E-Book, Deutsch, 352 Seiten
Reihe: Das Schwarze Auge
Mönkemeyer DSA: Kurs Südmeer
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-95752-938-1
Verlag: Ulisses Spiele
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das Schwarze Auge
E-Book, Deutsch, 352 Seiten
Reihe: Das Schwarze Auge
ISBN: 978-3-95752-938-1
Verlag: Ulisses Spiele
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Um Gefühle ging es bei der Verlobung von Sabella Cardunetti nicht. Die horasische Witwe hoffte sehnlichst auf einen Ehemann jenseits des Südmeers und auf gnädiges Vergessen. Doch der Vergangenheit zu entkommen, erweist sich als deutlich schwieriger als angenommen. Pericomo ya Frecelli, frisch geweihter Diener der Göttin Peraine, wollte eigentlich nur Ziergärten bepflanzen und im Hospital aushelfen. Sabella samt Zofe zu begleiten, kam in seinen Plänen ebenso wenig vor, wie die anderen Komplikationen auf der Reise. Elissea Braiolini, Kapitänin des Piratenschiffs Morgentau, liebt Rum, Gold und ihre Freiheit. Als auch nach Wochen noch keine Beute in Sicht ist und die Mannschaft unruhig wird, verlässt sie kurzerhand die vertrauten Gewässer, um ein Schiff kapern - mit ungeahnten Folgen für alle Beteiligten.
Marie Mönkemeyer, Jahrgang 1984, wuchs in der norddeutschen Tiefebene in einem Haus voller Lesestoff auf. Die studierte Archäologin und Historikerin betrachtet daher Bücher als eine Art Grundnahrungsmittel und kann guten Erzählungen kaum widerstehen. Bereits seit sie schreiben kann, bringt sie einen Teil der Geschichten, die in ihrem Kopf herumschwirren zu Papier. Mittlerweile lebt sie im Rhein-Main-Gebiet, wo sie sich vergangenen Zeiten und fantastischen Abenteuern widmet. Für Das Schwarze Auge verfasst sie seit 2011 Texte verschiedenster Art und hat auch einige Bände redaktionell betreut. Kurs Südmeer ist ihr erster Roman in der Welt des Schwarzen Auges.
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1 Mein Schiff, meine Probleme An Bord der Morgentau, 22. Efferd 1041 BF, Morgenwache, 4 Glasen Das Licht der aufgehenden Sonne färbte die Gischt in der Kiellinie der Morgentau golden, tastete durch die salzverkrusteten Scheiben in die Kapitänskajüte und weckte Elissea aus ihrem leichten Schlaf. Sie wälzte sich aus der Hängematte, die sie nach fast fünf Jahren Kommando immer noch bevorzugte. An eine feste Koje, wie sie für Offiziere der horaskaiserlichen Marine üblich war, hatte sie sich nicht gewöhnen können, obwohl ihr nach der Meuterei und der für sie überraschenden Wahl zur Kapitänin die Kajüte des feinen Herrn und ehemaligen Kapitäns ya Pontecelli zustand, samt allem Luxus, den sie nach der auf die Meuterei unweigerlich folgenden Plünderung noch zu bieten hatte. Immerhin hatten sie die Koje nicht auseinandergenommen und auch der Kartentisch war noch an seinem Platz gewesen. Dennoch hatte Elissea nach wenigen Wochen unter den staunenden Blicken ihrer Mannschaft eine Hängematte in ihre Kajüte gebracht. »Bin ich ein feiner Offizierspinkel?