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E-Book, Deutsch, Band 1, 512 Seiten
Reihe: Hidden Creatures
Monsef Hidden Creatures (Band 1) - Das Einhorn vom Anbeginn der Zeit
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7320-2411-7
Verlag: Loewe Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der New York Times-Bestseller über mythische Fabelwesen - Atmosphärisches Fantasy-Abenteuer ab 12 Jahren
E-Book, Deutsch, Band 1, 512 Seiten
Reihe: Hidden Creatures
ISBN: 978-3-7320-2411-7
Verlag: Loewe Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Es war einmal und war auch nicht... So begannen die Geschichten, die Marjans Vater ihr als kleines Mädchen erzählte - Fabeln über Greifen, Einhörner und Drachen. Aber Marjan ist kein kleines Mädchen mehr. Und fantastische Kreaturen gibt es nicht. Oder etwa doch? Nach dem Mord an ihrem Vater, erbt Marjan seine geliebte Tierarztpraxis. Sie versucht alles unter einen Hut zu bringen - Schule, Freunde und die Praxis. Da taucht eine mysteriöse Frau auf und stellt Marjans Welt mit einer Enthüllung endgültig auf den Kopf: Die Fabelwesen aus den Geschichten ihres Vaters existieren tatsächlich und er hat sich im Geheimen um sie gekümmert. Nun soll Marjan seinen Platz einnehmen. Doch sie ahnt nicht, wie gefährlich diese verborgene Welt ist. Der atmosphärische Fantasy-Auftakt mit Elementen aus der persischen Mythologie Hidden Creatures ist ein atmosphärisches Fantasy-Abenteuer ab 12 Jahren, das von der ersten Seite in die verborgene Welt der Fabelwesen entführt. Der DebütautorKiyash Monsef lässt Elemente der persischen Mythologie lebendig werden. Mit Protagonistin Marjan schafft er eine Identifikationsfigur für alle, die Mut aufbringen müssen, sich selbst zu finden. Durchgehend spannend erzählt und voller unvorhersehbarer Wendungen. Der New York Times-Bestseller für alle Fantasy-Leser*innen und Fans von alten Märchen und Sagen! Der Titel ist bei Antolin gelistet.
Kiyash Monsef ist der Autor der Reihe Hidden Creatures, deren erster Band für den Morris Award nominiert war. Er schreibt außerdem Kurzgeschichten, Comics und Spiele, liefert Texte für Videos und gestaltet im Bereich Conversational und Voice Interface. Für seine Arbeit als Produzent und Regisseur erhielt er bereits eine Nominierung für den Emmy Award.
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KAPITEL 4 KIPLING An einem nebligen grauen Morgen landeten wir unter einer niedrigen, platten Wolkendecke am Flughafen London Heathrow. Die Septemberluft war kühl und ich schlug meinen Jackenkragen hoch. Zitternd ging ich zur Passkontrolle, wo mir der Grenzbeamte trotz meines unsicher gestammelten Erklärungsversuchs für meinen Aufenthalt (Familienfreunde, Nachname »Griffon«) einen Stempel in den Pass drückte. Der Ankunftsbereich war voller Menschen und alle hatten es eilig. Eilig, ihre Familien zu begrüßen, eilig, in ein Taxi zu steigen, eilig, einen Zug oder Bus zu erwischen. Es kam mir vor, als würde ich mitten in einem reißenden Fluss stehen, an der tiefsten Stelle. Mein Herz hämmerte los. Was machte ich hier eigentlich? Ich konnte doch unmöglich einen ganzen Ozean, einen kompletten Kontinent weit weg von allem sein, was mir vertraut war! Mir konnte hier sonst was zustoßen und niemand würde je davon erfahren. Ich konnte für immer verschwinden und niemand würde je auf die Idee kommen, hier nach mir zu suchen. Ich sah mich zu der Tür zum Sicherheitsbereich um, die sich hinter mir schloss, und fragte mich, ob ich mich vielleicht besser noch durchquetschen sollte, zurück ins Flugzeug, zurück nach Hause. »Du musst Marjan sein.