Moore | Hilflos in deinen Armen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical

Moore Hilflos in deinen Armen


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6707-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical

ISBN: 978-3-7337-6707-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Stolz verwaltet die schöne Gillian d'Averette die Burg ihres verstorbenen Vaters. Kein Mann soll ihr diese Position streitig machen! Doch die Berührungen und Küsse des edlen Ritters Bayard de Boisbaston lassen sie dahinschmelzen und wecken nie gekannte Gefühle in ihr. Schon sehnt sich Gillian danach, die Seine zu werden - da erfährt sie von einer bösen Verschwörung. Treibt ihr Geliebter etwa nur ein Spiel mit ihr?



Margaret Moore ist ein echtes Multitalent. Sie versuchte sich u.a. als Synchronschwimmerin, als Bogenschützin und lernte fechten und tanzen, bevor sie schließlich zum Schreiben kam. Seitdem hat sie zahlreiche Auszeichnungen für ihre gefühlvollen historischen Romane erhalten, die überwiegend im Mittelalter spielen und in viele Sprachen übersetzt wurden. Sie lebt mit ihrem Mann, mit dem sie seit über 20 Jahren verheiratet ist, ihrer Familie und zwei Katzen in Toronto, Kanada.

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1. KAPITEL

England, 1205

Die Eisenringe des Kettenhemds klirrten, als Sir Bayard de Boisbaston den Arm hob und seine Männer anhalten ließ.

„Nun, Frederic?“, fragte er seinen jungen Knappen und wies dabei über das bewaldete Tal hinweg. „Was hältst du von Averette Castle?“

Blinzelnd blickte Frederic de Sere hinüber zu der aus grauem Stein erbauten Feste, die sich jenseits des Tals auf einer sanften Hügelkuppe erhob. „Klein, hm?“, fragte er zurück und wand sich dabei unschlüssig im Sattel.

„Von unserer Warte aus gesehen könnte man das meinen“, bestätigte Bayard. „Aber Kastelle sind nicht unbedingt immer ringförmig angelegt. Torhaus und Türme drüben an der Landstraße liegen eventuell auf der Schmalseite.“

Er zeigte auf die Bastionen, die das Haupttor flankierten. „Bogenschützen haben freies Schussfeld auf Fallgatter und Zugbrücke. Außerdem können sie aus günstigen Winkeln auf jeden anlegen, der dem Tor zu nahe kommt.“

Zudem hatte er bemerkt, dass man die Bäume und Büsche, die sonst bis dicht an die Landstraße heranreichten, abgeholzt oder gestutzt hatte. Zwischen Fahrweg und Wald erstreckte sich nun ein an beiden Seiten mindestens zehn Fuß breiter, farnüberwucherter Streifen. So blieb Reisenden bei Überfällen durch Feinde oder Wegelagerer noch Zeit, das Schwert zu ziehen und sich zu verteidigen.

Frederic schob sich eine hellbraune Locke aus der Stirn. „Ah, kapiert, Mylord.“

„Auf nach Averette!“, befahl Bayard, indem er sein Pferd mit einem Schenkeldruck in Schritt fallen ließ.

Man mochte dem verblichenen Burgherrn zu Averette, dem Vernehmen nach ein furchtbarer Grobian, noch so viel nachsagen, aber eines musste man ihm lassen: Zumindest in der Verteidigungstaktik hatte er einiges Geschick bewiesen. Das fiel Bayard sofort auf, als er jetzt mit seinen Männern schweigend am Fluss entlang in Richtung auf ein offenbar blühendes Dorf ritt, vorbei am Weiher und der Mühle mit dem sich stetig und gemächlich drehenden Rad. Rinder muhten auf einem benachbarten Feld; ein paar Schafe stoben erschrocken auseinander, als der Reitertrupp an ihrer Weide vorbeikam, und von den Hofstätten entlang der Straße ertönte Gänsegeschnatter und das Gackern von Hühnern.

