Morris | Stürme der Liebe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 5, 400 Seiten

Reihe: Wakefield Saga

Morris Stürme der Liebe


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7751-7503-6
Verlag: Hänssler
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 5, 400 Seiten

Reihe: Wakefield Saga

ISBN: 978-3-7751-7503-6
Verlag: Hänssler
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Gareth Morgan ist ein leidenschaftlicher junger Mann, der Kämpfe und Herzen gewinnt, wo auch immer er hinkommt. Dorcas Morgan ist Gareths lebhafte Schwester, die lange um ihre große Liebe kämpft. Stürme des Glaubens und der Liebe bringen ihr Leben in Aufruhr, als Andrew Wakefield, der blonde, blauäugige Adlige, die Geschwister in Wales besucht. Noch ahnt er nicht, dass sein Lebensweg fortan untrennbar mit dem der Geschwister verknüpft sein wird. Durch das Feuer der Erweckung von John Wesley und George Whitefield entfacht, zwingt Gareth, Dorcas und Andrew eine Entscheidung zu treffen, die ihr weiteres Leben unwiderruflich verändern wird ...

Gilbert Morris (1929-2016) war Pastor, Englisch-Professor und Bestsellerautor. Mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebte er in Alabama, USA.
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2

Andrew lernt einen Heiligen kennen


»Euer Zuhause ist wunderschön, Mr Wakefield. Ich habe nie ein schöneres Gut gesehen.«

Caroline Barksdale war von Andrew auf einer Besichtigungstour durch das ganze Haus und das Grundstück begleitet worden. Die Julisonne stand als bleiche Scheibe hoch am Himmel, Hitze stieg von der Erde auf, während Caroline das üppige, sorgsam gepflegte Gut betrachtete. Als sie inmitten des großen Rosengartens standen, beugte sie sich nieder, um den Duft einer scharlachfarbenen Rose in sich aufzunehmen, dann lächelte sie Andrew an. »Ihr müsst traurig sein, diesen Ort zu verlassen und nach Oxford zu gehen.«

»Nun, eigentlich glaube ich nicht, dass ich traurig bin«, antwortete Andrew kurz. »Ich freue mich schon seit einer ganzen Weile auf meinen Aufenthalt an der Universität.« Er blickte sie an, nahm den Anblick ihres rosa und weiß gestreiften Seidenkleides in sich auf, das mit Taftschleifen geschmückt war und dessen Saum kaum den Boden berührte. Um die Schultern trug Caroline einen mit Spitzen gesäumten Gazeschal und auf ihrem sorgfältig frisierten Haar saß ein weißer Strohhut über einem leinenen Häubchen. Als ihr rötlich blondes Haar die Sonnenstrahlen auffing, bewunderte Andrew ihre Schönheit, sagte jedoch nichts.

Die beiden waren schon einige Male zusammen gewesen, seit sie einander zum ersten Mal begegnet waren, und nun war die ganze Familie Barksdale auf Besuch nach Wakefield gekommen.

»Es muss wunderbar gewesen sein, Euer ganzes Leben hier zu verbringen«, bemerkte Caroline nachdenklich, während sie langsam den mit Ziegeln gepflasterten Pfad entlanggingen, der die Rosenbeete voneinander trennte. »Ich kann es mir gar nicht vorstellen, in einem so großen Haus zu wohnen.« Sie warf Andrew einen Seitenblick zu und stellte fest, dass er adrett, wenn auch nicht teuer gekleidet war: braune Kniehosen, weiße Strümpfe, eine kurze rehbraune Weste und ein weißes Hemd mit einer dunkelblauen Halsbinde. Selbst seine weichen Lederschuhe mit den flachen Absätzen und Messingschnallen waren uncharakteristisch einfach und vernünftig für einen Mann in seiner gesellschaftlichen Stellung.