« Der Mann war ungefähr in Dads Alter. Er hatte ein zartes Gesicht, eine schlanke Statur, leuchtend blaue Augen und Haut, die aussah, als würde sie verbrennen, sobald sie mit einer stärkeren Lichtquelle als Kerzenschein in Kontakt kam. Sein Tweed-Jackett und die braune Stoffhose hätten vermutlich altmodisch gewirkt, wären sie nicht eindeutig maßgeschneidert gewesen. Ich zögerte. Sollte ich lügen? Nein, keine Ahnung, von wem Sie reden. Sie müssen das falsche völlig überforderte Mädchen erwischt haben. Aber obwohl ich mich einsam und allein fühlte und keinen Grund hatte, diesem Fremden über den Weg zu trauen, erkannte ich etwas in seinem Blick, das mir vertraut war: Besorgnis, die sich in den Furchen seines schmalen Gesichts gesammelt hatte. Dieselbe Art von Besorgnis, die ich auch an Dad jedes Mal beobachtet hatte, wenn er mich ansah, ehe er sich von mir verabschiedete. Und da wusste ich, dass ich diesem Mann vertrauen konnte. Er brauchte Hilfe und aus irgendeinem Grund glaubte er, sie von mir bekommen zu können. Auf einmal fühlten sich die Wände des Schweigens, die mein Dad um sein Leben errichtet hatte, dünner an als je zuvor. Fast glaubte ich, hören zu können, wie sich die Geheimnisse, die er all die Jahre über gehütet hatte, einen Weg ans Tageslicht zu bahnen versuchten. Ich musste es endlich wissen. Ich musste herausfinden, was das alles zu bedeuten hatte. »Ja, die bin ich«, antwortete ich. »Mein Name ist Simon Stoddard«, sagte der Mann. »Es freut mich, dass du gekommen bist.« Vor dem Ausgang wartete ein schwarzer Mercedes auf uns. Der Fahrer stieg aus und hielt uns die Tür auf. Meine Instinkte warnten mich mit schrillenden Sirenen. Ein unbekanntes Auto, ein unbekannter Mann, ein unbekanntes Land und das alles wegen einer unbekannten Frau mit einem Umschlag voll Geld. Ich blieb so ruckartig stehen, dass Simon fast gegen mich geprallt wäre. »Es tut mir leid«, sagte ich zu ihm. »Aber ich kenne Sie doch gar nicht. Und ihn auch nicht. Ich weiß nicht mal, wo wir hinfahren. Ich … ich …« Simon wirkte so verlegen, dass ich ein schlechtes Gewissen bekam. »Oh weh«, sagte er. »Was habe ich mir nur dabei gedacht? Das alles muss einen furchtbaren Eindruck auf dich machen. Wie wäre es, wenn wir lieber ein Taxi nehmen, das nachher auf dich wartet, bis du fertig bist? Würdest du dich damit wohler fühlen?« Er bedeutete seinem Chauffeur wegzufahren und winkte ein schwarzes Taxi heran, ließ mich als Erstes einsteigen und nahm dann auf der Sitzbank gegenüber von mir Platz. Die Fahrerkabine war durch eine Scheibe von uns getrennt, aber es gab einen Knopf, den man drücken konnte, um per Lautsprecher mit dem Fahrer zu kommunizieren. Simon nannte eine Adresse und schaltete den Lautsprecher wieder aus, als wir losfuhren. »Man hat dir wohl nicht viel erzählt«, bemerkte er in sanftem Ton, während wir eine schnurgerade Autobahn Richtung Norden entlangglitten. Draußen zog der Stadtrand von London an uns vorbei, während Simon anfing, mir eine Geschichte zu erzählen. Der Greif war bereits seit dreihundert Jahren Teil seiner Familie. Ein Vorfahre von Simon namens Aloysius Stoddard, der auf einem Handelsschiff zur See gefahren war, hatte ihn aus einem verlassenen Nest nahe Aleppo, das damals noch Teil des Osmanischen Reichs gewesen war, gerettet, als er noch ein Junges gewesen war. »Er muss der Kleinste aus seinem Wurf gewesen und von der Mutter verlassen worden sein«, sagte Simon. Von diesem Tag an hatte in der Familie Stoddard niemand mehr eine Kindheit ohne die sanfte Gegenwart des Greifs erlebt. Aloysius, ein Mann von bescheidener Herkunft, wurde vom englischen König persönlich zum Ritter geschlagen. Der Wohlstand der Familie vermehrte sich auf stete und achtbare Weise. Alle Nachfahren waren außerdem mit Schönheit, Intelligenz und Mitgefühl gesegnet. Wir fuhren von der Autobahn ab und bogen in eine kleinere Straße ein, die zu beiden Seiten von grünen Hecken gesäumt war. Weiter weg konnte ich Schafe wie weiße Tupfen auf einer flachen Hügellandschaft erkennen. Steinmauern, die Jahrhunderte alt sein mussten, markierten die Grundstücksgrenzen. Etwas von der Straße versetzt, wachten Bauernhöfe und Herrenhäuser über die Landschaft. Pferde trabten auf schlammigen Koppeln herum. Ob mein Dad