E-Book, Deutsch, Band 51, 282 Seiten
Reihe: Dorian Hunter
Morlar / Montillon Dorian Hunter 51 - Der Schlangenkult
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95572-051-3
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 51, 282 Seiten
Reihe: Dorian Hunter
ISBN: 978-3-95572-051-3
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Isbrant, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, ist tot - und unter den Dämonen bricht das Chaos aus. Herrschafts- und Sippenkämpfe drohen die Machtstellung der Dämonen unter den Menschen zu gefährden. Dorian Hunter, der Dämonenkiller, könnte dem Treiben gelassen zusehen, wenn nicht im selben Augenblick eine neue Macht auf den Plan treten würde - ein mysteriöser Schlangenkult, der die Schwäche der anderen Dämonen ausnutzt und die Herrschaft über Europa an sich zu reißen versucht. Keine Macht, nicht einmal die Magische Bruderschaft um Thomas Becker, scheint dem Schlangendämon gewachsen - bis auf Dorian, der dem Monstrum vor über dreihundert Jahren schon einmal begegnete und bitter dafür bezahlte ... Der 51. Band der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter. - 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 214: 'Blutige Rache' 215: 'Das Grauen von Paris' 216: 'Der Schlangenkult'
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2. Kapitel
»Wir werden die Mörder deiner Familie finden, das verspreche ich dir.« Jacques Lutrec blickte auf und starrte in das entschlossen wirkende Gesicht seines Bruders Manuel. Dieser hatte alles stehen und liegen lassen und war nach Jacques' Anruf sofort zu ihm nach Issy-les-Moulinaux gefahren. Im Hintergrund hielten sich noch zwei weitere Vampire auf, Richard und Georges, ebenfalls Brüder des mächtigen Sippenoberhauptes. Sie alle wohnten in Paris, Manuel im Vorort Vincennes, die beiden anderen im 13. und im 16. Arrondissement. Sie waren fest entschlossen, Jacques in seinem Kampf gegen den Feind zu unterstützen. Jetzt saßen sie zusammen im Wohnzimmer der Villa und berieten ihr weiteres Vorgehen. »Wer immer es auch war, er wird dafür bezahlen müssen«, stimmte Lutrec zu. »Hast du irgendwelche Anhaltspunkte, wer hinter dem Anschlag stecken könnte?« Der Steuerberater zuckte die Achseln. »Nicht direkt.« »Was heißt das?« Jacques Lutrec stellte wortlos ein Gefäß auf den Tisch, in dem zwei Fingerbreit Erde lagen. »Das habe ich in den Schlafzimmern Etiennes und meiner Kinder gefunden.« »Bist du sicher, dass es nicht aus deinem Garten stammt?« »Ziemlich.« »Wir werden es überprüfen.« »Was hast du vor?« »Eine Beschwörung«, meinte Manuel und musterte das Gefäß eingehend. »Anschließend werden wir wissen, wer die Erde in den Schlafzimmern zurückgelassen hat.« »Aber dazu reichen meine Kräfte nicht aus.« »Wir sind zu viert, schon vergessen?« »Du hast recht, Manuel. Gemeinsam könnte es klappen.« Jacques erhob sich schwerfällig und bedeutete seinen drei Brüdern ihm zu folgen. Sie stiegen in den feuchtkalten Keller hinab und versammelten sich in einem fensterlosen Raum, in dessen Mitte ein alter Tisch stand. Sonst nichts. Eine trübe Glühbirne, die in der von der Decke baumelnden Fassung steckte, spendete diffuses Licht. Manuel Lutrec griff in den Behälter und streute ein paar Krumen Erde auf die zerfurchte Tischplatte. »Konzentriert euch«, flüsterte er. Acht Hände streckten sich nach vorne. Die Fingerspitzen trafen in der Mitte des Tischs zusammen. Jacques Lutrec öffnete den Mund und stieß