E-Book, Deutsch, Band 1
Reihe: Ein Christopher Diecks-Krimi
Möller Die Spur des Todes | Ein spannender Krimi über einen Hamburger Privatdetektiv
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-98637-473-0
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Sein erster großer Fall könnte sein Letzter werden ...
E-Book, Deutsch, Band 1
Reihe: Ein Christopher Diecks-Krimi
ISBN: 978-3-98637-473-0
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Er soll bloß ein verwahrlostes Haus räumen und landet mitten in seinem ersten Fall
Die rasante Krimi-Reihe um Privatdetektiv Christopher Diecks beginnt!
Der Hamburger Lebenskünstler Christopher Diecks jongliert drei Jobs, doch nur für seine Arbeit als angehender Privatdetektiv brennt er wirklich. Als er in einem verwahrlosten Haus im Kiez rätselhafte Unterlagen findet, ahnt er nicht, dass er Beweise für zahlreiche Verbrechen in den Händen hält. Einem Schmuggel auf der Spur, gerät er ins Visier einflussreicher Gruppierungen, die ihre illegalen Machenschaffen um jeden Preis vertuschen wollen. Bald gerät Christopher zwischen die Fronten und muss als Ermittler über sich hinauswachsen – um sein eigenes Leben zu retten. Sein erster großer Fall könnte sein Letzter werden …
Erste Leser:innenstimmen
„Dieses Buch ist ein absolutes Muss für jeden Krimifan!“
„Runde Story und ein glaubwürdiger Held – ich bin begeistert!“
„Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen.“
„Die Geschichte ist sehr authentisch geschrieben und man kann sich gut mit Christopher identifizieren.“
Lara Möller wurde 1978 in Hamburg geboren. In ihrer Schulzeit war sie aktive Rollenspielerin. Ihre Faszination für das Rollenspiel ShadowRun und die begleitenden Romane führte schließlich zu dem Entschluss, es selbst mit dem Schreiben zu versuchen. Während ihrer Ausbildung zur Schifffahrtskauffrau und in den folgenden Jahren hat sie drei Fantasy-Romane und zwei Kurzgeschichten veröffentlicht. Die Ehrfahrungen ihrer zehnmonatigen Rucksacktour durch Australien und Neuseeland hat sie auch für eine schriftstellerische Neuorientierung genutzt. Wenn Lara in ihrer Freizeit nicht gerade an einem neuen Buch arbeitet, plant sie den nächsten Wanderurlaub.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Zwei Jahre zuvor
Seine Nachbarin schlug die Wohnungstür so kräftig zu, dass Christopher es bis in die Küche hörte. Verwundert stellte er die Kaffeekanne ab und lauschte. Ihre Schritte entfernten sich schnell. Klangen gehetzt.
Jenny Schumann war eine unscheinbare junge Frau, die lediglich ein hervorstechendes Merkmal besaß: Sie passte nicht nach St. Pauli. Es gab Menschen, die den Stadtteil überstreiften wie einen Handschuh; andere wurden mit dem bunten, lauten, manchmal streng riechenden Treiben nie warm. Jenny bewegte sich wie ein Fremdkörper durch die Straßen. Mit hochgezogenen Schultern und gesenktem Blick huschte sie an Touristen, Obdachlosen und St. Paulianern vorbei wie eine scheue Katze auf der Suche nach einem Versteck. Sie wohnte seit drei Monaten auf derselben Etage wie er, und Christopher fragte sich mittlerweile, was sie den ganzen Tag trieb. Er ging zwei Jobs mit unterschiedlichen Arbeitszeiten nach. Wenn er nicht im Restaurant seines Stiefvaters kellnerte, schleppte er Möbel für ein Umzugsunternehmen. Trotzdem bemerkte er Jennys ungewöhnliches Kommen und Gehen. Sie verließ die Wohnung meist nur für wenige Stunden. Sehr früh oder spätabends wagte sie sich aus dem Haus. Offensichtlich besaß sie wenige Kleidungsstücke, die sie jedoch geschickt kombinierte. Nicht, dass er ihr hinterherspioniert hätte. Er besaß lediglich ein Auge für Details und ein gutes Gedächtnis. Außerdem faszinierten ihn Geheimnisse, und die blonde, blasse, höfliche Jenny mit dem stets angestrengt wirkenden Lächeln gab ihm Rätsel auf.
