswelten Stotternder. Stottern ist für Mitchell ein Fluch, ein Hemmschuh oder ein Erniedriger, aber auch eine Herausforderung, eine Brücke oder gar ein Geschenk.
Nach bisherigen Erfahrungen mit dem Lesen der Rede hört man von Stotternden häufig den Satz: „So habe ich mein Stottern bisher noch gar nicht gesehen.“
In der Rede bezieht sich Mitchell auf Wallace Stevens’ Gedicht „13 Arten eine Amsel zu betrachten“ und auf seinen eigenen Roman „Der dreizehnte Monat“.
Zielgruppe
Stotternde
David Mitchell-Fans
Weitere Infos & Material
Inhaltsverzeichnis
1. A stammer can be looked upon as a curse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
1. Stottern kann man als einen Fluch betrachten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
2. A stammer is an inhibitor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
2. Stottern ist ein Hemmschuh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
3. A stammer can be a source of self-loathing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
3. Stottern kann eine Quelle für Selbsthass sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
4. A stammer is a humiliator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
4. Stottern ist ein Erniedriger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
5. A stammer can be a guilty secret . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
5. Stottern kann auch ein böses Geheimnis sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
6. Stammering is a mystery . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
6. Stottern ist ein Buch mit sieben Siegeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
7. Stammering is a political issue . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
7. Stottern ist ein politisches Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
8. A stammer is a course in practical linguistics . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
8. Stottern ist ein Kurs in praktischer Linguistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
9. A stammer is an empathy generator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
9. Stottern erzeugt Einfühlungsvermögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
10. A stammer is a challenge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
10. Stottern ist eine Herausforderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
11. A stammer is not an enemy, but a part of yourself . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
11. Stottern ist nicht Dein Feind, sondern ein Teil von Dir . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
12. A stammer is a bridge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
12. Das Stottern ist eine Brücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
13. A gift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
13. Ein Geschenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
6. Stottern ist ein Buch mit sieben Siegeln.
Ist Stottern genetisch bedingt? Nun, wie könnte es nicht so sein, denn es wird ja wohl kaum durch Bakterien oder Viren verursacht, oder? Und viel zu viele von uns kommen aus behüteten Elternhäusern, so dass Stottern auch eher nicht generell auf Traumata oder körperliche Misshandlungen zurückgeführt werden kann, oder sehe ich das falsch? Die Überlegungen aus den 1960er Jahren, dass Stottern im Gehör der Eltern beginnt, verrotten inzwischen auf der Müllhalde der hinfälligen Ideen, genau wie die einst respektierten Lehren der Phrenologie (Schädelkunde) und Eugenik. Wenn Stottern tatsächlich nur eine Frage von fehlerhaften Nervenverbindungen ist, wie kann es dann sein, dass so viele von uns für eine ganze Weile in der Kindheit flüssig sprechen und dann mit sechs, sieben oder acht Jahren diese Fähigkeit verlieren? Aber wie kann das Stottern gleichzeitig kein neurologisches Phänomen sein, wenn es nicht ausschließlich ein muskuläres ist? Wenn es mit dem Nervensystem zu tun hat, können bei uns dann die getrennten Synapsen wieder verbunden werden so wie bei Überlebenden eines Schlaganfalls? Ist es genau das, was passiert, wenn ein Stotternder sein Stottern „überwindet“ und er dann fähig wird, so zu sprechen wie ein Sportkommentator beim WM-Finale? Gibt es eine Verbindung zwischen Stottern und Krankheitsbildern aus dem autistischen Bereich? Könnten beide entfernte Verwandte sein? Falls Stottern genetisch bedingt ist, welche Faktoren lassen das „Stotter-Gen“ aktiv werden? Was geht vor sich, wenn nicht-stotternde Eltern ein stotterndes Kind bekommen? Warum ist das Stottern so unberechenbar? Warum kommen und gehen Blocks so ohne jede Regel? Wie können sie sich anscheinend vor Sprachtherapeuten „verstecken“? Falls Stottern mit Stress zu tun hätte, wie konnte es sein, dass ein Stotternder wie König Karl I. von England, so wird berichtet, bei einer Gerichtsverhandlung einen