«, waren ihre Worte dazu gewesen und hatten stolzes Gejohle geerntet. Alles hatten sie damals mit Stolz getan und jeden Tag auf ihre Freiheit getrunken. Sie hatten die Offiziere und Menschenschinder abgesetzt und dabei der horaskaiserlichen Marine ein Schiff gestohlen. Elissea seufzte tief. Vier Wochen nach der Meuterei war der letzte Enthusiasmus verflogen, der Schnaps alle und sie spürte plötzlich die volle Verantwortung für Schiff und Mannschaft. Sicher, sie hatte gelernt und war immer noch auf ihrem Posten. Aber jetzt … ein Großteil der Mannschaft stammte aus den Piratennestern des Südens oder hatte jegliche verbliebene Begeisterung verloren. Die letzte Beute war nur spärlich ausgefallen und Nadaljeff hatte es darauf abgesehen, Elissea runterzumachen. Hätte ich mal bloß in den Versammlungen meine Klappe gehalten! Gleich darauf schalt sie sich selbst für diesen Gedanken. Wenn sie nicht immer wieder ihre Meinung gesagt hätte in den geflüsterten Versammlungen im Vorschiff, hätte damals sicher kaum jemand den Mut aufgebracht, gegen die Offiziere zu meutern. Und ohne die Meuterei würde sie immer noch unter der Peitsche eines Bootsmanns für kärglichen Lohn das Deck schrubben, während die feinen Herrschaften Konversation betrieben und sich an den Reichtümern Uthurias eine goldene Nase verdienten. Nein, sie wollte diese Zeit um keinen Preis zurück. An Deck empfing Elissea die übliche Langeweile eines Tags auf See. Die Morgenwache gähnte und wartete nur darauf, dass die Ablösung kam, damit sie mit dem Frühstück beginnen und in der Hängematte verschwinden konnten. Aller Freiheit zum Trotz hatten sie sich nach ein paar chaotischen Tagen, zwei verlorenen Segeln und einem Beinaheverlust der Morgentau dafür entschieden, das System der festen Wacheinteilung beizubehalten. Seine Struktur war allen Seeleuten von Kriegs- und Handelsseglern sogar bis ins Bornland im fernen Norden vertraut. Zumindest wenn es stimmte, was Baerjan, der Steuermann, erzählte. Da niemand seinen Heimatort kannte, diente für seine bornische Herkunft vor allem die Tatsache als Beweis, dass er lange auf Schiffen des Handelshauses Stoerrebrandt gefahren war. Auch heute Morgen stand Baerjan hinter dem Steuer, beide Hände scheinbar spielerisch auf dem Rad und umgeben von der üblichen Wolke alkoholischer Ausdünstungen. Er nickte Elissea freundlich zu, als sie die Stufen zum Achterdeck hinaufkam. »Morgen, Capitana.« Er war der einzige, der sie zuverlässig immer Capitana nannte, die anderen scherten sich oft weniger um entsprechende Anreden, manche sagten auch Kulko, was im Dialekt des Südens dasselbe bedeutete. Elissea hatte Baerjan vor zweieinhalb Jahren aus der Gosse Charypsos gezogen, wegen einer unglücklich verlaufenen Frauengeschichte voll Blut und Straßendreck und über beide Ohren verschuldet. Aber sie hatte einen erfahrenen Steuermann gebraucht und bereute ihre Entscheidung nur dann, wenn er sich wieder mal in die falsche Frau verliebte. Dann war er tagelang zu nichts zu gebrauchen, war zu nüchtern zum Navigieren und schnorrte die Anderen um Geld für Geschenke an für eine falsche Kemiprinzessin oder eine angeblich in die Sklaverei verkaufte Cousine dritten Grades des Patriarchen von Al’Anfa. »Morgen. Wie war die Nacht?« Elissea rückte den Hut zurecht, dass weder Locken noch die Feder ihr Blickfeld einschränken konnten. »Ruhig, Capitana.« »Keine Sichtungen?« »Nee!« »Schade.« Es sah ganz so aus, als würde das verheißungsvolle Funkeln der Sonne noch immer das einzige Gold in der Umgebung des Schiffes bleiben. »Verdammt schade. So ein schönes, fettes Handelsschiff, bis unters Deck voll mit Schätzen aus Uthuria, das wär doch was, hm?« Er grinste sie an. »Allerdings.« Sie nickte. »Allerdings.