E-Book, Deutsch, 288 Seiten
Mühe Alles andere als langweilig
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-95568-485-3
Verlag: Bibellesebund
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mein Leben mit Jesus
E-Book, Deutsch, 288 Seiten
ISBN: 978-3-95568-485-3
Verlag: Bibellesebund
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Können Sie sich vorstellen, dass jemand in einer fremden Stadt ohne technische Hilfsmittel an ein unbekanntes Ziel navigiert wird? Ralf Mühe hat Gottes Führung in dieser Weise erlebt. Auch in anderen heiklen Situationen stand Gott ihm bei: als man ihn mit Waffengewalt erpressen wollte, als er einen flüchtigen Ehemann suchte oder immer, wenn er in der Seelsorge um Antworten rang und mit dämonischen Mächten konfrontiert wurde. Zum Lebensweg des Autors gehören ebenso einschneidende Prüfungen. So verlor er zeitweise Gott aus dem Leben. Er begleitete seine Ehefrau auf ihrer letzten Wegstrecke und sein Ruhestand begann mit einer schweren Erkrankung. Dennoch bleibt er zuversichtlich und verliert nicht den Humor. Darin unterstützt ihn seine neue Liebe, die er nach dem Tod seiner Frau fand.
Weitere Infos & Material
Warum mich dieses Buch begeistert
1. Nur ein Unfall auf der Couch?
2. Eine neue Art zu leben
3. Willst du ab jetzt ohne Gott leben?
4. Wasserwerfer und Tränengas
5. Einsatzleitstelle an Jesus Christus
6. Berufung mit Hindernissen
7. Ausbildungszeit in der Schweiz
8. " Ihr Kind wird nie laufen können"
9. " Verflucht sei Jesus, verflucht, verflucht!"
10. Ich werde ihr den Hals umdrehen
11. Amulett und Diebesgut
12. Herausfordernde Fragen des Lebens
13. Absturz vom Balkongeländer
14. Für einen Judas singen wir nicht
15. Vom Himmel her navigiert
16. Skurriles im Dienst
17. Geistliche Krisen
18. Begegnungen mit Muslimen
19. Gottes Sackgassen sind durchlässig
20. Freiheit von okkulten Bindungen
21. Pleiten, Pech und Pannen
22. Veränderungen
23. Ein Jahr des Leidens
24. Auf dem Weg zur Ewigkeit
25. Umbruch und Neuausrichtung
3. Willst du ab jetzt ohne Gott leben? Die Bibel war neu im Bücherregal und führte zu Konflikten. Meine Eltern gingen davon aus, dass ich in die Fänge einer Sekte geraten war. Tatsächlich sympathisierte ich ja eine Zeit lang mit den Zeugen Jehovas, ehe ich mich von den Christen der Stadtmission einladen ließ. Ich selbst gebrauchte für die Landeskirchliche Gemeinschaft den Begriff Sekte im Sinne von „nicht katholisch“. In meiner Kernfamilie kam durch die Übernahme volkskirchlicher Traditionen der Bibel jedenfalls keine Bedeutung zu. Die gut sichtbare Position auf dem Bord musste deshalb provozierend wirken. Mein Vater riss das Buch aus dem Regal. Sein Argument fiel entsprechend bizarr aus. Benutzte er doch ein religiöses Argument, um die Heilige Schrift abzuwehren: „Wir brauchen keine Bibel, wir sind schon katholisch!“ Fortan bekam die Bibel einen weniger exponierten Platz. Doch der Frieden währte nicht lange. Ich gewöhnte mir an, vor dem Frühstück Gottes Wort zu lesen und zu beten. Dabei versuchte ich, unauffällig zu bleiben, wurde aber dennoch missbilligend wahrgenommen. Mutter versuchte zu vermitteln und redete mir zu, weniger „bigott“ zu leben. Ihr Verständnis in Bezug auf den Glauben beschränkte sich auf eine innere Überzeugung, über die man jedoch nicht redet. Ich legte ihr dar, dass ich vor kurzem Christ geworden sei. Das brachte sie noch mehr gegen mich auf. „Wie kannst du so etwas sagen, wir sind doch alle Christen!