Freispruch erreicht hat, auf der eigentlich über seine Hinrichtung entschieden werden sollte? (Er wurde letztendlich doch geköpft ...) Warum stottern die meisten von uns nicht, wenn wir zu Hunden, Pflanzen oder zu uns selbst sprechen? Warum stottern wir nicht beim Singen? Warum wechseln die „schweren“ Buchstaben von Zeit zu Zeit? Warum hat der Wortrest anscheinend einen Einfluss darauf, ob ich am Beginn des Wortes blockiere oder nicht? Also konkret, warum habe ich Schwierigkeiten mit dem Namen des amerikanischen Flusses „Shenandoah“, aber ich kann den Namen der Erzählerin der „Märchen aus von 1001 Nacht“ aussprechen, „Scheherazade“ nämlich, oder den der polnischen Stadt „Szczecin“? Warum kann ich „Kapitän“ problemlos sagen, aber nicht „Karola“? „Sitzen“, aber nicht „City“? Warum helfen manche Stottertherapien dem einen Betroffenen, aber nicht dem anderen? Und selbst, wenn die Therapie wirkt, wirkt sie dann tatsächlich für immer oder ist ein Rückfall unausweichlich, was wiederum dem gestressten Stotterer das zusätzlich negative Gefühl gibt, in die alten schlechten Angewohnheiten zurückgefallen zu sein? Warum kann das Bewusstsein, dass dein Gesprächspartner auch ein Betroffener ist, die Schwere deiner eigenen Symptome beeinflussen? Kann man die Schwere von Stottersymptomen objektiv messen, so wie die Richterskala die Erdbeben misst, oder sogar etwas anschaulicher, wie die Beaufort-Skala die Windstärke?
Als ein Schriftsteller unter Fachleuten fühle ich mich manchmal wie ein ungewaschener Verwandter vom Land bei einer eleganten Hochzeit in der Stadt: Ich kann alle Fragen stellen, ohne dass ich die Antworten haben muss. Wie es auch sei, wenn Ihr Fachleute weiter an diesen Fragen arbeitet, seid Ihr auf alle Fälle auf dem nächsten Kongress sehr willkommen.
6. Stammering is a mystery.
Is stammering genetic? Well, how could it not be – it’s hardly bacterial or viral, is it? And there are too many of us from protective family backgrounds for stammering to be the result of trauma or abuse, right? 1960s ideas about stammering starting in the ear of the parent are now decomposing in the landfill of decrepit ideas, along with the once-respected sciences of Phrenology and Eugenics. (Blame those idiot parents who don’t know what they’re doing, so very unlike us who did everything right!) And too many of us from un-upholstered backgrounds for stammering to arise from over-protection, yes? If stammering is a simple question of faulty neural connections, then how come so many of us are fluent for a while during infancy, but then lose that fluency aged six or seven or eight? Yet how can stammering not be a neurological phenomenon if it’s not merely muscular? If it is neural, can we ‘re-wire’ those defective synapses like stroke-survivors? Is this what happens when a stammerer ‘overcomes’ his stammer and can end up communicating like an Irish bookkeeper on race-day? Is there a connection between autism and disorders on the autistic spectrum? Could they be distant relatives? If stammering is genetic, what factors cause the ‘stammering gene’ to be switched on? What is going on when non-stammering parents have a stammering kid? Why are stammers so fickle? Why can they come and go so inconsistently? How can they apparently “hide” from speech therapists? If stammering is stress-related, how can a stammerer like Charles I of England reportedly be given a ‘free pass’ at a trial held to determine whether or not he’ll be executed? Why don’t most of us stammer when we talk to dogs, plants or ourselves? Why don’t we stammer when we sing? Why do the consonants on which we block shift over time? Why does the rest of the word apparently influence whether or not I’ll stammer on the start of the word? So how come I have trouble with the American river’s name “Shenandoah” but I’m able to say the name of the author of 1001 nights, “Scheherazade” or the Polish town “Szczecin”? How can I say the word “Captain” but not “Carole”? “Sit” but not “City”? Why do certain stammering treatments and programmes work on one stammerer but not on another? Even when they work, do they work forever, really, or is a relapse inevitable, adding to the woes of a stressed-out stammerer the knowledge that he’s fallen back into old habits? How come the knowledge that you’re speaking to another stammerer can affect the severity of your own disfluency? Can the severity of a stammer be measured objectively, like the Richter Scale measures earthquakes, or even phenomenologically, like the Beaufort Scale for wind-strength? As a novelist amongst academics, I often feel like an unwashed country relative at a posh city wedding – I can ask questions without having to posit answers. Nonetheless, if academics are working on these questions, I know you’d be very welcome at the next international stammering conference.