Der Weiler an sich war nicht sonderlich groß, doch die Katen wirkten gepflegt und die Dörfler wohlgenährt. Eine Horde Kinder mit kläffenden Straßenkötern auf den Fersen stürmte aus einer Gasse zwischen einem Kerzenmacher und einer Schänke, deren Aushängeschild ein Hirschkopf zierte. Mit offenen Mündern staunte die Rasselbande die vorbeiziehenden Ritter an. In der Schänkentür stand ein vollbusiges Weibsbild, das Bayard und seine Mannen mit berechnendem Blick beäugte. Falls das Frauenzimmer jedoch von trinkfreudiger Kundschaft ausging, war es gewaltig auf dem Holzweg.

Als der Trupp den Dorfanger passierte, hielt alles ringsum mitten im Tun und Treiben inne und starrte den Reitern hinterdrein. An den Verkaufsständen unterbrachen Krämer und Kunden ihr Gefeilsche. Das Grüppchen alter Männer unter der riesigen Eiche bei der Schmiede, aus der selbst an diesem Sommertag die Rauchschwaden quollen, hörte auf zu palavern, und den Frauen und Mädchen beim Brunnen verging das Schwatzen.

Eins stand für Bayard fest: Kaum dass er außer Hörweite war, würde man sich wie üblich das Maul über ihn zerreißen – über seine Gestalt, seine Haltung, über die Narbe, die sich vom rechten Auge hinunter zum Kinn zog. Man würde spekulieren, wo, wie und durch wen er die wohl abbekommen hatte. Manche meinten wahrscheinlich, die Schmarre verschandele sein Gesicht; andere wiederum fanden, sie verleihe ihm ein gewisses Etwas.

Das Gerede kannte er bis zum Überdruss.

Über kurz oder lang würde dem einen oder anderen einfallen, dass er von dem berühmt-berüchtigten Sir Bayard de Boisbaston schon mal gehört hatte. Auch an den Spitznamen, den er sich bei seiner Ankunft am Hofe eingehandelt hatte, würde man sich erinnern. Ein sechzehnjähriger Jungspund war er damals gewesen, verhätschelt und eitel und fest entschlossen, sich einen Namen zu machen.

Das war ihm weiß Gott gelungen.

Verstohlen musterte er den fünfzehnjährigen Frederic, der nun hoheitsvoll zu Ross saß, die Augen stur geradeaus gerichtet, als merke er überhaupt nichts von den bewundernden Blicken, mit denen die holde Weiblichkeit die vorbeiziehenden Ritter bedachte.

Dabei genoss der Junge diese Aufmerksamkeit zweifellos in vollen Zügen. Ach, der Stolz und die Torheit der Jugend! Eines Tages würde auch Frederic vermutlich lernen, dass weibliche Bewunderung nicht immer etwas Gutes darstellte, dass nicht jede Verehrerin die Liebesmüh lohnte und es durchaus nicht immer einem Triumph gleichkam, wenn man in ihrem Bett landete.

Von der Burg drang ein Warnruf herüber.

Die Wache war also in Alarmbereitschaft. Angesichts der zu übermittelnden Nachricht hielt Bayard es für geboten, die Begegnung, die ihm nunmehr bevorstand, möglichst rasch hinter sich zu bringen. Er befahl seinen Männern, das Tempo zu beschleunigen, und ließ sein Pferd mit kurzem Fersendruck in leichten Trab übergehen.

Als sie sich dem Burgtor näherten, kam plötzlich ein Knabe hinter einem mit leeren Körben beladenen Bauernwagen hervorgesprungen. Wie ein aufgescheuchter Fasan flitzte der Bengel quer über die Dorfstraße auf die Pforte eines windschiefen Stangenzauns zu.

Fluchend zerrte Bayard an den Zügeln, und zwar so heftig, dass sich sein Hengst Danceur aufbäumte und empört wieherte. Fast gleichzeitig und gleichsam wie aus dem Nichts tauchte im Vorgarten eine Frau auf. So ungestüm, dass das obere Lederscharnier vom Zaunpfosten flog, riss sie das kleine Tor auf, schnappte sich den Knirps und floh mit dem Jungen auf dem Arm zurück in den gepflegten Garten. Das Kind an sich gepresst, starrte sie aufgebracht den Ritter an, als habe der den Kleinen vorsätzlich über den Haufen reiten wollen.