Ähnliches erlebt hatte? Ob er in fremden Autos durch fremde Landschaften gefahren worden war? Während ich durch die Fenster die Welt vorbeiziehen sah, fühlte ich mich ihm einen Augenblick lang näher. Wäre er nicht gestorben, hätte er jetzt hier gesessen. Das Bild, wie mein Dad an meiner Stelle in diesem Taxi saß, ließ unerwartet meine Wut wieder aufflackern. Wäre er noch da gewesen, hätte ich jetzt allein zu Hause gesessen, mich von Erdnussbuttersandwiches ernährt und allen vorgespielt, dass es mir bestens ging. Ich sah zu Simon hinüber, der den Blick ebenfalls nach draußen gerichtet hatte. »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte ich. »Durch eine uralte, aber bewährte Methode«, antwortete er. »Wenn Kipling krank ist, hissen wir eine besondere Flagge auf dem Haus.« »Kipling ist der Greif?« Simon nickte. »Sie hissen also eine Flagge. Und was dann?« Er sah mich an, als sollte das ein Witz sein. »Na ja, und dann … kommt ihr«, sagte er. »Es werden ein paar Nachrichten weitergegeben, alles über Mittelsleute natürlich, keine Namen. Ich weiß nicht, wer das alles arrangiert. Und es interessiert mich auch nicht. Das Einzige, was mich interessiert, ist Kipling.« »Ich weiß überhaupt nicht, was Sie von mir erwarten«, bemerkte ich. »Kipling geht es nicht gut«, erwiderte Simon. »Mir ist bewusst, dass du noch unerfahren bist. Aber nach allem, was ich weiß, könnte es trotzdem gut sein, dass du ihm helfen kannst.« Er drückte auf den Knopf und sagte: »Hier bitte nach links.« Wir bogen in eine noch schmalere Straße ein, über der die Kronen hoher Birken ein dichtes Blätterdach bildeten. Unter den Reifen knirschte Schotter. »Hier beginnen unsere Ländereien«, erklärte Simon. Die Straße wand sich um eine Kurve und führte weiter über eine Holzbrücke, die sich über einen plätschernden Bach spannte. Der Wald schien immer dichter zu werden. Farne und Brombeergestrüpp wucherten von der Uferböschung bis hinauf zwischen die schlanken Birkenstämme. Die Luft roch nach Herbst und Regen. »Ist das alles Ihr Land?« »Ja, wir besitzen hier an die zweihundert Morgen Waldgebiet«, sagte Simon. »Früher diente es der Fuchs- und Moorhuhnjagd. Aber heute jagen wir nicht mehr, mit Ausnahme von Kipling natürlich. Kipling tut, was ihm beliebt.« Dann endete der Wald ganz plötzlich und gab den Blick auf ein gigantisches Herrenhaus aus rotbraunem Sandstein mit Giebeldach frei. Es war mit wildem Wein bewachsen und wurde zu einer Seite von sorgsam gepflegten Gärten und zur anderen von einem großen Teich mit Seerosen flankiert. Der Taxifahrer hielt vor dem Haupteingang, einer riesigen Holztür aus lackierter Eiche mit einem gewaltigen Messingklopfer in der Mitte. Wir stiegen aus. »Hier … Hier wohnen Sie?«, fragte ich Simon. Der Nachmittag war noch immer grau und kühl und ich schauderte. Simon lachte auf. »Mir geht es manchmal nicht anders. Meine Familie kann sich wirklich mehr als glücklich schätzen.« Er ging die Treppe hoch, griff den Türknauf mit beiden Händen und drehte ihn. Mit einem dumpfen Laut glitt ein schwerer Riegel zurück. Er schwang die Tür auf und bedeutete mir einzutreten. Am Ende eines langen Gangs verströmte der Empfangssaal des Familiensitzes der Stoddards einen höhlenartigen, warmen Schimmer. Die Wände um mich herum waren mit Mahagoni vertäfelt und mit gemütlichen Wandlampen aus gelbem Milchglas geschmückt. Ein Paisley-Teppich mit einem Muster in Creme und Burgunderrot erstreckte sich über die gesamte Länge des gewaltigen Raums. Durch mehrere riesige Fenster auf einer Seite fiel schwaches Tageslicht herein. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein Kamin aus grob gehauenem Stein, in dem ein loderndes Feuer knisterte und knackte. Darum herum hingen Familienporträts vergangener Generationen. Und in der Mitte des Saals lag der Greif. »Kipling?«, fragte Simon ins flackernde Dämmerlicht. »Sagst du unserem Gast Hallo?« Kipling hatte seine gigantischen...