Er nahm seinen Kaffeebecher mit ins Wohnzimmer und trat ans Fenster. Sein Blick wanderte über die Umgebung und fiel auf einen dunkelhaarigen Mann in einer braunen Jacke, der den Hamburger Berg entlangschlenderte. Er kam auf die Reeperbahn zu und filmte dabei seinen Weg mit einem Camcorder. Kein ungewöhnlicher Anblick. Viele Touristen hielten ihre Ausflüge auf den Kiez filmisch fest. Beim Hotel , das gegenüberlag, blieb der Mann stehen. Kurz studierte er einen Aushang neben der Eingangstür, wandte sich um und richtete den Camcorder auf Christophers Haus. Der vierstöckige, dunkelrote Bau mit dem weißen Stuck und den winzigen Balkonen gehörte zwar zu den schöneren Gebäuden in der Straße, gefilmt wurde er allerdings selten.
Er verfolgte, wie der Mann die Straße überquerte. Für einige Sekunden verschwand er im Hauseingang, tauchte wieder auf und entfernte sich nach rechts, weg von der Reeperbahn. Während er ging, verstaute er den Camcorder in der Jackentasche. Merkwürdiges Verhalten für einen Touristen.
Christopher trank den Kaffee aus und machte sich für die Arbeit fertig. Seinem Stiefvater Henry gehörte ein Restaurant in Altona. Bei diesem herrlichen Wetter verdiente er mit dem Kellnern deutlich mehr als mit der Arbeit für das Umzugsunternehmen. Die sommerlichen Temperaturen versetzten die Gäste in Spendierlaune, das wirkte sich positiv auf die Trinkgelder aus.
Als er nach einer hektischen Schicht gegen Mitternacht aus der S-Bahn stieg und im Menschengewimmel heimwärts ging, war sein Portemonnaie prall gefüllt. Auf dem Hamburger Berg tobte das Leben. Hier feierten all jene, denen die Reeperbahn zu kommerziell geworden war. Musik dröhnte aus offenen Kneipentüren und Fenstern. Auf den Bürgersteigen standen unzählige Tische, Bänke und Stühle.
Er wechselte auf die Fahrbahn, die wie üblich inoffiziell zur Fußgängerzone erklärt worden war. Ein Taxi bahnte sich im Schritttempo einen Weg an den Menschen vorbei. Christopher ließ den Wagen passieren, während er seinen Hausschlüssel aus der Hosentasche hervorkramte.
In der Wohnung schlug ihm die stickige Wärme des Tages entgegen. Trotz des Geräuschpegels öffnete er alle Fenster. Begleitet vom Musikmix, dem Lachen und Stimmengewirr, zog er sich um und aß eine Kleinigkeit. Beim Zähneputzen stellte er sich ans offene Wohnzimmerfenster und blickte hinunter auf das nächtliche Treiben. Wer brauchte einen Fernseher, wenn das Unterhaltungsprogramm direkt vor der eigenen Haustür ablief? Kurz vor eins schloss er die Fenster und ging schlafen. Zum Glück lag das Schlafzimmer im hinteren Teil der Wohnung. Zwei geschlossene Türen und ein Flur verwandelten den Klangteppich von der Straße in ein einschläferndes Murmeln.
Am folgenden Nachmittag, auf dem Rückweg vom Einkaufen, entdeckte Christopher wieder den Mann mit dem Camcorder. Zumindest war er sich sicher, denselben Kerl vor sich zu haben. Die Haare und die Jacke passten. Diesmal lehnte er neben dem Eingang eines Tattoostudios und blickte konzentriert auf sein Handy. Während Christopher mit seinen Einkaufstüten die Straße überquerte, bemerkte er, wie der Mann das Handy hob und auf das Haus richtete. Oder auf ihn? Er sah prüfend über die Schulter. Der Beobachter hielt das Handy ans Ohr. Er schien zu telefonieren.
Als Christopher eine halbe Stunde später aus dem Haus kam, um zur Arbeit zu fahren, war der Mann verschwunden.
Eine weitere stressige Schicht im Restaurant lenkte seine Gedanken von dem Vorfall ab. Müde, doch zufrieden mit seiner Trinkgeldausbeute, schloss er gegen Mitternacht die Haustür auf. Der Monat war erst zur Hälfte vorbei, und auf seinem Konto lag bereits die Miete für den nächsten Monat. Es blieb sogar ein Wohlfühlpolster für unvorhergesehene Ausgaben. Sein Stiefvater plante ihn für die kommenden Wochenenden fest ein. Wenn sich das schöne Wetter hielt und die Trinkgelder weiter flossen, würde er demnächst ein paar Tage freinehmen können.
Die Haustür fiel hinter ihm ins Schloss und sperrte den Lärm der Feiernden aus. Er hob die Hand an den Lichtschalter, als die Treppenhausbeleuchtung scheinbar von selbst anging. Von oben hörte er schnelle Schritte. In der ersten Etage kam ihm Jenny entgegen, eine Reisetasche über der Schulter. Sie rannte ihn fast um.