Mit pochendem Herzen, als hätte er gerade einen Überfall überstanden, erwiderte Bayard den Blick. Er hatte dem Knirps kein Haar gekrümmt, aber es wäre auch nicht seine Schuld gewesen, wenn dem Kleinen, der ihm quasi direkt ins Pferd gerannt war, doch etwas zugestoßen wäre.

Genau das wollte er der undankbaren Bauersfrau gerade erklären, da fiel ihm der Auftrag ein, der ihn hergeführt hatte. Hilfe sollte er bieten, nicht Zwist, und daher schluckte er seinen Ärger hinunter. In der Annahme, ein paar klingende Taler würden die Wogen der Empörung schon glätten, stieg er aus dem Sattel und stapfte durch das ramponierte Tor auf Mutter und Kind zu.

Der Knirps, ein etwa sechsjähriger Bub, sah den Ritter aus kugelrunden Augen ehrfürchtig an, während die Mutter nach wie vor ein finsteres Gesicht zog. Gekleidet war sie in schlichte Bauerntracht aus hellbrauner Wolle, und ihr honigbraunes Haar war von einem Linnenschleier bedeckt. Eine ausgesprochene Schönheit konnte man sie zwar nicht nennen, doch dafür hatte sie offenbar Temperament. Nun hatte Bayard normalerweise nichts gegen heißblütige Frauen einzuwenden, schon gar nicht im Bett, doch wenn sich diese Eigenschaft gegen ihn richtete, hielt sich seine Begeisterung in Grenzen.

Jetzt kam ein vierschrötiger Mann in grober, selbst gesponnener Bauernwolle hinter der Kate hervor. Verdattert, als habe er noch nie einen Edelmann mit Geleitschutz gesehen, ließ er den Blick von Bayard über Frederic zu den berittenen Soldaten auf der Dorfstraße wandern und von dort wieder zurück zu der Frau.

Vielleicht wunderte er sich aber auch nur darüber, dass ein Ritter in seinem Vorgarten stand.

Die Frau reichte dem Mann den Knaben, verschränkte die Arme vor der Brust – wobei sie ungewollt erkennen ließ, dass sie einen sehr hübschen Busen hatte – und wandte sich ohne einen Hauch von Unterwürfigkeit oder Ehrerbietung an Bayard. „Was habt Ihr hier zu schaffen, Herr Ritter?“

„Was fällt dir ein?“, entrüstete sich Frederic. „Eine Frechheit, in einem solchen Ton mit einem Edelmann zu sprechen!“

„Halt dich zurück, Junge!“, knurrte Bayard und bedachte seinen empörten Knappen mit einem mahnenden Blick.

Schon mit den ersten Worten, die ihr über die vollen, missmutig verkniffenen Lippen kamen, hatte sich die vermeintliche Bauersfrau verraten. In ihrem Tonfall fehlte der bäuerliche Dialekt, der ländliche Singsang.

Bayard setzte den Helm ab, klemmte ihn sich unter den Arm und verneigte sich. „Seid mir gegrüßt, Mylady. Ich bin Sir Bayard de Boisbaston und bringe Euch Neuigkeiten von Eurer Schwester.“

Nicht ganz unerwartet für Bayard blitzten die grünen Augen der Frau überrascht auf, doch das Leuchten verlosch schnell. Sie versuchte auch gar nicht erst, sich zu verstellen. „Was für eine Nachricht sollte das sein?“, fragte Lady Gillian d’Averette kühl. „Und überhaupt: von welcher meiner Schwestern?“ Sie tat so, als sei es für sie alltäglich, vor Bauernkotten Zwiesprache mit Rittern zu halten, und das in bäuerlicher Tracht.

Möglicherweise stimmte das ja, und sie stand daher jetzt in ihrer üblichen Kleidung vor ihm. Armand hatte ihn schließlich vorgewarnt, dass die Schwester seiner Braut häufig aus der Rolle tanze. Einzelheiten hatte er sich allerdings gespart. Womöglich fand sie auch nichts dabei, wichtige Angelegenheiten vor aller Augen und Ohren zu besprechen. Das sah Bayard allerdings anders. „Ich glaube nicht, Mylady, dass dies für Euch der geeignete Ort ist für die Lektüre des Briefes, den ich Euch überbringe.“

...



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