abgehackte, kehlige Laute aus, in einer Sprache, die bereits seit Urzeiten existierte und die kein Mensch in der Lage war zu artikulieren. Die Luft über den Erdkrumen begann zu flimmern. Jetzt stimmten auch Manuel und die anderen Brüder mit ein. Vor ihren geschlossenen Lidern schälte sich ein Bild aus der Dunkelheit. Erst vage und undeutlich, dann wurden die Konturen immer klarer. Es war ein Haus. Eine Villa. Die vier Vampire sahen es aus der Vogelperspektive. Und es war eindeutig nicht Lutrecs Haus. Sie versuchten, näher »heranzuzoomen«, Einzelheiten des Bauwerks zu erkennen. Doch von einer Sekunde zur anderen zerplatzte das Bild wie eine Seifenblase. Verwirrt sahen sich die Vampire an. Wer hatte den magischen Kreis unterbrochen? Ihr Blick blieb auf Richard haften, der mit weit aufgerissenen Augen einen Schritt zurückgewichen war, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. »Was ist?«, schrie Manuel ihn an. »Hat dich deine Kraft verlassen, du Schwächling?« Richard schüttelte den Kopf. »Ich kenne die Villa!« »Ich habe sie auch schon einmal gesehen«, murmelte Jacques Lutrec nachdenklich. »Jetzt – jetzt weiß ich es.« Richard fletschte die Zähne. »Sie gehört Frédéric Duneuf!« »Wahrhaftig«, keuchte Jacques. »Der verdammte Werwolfclan aus dem 18. Arrondissement!« »Die Erde stammt ohne Zweifel aus dessen Garten«, schloss Manuel. »Jetzt wissen wir, wer deine Familie ausgelöscht hat.« Jacques ballte die Hände zu Fäusten. Er zitterte, so sehr erregte er sich. Seine Augen funkelten in einem gleißenden Rot. »Dafür wirst du bezahlen, Duneuf«, presste er hervor. »Ich werde nicht eher ruhen, bis ich dich und deine räudige Brut vernichtet habe. Ab jetzt herrscht Krieg zwischen uns.« Die Stimmung in der Jugendstilvilla war gedrückt. Dorian Hunter drückte eine Players im Aschenbecher aus, leerte das Glas Bourbon, das vor ihm auf dem Tisch stand, und blickte gedankenverloren den Rauchschwaden hinterher. Nach dem Tod Isbrants war wieder alles zur Normalität zurückgekehrt, wenn man angesichts der Tatsache, dass mit der Vernichtung des Oberhaupts der Dämonen auch Dorians und Cocos Sohn Martin gestorben war, von »normal« reden konnte. Coco Zamis, die junge Hexe mit den schwarzen, langen Haaren und den leicht schräg stehenden, grünen Augen saß neben dem Dämonenkiller, ebenfalls in Schweigen gehüllt. Ihr machte der Tod ihres Kindes ebenso zu schaffen wie Dorian. Donald Chapman, der Puppenmann, war nicht anwesend. Er war unterwegs, um – wie er sich ausdrückte – frische Luft zu schnappen. Die Atmosphäre in der Jugendstilvilla nagte auch an seinen Nerven. »Schon etwas von Elaine gehört?«, unterbrach Dorian das Schweigen. Seine Worte waren an Trevor Sullivan gerichtet, den Leiter der Mystery Press, der hinter seinem Schreibtisch saß und einen Stapel Blätter sichtete. Cocos Augen funkelten zornig, doch sie enthielt sich eines Kommentars. »Bei mir hat sie sich nicht mehr gemeldet«, erwiderte Sullivan. »Sie scheint es wirklich ernst mit ihrer Kündigung beim Secret Service gemeint zu haben.« »Ich habe auch schon mehrmals versucht, sie auf ihrem Handy zu erreichen.« Dorian seufzte. »Die Nummer gibt es nicht mehr.« »Ist auch besser so«, versetzte Coco Zamis spitz. Sie machte noch immer keinen Hehl daraus, dass sie die ehemalige Secret-Service-Agentin nicht besonders leiden konnte. »Vielleicht hast du recht.