„Vorsicht.” Christopher lachte. „Sonst endet der Urlaub, bevor er begonnen hat.”
„Wie bitte?” Sie sah ihn erschrocken an, als hätte er sie bei etwas Unanständigem ertappt.
„Na, die Reisetasche.”
„Ach so.” Jennys Körpersprache drückte Nervosität und Anspannung aus. „Ja, ich muss los.” Sie schob sich an ihm vorbei.
„Wo soll es denn hingehen?” Um diese Zeit?
„Zu Freunden”, rief sie ihm über die Schulter zu.
Kurz darauf fiel eine Tür zu. Allerdings war es nicht die schwere Eingangstür, sondern die Tür zum Innenhof. Verwundert blickte er Jenny nach.
Am Sonntag hatte Christopher tagsüber frei. Er nahm sein Frühstück mit auf die breite Fensterbank im Wohnzimmer, streckte die Beine aus und lehnte sich gegen ein weiches Kissen. Unten auf der Straße ging es geruhsam zu. Tische, Stühle und Bänke waren verschwunden. Vor dem Hotel spritzte eine Frau den Bürgersteig mit einem Gartenschlauch ab. Beim Sexkino weiter die Straße hinunter lungerte dieselbe Vierergruppe herum, die dort jeden Sonntag abhing: zwei Männer und zwei Frauen in ungepflegter Kleidung, die sich mit fahrigen Bewegungen und osteuropäischem Akzent in einer aggressiv wirkenden, doch durchaus liebevoll gemeinten Weise anpöbelten. Sie besaßen keinen Lautstärkeregler und unterhielten die gesamte Nachbarschaft mit ihren sinnlosen Geschichten. Dabei konnte die Stimmung jederzeit kippen. Harmlose Gespräche endeten schlagartig in körperlichen Auseinandersetzungen, die in tränenreiche Freundschaftsbekundungen übergingen. Oder andersherum.
Nach einem Blick auf die Uhr beendete er das Frühstück und schnappte sich seine Sporttasche. Er war zum Fußballtraining verabredet.
Heute saß der Mann, den er mittlerweile „Beobachter“ getauft hatte, auf dem Fahrersitz eines silbernen Viertürers und las Zeitung.
Er beschloss, den Typen genauer in Augenschein zu nehmen. Als er scheinbar zufällig auf der Fahrbahn an dem Wagen vorbeiging, hob der Mann den Blick und sah ihn an. Anfang vierzig, rundes, harmlos wirkendes Gesicht, dunkle Schatten unter den braunen Augen. Gleich darauf widmete sich der Beobachter wieder seiner Zeitung.
Christopher ging weiter. Bis zur S-Bahn-Station kämpfte er gegen den Drang an, umzudrehen und den Fremden zu fragen, warum er vor den Häusern anderer Menschen herumlungerte.
Beim Fußballtraining erzählte er seinem besten Freund Jacobi von der Geschichte. Der konnte sich ebenfalls keinen Reim darauf machen. Ihre Mutmaßungen reichten vom Stalker bis zum Geheimagenten. Jacobi riet ihm, sich von dem Typ fernzuhalten.
Zwei Stunden später kam Christopher verschwitzt und erschöpft um die Ecke in den Hamburger Berg. Der silberne Viertürer stand an derselben Stelle. Keine Spur von dem Beobachter. Die Zeitung lag zusammengefaltet auf dem Armaturenbrett. Sie bedeckte teilweise einen runden schwarzen Gegenstand. Eine Webcam, deren Kameraauge auf den Eingang von Christophers Wohnhaus gerichtet war. Es reichte! Er zog sein Handy aus der Hosentasche und wählte 110.
„Hey, was machst du da?” Aufgeregt kam der Beobachter aus dem Eingang des Hotels gelaufen.
Eine freundliche Frauenstimme teilte Christopher mit, dass alle Leitungen belegt seien und man sich so schnell wie möglich um sein Anliegen kümmern werde.
„Ich rufe die Polizei.” Er kannte jeden Kneipenbesitzer auf dem Hamburger Berg. Mit dem Besitzer des Hotels war er per Du. Falls der Beobachter ihn angriff, käme ihm bestimmt jemand zu Hilfe.
„Das ist nicht nötig.” Der Mann blieb stehen und hob beschwichtigend die Hand. „Ich kann alles erklären.”
Die freundliche Frauenstimme bat ihn um Geduld. „Ich höre”, antwortete er, ohne aufzulegen.
„Ich bin...