E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Molay Per E-Mail ins Glück
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5589-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5589-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Melinda möchte im Erdboden versinken, als sie in der Zeitung von ihrer angeblich bevorstehenden Hochzeit mit Benjamin liest. Denn diese Anzeige ist so etwas wie ein Internet-Unfall, von Melinda versehentlich verursacht. Während sie sich noch fragt, wie sie das Benjamin erklären soll, stürmt der auch schon in ihr Geschäft.
Nachdem sie einige Jahre in einem Logistikzentrum eines Lufttransportunternehmens gearbeitet hatte, entdeckte Mollie Molay, dass ihr das Schreiben von Liebesromanen, was sie nebenbei verfolgte, viel mehr Freude bereitete als ihre bisherige Tätigkeit. Also versuchte sie, ihr Hobby zu ihrem Beruf zu machen.
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1. KAPITEL
Es hämmerte so laut an der Haustür, dass sogar Dornröschen davon aufgewacht wäre.
Melinda war vollkommen geschafft, weil sie am Wochenende die verschiedenen Ortschaften im Umkreis von 50 Meilen abgeklappert hatte, um alle erhältlichen Seidenblumen aufzutreiben. Zum Glück konnte der ungeduldige Besucher sie nicht sehen. Hoffentlich würde er von selbst aufgeben, wenn Melinda nicht antwortete. Sie schlich zur Küche.
Man sah ihr die Erschöpfung weiß Gott an. Sie hatte sich mit einer enttäuschten Braut, einem allergischen Bräutigam und acht Brautjungfern auseinandersetzen müssen, die nicht begreifen wollten, dass sie statt der Blumensträuße weiße Gesangsbücher und Seidenblumengestecke in den Händen halten sollten.
Auch dass sie die Extrakosten für Seidenblumen nicht in Rechnung stellte, half nicht über die gedrückte Stimmung hinweg. Wenn sie die bestellten frischen Blumen nicht anderweitig einsetzen konnte, würde die Hochzeit ein herbes Verlustgeschäft werden.
Das Hämmern an der Tür wurde stärker. Auch Melindas Kopfschmerzen nahmen zu. Das war ja nicht zum Aushalten!
Sie blickte zur Uhr. Es war gerade erst acht, und die Geschäfte hatten noch nicht einmal geöffnet. Bevor Melinda einen klaren Gedanken fassen konnte, brauchte sie einen starken, schwarzen Kaffee.
Eine Männerstimme vor der Tür begann zu fluchen. Das hatte Melinda gerade noch gefehlt! Ein ungeduldiger Hausierer, der nicht begriff, dass mit ihr um diese Zeit kein Geschäft zu machen sei? Dem Mann würde sie aber Bescheid sagen!
Sie verknotete ihr ärmelloses Hemd vor der Taille und schwang sich in ihre abgeschnittene Lieblingsjeans. Dann riss sie die Tür auf.
Das Erste, was sie sah, war eine Zeitung, die ihr der gereizte Besucher unter die Nase hielt.
„Was zum Teufel sagen Sie dazu?“
„Das ist die Morgenzeitung, die ich abonniert habe. Geben Sie her, und jetzt verschwinden Sie gefälligst.“ Sie wollte die Tür zuknallen, aber der Mann hatte seinen Fuß dazwischen gestellt.
Das Gesicht kam Melinda seltsam vertraut vor. „Ben?“, fragte sie vorsichtig. „Ben Howard?“
Sie schluckte.
Der Besucher konnte sich nur mühsam beherrschen. Es schien, als hätte er Schaum vor dem Mund, und seine Augen sprühten Feuer. Was hatte das zu bedeuten? Ben Howard, der begehrteste Junggeselle von Ojai, hämmerte schon um acht Uhr morgens an ihre Haustür.
Melinda schloss die Augen und zählte bis zehn. Vielleicht würde er ja von selbst verschwinden.
Es half nichts. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und selbst mit geschlossenen Augen sah sie diesen unerhört attraktiven Mann vor sich, auch wenn seine Züge wutverzerrt waren. Ben Howard hatte sie nun wirklich nicht vor ihrer Haustür erwartet.