« Dorian fingerte eine weitere Zigarette aus der Packung. Sicher, er hatte mit der blonden Elaine eine Nacht verbracht, worauf Coco mehr als eifersüchtig reagiert hatte, obwohl sie eine offene Beziehung führten. Doch er spürte, dass er die Hexe nach wie vor liebte – mehr als jede andere Frau –, und hoffte, dass er und Coco die Differenzen, die sich zwischen ihnen aufgetürmt hatten, hinter sich lassen und einen Neuanfang wagen konnten. Der Dämonenkiller blickte auf die glühende Spitze der Zigarette. »Die Schwarze Familie verhält sich auffällig ruhig, seit ihr Anführer vernichtet ist.« »Was die Angriffe auf Menschen betrifft, magst du recht haben«, versetzte Trevor Sullivan. »Aber unterschwellig brodelt es. Jeden Tag erreichen mich mindestens drei bis vier Faxnachrichten aus aller Welt, dass es zu gegenseitigen Attacken verfeindeter Dämonensippen gekommen ist.« »Das Beste, was uns passieren kann«, sagte Dorian. »Sollen sie sich doch gegenseitig die Köpfe einschlagen.« »Ich fürchte, das wird nur vorübergehend der Fall sein.« Sullivan blätterte in dem Stapel Blätter – alles Faxe, die in den letzten Tagen eingetrudelt waren. »Im Augenblick sind die Mitglieder der Schwarzen Familie orientierungslos. Niemand übernimmt deren Führung, niemand bestimmt die Marschrichtung. Da bleibt es nicht aus, dass irgendeine mächtige Sippe versucht, sich selbst an die Spitze zu schwingen.« »Da wird der Schiedsrichter ein gewichtiges Wort mitzureden haben«, bemerkte Dorian. »Sofern es nach Skarabäus Toths Ableben schon einen gibt«, warf Coco ein. »Ich denke schon, dass ein neuer Sprecher gewählt wurde.« Sullivan erhob sich und lief ein paar Schritte durch den Raum. »Auch wenn wir ihn noch nicht kennengelernt haben.« Dorian strich sich nachdenklich über den dunklen, bis unter die Mundwinkel herabfallenden Bart. »Der Meinung bin ich auch. Sonst hätten sich die Dämonensippen längst ausgerottet. Im Moment sind es nur kleinere Vorfälle, Sticheleien zwischen den Familien, Provokationen, um auszuloten, wie weit man gehen kann.« »Glaubst du, dass Olivaro seine Hände im Spiel hat?«, meldete sich Coco. »Ich möchte es zumindest nicht ausschließen.« Dorian atmete tief ein, als er an den Januskopf dachte. »Olivaro zieht oft im Verborgenen die Fäden, meist nur zu seinem Vorteil. Jetzt, nach Isbrants Tod, ist die Stelle des Dämonenoberhauptes vakant. Möglicherweise spekuliert er darauf – ich denke aber, eher nicht. Fest steht jedenfalls, dass er irgendetwas plant. Nur was?« Der Dämonenkiller wusste, dass diese Frage vorerst unbeantwortet bleiben würde, und lehnte sich wieder in die Couch zurück. Er schwieg, ebenso die anderen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Plötzlich klingelte das Telefon. Trevor Sullivan wechselte einen fragenden Blick mit Dorian, der wiederum Coco verständnislos ansah. »Wer kann das sein?«, fragte sie. Ihre Augen bekamen ein wütendes Glitzern. Dorian bemerkte es und wusste, dass sie dasselbe dachte wie er. Sullivan hob ab, lauschte einen Moment und streckte Dorian das Telefon entgegen. »Für dich.« Der Dämonenkiller meldete sich. »Hallo, Dorian«, klang eine sonore Stimme durch die Membran. »Thomas?«, entfuhr es dem Dämonenkiller. »Thomas Becker?« »Wie er leibt und lebt. Wie geht es euch?« Dorian klärte seinen Bekannten, einen Großmeister der Magischen Bruderschaft aus Frankfurt am Main, in Stichpunkten über die letzten Ereignisse auf. »Das tut mir leid«, sagte Becker mitfühlend. Dorian seufzte. »Schon gut. Was verschafft mir die Ehre deines Anrufs?« »Ob es eine...