« Elissea hätte sich auch mit einem kleineren Schiff zufriedengegeben, es musste nicht gleich ein Jade- oder Kaffeetransport auf der Rückfahrt von Uthuria sein. Aber Beute musste her. Sicher, Nahrung und notwendige Reparaturmaterialien bekam sie in den Piratenhäfen auch mal auf Kredit. Anders sah es mit einer Mannschaft aus. Die wollte Geld zum Ausgeben, sonst suchte sie sich eher früher als später ein anderes Schiff. Zum Beispiel Nadaljeffs. Elissea schüttelte so energisch den Kopf, um die Gedanken an ihre Konkurrentin loszuwerden, dass die Feder an ihrem Hut einen wilden Tanz aufführte. Dann richtete sie den Blick auf den dunstverhangenen Horizont. Das trockene Wetter würde sich noch mindestens einen Tag halten, eher zwei. Sie kniff die Augen zusammen. Wahrscheinlich zwei. Dann nahm sie das Fernrohr zur Hilfe, um den diesigen Horizont nach der kleinen Verfärbung abzusuchen, die eine Mastspitze auch über Meilen hinweg verriet. Es musste doch irgendwo hier draußen noch etwas anderes geben als Wasser! Nila schob den Bimsstein vor und zurück über das Deck. Neben ihr erzählte Valerio beim Deckscheuern schon zum dritten Mal, wie er sich in Morek mit einem anderen Piraten geprügelt und diesen anschließend im Sand eingegraben hatte. Danach war er allerdings aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, hatte sich ausgegraben und erneut auf Valerio gestürzt. Immerhin blieb er halbwegs bei der Wahrheit, sein Gegner hatte sich bisher nicht auf geheimnisvolle Weise in eine ganze Horde verwandelt. Trotzdem konnte Nila die Geschichte nicht mehr hören und hatte sie schon beim ersten Mal nicht gemocht. Valerio zeigte seine brutale Seite gerne der ganzen Welt. Vielleicht hätte ich mir doch ein anderes Schiff suchen sollen. Eins ohne seine Angebereien. Sie zog ihren Bimsstein zu sich heran. Viel zu trocken kratzte er über die Planken. Mit mehr Beute und mehr … Mutter der Tiefen! Als würde das was ändern! Nila tauchte wütend den Bims in den Eimer und verspritzte dabei Salzwasser in alle Richtungen. »Pass doch auf!« »Tschuldigung«, knurrte sie und nahm sich wieder ihren Deckabschnitt vor. Selbst wenn, welches Schiff würde sie schon nehmen? Bei einem der Kauffahrer anheuern? Mit ihrer Herkunft? Ha! Hängen würde man sie. Und die anderen Piraten? Wenn sie denen erzählte, dass sie von der Morgentau kam, würden sie sie auslachen. Nicht alle, aber doch die meisten. In den Konflikt zwischen Elissea und Nadaljeff wollte sich niemand einmischen, nicht einmal durch die Übernahme eines Mannschaftsmitglieds. Zu leicht konnte man sich eine blutige Nase einfangen, wenn Nadaljeff wieder auf Elissea losging, auf ihr rumhackte und sie schlecht dastehen ließ. Wenn Elissea ebenfalls austeilen würde, wäre es ein ganz normaler Piratenstreit, dauerhafte Freundschaften unter Kapitänen waren schlecht fürs Geschäft und entsprechend selten. Doch so … Nila verstand nicht, warum Elissea Nadaljeff nicht schon längst die Nase gebrochen hatte.So schwer war das nicht und kämpfen konnte die Capitana auch, das hatte sie schon gesehen. Wahrscheinlich ist sie einfach zu feige. Und ich dumme Seekuh musste ja auf ihrem Schiff anheuern anstatt auf einem richtigen! Jetzt komm ich hier nicht mehr weg. Frustriert scheuerte sie mit ihrem Stein direkt vor sich über die Planken. Aber wenn sie feige ist, wie ist sie dann Capitana geworden? Man wählt doch bei einer Meuterei keinen Schisser! Das ergibt doch alles überhaupt keinen Sinn. »… und dann hab ich ihm, zack, die Nase gebrochen! So, von unten!« Valerio hatte sich aufgerichtet und demonstrierte mit großen Gesten den Ablauf seiner letzten Schlägerei. Der Bimsstein, mit dem er das Deck schrubben sollte, lag vergessen zwischen seinen Knien. Wär aber immerhin eine Erklärung, warum wir seit Monden...