„Wer könnte wohl sonst hinter der Heiratsanzeige stecken, die ich heute Morgen in der Zeitung entdeckt habe?“
Melinda schluckte schwer. Das war alles andere als ein Höflichkeitsbesuch. Sie trat einen Schritt zurück und sagte so würdevoll wie nur irgend möglich: „Ich habe keine Ahnung, worum es geht. Anscheinend liegt ein Fehler vor.“
„Ja, und es sieht so aus, dass Sie die Schuldige sind!“ Wütend ging er durch die Tür nach drinnen. „Was hat das zu bedeuten? Ich will eine Erklärung!“
Sie wich einen Schritt zurück und unterdrückte ein Stöhnen. „Es tut mir leid, aber ich weiß immer noch nicht, wovon Sie sprechen.“
„Zum Teufel, das wissen Sie genau.“ Anklagend deutete der Mann mit dem Zeigefinger auf einen Zeitungsartikel.
Melinda zwang sich zur Ruhe. Am besten lese ich den Artikel gleich durch, dachte sie. Vielleicht verschwindet Ben Howard dann. Sie griff nach der Zeitung und erstarrte, als sie die Überschrift las: Bekannter Geschäftsmann heiratet Jugendliebe. Und darunter standen Bens und ihr Name.
Kein Wunder, dass Ben Howard so aufgebracht war. Den Ärger hatte Melinda sich selbst zuzuschreiben, weil sie ihren Hochzeitsträumen und Fantasien freien Lauf gelassen hatte. Plötzlich gaben ihre Knie nach, und sie wäre auf den Boden gesunken, wenn Ben sie nicht aufgefangen hätte. „Ich habe keine Ahnung, wie das in die Zeitung kommen konnte“, sagte sie mit schwacher Stimme.
„Wenn Sie es nicht wissen, wer dann?“, fragte Ben kalt. „Melinda Carey, das sind doch Sie, oder? Eine frühere Bewohnerin unserer Stadt, die kürzlich zu ihrer Tante Bertilda Blanchard zurückgekehrt ist, gibt ihre Verlobung mit Benjamin Howard bekannt. Miss Carey arbeitet in Berties Brautmodengeschäft und dem Hochzeitsservice. Mr. Howard ist ein prominenter Winzer und Mitinhaber der Oak Tree Likörfabrik.“ Ben machte eine kurze Pause. „Die Trauung findet am 4. Juli draußen im Sunlight Park an der Main Street statt.“
Er ließ die Zeitung sinken und sah Melinda finster an. „Da steht noch mehr Mist drin, aber den können wir uns schenken. Wieso sind Sie ausgerechnet auf mich gekommen? Ich kenne Sie doch gar nicht.“
Zu Melindas wachsender Verwirrung musterte er sie von den Zehen über ihre nackten Beine, die vollen Brüste bis hin zu ihren Augen und den geröteten Wangen. „Oder etwa doch?“
Es schien, als hätte sie das alles schon einmal erlebt. Jugendliebe? Von wegen! Ben Howard hatte damals kaum ein Wort mit ihr gewechselt – geschweige denn von Liebe gesprochen. Und abgesehen von einem einzigen Tanz hatte er sie niemals in den Armen gehalten. Wahrscheinlich erinnerte er sich nicht einmal an sie.
Was war denn eigentlich passiert? Melinda erinnerte sich nur vage daran, dass sie ihre heimlichen Wunschträume eingetippt hatte, als sie am Rechner spielte. Aber sie hatte doch niemals die Enter-Taste gedrückt, oder? Das war doch alles nur ein Spiel gewesen.
„Vielleicht ist einer übereifrigen Reporterin die Fantasie durchgegangen“, meinte sie vage.
Seinem Ausdruck nach zu urteilen, schien er ihr diese Erklärung nicht abzukaufen. Wie er Melinda ansah.
Ihr wurde plötzlich heiß.
Und die Hochzeit sollte ausgerechnet an ihrem Lieblingsplatz im Park stattfinden?