»Wisst Ihr«, sagte Andrew, während er leicht nach ihrem Arm griff und sie zu sich umdrehte, »wie oft wir schon beisammen waren?«

»Nicht sehr oft.«

»Viermal«, erklärte Andrew. »Ein Abendessen bei Euch daheim. Ein Ausritt im Park. Tee beim Bischof. Und einmal beim Pferderennen.«

»Ihr führt ja sehr genau Buch über Euer gesellschaftliches Leben, Mr Wakefield.«

»Oh, nennt mich doch nicht so. Wir kennen uns jetzt gut genug, um uns mit dem Vornamen anzureden. Kommt – ich zeige Euch den Rest des Gutes.«

Er führte sie über die gewundenen Gartenpfade, bis sie an einen Graben kamen. »So etwas nennt man ein ha-ha.«

»Ein ha-ha? Warum nennt man es so?«, fragte Caroline und zog die Augenbrauen hoch. Sie blickte neugierig den Graben an. »Wozu dient er?«

»Es ist eine Art versenkter Zaun«, antwortete Andrew, »um die Kühe zurückzuhalten. Auf die Weise ersparen wir uns einen hässlichen Zaun. Es hat nur einen Nachteil. Man sieht das verflixte Ding nicht, bevor man nicht direkt davorsteht.« Seine blauen Augen füllten sich mit Humor. »Ich habe mir einmal den Arm gebrochen, als ich in das verflixte Ding hineingefallen bin.«

»Oh du liebe Güte«, neckte ihn Caroline, »ich wusste gar nicht, dass Geistliche so fluchen! Verflixtes Ding, sieh einer an!« Sie lachte über den Ausdruck auf Andrews Gesicht, dann sagte sie rasch: »Es tut mir leid. Ich wollte Euch nur necken.«

»Daran bin ich gewöhnt. Die meisten Leute finden es spaßig, dass ich in den Dienst der Kirche trete.«

»Nun, ich finde das nicht«, beharrte Caroline. Sie hatte an seine früheren Bemerkungen gedacht und kehrte zu dem Thema zurück. »Ihr müsst Tagebuch geführt haben, wie oft wir uns getroffen haben. Eines Tages werdet Ihr es als Biografie bezeichnen und es Mein verpfuschtes Leben als Geistlicher nennen.« Humor leuchtete in ihrem Gesicht auf, als sie ihn neckte. Eines der Dinge, die sie an Andrew beunruhigten, war das Gefühl, er sei allzu ernst. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie sich überwinden konnte, ihn zu necken.

Andrew zuckte die Achseln. »Ich hoffe, mein Leben wird nicht verpfuscht sein. Ich habe die Absicht, Gott zu dienen, so gut ich kann.« Er forschte ernsthaft in ihrem Gesicht. »Caroline – werdet Ihr mir schreiben, während ich in Oxford bin?«

»Gewiss – wenn Ihr mir als Erster schreibt. Ich bin sicher, meine Eltern werden nichts dagegen haben.« Ihre Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. »Ihr könnt mir geistlichen Rat erteilen. Sagt mir all die Dinge, denen junge Damen aus dem Weg gehen sollten.« Sie ergriff seinen Arm. »Kommt mit. Es muss beinahe Zeit zum Essen sein. Ich bin halb verhungert.«

Sie kehrten zurück zu dem großen Herrenhaus, das ein Stück hinter den kleineren Seitengebäuden zurückstand, und traten durch eine massive Eichentür ein. Carlton, der Butler, empfing sie. »Ich wollte Euch eben holen, Sir. Das Abendessen steht bereit.«

Andrew spürte Carolines leichte Berührung auf seinem Arm, als sie den langen Korridor entlanggingen und dann zum Speisezimmer abbogen.

»Es ist an der Zeit, dass ihr kommt!«, rief George Wakefield aus. Er trug rehbraune Kniehosen, eine doppelreihige Weste und eine schmale Schleife am Hals. Er zog einen Stuhl zurück und befahl: »Setzt Euch hierhin, Miss Barksdale. Ich habe vor, Euch all die abscheulichen Geschichten aus Andrews wüster Jugend zu erzählen.«

»Ich bin überzeugt, die Liste wäre sehr kurz«, sagte Caroline mit gesenktem Blick. Sie ließ sich an einer Seite des großen Eichentisches nieder, zwischen ihren Eltern. Andrew setzte sich an der gegenüberliegenden Seite neben seine Mutter, Lady Ann Wakefield.