“ Sie reagierte sichtlich gekränkt. Damals fehlte mir die passende Sprachfähigkeit. Ich konnte ihr nur unzulänglich darlegen, worin sich lebendiger Glaube von einem kulturell geprägten Christentum unterscheidet. Die innere Kluft, die in der Beziehung zu den Eltern entstand, schmerzte auf beiden Seiten. Bis dahin hatten meine Mutter und ich eine enge seelische Bindung. Wir waren gleichermaßen sensibel und liebten den mit Sarkasmus gewürzten Humor. Trotz unseres Bemühens, das ursprüngliche Verhältnis wiederherzustellen, entfremdeten wir uns zunehmend. Vater reagierte meist in aggressiver Weise auf meinen Glauben. „Du kritisierst uns ja mit der Art, wie du lebst“, warf er mir einmal vor und rechtfertigte sich. Schließlich habe er doch niemanden umgebracht und würde nicht stehlen. Mein stilles Gebet beim Essen stellte stets ein Konfliktrisiko dar. Er hatte es mir verboten und versuchte, das mit Druck durchzusetzen. Oft betete ich deshalb mit Angst. Mittwochs ging ich am Abend zur Bibelstunde. Ich begann zu verstehen, was Jesus meinte, als er sagte: Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. (Matthäus 10,37 GNB) Der innere Verlust der Eltern war der Preis, den ich auf dem Weg der Nachfolge bezahlen musste. Als ich wieder einmal die Wohnung verließ, hörte ich, wie mein Vater bewusst laut zur Nachbarin bemerkte: „Ich wollte, Ralf wäre Zuhälter geworden, statt dass er ständig zur Bibelstunde rennt.“ Wenige Wochen nach dem Schritt zum Glauben traf ich auf den Kaplan, der meine Zwillingsschwester und mich zur Kommunion geführt hatte. Das Verhältnis zueinander gestaltete sich eher distanziert, seit ich während des Religionsunterrichts die falsche Frage gestellt hatte: Mich interessierte mit kindlicher Naivität, welcher Konfession der Papst zugehöre, ob er denn nun katholisch oder evangelisch sei. Er hätte darauf mit Humor reagieren können. Hat er aber nicht. Diese Begegnung bot nun die Chance, die Beziehung zu verbessern. Freudig erzählte ich ihm, wie ich zum Glauben gefunden hatte und dass ich Christ geworden sei. Er war befremdet und wies darauf hin, dass das ja bereits bei der Taufe stattgefunden habe. Ein Wort ergab das andere. Die Begegnung gestaltete sich als ein eklatanter Fehlschlag. Der Schritt zum Glauben eröffnete mir die Lebensperspektive überhaupt! Ich konnte darüber nicht schweigen. Jesus sagt: Wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. (Matthäus 12,34 GNB) Ob mein Reden immer in angemessener Weise geschah, stelle ich aus heutiger Sicht infrage. Damals gab es für mich nur Schwarz oder Weiß, Wahrheit oder Lüge, Sekt oder Selters. Dieses starre Denk- und Argumentationsmuster verlieh mir bei den ersten Schritten die nötige Sicherheit, gehörte aber insgesamt in die Kategorie der geistlichen Unreife. Ich setzte mich mit menschlichen Mitteln für die göttliche Wahrheit ein. Damit wurden das Familiengefüge und die sozialen Beziehungen unnötig belastet. Eine Diskussion mit meinem Patenonkel ist mir lebhaft im Gedächtnis. Er schien den Geist des Eiferers bei mir registriert zu haben, das ließ ihn wohl gereizt reagieren. Als ich vom Glauben zu reden begann, kanzelte er mich ab: „Wenn ich etwas verabscheue, dann ist es missionarisches Geschwätz.“ Ich erinnerte ihn an sein Versprechen als Taufpate und fragte, was es ihm bedeute. „Nichts!“ Die Antwort war ebenso kurz wie unmissverständlich. Dann bemüßigte er sich allerdings doch zu einer Erklärung. „Das macht man halt so. Aber die Taufe hat nichts zu bedeuten. Verstehst du? Nichts!“ Deutlicher musste er kaum werden. Diese Haltung entspricht der Auffassung vieler Kulturchristen. So jedenfalls beschreibt es der katholische Priester Thomas Frings in seinem Buch „Aus, Amen, Ende?“ (Herder, 2017): „Trotz des Versprechens der Eltern hinsichtlich der Erziehung im Glauben können die meisten Kinder bei der Kommunionsvorbereitung weder Kreuzzeichen noch Vaterunser. Doch alle gehen jahrgangsweise zur Kommunion, mit der die meisten Familien weder vorher noch nachher etwas anfangen.