Was hatte sie da nur angerichtet! Anscheinend hatte sie tatsächlich das Unglaubliche getan und ihre Wunschträume versehentlich über das Internet verbreitet. Sie wich schuldbewusst Bens Blick aus und fühlte sich sehr unbehaglich. Wie würde er reagieren, wenn er die Wahrheit erfuhr? Dass sie sein Foto auf einer Website gefunden und ihn als ihren Traummann ausgewählt hatte, weil sie schon damals heimlich für ihn geschwärmt hatte.
„Kennen wir uns etwa?“
„Doch, irgendwie schon.“ Sie lächelte schwach. „Ich bin Melinda Carey. Wir waren zusammen auf der Highschool.“ Als Ben ungläubig den Kopf schüttelte, setzte sie hinzu: „Ich war ein paar Klassen unter dir. Du hast mich wahrscheinlich nie bemerkt.“
Sie schloss die Augen und wartete auf einen erneuten Wutanfall. Doch Ben reagierte nicht, und als sie vorsichtig die Augen öffnete, stellte sie zu ihrem Ärger fest, dass er sie einer gründlichen Musterung unterzog – und ihre Reize wohlwollend registrierte.
„Ich muss zugeben, dass du eine lebhafte Fantasie hast, Melinda.“ Er sah sie so durchdringend an, dass sie eine Gänsehaut im Nacken bekam. „Wieso kann ich mich bloß nicht mehr an dich erinnern?“
Sie starrte zurück. Seine Augen waren genauso blau, wie Melinda sie in Erinnerung hatte, aber der Blick war weiser und erfahrener. Und der Mann Ben Howard war noch attraktiver und unwiderstehlicher als der Highschool-Absolvent. Damals hatte sie von ihm geträumt. Heute war sie eine erfahrene Frau, doch er war auch heute noch ihr Traummann.
Wie irritierend. Vorhin hatte er noch wutschnaubend gegen ihre Tür gehämmert, und jetzt schien er sie durchaus anziehend zu finden.
„Vielleicht warst du auf der Abschlussparty einfach zu sehr mit dem blonden Cheerleader beschäftigt“, gab sie spitz zurück, bevor sie sich auf die Zunge beißen konnte.
Ben lächelte. „Ich kann mich zwar nicht mehr an dich erinnern, aber du scheinst mich offenbar nicht vergessen zu haben.“
Melinda errötete.
„Hast du deshalb die Heiratsanzeige in die Zeitung gesetzt?“, fragte Ben forschend. „Wolltest du mich nach über zehn Jahren wiedersehen?“
Sie holte tief Luft. „Natürlich nicht. Ich habe seit Jahren nicht mehr an die Abschlussparty gedacht. Und überhaupt … es war alles ganz anders.“
„Wie kommt die Anzeige in die Zeitung?“
„Ich habe im Internet gesurft und mir aus Spaß die Website mit den Heiratskandidaten aus der näheren Umgebung angesehen. Da habe ich dein Foto entdeckt. Ich dachte, wenn du auf Brautschau bist, dann kann ich dich wohl auch für eine Fantasiehochzeit als Bräutigam wählen.“
Wenn Ben schon vorher wütend ausgesehen hatte, dann war sein Gesicht jetzt wutverzerrt. „Mein Foto auf einer Website der einsamen Herzen? Das soll wohl ein Witz sein!“
„Nein, ehrlich. Warum sollte ich dich anlügen?“
„Das ergibt doch alles keinen Sinn. Wieso erscheint ohne mein Wissen ein Foto von mir im Internet?“
„Keine Ahnung, aber es war da“, rechtfertigte sich Melinda mit schwacher Stimme. „Ich habe nichts weiter getan, als dich mir als imaginären Bräutigam auszuwählen. Das ist alles.“
„Und wieso gerade mich? Da gab es doch sicher Hunderte anderer Männer.“
Sie überlegte fieberhaft. Sollte sie Ben wirklich sagen, dass er seit der Highschool ihr Traummann war? Und dass sein Bild wieder die alten Sehnsüchte ausgelöst hatte?
Seine Augen funkelten böse.
...