George nahm den Platz am oberen Ende des Tisches ein und nickte dem Diener zu. »In Ordnung. Bringt das Essen herein, Justin.«

Weder Caroline noch ihre Eltern waren an die raffinierten Genüsse gewöhnt, die nun folgten. Mrs Barksdale schien sich im Geist Notizen zu machen, offenkundig hatte sie die Absicht, die Adeligen nachzuahmen, wenn die Reihe an sie kam, die Gastgeberin zu spielen. Die Mahlzeit bestand aus dünnen Lammfilets, die mit Essig und gehackten Zwiebeln serviert wurden, Wildpastete, die stark mit Butter gewürzt und gefüllt war, und gegrilltem Hecht. Laibe von frischem Weizenbrot, das eben aus dem Ofen kam, füllten zwei silberne Platten. Andere silberne Schüsseln und Platten enthielten gekochte Bohnen, Karotten und Rüben, die alle in Butter gedünstet waren. Die Diener füllten die Gläser mit Ale nach, das blass und stark war. Nach dem Hauptgang wurde ein Kuchen hereingebracht. Lady Wakefield erklärte, er sei nach ihrem eigenen Rezept gebacken, zu dem Rosinen im schweren, süß gewürzten Teig gehörten. Auch heiße Schokolade wurde für jene serviert, die das sahnige Getränk mochten, aber die meisten bevorzugten Tee.

In der Konversation ging es dann um die Familie. Barksdale nickte: »Ich finde auch, der zweite Sohn sollte in den kirchlichen Dienst treten«, erklärte er. »Das verleiht der Familie Würde.«

»Nun, es kostet auch genug«, sagte George und zuckte schwerfällig die Schultern. »Ich hoffe, ich kann mir den Rest meines Lebens kostenlose Predigten anhören, nachdem ich die Kosten deiner Ausbildung getragen habe, Andrew.«

Andrew war an den verschrobenen Humor seines Bruders gewöhnt. »Ich werde mein Bestes tun. Ich finde Predigten sehr vernünftig, George.«

»Ihr müsst stolz darauf sein, einen Sohn nach Oxford zu schicken«, sagte Caroline zu Lady Wakefield.

»Ja, wahrscheinlich. George war auch eine Weile dort.«

»Ja, das war ich«, erwiderte George und nickte. »Vergeudete Zeit.« Eine Spur Verachtung umdüsterte seine Worte. »Der Ort hat überhaupt nichts Romantisches an sich. Kein Fünkchen! Ich hörte, dass einige der Bischöfe Angst haben, das Schwärmertum könnte sein hässliches Haupt dort erheben. Keine Gefahr. Sie schwärmen für rein gar nichts, nicht einmal für Sport. Hab nie im Leben einen so langweiligen Ort gesehen!«

Die Barksdales waren leicht schockiert über seine verächtlichen Worte und Caroline warf Andrew einen überraschten Blick zu. »Das ist kein sehr ermutigender Bericht für Euch, Mr Wakefield.«

»Ich gehe nicht nach Oxford, um ein Schwärmer zu werden«, sagte Andrew ruhig. »Ich halte nichts von diesen Dingen.«

Das überraschte Caroline nicht. Sie wusste, dass man all die sogenannten religiösen Exzesse in England mit dem Begriff »Schwärmerei« bezeichnete. Bei den Unterschichten, vor allem in Wales, war es vorgekommen, dass die Leute in der Kirche oder beim Gottesdienst aufschrien, zu Boden sanken oder sich auf andere Weise höchst unpassend benahmen, wie die Geistlichen fanden. Sie wusste, dass man über einen Mann in gewisser Hinsicht nichts Schlimmeres sagen konnte, als dass er ein Schwärmer sei.

»Das will ich hoffen, dass du dich von solchen Dingen fernhältst«, sagte Lady Ann Wakefield und schniefte. »Es genügt, dass wir zur Kirche gehen, die Sakramente nehmen und die Kirche unterstützen, wie es sich gehört.«

Andrew rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Die Religion seiner Mutter, das wusste er, war wenig mehr als eine Formalität. Seine Großmutter, die vor drei Jahren gestorben war, war eine warmherzige Christin gewesen, die viel Zeit und Mühe darauf verwandt hatte, dem Rest der Familie das Christentum nahezubringen. George und Lady Ann jedoch hatten kein Interesse an solchen Dingen. George hatte einmal von...


Morris, Gilbert
Gilbert Morris (1929-2016) war Pastor, Englisch-Professor und Bestsellerautor. Mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebte er in Alabama, USA.

Gilbert Morris (1929-2016) war Pastor, Englisch-Professor und Bestsellerautor. Mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebte er in Alabama, USA.



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