“ Um es ganz offen zu sagen: Bei Mitgliedern der evangelischen Kirchen, aber auch in den Reihen der Freikirchen gibt es vergleichbare Tendenzen. Die Gefahr eines religiösen Formalismus hat weniger mit der Konfession zu tun als mit der Tatsache menschlicher Unzulänglichkeiten. Schon bald strebte ich den Austritt aus der katholischen Kirche an. Die an den Tag gelegte Eile war Ausdruck der gleichen Unduldsamkeit, wie ich sie bei meinem Vater beobachtete. Mit diesem Schritt wollte ich mich gegenüber denen absetzen, die „nicht richtig“ glaubten. Zugleich richtete er sich gegen meinen Vater. Der meinte, noch immer in religiösen Fragen über mich bestimmen zu können. „Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst, bleibst du katholisch!“ Seine Worte gingen an der von mir geschaffenen Realität vorbei. Ich war religionsmündig und hatte meine Entscheidung getroffen. In der reiferen Phase meines Lebens ermutigte ich Ratsuchende, einen solchen Schritt abzuwägen. Kirchen und freikirchliche Gemeinden bleiben stets Gebilde mit problematischen Anteilen. Es wird Gründe geben, wo mit einer Abwanderung notwendige Zeichen gesetzt werden müssen. Aber ebenso kann es angebracht sein zu bleiben. Hier sollte der Einzelne von Gott die notwendige Weisheit erbitten und auch die Meinung von Mitchristen zumindest anhören. Die formale Seite des Kirchenaustritts gestaltete sich als nüchterner Verwaltungsakt. Als mir die Frau das entsprechende Dokument aushändigte, konnte sie sich eine Bemerkung nicht verkneifen. „Willst du ab jetzt ohne Gott leben?“ Amüsiert erwiderte ich: „Nein, im Gegenteil …“ Ich erläuterte ihr die Gründe und hatte das Empfinden, dass sie aufmerksam zuhörte. Die Unstimmigkeiten zu Hause hielten an. Der Abschluss der Schulzeit lag vor mir. Es war an der Zeit, nach dem passenden Beruf Ausschau zu halten. Am liebsten hätte ich sofort einen geistlichen Dienst ausgeübt. Doch angeforderte Unterlagen von entsprechenden Ausbildungsstätten wirkten auf Vater wie Feuer an einer Lunte. Ich war bereit, ihm die Stirn zu bieten. Doch mein Mentor Werner pfiff mich liebevoll, aber entschieden zurück. In einem Brief legte er mir dar, dass ich nach biblischer Weisung den Eltern zu gehorchen hätte. Den Einwand, sie würden dem Glauben feindselig gegenüberstehen, ließ er nicht gelten. Seine klaren Worte waren mir eine Leitlinie, obwohl sie meinen Plänen zuwiderliefen. In Worms gab es eine christliche Buchhandlung. Ich fasste den Plan, mich dort um eine Ausbildung zu bewerben. Es kam gar nicht dazu, denn mein Vater intervenierte. Ihn störte die Ausrichtung. Ich kam zu der Überzeugung, dass ich das Elternhaus verlassen sollte. Die Möglichkeit dazu bot sich, wenn es mir gelang, beim Bundesgrenzschutz, bei der Bundeswehr oder Polizei unterzukommen. Die Chancen standen dafür gut, denn es wurde Nachwuchs gesucht. In Mainz siebte man die Bewerber für den Polizeidienst durch Prüfungen ihrer kognitiven und körperlichen Fähigkeiten aus. Um für die sportlichen Ansprüche gerüstet zu sein, hatte ich gründlich trainiert. Der Erfolg belohnte diese Anstrengungen. Ich wurde angenommen. Der nahende Beginn in einem Beruf, der auch die Zustimmung der Eltern fand, befriedete das Zuhause. Mich beflügelte der Gedanke, dadurch dem heimischen Druck zu entkommen. Allerdings war ich mir unsicher, was mich erwarten würde. Eine Polizeikaserne ist kein Mutterhaus. Und selbst dort kann das Leben herausfordernd sein. Wieder war es mein Mentor Werner, der mich ermutigte, auf die Gegenwart von Jesus zu bauen. Der Tag des Berufsbeginns war auch mit Wehmut verbunden. Ich verließ das Elternhaus, das bis dahin mein vertrautes Umfeld darstellte. Die Trennung von meiner Mutter tat weh. Dies umso mehr als ich sah, wie sehr sie litt. Ein Lebensabschnitt war unweigerlich zu Ende. Die äußere Loslösung von den Eltern überschnitt sich mit dem näheren Kennenlernen von Johanna. Sie war für mich eine Leiterin im Glauben geworden. Ihre unkomplizierte Natürlichkeit verband sich mit einem tiefen Vertrauen zu Gott. Außerdem hatte sie einen ausgeprägten Sinn für das Praktische. Christsein war für sie kein Hobby,...